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von hunsbuckler » Fr 25. Mär 2016, 16:11
Liebe RedStella,
ich habe mit meiner Mutter ein ähnliches Objekt in der finanziellen Größenordnung 20 Jahre als Seminarhaus bewirtschaftet und weiß, wovon ich rede.
Ich gönne Euch Euren Traum, aber gerade deshalb wünsche ich Euch, daß er nicht zum Alptraum mutiert.
So ist es uns ergangen, als unsere Mitfinanzierer wegen Insolvenz aus dem Projekt aussteigen mußten.
Es erforderte jahrelangen Nervenkrieg in Verhandlungen mit Banken und Gerichtsvollziehern und jahrelange extreme Einschränkung inklusive des Verzichts auf die unbezahlbare Sozialversicherung.
Wenn Ihr das Kapital nicht zum weit überwiegenden Teil aus eigener Kraft aufbringen könnt,
ist es völlig illusorisch, den mit dem Verkauf von Produkten aus dem Überschuß einer Selbstversorgung zu finanzieren.
Schau doch mal, wie billig selbst hochwertige Bio-Lebensmittel sind.
Nach Abzug aller Produktionskosten bleiben Euch ein paar Cent pro Stück Ei, Schlachthuhn oder Gemüse.
Wenn überhaupt, so müsstet Ihr das als professionellen Gartenbaubetrieb aufziehen und eher auf Zierpflanzen setzen, weil die Margen da höher sind.
Dafür ist das Anwesen aber eher suboptimal geeignet.
Die Stärken des Anwesens liegen im Tourismus und da gilt es, nicht zuviel Wohnfläche selbst zu beanspruchen, sondern gerade die attraktivsten Räume für die Gäste zu reservieren.
Wenn Ihr die erforderliche Qualifikation habt (oder Euch aneignet), beipielsweise einen Reiterhof mit guter Küche zu führen, könnte das funktionieren.
Überschätzt aber nicht den Beitrag, den die landwirtschaftliche Eigenproduktion und Veredlung zur Küche leisten kann.
Wenn Eure Küche so ausgelastet ist, wie sie sein muß, habt Ihr nicht mehr so viel Zeit für den Garten und müßt doch sehr viel zukaufen.
Ich beobachte das bei einem Bauernhofcafe, wo gestandene Hauswirtschaftsmeisterinnen wirken.
Ein selbstbestimmtes Leben ohne Chef ist das aber nicht:
Eure Gäste sind dann Eure (oft ziemlich anspruchsvollen) Chefs.
Und wenn Ihr Euch das Projekt mit mehreren Partner-Paaren teilt,
bedarf es einer klaren und verläßlichen Aufgabenverteilung.
Solche Projekte können in eine massive Krise geraten, wenn eine Paarbeziehung zerbricht und einer das Projekt verlassen will.
Auch für diesen Fall müßt Ihr vorsorgen und dessen eingebrachten Anteil (Geld/Arbeitsleistung) ausbezahlen können.
Sowas muß vorher notariell geregelt werden.
Dein Ansinnen, Spenden zu sammeln, macht auf mich den Eindruck, daß Du das Ganze noch nicht recht durchdacht hast:
Wer bitte sollte Dir etwas spenden, damit Du es schön hast?
Gespendet wird nur für konkrete gemeinnützige Anliegen, die das Geld unmittelbar dem Verwendungszweck zuführen und darüber nachvollziehbar Rechenschaft ablegen können.
Dazu brauchtet Ihr ein unmittelbar förderwürdiges Projekt (etwa ein qualifiziertes therapeutisches Reitprojekt für benachteiligte Kinder) und eine geeignete Rechtsform (e.V. oder gemeinnützige GmbH).
Alles in allem habe ich den Eindruck, daß dies ein ungeeignetes Objekt ist, um deinen Traum von Freiheit zu leben.
Eine Bauernkate plus Land für 60.000 Euro würde Dich nicht für den Rest deines Lebens an einen Kredit und eine vielleicht irgendwann zerstrittene Gemeinschaft ketten.