Bodentypen

Simke
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Bodentypen

#1

Beitrag von Simke » Do 12. Nov 2015, 00:04

Hallo,

ich habe eine generelle Frage zu den unterschiedlichen Bodentypen.
Ist es möglich auf allen deutschen Bodentypen Gemüseanbau, Obstbäume etc. zu pflanzen und langfristig gute Ergebnisse zu erzielen ?
Oder sind bestimmte Böden einfach überhaupt nicht geeignet hierfür ?

Man sagt ja immer die Schwarzerden sind am besten, wo sind diese verbreitet ?

Ist der Unterschied zu Braunerden sehr groß?
Kann man in 2-3 Jahren eine Braunerde oder Parabraunerde zu einer Qualität wie sie eine Schwarzerde hat mit guter Unterstützung bringen ? Auch großflächig ?

Vielen Dank schonmal für die Antworten.

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kraut_ruebe
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Re: Bodentypen

#2

Beitrag von kraut_ruebe » Do 12. Nov 2015, 08:28

die schwarzerdeböden, auch börden genannt, sind die fruchtbarsten, aber auch auf andren böden wächst was (wenns nicht grade fels ist).

seinen boden kann man immer bisserl aufbessern, sodass man auf zufriedenstellende ernten kommt. das jeweilige klima dazu hat aber ein wesentlich grösseren einfluss darauf was wächst und was nicht.

auf wikipedia findest du eine grobe auflistung der bördegebiete, wenn du 'börde' in die suchmaske eingibst.
There's a crack in everything. That's how the light gets in.

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Matz
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Re: Bodentypen

#3

Beitrag von Matz » Do 12. Nov 2015, 10:47

Die Bodentypen gliedern sich ja grundsätzlich in Ton, Schluff und Sand.

Ton hat hierbei die geringste Korngröße, dann kommt Schluff und Sand ist am gröbsten. Mischt man diese Bestandteile, so erhält man Lehm. Lehm ist aber nur eine sehr grobe Bezeichnung, da er zunächst nichts über die Zusammensetzung aussagt. Es gibt tonigen Lehm, sandigen Lehm etc.

Weder reiner Sand noch reiner Ton sind besonders vorteilhaft. Sand kann kaum Wasser halten, Ton ist zu wasserundurchlässig.

Also ist ein Gemisch immer von Vorteil. Aber alle Böden brauchen Humus. Auch ein "schlechterer Boden" kann mit hohem Humusanteil besser sein als angeblich "besserer Boden".

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Re: Bodentypen

#4

Beitrag von Landfrau » Mo 16. Nov 2015, 12:34

Nein, erstmal ist es nicht möglich, überall alles anzubauen - das ist menschliche Hybris.

Die Gegend hier blieb sehr lange unbeackert, mit gutem Grund. Und als der Landbau begann hieß es
dem ersten den Tod, dem zweiten die Not, dem dritten das Brot.

Tiefpflügen (Vermischen von Sand und Torf) und intensive Tierhaltung (Dünger) ermöglichten den Landbau über die Roggenmonokultur hinaus.

Andere Gegenden sind zu steinig oder zu tonig oder zu steil für LAndbau.
Das zu ändern, daran arbeiten Menschen zT seit JAhrtausenden. Der Begriff heißt Meliorisation.
Die anthropogene Schwarzerde ist ein Ergebnis davon.

Derzeit arbeiten Pioniere an neuen Verfahren mittels Biokohle und Mikroorganismen Böden fruchtbarer zu machen.

Darum geht es immer. Mehr mehr mehr, mehr Landbaufläche, mehr Lebensraum, mehr Ertrag, mehr Menschen, mehr Landbaufläche, mehr Lebensraum, mehr Ertrag, mehr Menschen ......
Ob es einst um die Rodung von Wäldern ging, um die Verklappung von Gülle oder um Berieseln mit EM - mehr mehr mehr.
Scheint ein biologisches GRundprinzip zu sein.

Nun gut, nach diesen eher philosophischen betrachtungen die gute NAchricht.

Wer nicht wirklich Ackerbau betreiben will, sondern "nur" Selbstversorgung, was ja faktisch nicht mehr als ein Gemüse- und Obstgarten ist mit vllt. ein paar Hühnern (meist sogar viel weniger) , der kann sich an fast jedem Ort seinen Gartenboden für diese Kulturen herrichten.

