cfun hat geschrieben:Rohana hat geschrieben:Geld oder ein anderer Nutzwert muss unterm Strich bei rumkommen, Landwirtschaft ist kein Hobby. ... was nützt mir das bio-igste Getreide mit ohne alles wenn's eine Qualität hat die ungeniessbar ist oder was nützt mir der beste Boden, wenn nur Unkraut drauf wächst; was nützt mir der tollste Roggen, wenn ihn niemand haben will?
Mmmh, ist das jetzt so ganz allgemein gesprochen oder beziehst du dich damit auf Bioanbau? Die Bioprodukte, die ich kaufe sind von der Qualität her alle gut und ich vermute, der Bauer kann davon leben. Bio ist etwas teurer, das ist alles. Wenn die Billigkonkurrenz der konventionellen Landwirtschaft nicht da wäre, wären die Biopreise für uns ganz normal.
Eher allgemein. Kann halt nicht jeder einfach und immer überall Bio machen. Ausserdem, wie definierst du Qualität? Geschmack? Oder hast du doch mal nach DON-Werten (Mykotoxine), Schwermetallen, ggf. Keimbelastung, Aflatoxinen etc gefragt? Die stehen nicht drauf, man siehts nicht, man schmeckts nicht unbedingt; da sind sie trotzdem. Bio ist nicht per se durch das Siegel geheiligt, da kommts auch drauf an was drin ist. Die "Billigkonkurrenz" entsteht dadurch dass es weniger Bioanbau als konventionellen Anbau gibt, du weisst schon, das Ding mit Angebot und Nachfrage, mittlerweile globalisiert...
Rohana hat geschrieben:Du kannst nur nicht ALLES haben/perfekt haben ohne auf irgendeiner Seite Zugeständnisse bzw. Abstriche zu machen.
Ja, das ist genau der Punkt. Alles geht nicht, also muss jeder für sich entscheiden, was ihm was wert ist und worauf er verzichten kann. Wobei man noch beachten sollte, dass man andere durch seine Entscheidung nicht schädigt (z.B. Pflanzengifte im Trinkwasser, ähnlich Rauchen in öffentlichen Gebäuden).
Wie schön dass sämtliche Nicht-Bauern dann erstmal fein raus sind... allerdings gibt es auch im Privatbereich jede Menge unsachgemässe Anwendung von Pflanzenschutzmitteln (meinst du doch mit "Pflanzengiften", oder?). Machst du auch Bänker für die Folgen der Bankkrise pauschal verantwortlich, oder Arbeiter bei VW für den Feinstaub? Was ist mit den Frauen die die Pille nehmen, da sind Hormone in Deutschlands Gewässern ohne Ende... mal ganz abgesehen von den ganzen Medikamenten und/oder ihren Rückständen...
Das eigentliche Problem ist doch dass der Bauer gar nicht mehr in der Hand hat zu entscheiden was seine Produkte
wert sind. In den meisten Bereichen ist die Abhängigkeit vom Markt/LEH absolut, die deutsche Landwirtschaft ist ersetzbar - wir könnens ja importieren, vor allem wenn nen Bio-Siegel drauf pappt. Irgendwer machts schon irgendwo billiger.
[...] Langfristig sind die Medikamente aber kein Segen, sie vermindern die natürliche Auslese und führen dazu, dass kranke Individuen sich vermehren und die Population im Ganzen geschwächt wird. Ich z.B. müsste eigentlich tot sein, weil ich ohne Medis nicht kann, Kinder hätte ich auch keine. Bei den Pflanzen ist es mit den Giften ähnlich. Schwächliche Sorten überleben dank der "Medikamente" und brauchen immer mehr "Medikamente" und Pflege. Das spricht m.E. also eher gegen "Pflanzenschutz".
Neue Sorten werden tatsächlich unter verschiedenen Bedingungen getestet, wir definieren ja vorher ein Zuchtziel - beim Menschen existiert (leider?) kein solches. "Schwächliche" Sorten werden also aussortiert. Das Ding ist wieder die Sache mit dem "du kannst nicht alles haben" - Resistenzen, so denn vorhanden, gehen immer auf Kosten von Ertrag und/oder Qualität. Mittels Gentechnik kann man der eierlegenden Wollmilchsau bei den Pflanzen allerdings näherkommen, das ist aber auch wieder nicht gewünscht

Die Sortenwahl ist nur
ein kleines Rad im Mix von Faktoren und Ressourcen.
Eine hochproduktive Landwirtschaft kann also mehr Menschen ernähren, aber das Verhungern kann sie nur hinauszögern, nicht verhindern. Verhindern kann das nur der Mensch, indem er sich nicht mehr vermehrt und von mir aus kann er das gern zu einem Zeitpunkt machen, wo Bioanbau noch möglich ist (oder aber der bottleneck ändert sich: Krieg, Krankheiten, Fressfeinde, Unfruchtbarkeit, ...).
Erleben werden wir eine freiwillige Reduktion wohl eh nicht mehr, eher ne unfreiwillige durch Krieg etc... oder ist der Ansatz das Verhungern früher eintreten zu lassen durch Verringerung der landwirtschaftlichen Produktivität durch Bioanbau weltweit?
Versteh mich nicht falsch, ich hab per se nix gegen Bio, im Gegenteil, ich hab den höchsten Respekt vor den Kollegen die es betreiben und gut machen. Nur ist es nicht getan mit "mal eben Pflanzenschutz weglassen" - und ob es sich wirklich rentiert, ist eine ganz andere Frage. Gesetze, Richtlinien und Vorgaben passen oft genug nicht zur Realität auf dem Acker!
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)