Außenfassadendämmung - Diskussion

marabu
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Re: Außenfassadendämmung - Diskussion

#71

Beitrag von marabu » So 6. Dez 2015, 14:52

Hallo Specki und alle zusammen,

also ich habe vor einige Zeit folgenden (sehr langen) Abriß in Netz gefunden zum Thema. Finde ich sehr interessant und vielleicht auch inspirierend?!
http://www.termosfassade.info/Dokumente ... ierung.pdf
Schönen Tag
MArabu
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emil17
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Re: Außenfassadendämmung - Diskussion

#72

Beitrag von emil17 » So 6. Dez 2015, 18:23

Den verlinkten Artikel dieses Hernn dipl. Arch. FH C. Schwan möchte ich nicht unkommentiert lassen.
Ich habe dazu Merkpunkte in Klammern in seine Zitate eingefügt(3), die ich nachstehend kommentiere.
So schreibt er z.B (S.5, unten
Ein wissenschaftlich gesicherter Beweis dafur, dass der erhöhte CO2 - Eintrag in die Atmosphäre zum Treibhauseffekt führt, liegt bis heute nicht vor (1). Die Amerikaner vertreten die nicht von der Hand zu weisende These, dass die Pflanzen ein erhöhtes CO2 - Angebot sofort in zusatzliches Wachstum umsetzen (2). Die Forstwirtschaft im Schwarzwald bestatigt dies dadurch, dass auch sie eine beachtliche Zuwachsrate vermeldet und hierdurch sogar Absatzprobleme be- wirkt werden. (3) Das IPPC sagt aus, dass der anthropogene Anteil am CO2 – Eintrag in die Atmosphäre 1,2% betragt. Nur dieser kleine Anteil kann auch gesenkt werden (4). Selbst eine Senkung um 40% bleibt also wirkungslos.(5)
(1) das wird zur Glaubensfrage gemacht, so wie die Kreationisten eben die Erkenntnisse der modernen Biologie ablehnen.
Den Treibhauseffekt atmosphärischer Gase kann man berechnen (hier die Grundlagen dazu). Man kann gegen den Treibhauseffekt sein, so wie man auch gegen die Schwerkraft oder gegen den Himalaya sein könnte. Was der Autor vermutlich meint (Das anthropogene CO2 ist nicht für eine gegenwärtige Klimaerwärmung verantwortlich zu machen), wäre etwas anderes und das schreibt er hier nicht.
(2) welche Amerikaner: alle? Fakt ist, dass es von der Erdöllobby finanzierte Studien zum Thema gibt, die natürlich das beweisen. Fakt ist, dass es auf dem Acker zu rascherem Wachstum unter erhöhtem CO2 kommt - solange die Pflanzen genug Nährstoffe und vor allem Licht und Platz zum Wachsen haben. In Wäldern und Grasländern mit geschlossener Vegetationsdecke geschieht dies nicht, denn dort ist schlicht nicht das CO2 wachstumslimitierend. Da wurde einfach von Versuchen mit Treibhaustomaten auf die globale Vegetationsdecke geschlossen.
(3) Die Absatzprobleme werden durch die Zuwachsrate verursacht? Nicht durch den globalen Holzmarkt und durch die höheren Preise wegen erschwerter betriebswirtschaftlicher Bedingungen?
(4) Nur stammen diese 1.2% aus fossilen Quellen, werden also dem globalen biologischen Kohlenstoffkreislauf HINZUGEFUEGT. Deshalb steigt der CO2-Gehalt der Atmosphäre seit der Industrialisierung auch jedes Jahr um einige ppm weiter an. Wenn man einem Aquarium, wo das Wasser im Kreis gepumpt wird, jeden Tag einen Liter reinkippt, überläuft es irgendwann mal, auch wenn ein Liter im Verhältnis zur Beckengrösse wenig ist.
(5) selbst wenn (3) stimmte, ist der Schluss falsch: Hier wird, betriebswirtschaftlich gesprochen, Umsatz mit Gewinn verwechselt.
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emil17
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Re: Außenfassadendämmung - Diskussion

