Das Wissen stammt größtenteils aus dem
Handbuch Samengärtnerei. Aber nicht die
Guttenbergsche Art sondern etwas umgeschrieben.
Du brauchst für die Handbestäubung reisfeste Papiertüten, eine Klammermaschine (Klammeraffe), Krepp-Klebeband und etwas Zeit. Geeignete Papiertüten in der Größe 40x20 cm für die Fahne (die männliche Blüte an der Spitze der Pflanze und für die Kolben (weibliche Blüten) in der Größe 30x15 cm gibt es im gut sortierten Fachhandel für Saatzuchtzubehör. Empfehlenswert sind wasserabweisende, durchscheinende Säckchen aus Pergament, um den entsprechenden Blütenstand zu beobachten.
Die Fahnen müssen eingesackt werden, bevor die Pollen umher fliegen, also besser etwas früher als zu spät. Man sollte, auch wenn nur eine Sorte im Garten angebaut wird, bedenken, das Maispollen von benachbarten Feldern der Monokultur unter günstigen Umständen mehrere Kilometer zurück legen können. Das Ergebnis ist dann eine Verkreuzung deiner Sorte mit dem Gemüsemais der für Tiernahrung und ähnliches angebaut wird.
Bei den Kolben (weibliche Blütenstände) ist es nicht anders. Lieber etwas früher einpacken als zu spät. Wenn die Bartfäden oben aus dem Kolben schauen, kann es für einige Maiskörner schon zu spät sein und eine Fremdbefruchtung ist unter Umständen schon erfolgt. Jeder einzelne Bartfaden entwickelt sich später zu einem Maiskorn.
Im großen und ganzen sollte man für die Handbestäubung des Maises 2-3 Tage einplanen. Wichtig ist aber wie schon erwähnt, der richtige Zeitpunkt. Ist also eigentlich kein Problem, wenn ihr nicht jeden Tag draußen im Garten rumwühlt, sofern die Fahne und die Kolben einen Pariser haben.
Bei der eigentlichen Handbestäubung werden die Maispflanzen einer Sorte in Vater- und Mutterpflanzen eingeteilt. Das Handbuch nennt hier eine Anzahlt von jeweils 50 Pflanzen der entsprechenden Art. Ich versuche das mit ca. 6 Pflanzen je Art. Den Mutterpflanzen schneidet man die Fahne ab, denn davon werden später die Kolben geerntet.
Am 1. Tag der Handbestäubung werden an den Kolben der bereits herausstehenden (und eingetüteten) Bartfäden, die auch Griffel genannt werden, die Hüllblätter im oberen Bereich ein wenig entfernt und die Spitze der Hüllblätter mit einem scharfen Messer abgeschnitten. Die richtige Höhe ist hier entscheidend. Schneidet man zu hoch, erwischt man vielleicht nicht alle Bartfäden. Ein zu tiefer Schnitt in den Kolben sollte ebenfalls vermieden werden. Am besten an 1-2 Kolben den korrekten Schnitt üben und auch jeweils immer nur einen Kolben bearbeiten und danach gleich wieder eintüten, damit keine umherfliegenden Pollen oder diverse Insekten die Bestäubung im wahrsten Sinne des Wortes aus der Hand nehmen. Bei überstülpen der Papiertüte darauf achten, dass sie nicht zu eng sitzt, da der Kolben ja noch wächst.
Am Tag darauf: Die Fahnen der männlichen Blüten sind bereits reif und nicht mehr grün, man entdeckt winzige Staubbeutel und diese beginnen zu stauben? Aufpassen, das der Pollen nicht aus den Papiersäcken fällt, bei Bedarf die Säcke etwas schräg befestigen und auf Dichtheit achten. Der optimale Zeitpunkt, um am dritten Tag mit der eigentlichen Handbestäubung fortzufahren. Am besten am späten Vormittag, da sich so genügend Pollen in den Samensäckchen befindet. Windstille ist ebenfalls hilfreich am Tag der Entscheidung.
Die Fahnen werden in den Säckchen kräftig geschüttelt. Der leuchtend gelbe, feinmehlige Pollenstaub befindet sich nun in den Säckchen und diese werden von der Pflanze nach schräg unten abgestreift, damit die Pollen nicht herausfallen. Den Pollen einer Sorte zusammenschütten und durchsieben. Als Gefässe sollten unbedingt Schüsseln aus Porzellan oder Metall verwendet werden. Dann jeweils und nacheinander die Säckchen von den Kolben nehmen (die Bartfäden sollten um 3-4 cm gewachsen sein) und mit dem Finger den Pollen auf die Bartfäden auftragen. Optimal ist ein Teelöffel Pollen pro Kolben. Danach sofort die Papiersäcke wieder über die Kolben stülpen und mit Klebenband befestigen. Auf lockeren Sitz achten. Aber auch nicht so locker, dass Fremdpollen noch die eventuell nicht befruchteteten Bartfäden erreicht. Bis zur Ernte bleiben die Papiersäckchen dann auf den Kolben und schützen gleichzeitig vor übermäßigen Vogelfraß.
Ein Ringschild auf dem man den Pollenvater (bei gewollter Kreuzung zweier verschiedener Sorten) und das Datum der Bestäubung vermerkt, ist sicher ebenso nützlich, wie die Kontrolle der Klebebänder, die nicht zu eng um den noch wachsenden Kolben befestigt sein sollten. Man kann ja ein wenig experimentieren und muss auch nicht alle Kolben einer Handbestäubung unterziehen.
Eine Auslese der Samen- bzw. Maiskörner für den nächsten Anbau sollte nach Geschmack, Form und Farbe der Maiskörner möglichst im getrockneten Zustand erfolgen. Sortentypische, große und schmackhafte Maiskörner der entsprechenden Art dürften sich in der Überzahl am entsprechenden Kolben befinden. Bei den kleinen, farblich veränderten oder geschmacklich minderwertigen Körner ist, trotz aller Vorsicht, möglicherweise eine Fremdbestäubung erfolgt. Wer kein Interesse an einer eigenen gekreuzten Sorte hat, sollte diese Körner nicht weiter vermehren. Für den eigenen Verzehr oder als Veihfutter sind sie aber dennoch geeignet.
Das Ziel sollte aber möglichst eine samenfeste und samenreine Vermehrung von Saatgut sein, um beispielsweise die
Aktion Golden Bantam (Zuckermais) tatkräftig zu unterstützen.
Viel Spaß und Erfolg bei der Handbestäubung wünsch ich.
Hinweis: Diese Beschreibung erhebt keinesfalls den Anspruch auf Vollständigkeit und kann nur als eine erste Hilfestellung für das Handbestäuben von Maispflanzen dienen. Auch sei hier nochmal ausdrücklich darauf hingewiesen, dass eine (sinnvolle) Vermehrung erst ab ca. 50 Pflanzen einer Art empfehlenswert scheint, da hier einfach eine bessere und optimale Auslese aus einer größeren Anzahl an Kolben erfolgen kann. Als weiterführende Lektüre empfehle ich das oben genannte Buch und die zahlreichen Informationen im Internet.
