Waldstilllegung führt zu Artenverlust

Manfred

Re: Waldstilllegung führt zu Artenverlust

#81

Beitrag von Manfred » Di 3. Mär 2015, 15:45

emil17 hat geschrieben: Ganze 3.6% der Fläche der BRD sind als Naturschutzgebiete ausgewiesen (Wiki).
Auf mehr als 96% der Landesfläche darf man also wirtschaften, ohne dass dem Naturschutz irgend eine Priorität zukäme. Reicht das nicht?
Das zeigt einmal mehr, dass du keine Ahnung hast, wovon du redest.
Auf dieser Karte kannst du die wichtigsten Schutzgebietstypen in Deutschland ansehen, und den ungefähren Flächenanteil schätzen:
http://www.geodienste.bfn.de/schutzgebi ... layers=639

Es fehlen auf der Karte aber noch erhebliche Flächenanteile.
z.B:
-die gesamte Biotopkartierung und die geschützten Landschaftselemente (jeder Heckenstreifen, jeder Einzelbaum und jeder Tümpel sind in D kartiert und stehen unter Schutz).
-Die Vertragsnaturschutzflächen
-Die Flächen mit Agrarumweltmaßnahmen
-Die Greening-Flächen
-Die Wasserschutzgebiete mit Bewirtschaftungsauflagen

Ich schätze, dass insgesamt mind. 50% der Landesfläche irgendwelchen Naturschutzauflagen unterliegt.
Und für den Rest der land- und forstwirtschaftlichen Nutzfläche gelten immer noch die Auflagen der guten fachlichen Praxis, nach den Cross Compliance Richtlinien, sowie die forstlichen Zertifizierungsprogramme (mit Bewirtschaftungsauflagen bezüglich des Holzeinschlags, der Rückewege, Befahrungsverbot im Bestand, Totholzanteil etc.). Holz ohne Zertifizierung kauft heute keine Großsäge mehr. Das kannst du höchstens noch über eine örtliche Kleinsäge absetzen.
Mehr als 1/3 des nutzbaren Zuwachses von 80 Mio. m3 im deutschen Wald, nämlich 32 Mio. m3 pro Jahr, wird derzeit gar nicht geerntet.
Dann frag dich doch erst mal, wie diese Zahl zustande kommt.
Die letzten Jahrzehnte sind große Flächen in D aufgeforstet worden. Die liefern Zuwachs, aber noch keine Wertholzernte.
Theoretisch Nutzbar ist alles an Holz, z.B. in Form von Hackschnitzeln. Aber sowohl der Staatswald als auch die allermeisten Privaten Waldbesitzer lassen den größten Teil dieses "Abfallholzes" im Wald, für den Humusaufbau und für all die Arten, die davon leben.
Dazu kommt die forstlichen Zertifizierungsprogramme (Totholzanteil), geschützte Spechtbäume etc.
So bleibt natürlich eine Menge Holz ungenutzt im Wald, im Sinne des Naturschutzes und im Sinne der forstlichen Nachhaltigkeit.
Dazu kommt das Euro-Problem, dass ja auch auf den Boden- und Immobilienmarkt massiven Einfluss hat. Die meisten Waldbesitzer schlagen trotz der zur Zeit im langjähren Vergleich recht guten Holzpreise nur das ein, was sie für Investitionen oder laufende Kosten benötigen. Ein Wald kann zwar durch Sturm, Feuer etc. auch über den Jordan gehen, das Risiko wird aber als deutlich geringer eingeschätzt als das Geld in bar auf dem Konto liegen zu haben.
Diese "Sparkassen-Funktion" hatte der Wald für die Bauern schon immer. Man lässt das Kapital wachsen, bis man es braucht. Das mag nach finanzbuchhalterischer Rechnung nicht immer die wirtschaftlichste Lösung sein, es hat sich aber bewährt und wird deshalb beibehalten. Das entscheidende ist, dass der Zugriff auf das Sparvermögen erhalten bleibt. Leider sind "Naturschützer" da nicht besser als Politiker. Wenn man irgendwo etwas "Bares" entdeckt, wird sofort überlegt, wie man es sich unter den Nagel reißen kann. Siehe die wertvollen Buchenbestände im Steigerwald.