#73

Beitrag von emil17 » So 6. Dez 2015, 18:40

Weiter im Text: (S. 9. ff)
Hier versucht sich der Autor mit eine eigenen Definition des Begriffs Wärme. Wer mag, kann es selber nachlesen. Er fängt mit Goethe an. Das muss er aber nicht, denn was Wärme ist, hätte er in der Mittelschule beigebracht bekommen müssen.
Obwohl unsere Normen und vor allem die Warmeschutzverordnung das Ziel haben, die Wärmeleitung in den Außenhüllen unserer Gebäude zu mindern, ist das Fachgebiet der Wärmeleitung in Baustoffen praktisch nicht erforscht. Bekannt sind nur Laborwerte darüber, welche Energiebeträge durch Stoffe hindurchwandern. Hier handelt es sich aber nur um statistische Größen.
(S. 10, unten)
Eine lustige Behauptung, "Wärmeleitung in Baustoffen praktisch nicht erforscht". Kein Kommentar.

Dann definiert er auch den Begrif Entropie neu (seine Fussnote 14, S. 11)

S.14: Hier behauptet der die Untauglichkeit der Wärmeleitwerte:
Wir wissen alle – da muss man kein Bauphysiker sein -, dass Lufttemperaturen, Luftfeuchtigkeiten, Oberflächentemperaturen, Stofffeuchten sich fortwährend verändern. Hinzu kommen gewaltige Veränderungen durch wechselnde Einstrahlungsintensitäten aus dem Sonnenlicht. Ebenso weit weg von den Laborbedingungen ist der unterschiedliche Energieabtrag je nach Windgeschwindigkeit und abhängig vom Strahlungszustand der Umgebung. Diese von den Laborverhältnissen abweichenden Zustände beim Gebäude sind so gravierend, dass man getrost sagen kann, dass die k- Zahlen mit den wirklichen Verhältnissen am Bauwerk nichts zu tun haben. Sie sind objektiv falsch und nicht verwertbar.
Da wird schon mal das Kind mit dem Bade ausgegossen. EIn Wärmeleitwert ist eine Stoffeigenschaft und als solche selbstverständlich messbar. Er beschreibt (im Zusammenhang) die Wärmleitfähigkeit eines verbauten Materials, nicht die Angepasstheit des ganzen Gebäudes ans lokale Klima.

Eine Stoffkonstante kann objektiv falsch sein, wenn der numerische Wert falsch ist (Eisen hat eine Dichte von 2.5 kg/dm3) oder wenn dem Material die Eigenschaft gar nicht zukommt (Wärme ist orange). Den Begriff, den er hier eigentlich meinen sollte, heisst wohl "irrelevant".
Wenns draussen so warm ist, dass ich nicht heizen will, ist die Dämmung meines Hauses irrelevant. Das kommt schon mal vor. Daraus kann ich aber nicht schliessen, dass ein Mass für die Qualität einer Dämmung unnötig oder - wie er schreibt - objektiv falsch sei.
(S.16)
Die Wärmeleitfähigkeit eines Stoffes ist also keine feststehende Größe (spezifische Stoffkonstante) sondern das stets wechselnde Ergebnis höchst komplizierter und gemischter Vorgänge im Bereich der kleinsten Teilchen. Hinzu kommt bei diesen Vorgängen der große Einfluss aus der Wärmespeicherfähigkeit der Baustoffe, aus der Ab- sorptionsfähigkeit und sogar aus der Farbe der Baustoffe.
Ach so, jetzt wirds klar: Da wird Wärmeleitfähigkeit (hoffnungslos eine Stoffkonstante, auch wenn der Autor das anders sieht) mit tatsächlicher Wärmeleitung verwechselt. Na dann ist ja alles klar.
Nur - wenn der Autor nicht mal mit sowas klarkommt, wie soll ich ihm dann seine Schlussfolgerungen glauben können?
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Benutzer 146 gelöscht

