Rassehühner vom Laster?

Hühner, Wachteln, Puten, Fasane, Pfauen
Olaf
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Re: Rassehühner vom Laster?

#11

Beitrag von Olaf » Fr 20. Mär 2015, 00:13

Moin LF,
Deine Kommentare bringen mich ja immer zum Nachdenken.
Wir kalkulieren auch immer knapper, zum Glück müssen wir davon nicht leben.
Vielleicht bist Du mir mal wieder einen Gedanken, eine Erfahrung voraus.
Ich glaub auch nicht, das Eier von Hybriden, ordentlich gehalten groß anders schmecken. Das Fleisch allerdings schon.
(Ich hab mich grade 4 Tage, Cristina drei von einem geschlachteten naja "Sundheimer" ernährt. So viel Fleisch brauchen wir ja nicht.)
Ich brüt schon keine Wachteln mehr, wenn Ostern so früh fällt, kauf dann welche von irgendwo, weil ich rechnen kann.
Letztes Jahr war ich kurz in Versuchung, als wir die Nachfrage an Wachteleiern nicht bedienen konnten, welche im Supermarkt zu kaufen und hier überteuert weiterzuverkaufen.
UNd dann hab ich gedacht: "So fängt das an!" Das man nur Dreck zu fressen kriegt. Wir wollen ehrlich bleiben!
Ich justiere grad den Brüter, deswegen häng ich hier überhaupt noch rum.
Und leg da Eier alter Rassen rein und würde gern den Leuten verklickern, warum ich mehr haben will als den üblichen Straßenpreis.
Die von Ernst, die Mechelner, sind ganz rot auf der roten Liste. Wäre es nicht schade drum?
Ich denke, es fänden sich welche, die einen höheren Preis zahlen, auch wenn die Eier nicht besser schmecken, denen es um die Gene geht und um Moral und ob man die Gene vielleicht doch noch mal braucht. Weg ist weg.
Du lachst sicher über soviel EInfalt. Unsere Nachbarn, Rentner und Hühnerhalter ihr Leben lang lachen auch. Vermutlich zurecht.
BTW: Außeredem finde ich es wunderschön, dass all unsere Hühner bislang und weiterhin wohl aus dem Forum stammen und von einer Putzfrau, mit der sich meine Frau versteht und nicht aus irgendeiner Zuchtfabrik.
Paar Ideale muss ich mir rüberretten, auch wenn sichs nicht rechnet.
LG
Olaf
PS: Euer Superzüchter hat leider übrigens aufgegeben mit Wachteln, schade!
Eigentlich bin ich ein netter Kerl.
Wenn ich Freunde hätte, könnten die das bestätigen.

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Thomas/V.
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Re: Rassehühner vom Laster?

