Glyphosat-Diskussion

Manfred

Re: Glyphosat-Diskussion

#361

Beitrag von Manfred » Mo 14. Mär 2016, 11:46

emil17 hat geschrieben: Es gibt Landwirte, die ohne auskommen, und es gibt solche, die ohne auskommen wollen. Ob das nur Viehzüchter und Milchwirtschaftler sind?
Auch da ist es falsch zu pauschalisieren, Emil.
Jeder landwirtschaftliche Betrieb hat andere Voraussetzungen.
Ich tue mich als überwiegender Grünlandbetrieb mit Mutterkuhhaltung, der seinen Umsatz zum großen Teil durch öffentliche Mittel erwirtschaftet, und der auf einem Grenzertragsstandort wirtschaftet, ungleich leichter mit dem Verzicht als ein Ackerbaubetrieb auf einem guten Ackerbaustandort mit hoher Dichte an Veredelungsbetrieben und entsprechend hohen Pachtkosten für die Flächen.
Andere runterzumachen ist einfach, bringt aber außer Verletzungen und noch mehr verfestigten Fronten gar nichts.
Damit die Bauern runter kommen vom dem Zeug, braucht es funktionierende Konzepte, die wirtschaftlich konkurrenzfähig sind.
Deshalb stelle ich mich nicht neben Peta auf irgendeine Demo, sondern versuche lieber hier im Forum Wissen über alternative Landwirtschaftskonzepte zusammen zu tragen und auf meinem eigenen Betrieb etwas Vorzeigbares zu erreichen. Ich kann mir diese Experimente leisten, weil die Landwirtschaft für mich bisher nur ein Nebenerwerb ist. Es wird nach und nach besser, auch wirtschaftlich, aber ich habe noch einen langen Weg vor mir.
Ich kann jedem nur raten, selbst in die Landwirtschaft einzusteigen und es besser zu machen. Das ist eine echte Herausforderung und eine sinnvolle Lebensaufgabe. Muss ja nicht gleich Vollerwerb auf 200 ha sein. Einen ha Acker zu pachten und einen kleinen alten Traktor zu kaufen und sich ein paar Geräte zu basteln reicht schon aus, um alternative Konzepte im Ackerbau zu erproben.
Wer das so gut hinkriegt, dass er Freude daran hat und seine investierte Arbeitszeit gut verwertet, wird es ganz von selbst ausweiten.
Das würde ich auch jedem interessierten Ackerbauern raten, der etwas verändern will. Einfach mal auf einer Fläche anfangen, Alternativen zu erproben. Man muss ja nicht gleich den ganzen Betrieb umkrempeln.

der.Lhagpa
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Re: Glyphosat-Diskussion

#362

Beitrag von der.Lhagpa » Mo 14. Mär 2016, 12:05

Manfred hat geschrieben:Einfach mal auf einer Fläche anfangen, Alternativen zu erproben. Man muss ja nicht gleich den ganzen Betrieb umkrempeln.
Schöner und guter Ansatz. Allerdings wage ich zu bezweifeln daß der Agrarökonom neben Erfüllung sämtlicher Vorschriften und EU-Gängelung noch den Nerv und die Zeit hat arbeitsintensive Methoden zu erproben.

Wildmohn

Re: Glyphosat-Diskussion

#363

Beitrag von Wildmohn » Mo 14. Mär 2016, 12:08

@Manfred:

Der Vorschlag, mal selbst 1ha Ackerfläche ökologisch zu bewirtschaften ist nicht schlecht, aber er trifft meiner Meinung nach nicht den Kern bei dieser Diskussion.
Deine Anmerkungen inkludieren nicht die übergeordnete Problematik, nämlich folgende:
-die Venichtung der Kleinbauern durch die Großagrarbetriebe und der Industrie
-die gesellschaftliche "Geiz ist Geil" Mentalität
-eine Politik, die es den Bewohnern in den Schwellenländern ermöglich, aus eigener Kraft Landwirtschaft zu betreiben und das land grabbing verhindert
-Förderung der nachhaltigen Landwirtschaft und deren Strukturen durch die Politik
Alles scheint machbar zu sein, allein nur der Wille fehlt.