Re: Außenfassadendämmung - Diskussion

#74

Beitrag von Benutzer 146 gelöscht » So 6. Dez 2015, 18:50

Danke emil für die eingesparte Zeit (den link zu lesen)! Deine zitierten Beispiele genügen (MIR) völlig.... :daumen:

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Re: Außenfassadendämmung - Diskussion

#75

Beitrag von emil17 » So 6. Dez 2015, 19:08

Es ist schon fast lustig das zu lesen.
Hier noch einer (die These hat wohl K Fischer aufgestellt, hält sich hartnäckig bei den Dämmgegnern): (S. 27)
Die außen angebrachten Dämmschichten verschlechtern sogar die Energiebilanz deshalb, weil sie nämlich – und da funktionieren sie leider – den Energieeintrag aus der Umwelt in Form von Einstrahlung und Konvektion nahezu vollständig verhindern.
Warum nur haben mein Katze und mein Karnickel und auch der Fuchs im Wald den Winterpelz erfunden? Warum ziehen die Leute im Winter - auch die ohne Hochschulabschluss - wärmere und dickere Kleider an als im Sommer, wenn sie tagsüber nach draussen gehen?
Es stimmt, dass die Aussendämmung verhindert, dass sich das Gebäude von aussen erwärmt. Allerdings ist das im Winter ein seltener Zustand. Wenn die Sonne an einem vollsonnigen Dezembertag 3 Stunden mit knapp 200W/m2 auf unsere Südfassade scheint (länger tut sie es nicht und mehr Leistung kommt in unseren Breitengraden im Dezember nun mal nicht an), dann hindert diese blöde Aussendämmung 3 Stunden lang das Haus daran, sich durch die Sonne erwärmen zu lassen.
Was passiert an den anderen 21 Stunden des selben Tages?
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Re: Außenfassadendämmung - Diskussion

#76

Beitrag von emil17 » So 6. Dez 2015, 19:18

Dass er es nicht so mit der Fachliteratur hat, zeigt auch das hier:
Die beste Wärmespeicherungsfähigkeit (Wärmekapazität) hat unter allen in der Natur bekannten Stoffen Wasser.
(S. 32)
Ich habs nicht geglaubt und wusste es nach 30 Sekunden Internet: Wasserstoff und Helium sind in der Natur bekannt und haben deutlich höhere Werte. Ob höher besser ist, hängt vom Verwendungszweck ab.

(S. 33)
Warum heizen wir?
Die Antwort auf diese Frage wird spontan lauten: „Ich will im Winter nicht frieren.“
Diese Antwort enthält eine negative Aussage und führt daher nicht weiter.
:eek: :eek: :eek:
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Re: Außenfassadendämmung - Diskussion

#77

Beitrag von emil17 » So 6. Dez 2015, 19:53

Fazit:
Die vorgestellte Niedertemperatur-Wandheizung klingt tatsächlich vielversprechend und wäre es wert, ausprobiert zu werden. Zuerst muss man sich aber über volle 60 Seiten Geschwurbel durchkämpfen, bis der Schreiber zur Sache kommt.
Der Autor sollte, um glaubhaft zu werden:
physikalisches Grundwissen korrekt oder dann eben gar nicht zitieren
Nicht überall bei Adam und Eva anfangen
Nicht alle drei Seiten spätenstens einen unnötigen und vor allem völlig in der Luft hängenden Seitenhieb auf Behörden, die Klimaerwärmungsverschwörer, und die Baulobby bringen, sondern auch mal beim Thema bleiben
Er nennt sein Prinzip Tempierung, statt Wandheizung wie alle anderen. Alter Wein in neuer Flasche?
Beim Schreiben weniger abschweifen. Da werden seitenlang die Evolution der Dinosaurier abgehandelt, die Entwicklung der Neandertaler, die Evolution des Menschen überhaupt und der Gebäudeheizung im Besonderen, Radon, Lungenkrebs usw. fehlen auch nicht.
Zum Schluss kommt noch eine schöne Verschwörungstheorie - warum die Wasserstofftechnologie noch immer nicht eingeführt wurde.