#12

Beitrag von Thomas/V. » Fr 20. Mär 2015, 10:04

Ich glaub auch nicht, das Eier von Hybriden, ordentlich gehalten groß anders schmecken. Das Fleisch allerdings schon.
Bei gleicher Haltung und gleichem Futter schmecken die Eier kaum anders.
Das Fleisch von den LH ist ja kaum der Rede wert. Da ist zu wenig dran. Die Suppe schmeckt allerdings schon besser als von gekauften Suppenhühnern.
Die Legehennen der Rassehühner haben deutlich mehr Fleisch, die Suppe schmeckt nochmal etliches besser.
Das Fleisch der RH ist je nach Rasse etwas unterschiedlicher als das der Masthybriden. Grade die Hähne der Rassehühner sind ganz anders als die Baby-Broiler.
Es macht schon einen Unterschied, ob ich 12 Wochen alte Riesenbabys oder 5 Monate alte "unwirtschaftliche" Junghähne esse.
Ich hab mich grade 4 Tage, Cristina drei von einem geschlachteten naja "Sundheimer" ernährt.
Das ist etwas, was die meisten Leute vergessen: So ein Sundheimer ist zwar im Vergleich ca. doppelt so teuer als ne Hybride, aber wenn ich aus dem Huhn 3 Mahlzeiten für 2 Personen mache, mit billigen Beilagen (wie Reis z.B.als Risotto, Nudeln als Nudelsuppe und Ragou Fin mit Toastbrot und Salat) dann wird es auf einmal wieder sehr billig. Macht natürlich mehr Arbeit als nen Gummiadler in den Grill zu schieben und ne Instantsuppe anzurühren.
Für die gleichen Mahlzeiten, aber weniger Geschmack, müßte man zumindest ein Suppenhuhn und ein kleines Brathähnchen aus dem KZ kaufen, gefüttert mit Gensoja und -mais aus Sonstwoher. Ob es wirklich "lohnt", die paar € zu sparen?
Und das Argument, mit Hybriden könne man nicht züchten, ist auch nicht wirklich entscheidend. Züchten, im Sinne von gezielt Blutlienien verpaaren (das ist was anderes, als nach dem Phänotyp zu kreuzen....) und auslesen - dass heißt, 90 % der JUngiere in den Kochpott (oder den Futternapf/trog) zu expedieren - tut doch eh keiner.
Die Ausstattung (Spezielnester) und die Disziplin dürfte kaum einer aufbringen,. Und die alten Männer im grauen Kittel, wenn ich dies Stereotyp vom Geflügelzüchter strapazieren darf, die züchten ihre Hühner eh nur auf ein Merkmal: Pokale.
Na, zumindest hier in der Gegend gibt es Züchter, die wirklich noch auf Leistung und zur Rasseerhaltung züchten und nicht wegen der Pokale.
Und mein erster Hahn war sogar in Leipzig auf ner Weltausstellung, also sehr "schön", sollte aber trotzdem danach im Kochtopf landen, weil er dem Züchter zu aggressiv war. Die Hennen legen mehr Eier als der Rassestandart festlegt, weil auf Leistung gezüchtet wird.
Und, was ich auch sehr wichtig finde und bei vielen Züchtern vermisse: Die Hühner leben noch auf nem richtigen "Hof", mit riesigem Auslauf, Misthaufen usw., sind daher sehr robust und gesund. Wenn ich mir dagegen manche "Zuchtanlagen" anschaue...
Schließlich hat es mit der vielbeschworenen Nachhaltigkeit nichts zu tun, wenn man viermal so viel Futter für ein Ei
braucht, nur weil es von einer "alten Rasse "gelegt wird.
Man muß ja kein Fertigfutter kaufen. Ist nur bequemer und zeitsparender. In der gesparten Zeit kann ich ja was andere machen, was "nachaltig" ist, z.B. Gemüse anbauen anstatt welches aus Spanien oder Türkei zu kaufen ;) .
Lassen sie mich durch, mein Bruder ist Arzt!

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Re: Rassehühner vom Laster?

#13

Beitrag von Landfrau » Fr 20. Mär 2015, 16:22

Ei, gugge da, selbst die Berufsökos nutzen nicht die "alten RAssen", sondern machen sich ihre Turbos selber:

http://www.oekolandbau.de/service/nachr ... t-startet/

Ist doch völlig in Ordnung, wenn man fürs Auge Mechelner hält oder fürs bessere Vermarkten auch ein paar Marans oder Grünleger.

Wenn man sich Ökomoral leisten kann und will, ist das auch in Ordnung. Es ist halt, was den Mitteleinsatz angeht, echter Luxus und noch geht es uns gut genug.

Bei den Fleischrassen kann ich es einfacher rechnen: Für ein schweres Masthybridtier bekomme ich bis zu 40 Euro, das stand dann 10..12 Wochen bei uns, da es schon mit ein paar Wochen hier ankommt, sind die Tiere deutlich älter und leckerer als normale MAsthähnchen. Trotzdem sind 30...40 Euro den meisten Leuten zuviel, der Kundenkreis ist klein.
Würde ich zB schwere Orpingtons halten, die das gelcihe Endgewicht erreichen, dafür aber 1ß..12 Monate brauchen, müsste der Preis 90 ....120 Euro pro Masthühnchen betragen. da wird der Kundenkreis dann mikroskopisch klein.

Und zum Verzehren der alten Legehennen: Machen wir nicht mehr. Ich koche nicht mal mehr Brühe davon, da die Rücken ) Flügel der filetierten Masthähnchen die deutlich !! bessere Brühe ergeben. Dafür dürfen die Hunde was selbstversorgerisches barfen.