Ist der vorhandene Boden zu schwer - pflügen, fräsen, Sand und Rohhumus einbringen und zwar viel. Zwischendruch Gründüngungskulturen, die tief wurzeln - Lupine z. B.

Ist er zu leicht: Lehm mit Stallmist oder anderem org. Material, ggf. noch weitere Zuschlägen mischen (Miststreuer), ablagern lassen, dann auf dem GArtenland verteilen und nochmals fräsen zur Vermischung. Danach Boden Bedeckt halten (Mulch, Gewebeplen, Vegetation) und immer wieder Mulch zuführen.
Es ist einfacher leichten Garten zu verbessern, als schweren Boden leichter zu machen.

Gegen Staunässe hilft Drainage, aber lieber ein andere Stück zum Gartenland erklären.

Wir haben die meliorisation wie oben beschreiben durchgeführt und nun wachsen hier in der geest Kohlköpfe wie in der Börde.

bereits gepflanzte Obstbäume kann man mit 2 - 3 Schaufeln Lehm beglücken, die Kolloidteilchen setzen sich an die Wurzeln und verbessern Wasserrückhaltung und Nährstoffzufuhr massiv.

Hat man genug Lehm(kompost) und genug Fläche, kann man auch Weide oder Acker mittels Miststreuer beglücken und erhebliche Verbesserung erzielen.

GRundsätzlich macht es Sinn, bei der AUswahl eines Selbstversorgerstandortes auf den Boden zu achten. Aber in Gegeneden sehr guter Böden wird man kaum ein Fitzelchen bekommen und und wenn es nur um ein Gärtchen geht, kann man sich dies, wie beschreiben, leicht herrichten. Der Preisunterschied beim Land ist um ein Vielfaches größer als die Kosten für Lehm und ggf. den Nachbarn, der mit seinem ldw. gerät aushilft.


LAndfrau
Den Inhalt einer Botschaft bestimmt der Empfänger :-)

Simke
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Re: Bodentypen

#5

Beitrag von Simke » Di 15. Dez 2015, 14:44

"Nun gut, nach diesen eher philosophischen betrachtungen die gute NAchricht.

Wer nicht wirklich Ackerbau betreiben will, sondern "nur" Selbstversorgung, was ja faktisch nicht mehr als ein Gemüse- und Obstgarten ist mit vllt. ein paar Hühnern (meist sogar viel weniger) , der kann sich an fast jedem Ort seinen Gartenboden für diese Kulturen herrichten. "

Wieso geht sowas nicht "großflächig" ?
Das war ja im Endeffekt meine Frage.
Kann man quasi mit dem Permakulturprinzip Landwirtschaft effizienter gestalten und nachhaltig somit alle Orte besser bewirtschaften und vielleicht auch wirtschaftlicher langfristig als die bisherige Methoden ?

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poison ivy
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Re: Bodentypen

#6

Beitrag von poison ivy » Di 15. Dez 2015, 15:33

wenn ich Wki glauben darf, schliessen sich Schwarz- und Braunerden gegenseitig aus

"Ist es möglich auf allen deutschen Bodentypen Gemüseanbau, Obstbäume etc. zu pflanzen und langfristig gute Ergebnisse zu erzielen ?
Oder sind bestimmte Böden einfach überhaupt nicht geeignet hierfür ?"
ja, Boeden, die Du regelmaessig mit reichlich organischem Material beglueckst/beglueckt hast eignen sich am besten

vielleicht solltest Du einfach erst mal erzaehlen, was Du als Ausgangspunkt hast und was Dein Ziel ist
ein paar kryptische Posts werden Dir nicht die Anworten bescheren, die Du haben willst
das ist wie beim Boden oder im Garten: etwas mehr Input bringt deutlich mehr outcome

Benutzer 4754 gelöscht

Re: Bodentypen

#7

Beitrag von Benutzer 4754 gelöscht » Di 15. Dez 2015, 19:42

Wieso geht sowas nicht "großflächig" ?
Das war ja im Endeffekt meine Frage.
Kann man quasi mit dem Permakulturprinzip Landwirtschaft effizienter gestalten und nachhaltig somit alle Orte besser bewirtschaften und vielleicht auch wirtschaftlicher langfristig als die bisherige Methoden
(m.M.n.) Nein.

