Glyphosat-Diskussion

Benutzeravatar
emil17
Beiträge: 11096
Registriert: Di 21. Sep 2010, 08:07
Wohnort: In der Schweiz da, wo die Berge am höchsten sind

Re: Glyphosat-Diskussion

#321

Beitrag von emil17 » Mi 9. Mär 2016, 13:48

Dieselabgase als gutes Beispiel, um von hinten anzufangen:
Es gab mal eine Zeit, da wurde Bleibenzin in grossen Mengen mit Motoren ohne Kat verfahren. Chronische Bleivergiftungen waren nachweisbar. Nach Einführung des Katalysators ist die Situation deutlich besser geworden, obwohl die Autoindustrie damals sehr dagegen war. Es gibt keinen Grund, das bei Dieselmotoren nicht auch zu machen.
Rohana hat geschrieben:Es muss erstmal überhaupt eine Situation entstehen, in der Glyphosat die richtige Lösung ist.
Die entsteht offenbar sehr häufig, oder warum wird soviel davon verkauft?
Rohana hat geschrieben:Wenn ich ganz kurz ein Totschlagargument bringen darf: Sonnenstrahlung kann erwiesenermaßen Hautkrebs auslösen, also Sonne abschaffen!
Das bringt die Diskussion um Glyphosat natürlich entscheidend weiter, daran hab ich nun wirklich nicht gedacht. :eek:
Rohana hat geschrieben:Wenn du pauschal sämtliche Landwirte abstrafen willst, auch solche die ...
Will ich das?
In jedem Berufsstand gibt es Probleme. Die anzumahnen heisst nicht, den Berufsstand als solchen zu verurteilen. Also unterstell das erst dann jemandem, nachdem du dich durch Rückfragen vergewissert hast, ob das so sei. Im Interesse einer fairen Diskussion.
Die Landwirtschaft hat eine besondere Verantwortung im Umweltbereich.

Ich glaube, dass es Situationen gibt, wo chemische Mittel zur Unkrautvernichtung angezeigt sein mögen. Ich hab Glyphosat auch schon verwendet, um Stockausschläge abzutöten, weil sich der Stock nicht entfernen liess, ohne eine Trockenmauer zu zerstören.
Es geht aber darum, den Breitband- und Standard-Einsatz auf riesigen Flächen zu hinterfragen. Ich sehe das so ähnlich wie Manfred.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Benutzeravatar
misfits
Beiträge: 516
Registriert: Mi 27. Mai 2015, 17:27

Re: Glyphosat-Diskussion

#322

Beitrag von misfits » Mi 9. Mär 2016, 17:50

Ich sehe sie als eine Art Medikamente
...schluck :eek:
Am Ende wird alles gut, und wenn noch nicht alles gut ist, ist es noch nicht zu Ende.

Benutzeravatar
emil17
Beiträge: 11096
Registriert: Di 21. Sep 2010, 08:07
Wohnort: In der Schweiz da, wo die Berge am höchsten sind

Re: Glyphosat-Diskussion

#323

Beitrag von emil17 » Mi 9. Mär 2016, 18:31

misfits hat geschrieben:
Ich sehe sie als eine Art Medikamente
...schluck :eek:
Nenne es doch besser "lebensrettende Sofortmassnahme"
Wenn dir ein Kornfeld mit Klettenlabkraut durchwächst, oder dir ein schöner Sauerkirschenbaum heftig an Zweigmonilia leidet, oder ein Kartoffelbeet an Krautfäule eingeht, dann verstehst du vielleicht, dass man es so sehen kann.
Ich meine: Dein Feld, das du selber bestellt hast, Dein Baum, den du selber gepflanzt und geschnitten hast.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Benutzeravatar
Rohana
Förderer 2018
Förderer 2018
Beiträge: 5624
Registriert: Mo 3. Feb 2014, 21:31
Familienstand: verheiratet
Wohnort: Oberpfalz

Re: Glyphosat-Diskussion

#324

Beitrag von Rohana » Mi 9. Mär 2016, 18:53

emil17 hat geschrieben:
Rohana hat geschrieben:Wenn du pauschal sämtliche Landwirte abstrafen willst, auch solche die ...
Will ich das?
In jedem Berufsstand gibt es Probleme. Die anzumahnen heisst nicht, den Berufsstand als solchen zu verurteilen. Also unterstell das erst dann jemandem, nachdem du dich durch Rückfragen vergewissert hast, ob das so sei. Im Interesse einer fairen Diskussion.
Deshalb steht da ein "wenn". Wenn du das tust, dann ... . Wenn du es nicht tust, ist die Passage hinfällig.
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