Manfred

Re: Glyphosat-Diskussion

#364

Beitrag von Manfred » Mo 14. Mär 2016, 13:23

@Wildmohn:
Es mag zwar sein, dass einige wenige wirklich die Zahl der Bauern reduzieren wollen, aber selbst die Agrarchemie-Konzerne verdienen an vielen kleinen Betrieben besser als an wenigen großen.
Ich denke sogar, dass der Großteil der politischen Akteure wirklich eine bäuerliche Landwirtschaft will.
Der Haken ist das systemimmanente Problem beim Vorgehen. Das problemorientiere Denken statt des notwenigen ganzheitlichen Ansatzes.
Siehe z.B. die Stickstoffproblematik. Da sollen jetzt sogar die Veredelungsbetriebe in Regionen mit niedriger Veredelungsdichte gezwungen werden, Abluftfilter in ihre Ställe einzubauen, um die gasförmigen Stickstoffemissionen zu reduzieren.
Hört sich zunächst mal gut an. Aber hält das einem etwas tieferem Nachdenken stand?

-Bau und Betrieb der Filter sind teuer. Das schadet vor allem den kleineren Betrieben, weil die die Kosten auf weniger Stückzahl umlegen können.

-Der Stickstoff wird in der organischen Masse der Filter gebunden, verschwindet also nicht, sondern wird irgendwann doch auf die Fläche ausgebracht.

-Der Stickstoff der gasförmig aus den Ställen entweicht, geht in der weiteren Umgebung auf den Flächen nieder. Gerade in Regionen mit niedriger Veredelungsdichte werden dies Flächen noch zusätzlich mit mineralischem Stickstoff gedüngt. Geht weniger nieder, wird mehr zusätzlich gedüngt.

Was bringen dann die Filter außer Kosten?
Wieso senkt man in Regionen mit hoher Veredelungsdichte und damit hohem Stickstoffeintrag aus der Luft nicht einfach entsprechend die Menge an Stickstoff, die zusätzlich durch organischen und mineralischen Dünger ausgebracht werden darf?
So würde der gesamt-Stickstoffeintrag wirklich reduziert und die Bauern hätten nicht die Zusatzkosten für die weitgehend sinnlosen Filter.

Überhaupt einen Sinn für diese Filter zu konstruieren, fällt schwer. Denkbar wäre z.B. dass eine Region mit sehr hoher Veredelungsdichte an ein großes Waldgebiet angrenzt, und dass dadurch in diesem Wald eine Stickstoffimmission in einer Höhe auftritt, die der Wald nicht binden kann. Dann wäre es evtl. sinnvoll, Filter einzubauen. Alternativ könnte man den Wald auch so ändern, dass ein höheres Nährstoffbindungsvermögen erlangt, z.B. durch Umbau eines Kiefernwaldes in einen Mischwald.

@Lhagpa: Wer hat was von arbeitsintensiven Methoden gesagt?
Irgendwie scheinen bei Verzicht von Pflanzenschutzmitteln immer noch viele an irgendwelche Methoden aus der Ursprungszeit des ökologischen Landbaus zu denken mit x Überfahrten mit der Striegel etc., wo quasi nur die chemischen Behandlungen durch mechanische ersetzt wurden. Heute ist man da doch viel weiter. Siehe z.B. Friedrich Wenz und Gabe Brown. Die erledigen ihren Ackerbau mit viel weniger Überfahrten als konventionelle Betriebe, weil sie immer besser lernen, mit der Natur zu arbeiten. Und sie verdienen gutes Geld.

