Merinofleischschaf vs. Walliser Schwarznasenschaf

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Rhodeländer-Zucht
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Merinofleischschaf vs. Walliser Schwarznasenschaf

#1

Beitrag von Rhodeländer-Zucht » Di 3. Feb 2015, 12:51

Hallo an alle Schafhalter!
Wir überlegen, uns 2-3 Schafe anzuschaffen. Nutzen wollen wir Fleisch und Wolle und schön aussehen sollen sie nebenbei auch.

Wolle ist eigentlich nur für die eigene Nutzung gedacht, wirtschaftlich ist das ja schon lange nicht mehr. Wegen der Wollqualität hatte ich das inzwischen hier selten gewordene Merinofleischschaf angedacht. Gebraucht wird die Wolle zum Spinnen, tlw. zum Filzen und eingeschränkt zum Dämmen. Vielleicht lässt sich weiterverarbeitete Wolle auch verkaufen.

Als klassisches Zweinutzungsschaf sollte auch die Fleischqualität gut sein. Fleisch zu verkaufen lohnt sich aber wahrscheinlich auch nicht wirklich, oder? Ausgenommen vielleicht Lammfleisch mit ca. 4-5 € / Kg Schlachtgewicht. Aber das finden die Kinder wahrscheinlich nicht so nett... :hmm:

Schön finde ich allerdings auch die Walliser Schwarznasenschafe (klassische Form), nur ist da die Feinheit der Wolle sicher nicht vergleichbar gut?
Was sind Eure Erfahrungen mit Fleisch, Wolle und Preisen und Kosten? Habt Ihr Erfahrungen mit ganzjähriger Freilandhaltung (mit Schutzhütte), ist der Winterstall zwingend oder nur zum Ablammen? Ist eine Weidekoppel mit Elektronetzen bei den Rassen sicher genug? Welche Zaunhöhen empfehlt Ihr? Wir wohnen übrigens im Wolfserwartungsgebiet. ;) Hier sind hohe E-Netze mit 5 Joul und Flatterbändern sicher angesagt. Was habt Ihr für Erfahrungen mit Schafbeweidung auch auf kleinen Flächen (einfachste Abzäunung)? Wie haltet Ihr Zuchtböcke, getrennt (Einzelhaft) oder zusammen? Die Schafhaltung sollte, wenn schon nicht rentabel, wenigstens kostendeckend funktionieren.

Ich bin auf Eure Erfahrungen gespannt!
LG, Rhodeländer-Züchter

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Thomas/V.
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Re: Merinofleischschaf vs. Walliser Schwarznasenschaf

#2

Beitrag von Thomas/V. » Di 3. Feb 2015, 14:29

Hallo aus der anderen Ecke von Sachsen!
Als klassisches Zweinutzungsschaf sollte auch die Fleischqualität gut sein. Fleisch zu verkaufen lohnt sich aber wahrscheinlich auch nicht wirklich, oder? Ausgenommen vielleicht Lammfleisch mit ca. 4-5 € / Kg Schlachtgewicht. Aber das finden die Kinder wahrscheinlich nicht so nett..
Lamm wird bis zum Ende das ersten Lebensjahres Lamm genannt ;) . Also kannst Du ein Lamm vom Frühjahr im Spätherbst, wenn kein Futter mehr auf der Wiese steht, schlachten und das Fleisch als Lammfleisch essen/verkaufen. In dem Alter sehen sie nicht mehr wie niedliche Osterlämmer aus :mrgreen:
Allerdings darfst Du als Privatmensch natürlich offiziell überhaupt kein Fleisch verkaufen oder anderweitig "in Verkehr bringen" :pfeif:
Mit ein paar Familienmitgliedern ist es aber sowieso kein Problem, das Lamm selber aufzuessen. Wenn man Tiefkühlmöglichkeiten hat, dann können es auch 2 oder 3 sein. Aber es gibt sicherlich auch Bekannte oder Kollegen, die sich über ein Stück Lammfleisch freuen, und mehr als 4-5 € dafür bezahlen...
Für ne Keule oder Kottlets, aber auch Filet und Gulasch würde ich 10€ nehmen, wenn ich welches zu verkaufen hätte. So lange Du nur eigenes Futter fütterst und nix zukaufen mußt, bleibt auch ein bissl was übrig. Vorrausgesetzt, Du mußt keine Unsummen investieren.
Lassen sie mich durch, mein Bruder ist Arzt!