Manfred

Re: Waldstilllegung führt zu Artenverlust

#82

Beitrag von Manfred » Di 3. Mär 2015, 16:04

Die Flächen der ganzen Umweltstiftungen und natürlich die privaten Naturschutzflächen (davon gibt es ja nicht wenige) habe ich auch noch vergessen...
Gerade die Stiftungen kaufen außerhalb des Blicks der Öffentlichkeit sehr viel Fläche zusammen. Einen wirklichen Überblick hat da niemand mehr.

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Re: Waldstilllegung führt zu Artenverlust

#83

Beitrag von emil17 » Di 3. Mär 2015, 16:36

Oh pardon. Würdest du das bitte dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft und dort dem Referat 535 mitteilen, dass sie ihre amtlichen Forststatistiken solange korrigieren wollen, bis der Manfred sie glaubt. :dreh:

Warum die Leute nicht mehr Holz nutzen, habe ich nirgendwo behauptet. Tatsache ist, dass nicht alles Holz im Wald geschlagen wird und es deshalb offenbar nicht an nutzbarer Ertragsfläche fehlen kann.

NSGs sind nicht Landschaftsparks. Wo sind auf der verlinkten Karte die grünen Flächen?

Eine Biotopkartierung ist eine schlichte Zustandsfeststellung. (Ach nee, ich habe ja keine Ahnung, bitte schon wieder um Entschuldigung ... )
Des weiteren kann jeder Landeigentümer nach Belieben mit Dritten Verträge über eine Nutzung seines Grundes abschliessen, wenn er will und wenn dies nicht gegen geltendes Gesetz verstösst. Das darf er nicht nur mit einem Bauern, das darf er auch mit dem Karnickelzuchtverein und sogar auch mit Naturschutzverbänden. Das Motiv geht Dritte - und du bist Dritter, solange es nicht Deine Flächen sind - nichts an. Das Ganze nennt sich Vertragsfreiheit.
Selbstverständlich gelten für alle irgendwie genutzen Flächen bestimmte Verbote und Nutzungseinschränkungen. Wenn du das Verbot des Herumsauens mit Dünger und Herbiziden, nämlich die mit den Bauernverbänden ausgehandelten Cross Compliances, sowie Selbstverständlichkeiten wie Kahlschlagsverbote, Grundwasserschutzflächen oder dergleichen schon als Einschränkung deiner Eigentumsfreiheit als Land- oder Forstwirt empfindest, dann solltest du vielleicht den Beruf wechseln.

Könnte es sein, dass du dir deine roten Tücher selber bastelst?
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Waldstilllegung führt zu Artenverlust

#84

Beitrag von Andreas75 » Di 3. Mär 2015, 17:10

Manfred: An Megaherbivoren wurden nur der Ur und der Tarpan ausgerottet, alle anderen leben noch, sind nur verdrängt.
Für den Ur gibt es das Projekt TaurOs-/ Taurusrind, für den Tarpan kann man Koniks nehmen, die gar nicht mal Mausfalben sein müssen- der Vegetation ist es egal, von welchem Tier sie verbissen und verdrängt wird.