Messe mal wie viel kg du an Kompost, Mulchen und sonstwas pro Quadratmeter in deinen Garten schmeisst.

Sagen wir pro Jahr und Quadratmeter 1kg Kompost und und 200g Heu (als Mulchen) sowie 1kg Mist,
Das passt oder?

In Deutschland gibt es 12.000.000ha Ackerland das sind 120.000.000.000 Quadratmeter.
Du brächstest also 120.000.000 kg Kompost und Mist (120.000 Tonnen!) sowie 24.000.000kg (das sind 24.000 Tonnen!) Heu.
Wo soll das denn alles herkommen? :lol:

Von einem Hektar Wiese kommen etwa 60dt TM an Heu, bei einem maximalen Wassergehalt von 15% haben wir also 6900kg von einem Hektar minus 20% Bergungsverluste gibt das ein Ertrag von 5520kg/ha.
Du brächstest also 4348ha Grünland nur für die Heuproduktion um zu Mulchen.
Die Kuh die deine 120.000t Mist erzeugen soll, braucht auch noch Heu, Stroh, Silo etc...

Eine GV erzeugt (bei sparsamen Einstreuen ) etwa 90dt Mist pro Jahr (900kg), für die 120.000t Mist benötigt es also 133.334 Rinder.
Jedes Rind benötigt 15kg Heu pro Tag macht 2000t Heu pro Tag oder 132.336ha Grünland pro Jahr zusätzlich zu den oberen 4348ha.

Ich glaube ich brauche nicht weiterrechnen :mrgreen: :aeh:
Denn 1kg Mist und Kompost sowie 200g Heu pro Quadratmeter decken bei weitem nicht den Nährstoffbedarf der Hauptkulturen (Mais, Zuckerrüben, Weizen, Gerste)...

cfun
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Re: Bodentypen

#8

Beitrag von cfun » Mi 16. Dez 2015, 09:55

Simke hat geschrieben:Wer nicht wirklich Ackerbau betreiben will, sondern "nur" Selbstversorgung, was ja faktisch nicht mehr als ein Gemüse- und Obstgarten ist mit vllt. ein paar Hühnern (meist sogar viel weniger) , der kann sich an fast jedem Ort seinen Gartenboden für diese Kulturen herrichten. "

Wieso geht sowas nicht "großflächig" ?
Das war ja im Endeffekt meine Frage.
Meines Erachtens geht das schon, aber es dauert länger. Im Garten holt man sich ja viel Biomasse von Außen hinzu (Stroh zum Mulchen, Tierfutter). D.h. alles mit was ich meinen Gartenboden verbessere, wird einem anderen Boden entzogen. Großflächig geht das natürlich nicht.

Aber auch wenn man keine Einträge von Außen hat, kann man seinen Boden verbessern. Da kann man schauen, was die Wüstenbegrüner und Aufforster machen, die können auch auch nicht tankerladungsweise Biomasse herbeischaffen.

Die versuchen, das System möglichst produktiv (bezogen auf Biomasse) zu gestalten und die Biomasse und Nährstoffe, die dort sind, möglichst lange im System zu halten. Abhängig von den Boden und Klimabedinungen ist das unterschiedlich schwer.

In einem warmfeuchten Klima wächst z.B. alles wie verrückt, wird aber auch schnell wieder zersetzt, so dass man kaum Humus aufbauen kann, insbesondere, wenn man wenig Ton im Boden hat. Ein Trick, den Humus in solchen Gebieten vor dem Abbau zu bewahren ist Pflanzenkohle/Terra Preta. Wo es kalt ist wächst hingegen wenig, aber es wird auch weniger abgebaut.

Was man anbaut ist natürlich auch relevant. Es gibt Pflanzen, die produzieren sehr viel Biomasse in einer Saison, andere kaum etwas. Das hängt auch vom Alter der Pflanzen ab. In der Wüstenbegrünung kappt man Bäume z.B. sehr stark und hält sie somit im "Jugendstadium", in dem sie besonders produktiv sind.

Und ansonsten gibt es natürlich viele weitere Einflussfaktoren.

Ich habe oft diesen Satz gelesen:
In unserem Klima würde es unter ungestörten Verhältnissen 100 bis 200 Jahre dauern bis eine Humusschicht von 1 cm Dicke entsteht.
und fand das sehr frustrierend. Aber der Satz ist eine grobe Verallgemeinerung. Wälder, Wiesen, Moore, Steppen, ... überall ist es anders. Wenn der Mensch gezielt eingreift kann er die Humusbildung und -speicherung stark erhöhen. Man muss nur wissen wie und natürlich wollen.

