erzähl doch mal von früher...

Forenschänke und Smalltalk
Benutzeravatar
Little Joe
Beiträge: 5240
Registriert: Di 3. Aug 2010, 20:08
Familienstand: verpartnert
Wohnort: Eifel Klimazone 7a

Re: erzähl doch mal von früher...

#31

Beitrag von Little Joe » Do 18. Sep 2014, 13:13

spannendes Thema :daumen:

Musste direkt mal in den eigenen Erinnerungen kramen. Einen Fernseher gabs erst als ich im 3.oddr 4. Schuljahr war. Aber Freunde von meinen Eltern hatten einen, also sind wir öfter am Samstag dort hin mit Sack und Pack um gemeinsam eine Samstagabendsendung zu sehen. Für die Väter gabs jeweils 2 Flaschen Bier und für die Kinder Malzbier, was die Mütter getrunken haben weiss ich nicht mehr.
Ansonsten war ich oft bei meiner Oma, die einen großen Gemüsegarten hatte. Es gab keine Zentralheizung, kein Bad (Toilette auf dem Treppenabsatz) und der einzig richtig warme Raum im Winter war die Wohnküche. Im Küchenofen lagerte immer ein Zeigelstein, der dann in Handtücher gewickelt mit ins Bett genommen wurde. Es gab keinen Kühlschrank, vor dem Fenster der Küche war so ein Brett angebracht, wo in der kühlen Jahreszeit die verderblichen Dinge lagerten. Im Winter wurden gesteppte Stoffmatten in halber höhe vor die Fenster gehängt, die Eisblumen waren dann nur noch im oberen Drittel. Meine Mutter und Oma haben unendlich viel Eingeweckt und im Herbst gab es immer Kochäpfel, die wurden komplett in Zuckerwasser weich gekocht und dann ausgelutscht. Dabei hat sich mein Bruder mal heftigst den Mund verbrannt.
Wir Kinder hatten alle kurze Lederhosen, die Mädchen rote mit Herzchentaschen und die Jungs grüne. Wir haben Flöße, Baumhäuser und Grashütten gebaut und überhaupt gab es so viele Kinder dass immer jemand zum Spielen da war. Als Regel galt "ihr kommt rein, wenn die Straßenlaternen angehen". Jeden ersten Samstag im Monat hat mein Vater uns die Haare geschnitten, frag mich noch heute, wie man Kindern zumuten kann so rumzulaufen, aber wenn man die Fotos sieht scheinen alle Eltern das so gemacht zu haben, deshalb wars auch nicht soooooooo schlimm.
Eines der Highlights wars immer, wenn meine Großtante Geburtstag hatte. Dann wurde ne bunte Platte vom Bäcker geholt. Ansonsten gabs ja nur selber gebackenes.
Mittlerweile ist Omas Gemüsegarten eine Rasenfläche, die alten Obstbäume wurden durch enige wenige Niedrigstämme ersetzt. Manchmal frag ich mich, ob wir den ganzen SV Karm auch machen um ein Stück Kindheitserinnerungen zu bewahren.
Erstaunlich, dass Menschen, die alles besser wissen, nie etwas besser machen.

Olaf
Beiträge: 13594
Registriert: Mi 4. Aug 2010, 14:25
Familienstand: glücklich verheiratet
Wohnort: Havelland BRB

Re: erzähl doch mal von früher...

#32

Beitrag von Olaf » Do 18. Sep 2014, 14:13

ob wir den ganzen SV Karm auch machen um ein Stück Kindheitserinnerungen zu bewahren.
Spannende Frage. Ich glaub aber eher, weil wir es von Kindheit an irgendwie gewohnt sind. (Oder schlägt da das Überich zu?)
Sonst müsste ja Centauri eigentlich sowas von die Schnauze vollhaben....
Wäre ja aber mal interessant, es gibt hier bestimmt auch welche, die damit nichts in ihrer Kindheit zu schaffen hatten.
Alle, die bislang was geschrieben haben, waren ja irgendwie "vorbelastet".
Eigentlich bin ich ein netter Kerl.
Wenn ich Freunde hätte, könnten die das bestätigen.

centauri

Re: erzähl doch mal von früher...