Wildmohn

Re: Glyphosat-Diskussion

#325

Beitrag von Wildmohn » Mi 9. Mär 2016, 21:35

Das fatale an solchen Diskussionen ist, dass das klein-klein Gerede das große Ganze aus dem Blick verliert.
Das große Ganze ist in diesem Fall ein Herbizid, welches seit Jahren auf der ganzen Welt eingesetzt wird und die Auswirkungen von verschiedenen Studien unterschiedlich interpretiert werden. Dieses Gift, da massiv eingesetzt, ist mittlerweile so sehr in unser Leben gedrungen, dass kein Mensch mehr davor verschont bleibt. Wir nehmen es auf unterschiedliche Weise in uns auf und können die Folgen nicht kontrollieren.
Wenn ich zuviel geraucht habe und mir der Hals schmerzt, kann ich den Zigarettenkonsum nach freiem Willen reduzieren, das Glyphosat hingegen ist ein unsichtbarer Gegener. Immer und überall präsent ohne Chance mich dem zu wiedersetzen. Es greift in mein Grundrecht der körperlichen Unversehrtheit ein.
Meine Gedanken zu diesem Thema möchte ich mit folgenden Gedanken abschließen: Wenn ich schon sterben muss, möchte ich zumindest wissen woran ich gestorben bin...

babayaga
Beiträge: 570
Registriert: Mo 19. Mär 2012, 22:12
Wohnort: unteres Erzgebirge - KLZ6b

Re: Glyphosat-Diskussion

#326

Beitrag von babayaga » Mi 9. Mär 2016, 23:15

kraut_ruebe hat geschrieben:ein lavendelfeld ?
OT:

War das jetzt bezogen auf mein Nachdenken über Manfreds Sig?
Wenn ja, finde ich deine Interpretation/Frage spannend, SO hab ich das noch nie gesehenen ;)
Ich musste bisher immer an irgendwas 'Motoriges' denken, weil ein Teil der Sig mich entfernt an einen Mutterschlüssel erinnert.

@all Sorry für OT, interressant am Rande trotzdem, weils ja grade darum ging ;)
It's not the hammer - it is the way you hit.

Benutzer 4754 gelöscht

Re: Glyphosat-Diskussion

#327

Beitrag von Benutzer 4754 gelöscht » Do 10. Mär 2016, 00:13

Wenn ich schon sterben muss, möchte ich zumindest wissen woran ich gestorben bin...
:hmm:

Wie willst du noch etwas wissen, wenn du schon längst begraben bist?

Du meinst im Leben nach dem Tod?

Wildmohn

Re: Glyphosat-Diskussion

#328

Beitrag von Wildmohn » Do 10. Mär 2016, 09:20

Ölkanne hat geschrieben:
Wenn ich schon sterben muss, möchte ich zumindest wissen woran ich gestorben bin...
:hmm:

Wie willst du noch etwas wissen, wenn du schon längst begraben bist?

Du meinst im Leben nach dem Tod?
Ins philosophische möchte ich jetzt nicht abgleiten, aber ob es ein Leben nach dem Tod gibt, ist schon eine interessante Frage. ;)

Nach meinen Erfahrungen, ich habe schon einige Menschen im Sterbeprozess begleitet, ist einem sterbenden Menschen schon bewußt, dass sein Ende naht. Viele Menschen, wenn sie nicht urplötzlich aus dem Leben gerissen werden, möchten schon wissen, woran sie sterben und nun spanne ich den Bogen zum Glyphosat mit einen Zitat aus dem TSP:

"Glyphosat gehört zu den meist genutzten Pflanzenschutzmitteln in Deutschland und Europa. Der vor allem auf Getreidefeldern aufgebrachte Stoff tötet in erster Linie Unkraut, verringert aber gleichzeitig auch die Population von Bestäuberinsekten wie Bienen oder Schmetterlingen. Laut BUND-Gentechnik-Expertin Heike Moldenhauer wird das wegen seiner toxischen Wirkung auf die Umgebung auch als Totalherbizid bezeichnete Glyphosat komplett von der behandelten Pflanze aufgenommen und ist weder durch Gefrieren noch Kochen abbaubar."

Da es zusätzlich als "wahrscheinlich" krebserregend eingestuft wird, bin ich der Meinung, das wir schon genug schädlichen Stoffen ausgesetzt sind und ein Verbot etwas aus dem Giftcocktail, dem wir im täglichen Leben ausgesetzt sind, nehmen würde.