Das Problem ist der Platz und das in Deutschland unmögliche Zustandekommen alter Ökosysteme mit den dazugehörigen Mega- Karnivoren... Schon bei den Wölfen macht sich doch aktuell ein Viertel der Republik in den Frack, was soll dann erst werden, wenn Bären sich eine großflächige Rückeinwanderung gestatten würden...
Die Lebensräume ließen sich ohne weiteres wieder herstellen, allein zulassen auf Flächen, ab denen es wirklich Sinn macht und Zukunft hat, will keiner. Schon das vergleichsweise winzige Rotwild wird doch ganz schwer gemanagt.
Wird als einstiges Savannentier im Wald gehalten und dort auf Inselchen beschränkt, seine saisonalen Wanderungen sind schon seit Jahrhunderten nicht mehr möglich, und wehe, es wagt sich doch mal ein Stück raus... Das ist schneller abgeknallt, als es dreimal Mississippi buchstabieren kann... Somit ist die Diskussion um Megaherbivoren und deren Rolle an der potentiellen natürlichen Vegetation auch schon müßig.
Ebenso wenig, wie es die Viehzüchter in Wyoming nämlich gestatten, dass aus dem Yellowstone abwandernde Bisons sich auf ihren Weiden rumtreiben, werden das hier Landwirte auf ihrem Grünland oder ihren Feldern dulden- wenn da Wildrinder und Herden von Gäulen drauf rumrennen. Jeder Quadratmeter in Deutschland ist in Nutzung oder wenigstens Besitz, und jeder mit einem wirtschaftlichen Interesse wird das niemals dulden- siehe Wisente im Rothaargebirge... Und nun haben sie die überraschende Feststellung gemacht, dass Wisente auch Steppentiere wären... Überraschend in Anführungszeichen, denn es ist klar, dass das keine reinen bzw. primären Waldtiere sind, schon der Körperbau etc. zeigen das.

Und eine Waldstilllegung führt im Falle von Fichten-, Kiefern-, und Lärchenmonokulturen ganz sicher nicht zum Artenverlust, ganz im Gegenteil.
Es ist aber andererseits nun mal so, dass in Klimaxwaldgesellschaften nur weniges dominiert, und reine Buchenwälder fast ebenso tot sind wie reine Fichtenplantagen. Das liegt aber nicht an den Buchen, sondern wiederum an uns.
Buchenwälder haben je nach Standort/ Boden eine ganz erheblich artenreiche Flora am Boden aufzuweisen, seien das Buschwindröschen, Bärlauch, Farne, Leberblümchen, diverse Orchideen, Eiben, Stechpalmen oder sonstewas... Wenn die aber durch die intesive Forstkultur nicht mehr gedeihen bzw ausgerottet sind, nun ja, da kann dann der Wald nichts dafür...

Einziger Ausweg aus dem Dilemma wäre, die Flächen nicht nur simpel aus der Nutzung zu nehmen, sondern zu zwei Dritteln zu räumen und bodenständige Flora neu drauf anzusiedeln. Und prompt hat sich das mit der Artenarmut erledigt.
Wald nur still legen ist natürlich am simpelsten, nur aus der Nutzung nehmen, fertig... Wenn aber die ursprünglich standorttypische Flora nicht mehr existiert- nun ja, von nix kommt nix... Oder wenn die Böden so überdüngt sind, dass außer Brennnesseln und Brombeeren nichts eine Chance hat... Das sich in 100 Jahren in einem still gelegten Wald nicht viel tut, sollte einleuchten- erstmal müssen die vorhandenen Defizite im Boden, etwa durch angesprochendes "Unkraut" ausgeglichen werden, und erst wenn das wieder auf der Reihe ist, und noch Reliktpopulationen der bodenständigen Flora vorhanden sind, DANN erst kann das wieder was werden mit dem Artenreichtum.
Und das viele Böden von selbst 120jährigen Fichtenwäldern überdüngt sind, zeigte Kyrill ganz anschaulich. Hier in unserem Eck kann man vor Brombeeren teils kaum mehr gehen, ist die Anpflanzung neuen Waldes dadurch nahezu sinnlos, weil keiner die jungen Bäume freihalten kann bei den Flächen, bis sie über die Brombeeren weg sind. Mitten in der Pampa gedeiht fernab jeden Hauses der Kulturfolger und Stickstoffzeiger Schwarzer Holunder hervorragendst...
Das alles zeigt: Das Thema ist vielschichtig, und einfach nur nicht mehr bewirtschaften ist zwar ein löblicher Ansatz, aber viel zu kurz gedacht!