EDIT: Neben Kohlenstoff und Stickstoff sind natürlich auch Mineralien und Spurenelemente wichtig. Die kommen normalerweise durch die Verwitterung von Gesteinen in den Boden und die kann man weniger gut beschleunigen. Keine Ahnung, was die Wüstenbegrüner machen, wenn Mineralien fehlen. Tiefwurzler, z.B. viele Baumarten sind immer gut, weil die viel aus der Tiefe nach oben holen. ggf. muss man aber was Industrielles drüberschütten, keine Ahnung.

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Re: Bodentypen

#9

Beitrag von cfun » Mi 16. Dez 2015, 11:02

Hier ist so eine CO2-Bindewunderpflanze:

http://www.ingenieur.de/Themen/Klima-Um ... xid-binden

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poison ivy
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Re: Bodentypen

#10

Beitrag von poison ivy » Mi 16. Dez 2015, 15:41

cfun hat geschrieben:Meines Erachtens geht das schon, aber es dauert länger. Im Garten holt man sich ja viel Biomasse von Außen hinzu (Stroh zum Mulchen, Tierfutter). D.h. alles mit was ich meinen Gartenboden verbessere, wird einem anderen Boden entzogen. Großflächig geht das natürlich nicht.
1. Frage: was ist grossflaechig? oder ab welcher Flaeche nennen wir es grossflaechig?
Sims sucht 3000qm
2. Frage: wieso 'musst' Du irgendwas anderen Boeden entziehen?
seit wann is die Erde ein geschlossenes Systhem?
3. Frage: wieso geht das nicht grossflaechig (wie auch immer wir das definieren)? sollte die EU sowas entsprechend subventionieren (wieso auch immer) wird es auch gemacht, so einfach, das haben sie unter anderer Praemisse in meiner Jugend eh schon getan
cfun hat geschrieben:Aber auch wenn man keine Einträge von Außen hat, kann man seinen Boden verbessern. Da kann man schauen, was die Wüstenbegrüner und Aufforster machen, die können auch auch nicht tankerladungsweise Biomasse herbeischaffen.
ah, also doch kein geschlossenes Systhem
wie war das mit hauptsaechlich Sonnenenergie und Wasser?
Sims sucht in D, mit Wasserknappheit brauchen wir also nicht kalkulieren
cfun hat geschrieben:In einem warmfeuchten Klima wächst z.B. alles wie verrückt, wird aber auch schnell wieder zersetzt, so dass man kaum Humus aufbauen kann, insbesondere, wenn man wenig Ton im Boden hat. Ein Trick, den Humus in solchen Gebieten vor dem Abbau zu bewahren ist Pflanzenkohle/Terra Preta.
koennte das womoeglich daran liegen, dass es in feucht-warmen Gebieten iA reichlich Sonnenenergie und Wasser gibt?
dass sich die Gruenmasse schnell zersetzt ist nur von Vorteil, was willst mit Biomasse, die nur liegt und nicht rottet?
kann sein dass Dein Terra Preta nicht in den Dschungel gehoert, sondern in kargste Andengebiete, wo Erdreich in Hochbeetchen gesammelt wurde?
cfun hat geschrieben:Was man anbaut ist natürlich auch relevant. Es gibt Pflanzen, die produzieren sehr viel Biomasse in einer Saison, andere kaum etwas. Das hängt auch vom Alter der Pflanzen ab.
ei wie?
und wieso bitte solle jemand in D moeglichst viel Gruenmasse produzieren wollen? ah, ja, Mais fuer Silage, keine Ahnung ob's grad Zuschuesse gibt fuer's Produzieren oder fuer's nicht-Produzieren
ansonsten will doch jeder nutzbaren Ertrag, also moeglichst viel Tomate, also Frucht, je qm nicht moeglichst viel Tomatenpflanze mit marginal Frucht
selbst Gruenduengung ist iA nicht auf moeglichst viel Gruen ausgelegt, sondern auf viel Wurzel
cfun hat geschrieben:Und ansonsten gibt es natürlich viele weitere Einflussfaktoren.
endlich was, wobei wir uns einig sind

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