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Zacharias
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Re: Merinofleischschaf vs. Walliser Schwarznasenschaf

#3

Beitrag von Zacharias » Di 3. Feb 2015, 14:45

Zum Thema Kinder: Meine Tochter (damals 13) hat bei unseren ersten Lämmern gesagt: Da esse ich nicht mit. Akzeptiere ich auch. Als der Braten auf
dem Tisch stand, hat sie sich schweigend davon genommen. Und als ich beläufig fragte, ob es schmeckt, war die Antwort: Ich weiß ja, dass es die Lämmer sind, aber es schmeckt extrem lecker!
Bei kleineren Kindern ist es eher einfacher, die wachsen damit auf.

Zu den anderen Fragen: Unterstand ist Pflicht nach Tierschutzgesetz. 2qm pro ungehörntes Tier, für gehörnte 2,5qm.
Fleischpreis ist wo ich so hinhöre 8-10€/kg, ich verkaufe wesentlich teurer, weil ich mit ca. 4 Monaten schlachte und die Lämmer bis dahin Milch gesoffen haben (hält das Fleisch sehr zart). Wenn die Abnehmer erst mal wissen, wie die Qualität ist, sind sie auch bereit einen höheren Preis zu zahlen.
Fleisch "in Verkehr" bringen darst du schon, aber nur über den Schlachter.
Bock ist eine Rassesache, meine Böcke laufen mit, sind aber auch lieb und wer das nicht ist, landet im Topf. Es gibt aber durchaus Schafrassen wo das nicht möglich ist. Allerdings lohnt die Anschaffung eines Bocks nicht, wenn du nur 2-3 Tiere hältst. Da ist es besser einen zu leihen oder einen Lammbock zu kaufen und den nach vollbrachter Tat aufzuessen.
Wie viel Fläche hast du? Wenn das nur ein Teilbereich der 5000qm ist, von denen du an anderer Stelle geschrieben hast, ist das zu wenig.
Grüße,
Birgit

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Re: Merinofleischschaf vs. Walliser Schwarznasenschaf

#4

Beitrag von unkrautaufesserin » Di 3. Feb 2015, 14:58

Ich liebäugele mit diesen hier: http://hof-kornrade.de/wensleydale/

Sie sind etwas größer, was mehr Fleisch bedeutet, und die Wolle soll schön zu spinnen sein - hab ich noch keine Erfahrung, muß ich erst noch lernen :rot:
Und außerdem finde ich sie hübsch... :rot:

Zacharias, was meinst Du denn, wie viele Schafe man auf 4000 Quadrat halten könnte? Mit Winterfutter und so?

Liebe Grüße, M

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Thomas/V.
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Re: Merinofleischschaf vs. Walliser Schwarznasenschaf

#5

Beitrag von Thomas/V. » Di 3. Feb 2015, 15:06

wie viele Schafe man auf 4000 Quadrat halten könnte? Mit Winterfutter und so?
Grobe Richtschnur: 1 Schaf auf 1000 m2. Winterfutter wie Rüben, Kartoffeln ect. extra Fläche. Ob das Heu, das auf den 1000m2 anfällt (nur der erste Schnitt) für eine Überwinterung reicht, bin ich mir nicht sicher, glaube es eher nicht. Kommt aber sicher auch auf die Gegend, Boden usw. an...
Lassen sie mich durch, mein Bruder ist Arzt!

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Re: Merinofleischschaf vs. Walliser Schwarznasenschaf

#6

Beitrag von Rhodeländer-Zucht » Di 3. Feb 2015, 19:43

Erst mal danke für die schnellen Antworten.

Das mit den Kindern (und meiner Frau) sehe ich auch nicht wirklich kritisch. Bei uns wird keiner zu etwas gezwungen und für mich ist es ja gerade mit den Kindern zusammen ein wenig pädagogisches Konzept à la "wo das Essen her kommt".

Mit dem Fleisch in Verkehr bringen: am liebsten wäre mir es, wir können es im Schlachthof der Agrargenossenschaft im Nachbardorf schlachten lassen und bekommen das was wir und Großfamilie verbrauchen und den Rest kaufen die uns ab. Muss ich abklären. Ich hab als Kind zwar auch schon beim Hausschlachten geholfen, aber alles muss ich nun auch nicht machen... Oder schlachtet Ihr alle selber?

Unterstand ist klar. Ich wollte (ggf. auch mobile) Schutzhütten aus Schwartenbrettern bauen. Denkt Ihr das das reicht? Wir haben auch noch einen ehemaligen Schweinestall, der wäre zum Ablammen perfekt, und ggf. auch für die Überwinterung von zwei Schafen ok. Schöner fände ich aber die Freilandhaltung.