Gruß,
Andreas

Manfred

Re: Waldstilllegung führt zu Artenverlust

#85

Beitrag von Manfred » Di 3. Mär 2015, 17:22

@Emil:
Eine blose Zustandserfassung? Die halt dazu führt, dass die erfasste Fläche ab sofort unter das Bundesnaturschutzgesetz fällt, mit allen Bewirtschaftungsauflagen und einer entsprechenden Herabsetzung des Verkaufswertes der Fläche. Faktisch ist das eine Teilenteignung. In der Regel in der Höhe von 50 bis 90% des ehemaligen Grundstückswertes.

Und die Einschränkung von Grundrechten (hier dem Grundrecht auf Eigentum) ist eine Selbstverständlichkeit?
Das Grundgesetz sieht das zum Glück anders und stellt für jede Einschränkung von Grundrechten hohe Anforderungen.
In der Schweiz scheinst du deine Grundrechte ja noch in erheblichem Umfang genießen zu können. In Deutschland wäre deine Rodungsaktion mindestens rechtlich problematisch gewesen. Ohne vorherige Genehmigung durch die untere Naturschutzbehörde hättest du dir vermutlich eine saftige Strafe eingefangen.

Manfred

Re: Waldstilllegung führt zu Artenverlust

#86

Beitrag von Manfred » Di 3. Mär 2015, 17:49

@Andreas: Als Megaherbivoren bezeichnet man idR Tiere mit mehr als 1000 kg Lebendgewicht. Rinderartige sind ein Grenzfall. Es sind aber eher Rüsseltiere, große Huftiere, Riesenfaultiere etc. gemeint Alles Arten, die auf allen Kontinenten (außer den Elefanten und Nashörnern in Afrika und Asien) sehr schnell nach der menschlichen Besiedelung verschwunden sind.

Das die Nadelwald-Monokulturen in der Form von Altersklassenwäldern vergleichsweise wenig ökologischen Wert haben, bestreitet doch niemand. Dieses Konzept ist aber in der Forstwirtschaft weitgehend überholt. Es dauert halt mehrere Generationen, diese Wälder wieder umzubauen. Und dieser Umbau ist überall im Gang.
Was du vorschlägst, sind aber auch menschliche Eingriffe, die immer wieder wiederholt werden müssten.
Wieso sollte man diese künstlich einführen, wo sie doch im Rahmen der Bewirtschaftung sowieso ständig durchgeführt werden.

Die von dir beschriebene flächige Bodenvegetation mit früh austreibenden Ziebelgewächsen, Windröschen etc. scheint mir sehr standortabhängig. Die kenne ich am ehesten aus dem Auwaldbereich, wo die Buchen aber nach meiner Beobachtung nicht natürlich dominieren, sondern großteils gepflanzt sind.
Oder halt anderes Grün in bewirtschafteten Wäldern, mit relativ viel Licht am Boden.

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Re: Waldstilllegung führt zu Artenverlust