Hätte der Autor einfach geschrieben, er hätte eine Niedertempertur-Wandheizung so und so gebaut, mit solchen und solchen Wänden (hätte er den k-Wert nicht verteufelt, könnte er den jetzt verwenden) und der Jahresenergieverbrauch sei bei rundunm zufriedenen Bewohnern so und so hoch gewesen - der Artikel hätte drei statt jetzt 97 Seiten und wäre glaubhafter.
Schade.
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Re: Außenfassadendämmung - Diskussion

#78

Beitrag von Benutzer 3370 gelöscht » So 6. Dez 2015, 21:57

Specki hat geschrieben: WIr haben uns bewusst gegen 3-fach verglaste Fenster entschieden, damit die Fenster noch der kälteste Punkt sind und uns die Feuchtigkeit nicht irgendwo unbemerkt an der Außenwand kondensiert und wir evtl. ein Schimmelproblem bekommen.
Gruß
Specki
:hmm: Interessanter Aspekt. Allerdings ist es dem Taupunkt egal, ob er in der Wand ist, oder an der Glasoberfläche. Wenn Wasserdampf an Glasoberflächen kondensiert heißt das noch lange nicht das bei ungünstigem Wandaufbau nicht derselbe auch in der Wand kondensieren kann.
Bei 40 cm Vollziegel ( 1,16 W/m²K ) sind allerdings 2 Scheibenisolierverglaste Fenster ( 0,7 -1,1 W/m²K) noch der wärmste Bauteil.

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Specki
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Re: Außenfassadendämmung - Diskussion

#79

Beitrag von Specki » Mo 7. Dez 2015, 00:46

RichardBurgenlandler hat geschrieben: Bei 40 cm Vollziegel ( 1,16 W/m²K ) sind allerdings 2 Scheibenisolierverglaste Fenster ( 0,7 -1,1 W/m²K) noch der wärmste Bauteil.
Beim Wandaufbau kommen innen und außen noch jeweils 3 cm Putz dazu.
Die Fenster haben einen Ug Wert von 1,1 und einen Uw Wert von 1,3. Also schon einen ticken schlechter als die Wand.

So war es geplant.

Dass man trotzdem sehr gut Lüften muss ist klar, da die neuen Fenster einfach dicht sind im Gegensatz zu den alten.

Gruß
Specki

Rati
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Re: Außenfassadendämmung - Diskussion

#80

Beitrag von Rati » Di 8. Dez 2015, 14:34

frodo hat geschrieben:Danke emil für die eingesparte Zeit (den link zu lesen)! Deine zitierten Beispiele genügen (MIR) völlig.... :daumen:
schließe mich an.

vor allem das hier:
emil17 hat geschrieben:(4) Nur stammen diese 1.2% aus fossilen Quellen, werden also dem globalen biologischen Kohlenstoffkreislauf HINZUGEFUEGT. Deshalb steigt der CO2-Gehalt der Atmosphäre seit der Industrialisierung auch jedes Jahr um einige ppm weiter an. Wenn man einem Aquarium, wo das Wasser im Kreis gepumpt wird, jeden Tag einen Liter reinkippt, überläuft es irgendwann mal, auch wenn ein Liter im Verhältnis zur Beckengrösse wenig ist.
scheit ja vielen sehr unverständlich zu sein.

Grüße Rati
Was ist ist! Was nicht ist ist möglich!"
[Einstürzende Neubauten 1996]

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