Ich kann auch nicht mal bestätigen, dass RAssehühner besser schmecken....voriges JAhr hatten wir einen Schlag Bresse, die kamen nicht so groß raus wie die Masthybridhähnchen. Wobei die nur im Freiland richtig gut werden und bei exclusiver Fütterung.

Vielleicht kommen in ein paar JAhren die Öko - Hybriden auf den Hobbybauernmarkt - das wäre sicherlich eine gute Alternative zu den schönen alten Rassen mit leider verlorengegangener Leistungsqualität und den langweiligen und nur bedingt freilandtauglichen Massenhybriden.

Dass die Wachteln nicht mehr zu kriegen sind, ist schade, wusste ich auch nicht. Aber hier sind die Eier nicht zu vermarkten und wir selber essen wenig Tierisches, daher haben wir das lang schon wieder eingestellt.

L.
Den Inhalt einer Botschaft bestimmt der Empfänger :-)

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Re: Rassehühner vom Laster?

#14

Beitrag von Thomas/V. » Fr 20. Mär 2015, 17:33

Ei, gugge da, selbst die Berufsökos nutzen nicht die "alten RAssen", sondern machen sich ihre Turbos selber:
Die sind nicht nicht die ersten...
Es gibt schon verschiedene Zuchtversuche. Ich denke da an das http://www.erhaltungszucht-gefluegel.de/index.php?id=69
oder auch an http://hetzenecker-kueken.de/?page_id=10
Für ein schweres Masthybridtier bekomme ich bis zu 40 Euro, das stand dann 10..12 Wochen bei uns,
Da kannst Du froh sein. Ich hatte mal welche für 10€/kg Küchenfertig verkauft, da haben die Leute schon heftig geschluckt, als ich die anbrachte.
Und das sind nur die Selbstkosten gewesen, Gewinn habe ich dabei nicht gemacht...
Also laß ich es bleiben und esse meine Hühner selber oder geb mal eins an die Verwandschaft.
Es ist halt, was den Mitteleinsatz angeht, echter Luxus und noch geht es uns gut genug.
Ja, eben. Früher war ein Huhn ein Sonntagsbraten und keine Massenware, was man sich mal Mittags an der Imbisbude zwischen die Kiemen schiebt!
Lassen sie mich durch, mein Bruder ist Arzt!

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Re: Rassehühner vom Laster?

#15

Beitrag von hobbygaertnerin » Fr 20. Mär 2015, 18:00

Diese Woche habe ich die im Herbst geschlüpften männlichen Bresse geschlachtet- zwischen 3, 4 und 3,5 kg brachten sie küchenfertig auf die Waage.
Wenn ich die Arbeitszeit rechnen würde, kämen sie auf einen stolzen Preis- Futter noch gar nicht gerechnet.
Aber das gilt doch bei vielen anderen SV-Maßnahmen ebenso, grosse Ersparnis oder Verdienst kann man eher knicken- es macht Freude und was in den Topf kommt, ist zwar mühsam erarbeitet, aber sehr geschmackvoll.
Brustansatz kommen sie nicht an die Masthybriden ran, aber ihr Beinwerk kann sich sehen lassen, ausserdem sind sie einfach zu halten und zu füttern.
Den wirklichen Vorteil sehe ich in der Doppelnutzung- weibliche Tiere legen gut Eier und als Suppe sind nicht zu verachten und die Brüder müssen nicht durch den Shredder.
Und ein grosses Plus haben sie noch im Vergleich zu anderen Rassen, sie sind beim Rupfen sehr pflegeleicht, keine dunklen Stiftel und keine Haare oder Flaum.
Von allen Rassen, die ich bisher kenne- haben die Bresse das Rennen gemacht.

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Re: Rassehühner vom Laster?

#16

Beitrag von Minze » Fr 20. Mär 2015, 19:25

@Hobbygärtnerin :daumen:

Ich bin auch der Meinung in der Hobbyhaltung geht es nicht um Wirtschaftlichkeit, sondern darum, den Tieren ein gutes Leben zu bieten und daraus auch für sich selbst Nutzen zu ziehen.

