Mit 25 hat sie geheiratet, mit eigenen Händen ein Häuschen gebaut, und wollte immer schon viele Kinder. Ihrem Mann hätten vermutlich 2-3 gereicht, aber der streikte erst ernsthaft, als es schon 7 waren.
Sie hatten ein langes Grundstück - 2000qm, und das war die Grundlage des Haushalts.
Das war der Job vom Papa nach der Schicht in der Glasfabrik - der Garten.
Kartoffeln in riesigen Mengen anbauen, als Grundlage.
Genauso wichtig: grüne Bohnen - da mußte dann Mutter im Keller den Waschkessel für's Einmachen anheizen, die hunderte von Gläsern spülen, und alles einkochen.
Der nächstwichtige Punkt war Kohlernte und Sauerkraut machen.
Dazu alles an Obst einkochen, was man kriegen konnte - hier in der Gegend waren ALLE Straßenbäume Obstbäume, deren Ertrag jährlich für wenig Geld versteigert wurde.
Dazu hielt man Kaninchen - das war ein Job für die Jungs, da genug Futter ranzuschleppen.
Hühner gab es erstaunlicherweise nicht, aber die Jungs gingen auch oft an die Weser zum Angeln.

Zweimal die Woche kam das Bäckerauto - damals gab es noch Brote mit 5 Pfund oder größer zu kaufen. Brötchen wären absoluter Luxus gewesen.
Milch gab es vom Bauern 500m weiter jeden abend frisch - Jungsjob.
Standard-Abendbrot waren Brote mit Margarine und Teewurst, soviel jeder essen konnte, und ab und zu eingelegte Gurken dazu.
Gekauft wurde jedes Vierteljahr ein großer Eimer Rübensirup und einer mit Erdbeermarmelade, weil für Erdbeeren kein Platz im Garten war.
Altersunterschied zwischen erstem und letztem Kind 17 Jahre - 5 Jungs, die letzten beiden waren dann Mädchen.
Eine Waschmaschine bekam die Mutter irgendwann in den 50er - nach zwei Jahren Ratenzahlungen im voraus.
Heutzutage würde man das vermutlich alles als sehr rustikal ansehen, aber man hat mir versichert, daß man niemals Hunger litt, und insgesamt eine wirklich gute Kindheit hatte.
Es ist im heutigen Sinn auch aus allen "was geworden" - und niemand hat ein Trauma, weil er kein eigenes Zimmer hatte...

Alle sind der Meinung, daß die heutigen Kinder echt arm dran sind, weil sie weder die Solidarität untereinander kennen, und auch nicht solche "Freilauf-Privilegien" mehr haben.
Bei denen galt übrigens auch "wenn die Laternen angehen, kommt ihr nach Hause".