2-3 Tiere waren für mich die Mindestanzahl für Herdentiere, unter dem finde ich geht es nicht, mehr wäre natürlich schön. Meine Gartenfläche reicht dafür nicht aus, zumal wir einen Teil immer als blühende Wildwiese zum Heumachen stehen lassen. Ich sehe aber Chancen hier in der Umgebung Land zu pachten bzw. Wiesen mit zu nutzen.

Wir haben bisher jedes Jahr Heu gemacht, mit Balkenmäher am Einachser und Handrechen. Bei 3 Schafen müsste ich aber sicher Heu zukaufen. Kostet bei mir im Rundballen 0,20€/kg. Wieviel Heu pro Schaf müsste man rechnen?
Rüben haben wir bisher auch angebaut, müssten wir steigern. Lagern können wir die gut in einem naturnahen Keller.

Was sagt Ihr zur Wollqualität? Ich habe mal gesucht Merinofleischschaf Wollfeinheit 22-26 µ und Walliser Schwarznasenschaf nur die Angabe "grobwollig" (wahrscheinlich >40 µ ??). Ob die Schwarznasenwolle zum Spinnen für Kleidung taugt?

Wir haben keine Eile und auch so genug zu tun - aber schön wäre es schon.
LG, Rhodeländer-Züchter

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Re: Merinofleischschaf vs. Walliser Schwarznasenschaf

#7

Beitrag von Rhodeländer-Zucht » Di 3. Feb 2015, 19:57

Zacharias hat geschrieben: Bock ist eine Rassesache, meine Böcke laufen mit, sind aber auch lieb und wer das nicht ist, landet im Topf. Es gibt aber durchaus Schafrassen wo das nicht möglich ist. Allerdings lohnt die Anschaffung eines Bocks nicht, wenn du nur 2-3 Tiere hältst. Da ist es besser einen zu leihen oder einen Lammbock zu kaufen und den nach vollbrachter Tat aufzuessen.
Birgit, wieviel Schafe hältst Du? Für was verwendest Du die Wolle Deiner ostfriesischen Milchschafe?
LG, Rhodeländer-Züchter

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Re: Merinofleischschaf vs. Walliser Schwarznasenschaf

#8

Beitrag von zaches » Di 3. Feb 2015, 22:05

Wegen der Wensleydale: Wolle ist den meisten zu kratzig, recht lang und die Biester so teuer wie fast 10 Tiere meiner Rasse....

Bzgl der Walliser Schwarznasen - da habe ich mal Wolle gekauft und fand sie sehr angenehme zum spinnen und auch zum Tragen - viel Erfahrung damit hat: http://nutztierarche-stocksee.blogspot.de/ oder http://www.schöne-schafe.de/

lg, zaches

PS: http://wollenaturfarben.blogspot.de/201 ... 7-mit.html
"Erdachtes mag zu denken geben, doch nur Erlebtes wird beleben." Paul von Heyse

www.hilshof.de

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Re: Merinofleischschaf vs. Walliser Schwarznasenschaf

#9

Beitrag von Sabi(e)ne » Di 3. Feb 2015, 22:42

@unkrautaufesserin: Wensleydale ist nur was für Spezialprojekte, wie alle Longwools.
Die machen tolle Möbelstoffe,wenn gewebt, aber ne Jacke daraus ist eine kalte schwere Rüstung, eben, weil es so lange und glatte Haare sind.
Warm ist etwas immer dann, wenn es Luft festhält.
Deshalb geht ein ganz feiner Spitzenschal aus Wensleydale zum Wärmen, aber keine kompakte Jacke.
Deshalb sag ich ja, das ist für Spezialisten. ;)

Aber es gibt Hoffnung: Henry aus dem IF und Schafforum hat BlueFacedLeicester nach Sachsen selbst importiert, und das ist ne supertolle Wolle.

Und gute Merinos haben auch tolle Wolle, die gut spinnbar ist, wenn denn nicht soviel winzige Samen drinstecken....
I love life. And it loves me right back.
And resistance is fertile. :-)

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Re: Merinofleischschaf vs. Walliser Schwarznasenschaf

#10

Beitrag von unkrautaufesserin » Mi 4. Feb 2015, 00:27

Zaches und Sabiene: danke für die Antworten. Da hab ich jetzt wieder was zum Überlegen...

Liebe Grüße, M.

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