#33

Beitrag von centauri » Do 18. Sep 2014, 15:13

Naja die schnauze hab ich nicht voll.
Es gab ja auch schöne erinnerungen.
Liegt aber eher daran das ich jetzt immer versuche maschinen einzusetzen.
So wie damals mit schippe und schubkarre 20 m damm 2 m hoch aufschütten
möchte ich nicht mehr machen. Dafür gibt es einen bagger!
Und grundsätzlich versuche ich nicht alles selber zu machen oder zu produzieren.
Dieses jahr hab ich hier eh noch nicht viel gartenbau betrieben.
Mache das eh mehr um für eine eventuell ungewisse zukunft besser gerüstet zu sein.
Der zweite grund ist das ich den konzernen nicht alles in den rachen stecken möchte.

Benutzeravatar
kraut_ruebe
Förderer 2019
Förderer 2019
Beiträge: 10832
Registriert: Di 3. Aug 2010, 09:48
Wohnort: Klimazone 7b - pannonisches Klima

Re: erzähl doch mal von früher...

#34

Beitrag von kraut_ruebe » Do 18. Sep 2014, 15:41

Little Joe hat geschrieben: Manchmal frag ich mich, ob wir den ganzen SV Karm auch machen um ein Stück Kindheitserinnerungen zu bewahren.
alle jedenfalls nicht.

ich hab da bloss ein 'don't look back you're not going that way' für über, wobei ich nicht SV damit meine. selbergemacht wurd bei uns aber sowieso kaum was, es gab bloss einzelne gemüse/obstsorten im garten und die mussten restlos aufgegessen werden ob man wollte oder nicht. ansonsten gabs bäckerbrot und margarine und ravioli aus der dose, mir ist das recht unverständlich das jemand freiwillig margarine hätte haben wollen.
There's a crack in everything. That's how the light gets in.

Benutzeravatar
Little Joe
Beiträge: 5240
Registriert: Di 3. Aug 2010, 20:08
Familienstand: verpartnert
Wohnort: Eifel Klimazone 7a

Re: erzähl doch mal von früher...

#35

Beitrag von Little Joe » Do 18. Sep 2014, 16:19

kraut_ruebe hat geschrieben:ich hab da bloss ein 'don't look back you're not going that way' für über
... ich meinte eher, ob es was mit Traditionen zu tun hat. "Nicht die Asche bewahren, sondern das Feuer weiter geben". Wenn ich im Winter in den Keller stiefel und ein Glas Pflaumenkompott hole und es öffne, sind das Erinnerungen an Omas Küche.
Erstaunlich, dass Menschen, die alles besser wissen, nie etwas besser machen.

Benutzeravatar
kraut_ruebe
Förderer 2019
Förderer 2019
Beiträge: 10832
Registriert: Di 3. Aug 2010, 09:48
Wohnort: Klimazone 7b - pannonisches Klima

Re: erzähl doch mal von früher...

#36

Beitrag von kraut_ruebe » Do 18. Sep 2014, 17:29

versteh ich schon :nick:

ich hab keine solcher erinnerungen, meine beschränken sich auf: unter omas festtags-supermarkt-backhendlpanier war immer die haut, bäh. und den lebendigen fröschen riss sie die beine aus und warf den rest zurück in den teich. und bin trotzdem SV, entzünde das feuer das mir keiner weitergereicht hat also selbst.

ich glaub dran (muss man nicht teilen) dass das in uns steckt dass wir für uns und so vorhanden auch für unsere lieben so sorgen wie die natur das in etwa vorgesehen hat. dass das viele nicht tun halt ich für ne fehlleitung durch massive konsumverblödung.
There's a crack in everything. That's how the light gets in.

sybille
Beiträge: 4337
Registriert: Mi 2. Nov 2011, 20:48

Re: erzähl doch mal von früher...