#87

Beitrag von emil17 » Di 3. Mär 2015, 19:08

Manfred hat geschrieben:@Emil:
Eine blose Zustandserfassung? Die halt dazu führt, dass die erfasste Fläche ab sofort unter das Bundesnaturschutzgesetz fällt, mit allen Bewirtschaftungsauflagen und einer entsprechenden Herabsetzung des Verkaufswertes der Fläche. Faktisch ist das eine Teilenteignung.
Eine Biotopkartierung wird z.B. für Wälder flächendeckend gemacht. Wichtigster Informatonsgewinn ist, welche Baumarten standortsgerecht wären. Ein Revierförster sieht das von Auge, im Zeitalter von GIS macht man das eben so. Im Offenland kartiert man aus Kostengründen entweder nur Flächen, die von Interesse sind (um Arten in ihrer Bestandesgrösse folgen zu können, die Infos fliessen in die Gefährdungslisten ein) oder um überhaupt einmal Planungsunterlagen für die Regionalbehörden zu haben.
Was den Schutz von Kleingehölzen angeht, ist es leider so, dass die reichen Bauern das Zeug, was nur die maschinelle Bewirtschaftung stört, auf 90% der Flächen plattgemacht haben und was noch da ist, sind kümmerliche Reste dessen, was einst war. Das trifft dann vor allem die Kleinbauern.
Manfred hat geschrieben:Und die Einschränkung von Grundrechten (hier dem Grundrecht auf Eigentum) ist eine Selbstverständlichkeit?
Dazu heisst es im ZGB lakonisch: "Wer Eigentümer einer Sache ist, kann in den Schranken der Rechtsordnung über sie nach seinem Belieben verfügen"
Das ist, deshalb meine Unterstreichung, bei einem Stück Land eben etwas anders als wenn du ein Fahrrad oder einen Kaugummi besitzest. Da gibts Dienstbarkeiten, Nachbarrecht - und eben auch Nutzungspläne. Wenn du Bauland hast und das ist in der Zone W2, darfst du eben nur zweistöckige Wohnhäuser bauen. Wenn du Landwirtschaftsland im Quellgebiet hast, darfst du dort gewisse Dinge nicht tun. Wenn du eine Weide im Skigebiet hast, musst du dort im Winter die Schipiste dulden. So ist das nun halt mal. Das sollte man nicht als eine Beschneidung der Grundrechte auffassen, sondern als eine Eigenschaft des Landes. Nutzungspläne sind nicht willkürlich.
Wenn du einen mit der gängigen Rechtsauffassung nicht kompatiblen Eigentumsbegriff von Landwirtschaftsboden hast, kann ich nix dafür.
Hier wurden in den letzten Jahren beispielsweise Naturgefahrenkarten erstellt. Nun tun manche Eigentümer so, als seine die Behörden an der Lawinengefährdung ihres Grundstückes schuld.
Manfred hat geschrieben:In Deutschland wäre deine Rodungsaktion mindestens rechtlich problematisch gewesen. Ohne vorherige Genehmigung durch die untere Naturschutzbehörde hättest du dir vermutlich eine saftige Strafe eingefangen.
Wäre es hier auch geweseh, wenn ... es sich um Wald gehandelt hätte. Es war aber ein verbuschter Acker. Bis in die 1960er Jahre wurde dort noch Roggen angebaut. Ein Waldfeststellungsverfahren wird, wenn nicht der Besitzer das wünscht, erst dann eingeleitet, wenn die Bäume eine Mindestdichte und Grösse haben. Bei Kronenschluss, Bestandeshöhe > 10m und vielen Bäumen mit BHD > 10 cm bist du so langsam dabei. Das war dort nicht der Fall. Flächen, die den Waldanforderungen genügen, hätte ich auch nicht von Hand roden können.
Die Situation ist hier auch mit der Deinigen schwer vergleichbar, weil in den Alpen grosse Flächen brach fallen und verwalden, da eine maschinelle Nutzung nicht rentabel ist, mangels Zugang oder weil zu steil oder weil zu zerstückelt. Da bist du, wenn du rodest, um vielleicht mal ein paar Schafe halten zu können, bei den Behörden eher willkommen.
Ja, man kann reden mit denen, wenn man es vorher tut und die nicht als Bürokraten mit Schikane als Daseinszweck behandelt. Problematisch sind - ich sags ungern, weil das Wasser auf Deine Mühle ist - Frischlinge von der Uni im Naturschutz. Die müssten meiner Meinung nach alle ein Landwirtschaftsjahr bei einem Bergbauern gemacht haben, bevor man sie aufs Volk los lässt. Manche tun das freiwillig, mit denen hat auch kaum einer Probleme. Dann gibts auch noch die knorrigen Bauern, die sich prinzipiell nix sagen lassen, und die man am ehesten dazu bringt, etwas zu machen, indem man es ihnen verbietet.
Noch etwas will ich klarstellen: Naturschutz in Form traditionell bewirtschafteter Kulturlandschaft ist etwas ganz anderes als Naturreservate, die unberührt bleiben sollen. Im ersten Fall kann man gegen den Besitzer nichts machen, auch wenn das Gesetz auf Seiten der Behörden wäre - das funktioniert einfach nicht. Absolute Schutzflächen haben mit Land- und Forstwirtschaft nichts zu tun, auf solchen Flächen gibt es Gründe für die Widmung und diese aus wirtschaftlichen Gründen einer Nutzung zuzuführen wäre fast immer unsinnig.
Ich vermute, auch in Deutschland gibt es viel mehr nicht standortsgebundene Golfplätze und Industrieanlagen auf bestem Kulturland, als Urwaldflächen. Kämpf doch gegen diese, wenn du gegen Kulturlandverlust wegen "sinnloser" Nutzungen bist.