Wildmohn

Re: Glyphosat-Diskussion

#365

Beitrag von Wildmohn » Mo 14. Mär 2016, 14:10

@Manfred

Momentan sieht es doch so aus, dass die Agrarmultis einen ordentlichen Reibach machen. Je größer die Fläche, desto mehr Geld wird eingesackt. Ich glaube nicht daran, dass von Seiten der Politik ein wirkliches Interesse vorhanden ist, kleinbäuerliche Strukturen aufrecht zu erhalten. Es ist ein bischen mit den Tante-Emma-Läden und Fachgeschäften zu vergleichen. Die Center auf der grünen Wiese und potente Ketten in den Innenstäden haben der Vielfalt in den meisten Gegenden den Garaus gemacht. Was wir jetzt präsentiert bekommen ist i.a. langweiliger Einheitsbrei.
Dein Beispiel mit den Filtern zeigt zusätzlich auf, wie bescheuert der Politikbetrieb ist, was hier sinnvoll und nützlich sein kann, mag woanders einfach nur unsinnig und überflüssig sein.
Ich meine es ungefähr so, dass ein Parkhaus mit 1000 Stellplätzen in einem Dorf mit 60 Nasen so nützlich wie ein Kropf wäre. ;)
Naja, hier und da gibt es ja Hoffnungsschimmer:
Z.B. das voraussichtliche Glyphosatverbot... :)

Benutzer 4754 gelöscht

Re: Glyphosat-Diskussion

#366

Beitrag von Benutzer 4754 gelöscht » Mo 14. Mär 2016, 14:43

Manfred hat geschrieben: Auch da ist es falsch zu pauschalisieren, Emil.
Jeder landwirtschaftliche Betrieb hat andere Voraussetzungen.
Ich tue mich als überwiegender Grünlandbetrieb mit Mutterkuhhaltung, der seinen Umsatz zum großen Teil durch öffentliche Mittel erwirtschaftet, und der auf einem Grenzertragsstandort wirtschaftet, ungleich leichter mit dem Verzicht als ein Ackerbaubetrieb auf einem guten Ackerbaustandort mit hoher Dichte an Veredelungsbetrieben und entsprechend hohen Pachtkosten für die Flächen.
:daumen:

Aber du könntest es auch nutzen, wenn du es wolltest, z.B. zum Umbrechen des Ackerfutters nach 4-5 Jahren.
wenn du z.B. Mais in die tote Grasnarbe schlitzen lässt hast du einen 1A Erosionsschutz, oder Getreide in Kreiseleggendrillsaat (eine Direktsaatsämschine wirst du vermutlich nicht rumstehen haben ;) ).
Nur warm genug muss es dazu sein.
Im Herbst dann die Maisstoppel mulchen und wieder Kleegras rein.
Und das alles ohne den Boden tiefer als ca. 3-4cm (mit der Kreiselegge bei der Getreide/Kleegrasaussaat) zu bearbeiten. :)

Benutzer 2354 gelöscht

Re: Glyphosat-Diskussion

#367

Beitrag von Benutzer 2354 gelöscht » Mo 14. Mär 2016, 18:35

http://www.gabot.de/index.php/News-Deta ... 18c02dbd91 wenn es müsste könnte es gehen ?!

Wildmohn

Re: Glyphosat-Diskussion

#368

Beitrag von Wildmohn » Mo 14. Mär 2016, 19:58

ihno hat geschrieben:http://www.gabot.de/index.php/News-Deta ... 18c02dbd91 wenn es müsste könnte es gehen ?!
Ich denke, ohne wäre besser, auch wenn die Lebensmittelpreise sich etwas erhöhen würden. Für welchen Scheiß gibt Ottonormalbürger so sein Geld aus? Alles müsste hinterfragt werden, aber bei so existentiellen Dingen wie Nahrung und Umwelt darf es keine Kompromisse geben.

Benutzer 4754 gelöscht

Re: Glyphosat-Diskussion

#369

Beitrag von Benutzer 4754 gelöscht » Mo 14. Mär 2016, 21:41

ihno hat geschrieben:http://www.gabot.de/index.php/News-Deta ... 18c02dbd91 wenn es müsste könnte es gehen ?!
Mit diesen alternativen. :pfeif:

centauri

Re: Glyphosat-Diskussion

#370

Beitrag von centauri » Mo 14. Mär 2016, 21:48

Oh schon 37 Seiten und noch keinen Schritt weiter! :rot:
Schade um die Zeit. :pfeif:

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