Benutzeravatar
Rohana
Förderer 2018
Förderer 2018
Beiträge: 5624
Registriert: Mo 3. Feb 2014, 21:31
Familienstand: verheiratet
Wohnort: Oberpfalz

Re: Glyphosat-Diskussion

#329

Beitrag von Rohana » Do 10. Mär 2016, 10:14

Wildmohn hat geschrieben:"Glyphosat gehört zu den meist genutzten Pflanzenschutzmitteln in Deutschland und Europa.
Richtig.
Der vor allem auf Getreidefeldern aufgebrachte Stoff tötet in erster Linie Unkraut, verringert aber gleichzeitig auch die Population von Bestäuberinsekten wie Bienen oder Schmetterlingen.
Korrekt müsste es heissen: Glyphosat wirkt unselektiv gegen Pflanzen, und zwar über die Blockade eines Enzyms (EPSPS), das für die Bildung einiger Aminosäuren benötigt wird. Dieser Mechanismus kommt nur in Pflanzen und Mikroorganismen vor. Sprich, Glyphosat tötet alle Pflanzen, es wird aber so eingesetzt, dass es (logisch) nicht die Kulturpflanze angreift. Wie also soll Glyphosat eine Wirkung auf Insekten haben? Klar, indirekte Folge bei der Vernichtung von Unkraut, was mal Nahrung für Bienen und Schmetterlinge werden könnte... aber da greift jede andere Bekämpfungsweise auch, das ist nichts Glyphosat-spezifisches.
Laut BUND-Gentechnik-Expertin Heike Moldenhauer wird das wegen seiner toxischen Wirkung auf die Umgebung auch als Totalherbizid bezeichnete Glyphosat komplett von der behandelten Pflanze aufgenommen und ist weder durch Gefrieren noch Kochen abbaubar."
Okay. Eine Gentechnik-Expertin sagt was zu einem Pflanzenschutzmittel. Nützt ihr da ihre Expertise auf einem anderen Gebiet? Was soll der Mist mit "toxischer Wirkung auf die Umgebung" - es gibt keine toxische Wirkung auf die Gesamtheit der Umgebung - und ein "Totalherbizid" bezeichnet nichts anderes als ein nicht-selektives Herbizid, sprich der Wirkmechanismus funktioniert mit allen Pflanzen im Gegensatz zu solchen, die spezifisch auf eine Art bzw. Untergruppe zielen. Was bringt an dieser Stelle die Information, dass Glyphosat weder durch Gefrieren noch durch Kochen abbaubar ist? Wenn das Glyphosat doch komplett im Unkraut aufgenommen wurde, müssten wir ja das abgespritzte Unkraut essen wollen :eek: oder warum sollte man da irgendwas Gefrieren oder Kochen...

Man könnte alle relevanten(!) Informationen über Glyphosat, die in dem obigen Zitat vorkommen, in sachlicher Sprache so zusammenfassen:
"Glyphosat ist ein nicht-selektives Herbizid, das in Deutschland und Europa sehr breit eingesetzt wird."
Man könnte auch noch ergänzen, dass Glyphosat im Boden von Mikroorganismen abgebaut wird. Alles andere aus dem Zitat zielt doch nur wieder aufs Angst schüren ab und ist nicht wahnsinnig kohärent - implizit wird ja gesagt, dass wir im Getreide noch Rückstände haben könnten (warum sollte sonst Kochen und Gefrieren erwähnt werden), zusammen mit der Information dass Glyphosat ALLE Pflanzen abtötet, macht es aber keinen Sinn. Es sei denn man spielt auf GVO-Pflanzen an, die weder in Deutschland noch Europa zugelassen sind, oder auf die Methode der Sikkation, die ebenfalls nicht zugelassen ist.
Da es zusätzlich als "wahrscheinlich" krebserregend eingestuft wird [...]
Das ist wiederum das einzige, was wirklich interessant ist, und die Studienlage ist äusserst strittig. Wozu also der ganze andere Krempel?
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

Benutzeravatar
kraut_ruebe
Förderer 2019
Förderer 2019
Beiträge: 10832
Registriert: Di 3. Aug 2010, 09:48
Wohnort: Klimazone 7b - pannonisches Klima

Re: Glyphosat-Diskussion

#330

Beitrag von kraut_ruebe » Do 10. Mär 2016, 10:22

babayaga hat geschrieben:
kraut_ruebe hat geschrieben:ein lavendelfeld ?
OT:

War das jetzt bezogen auf mein Nachdenken über Manfreds Sig?
Wenn ja, finde ich deine Interpretation/Frage spannend, SO hab ich das noch nie gesehenen ;)
Ich musste bisher immer an irgendwas 'Motoriges' denken, weil ein Teil der Sig mich entfernt an einen Mutterschlüssel erinnert.

@all Sorry für OT, interressant am Rande trotzdem, weils ja grade darum ging ;)
ja, manfreds avi. kann bei näherer betrachtung gar nicht sein, war aber mein erster eindruck, und gefällt mir gut genug um ihn einach zu behalten.
There's a crack in everything. That's how the light gets in.

Antworten

Zurück zu „Pflanzen und Garten allgemein“