Ich frage noch einmal: Wenn man den Naturschutz und alle Bewirtschaftungsauflagen der Landwirte ersatzlos streicht und der Landwirtschaft konsequenterweise aber auch keine direkten und indirekten Förderungen mehr zukommen lässt, wäre die Situation der Bauern dann besser?
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Waldstilllegung führt zu Artenverlust

#88

Beitrag von emil17 » Di 3. Mär 2015, 19:27

Manfred hat geschrieben: Die von dir beschriebene flächige Bodenvegetation mit früh austreibenden Ziebelgewächsen, Windröschen etc. scheint mir sehr standortabhängig. Die kenne ich am ehesten aus dem Auwaldbereich, wo die Buchen aber nach meiner Beobachtung nicht natürlich dominieren, sondern großteils gepflanzt sind.
- guckst du in der Waldstandortskartierung (eine Biotopkartierung :) ), wo die sind und was dort zu erwarten ist
- Buchen pflanzt keiner, diese Baumart ist zu häufig, leistet zu wenig (in Geld pro Fläche und Zeit) und das Holz ist zu wenig vielseitig nutzbar. Das, obwohl Hallenbuchenwälder, von denen ich die schönsten im Odenwald gesehen habe, zu den eindrücklichsten Vegetationsformen Europas gehören. Deshalb wurden ja früher auch Fichten gepflanzt, wo immer es ging. Heute wärst du ein gemachter Mann, wenn dein Uropa hochwertiges Laubholz (Esche, Ahorn, Ulme, Kirsche, Eiche usw.) verjüngt hätte.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Manfred

Re: Waldstilllegung führt zu Artenverlust

#89

Beitrag von Manfred » Di 3. Mär 2015, 19:29

emil17 hat geschrieben: Ich frage noch einmal: Wenn man den Naturschutz und alle Bewirtschaftungsauflagen der Landwirte ersatzlos streicht und der Landwirtschaft konsequenterweise aber auch keine direkten und indirekten Förderungen mehr zukommen lässt, wäre die Situation der Bauern dann besser?
Ja.
Schon kleine Schritte dahin wären sinnvoll, z.B. auf das neu eingeführte Greening zu verzichten und die Mittel dafür komplett in die freiwillige Säule (Agrarumweltmaßnahmen, Vertragsnaturschutz) umzuschichten.

Manfred

Re: Waldstilllegung führt zu Artenverlust

#90

Beitrag von Manfred » Di 3. Mär 2015, 19:34

emil17 hat geschrieben: - Buchen pflanzt keiner,
Von Forstwirtschaft hast du also auch keine Ahnung...
Buchen werden in D jährlich viele Millionen gepflanzt.
Das ist leider das Problem mit vielen "Naturschützern". Der völlig fehlende Praxisbezug.

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