Meine Hühner haben ein gutes Leben, bekommen leckeres gutes (Bio)Futter und dafür bekomme ich Eier und den einen oder anderen Sonntagsbraten. Eine Kosten- Nutzenrechnung habe ich noch nie aufgestellt und werde das auch nicht tun. Und ich bin auch der Meinung, daß ein über 6-8 Monate langsam gewachsener Rassehahn sehr viel besser schmeckt, als jede Masthybride.

Alleine die Innereien, Hälse und Füße ergeben eine hervorragende, wunderbare Suppe, aus den Lebern werden Lebernockerl als Einlage hinzugefügt. Hier reichen die Innereien von 3 Hühnern für eine ergiebige Mahlzeit für 2-3 Personen.
Liebe Grüße
Minze

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Re: Rassehühner vom Laster?

#17

Beitrag von hobbygaertnerin » Sa 21. Mär 2015, 08:25

Hallo Minze,
Kosten-und Nutzenrechnung habe ich mir für mein Hobby SV verboten. Vor einer Woche sah ich in dem Geschäft, die damit werben, dass sie Lebensmittel lieben- Eier aus deutscher Bodenhaltung 10 Stück für 98 Cent. Wie das für den Eierproduzenten aussieht- möchte ich lieber gar nicht wissen.
Im Radio war neulich ein Beitrag über Orangen - der Bauer bekommt 7 Cent für das Kilo gepflückter Orangen- auch hier sehr gut vorstellbar, was da geschieht und wie das läuft.
Wenn ich Hybridhähnchen haben möchte , dann hole ich sie mir lebend von einer befreundeten Familie, die sind um die 40 Tage alt und werden bei mir noch 10 - 14 Tage gefüttert-
im Geschäft gekauft, kämen sie mich billiger.
Marans, Grünleger könnte ich mir auch vom Hühnermarkt holen, eine legereife Junghenne kostet unter 10 Euro, aber ich habe mich bewusst für eine 2 Nutzungsrasse entschieden, weil ich eben nicht möchte, dass die kleinen männlichen Küken ...................
aber auch hier- ein Hahn, der um ein halbes Jahr alt ist, ist vom Geschmack her anders, aber er muss auch anders in der Küche bzw. auch schon nach dem Schlachten behandelt werden.
Toll finde ich mich nie, wenn ich die Hähne oder Hühner schlachte, es braucht eine lange Überwindung, aber wenn sie dann gerupft und ausgenommen solche wunderschönen Schlachtkörper ergeben, dann nehme ich es dankbar als gutes Fleisch an.
Ich möchte bewusst keine Kosten-Nutzungrechnung bei der SV aufstellen, denn niemand stellt so was beim Skifahren, bei anderen Hobbies auf.
Weil hier die Diskussion um Haltung und Fütterung angesprochen wurde- an einen Aurakanerhahn kannst du ewig hinfüttern, der wird bei mir nie ein Hahn mit einem Bresse- Schlachtkörper.
Warum ich mir die Arbeit antue- weil ich die Hühner gerne mag und weil ich wissen wollte, wie sich die Fütterung auf die Fleischqualität und auf den Geschmack auswirkt.
Bin nicht der Fan von guter alter Zeit, aber auch früher wurden Hühner und Hähnchen gehalten und gefüttert, das war in der Regel die Aufgabe der Frauen und auch ihr Zubrot- und mit der früheren Fütterung kommen keine unterentwickelten oder mageren Gestalten raus- wenn sie eine gute Mastgenetik im Gepäck haben.
Heute ist Geflügel ein sehr billiges Fleisch geworden, in diesem Geschäft wird knallhart kalkuliert, aber es bleiben immer noch Tiere, die wir essen.
Man kann heute auch vegane Hähnchenformteile und alles mögliche als Eiersatz zum Essen kaufen, das muss jeder für sich selbst entscheiden.
Ein langsam gewachsenes Hähnchen im Slow Cooker zubereitet- da fällt mir immer ein Spruch einer Firma dazu ein:
Es gibt sie noch die guten Dinge. Aber man darf nicht vergessen, alles hat seinen Preis.

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Re: Rassehühner vom Laster?

#18

Beitrag von sybille » Sa 21. Mär 2015, 18:54

hobbygaertnerin :daumen:
Hühner sind Menschen wie Du und ich, nur das sie zur Hausordnung Hackordnung sagen.

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