#37

Beitrag von sybille » Do 18. Sep 2014, 20:10

Wenn unsere freunde zum baden gingen standen wir mit der harke auf der wiese. :aeh:
Meine Eltern hatten Landwirtschaft und so kenne ich das auch. Aber es hat mir Spaß gemacht, da meine Eltern mich zu begeistern wußten. Schon als kleines Kind konnte ich mit der Hand melken und die Kälber mit der Hand an den Eimer gewöhnen. Unkraut harken, Kartoffeln aufsammeln, da mussten wir Kinder immer mithelfen. Später habe ich mit meiner Mutter den Wagen Heu oder Stroh geladen. Ich habe die Ballen aus der Presse genommen und meine Mutter hat gestapelt und wir waren stolz so hoch gestapelt zu haben. Ja und ann war da noch die Spargelzeit. Nach der Schule gab es Mittagessen und danach gings sofort für den ganzen Nachmittag aufs Spargelfeld. Das war für uns Kinder wirklich schwere Arbeit! Aber der Anreiz waren die 5 DM, die wir für jeden Nachmittag bekommen haben. Taschengeld gab es bei uns nicht.
Ach ja und dann erinnere ich mich das ich im Sommer abends für meinen Vater ein Glas Bier und Zigaretten bei der Kneipe in der Nähe holen durfte. Stolz wie Oskar habe ich das Bierglas irgendwie über die Theke gereicht (war ja noch ziemlich klein) und gesagt ich möchte für meinen Papa ein Glas Bier. An den Zigarettenautomaten kam ich geradeso auf Zehenspitzen und zog eine Packung Zigaretten für 1 DM.
Hin und wieder mein Vater im Sommer mit einer Glasschüssel zur Eisdiele gefahren und hat sie mit Eiskugeln füllen lassen. Das war immer etwas ganz Besonderes für uns Kinder.
Im Winter hatten wir auch immer Eisblumen an der Fenstern. Ich fand das sehr schön und vermisse es jetzt manchmal. Ach ja, und dann im Winter auf einem kleinen Strohballen sitzen, die Katze auf dem Schoß und der Mutter beim melken zusehen :)
Hühner sind Menschen wie Du und ich, nur das sie zur Hausordnung Hackordnung sagen.

Benutzer 72 gelöscht

Re: erzähl doch mal von früher...

#38

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Do 18. Sep 2014, 20:31

"Nicht die Asche bewahren, sondern das Feuer weiter geben".
Meine Eltern/Großeltern haben mir ja eigentlich nicht viel vorgelebt, was SV angeht.
Der Garten im Wochenendhaus war damals eigentlich alleine unser Werk - alles angelesen.
Die Begeisterung kam bei mir vor allem aus Büchern und vielleicht ein bisschen weil es einfach in mir drin war - ??
Mein großer Gartenmeister war und ist Wolf-Dieter Storl.

Aber von wegen weitergeben:
Meine Mutter hat das Brotbacken an mich weitergegeben und jetzt fängt auch meine Tochter damit an!
Also es geht schon - allerdings war es weder bei meiner Mutter noch bei uns eine Pflicht, das selbergebackene zu essen.
nur irgendwie Gewohnheit und Alltag.

Wir sind alle drei stolz, dass wirs können und auch tun :)

Lometas
Beiträge: 410
Registriert: Mo 1. Apr 2013, 21:21

Re: erzähl doch mal von früher...

#39

Beitrag von Lometas » Fr 19. Sep 2014, 03:39

Hallo,
habe sehr interessiert mitgelesen.
Da ich ja schon zu der etwas älteren Generation (geb. 1954) gehöre, kenne ich viele Eurer Beschreibungen/Erlebnisse aus meiner eigenen Kinderzeit.
Meine Eltern hatten 1955 ein Siedlerhaus mit Selbstversorgung auf einen ca. 1000 m² Grundstück gebaut, unser Vater hatte dieses Haus auch wirklich mit eigenen Händen gebaut, er brauchte wirklich nur noch einen Zimmermann und Elektriker, mehr nicht. Die Mutter hat über viele Jahre jedes Gemüse und Obst aus dem eigenen Garten gererntet.

Meine Eltern hatten wohl für die damaligen Verhältnisse ein sehr modernes Haus,mit sogar zwei Badewannen, aber kein TV, keine Telephon. 1960 kaufte sich mein Onkel einen Fernseher, extra anläßlich der olympischen Spiele. Mein Vater und der Onkel hangen in ihrer ganzen Freizeit vor dem Bildschirm, es war ja eine wirkliche Sensation. Wir Kinder waren natürlich auch immer dabei. Der Onkel wohnte nur zwei Hausnummern weiter, so konnten wir mal schnell dahin gehen. da gab es einen Film über die Wolfskinder, das fand ich gruselig. Dann lief aber die Serie: " Wir Kinder aus Bullerbü". das fand ich damals echt klasse. Spät am Abend liefen Durbridge Krimis, da durften wir Kinder natürlich nicht mitschaun`.mußten ins Bett, aber heimlich durch den Türschlitz hatten wir manchmal mitgeschaut. Unser Papa mußte unbedingt im Radio jeden Abend die Nachrichten anhören, und am Samstag auch die Übertragungen der Fußballspiele, da mußten wir Kinder immer mux mäuschen still sein. Aber bei gutem Wetter waren wir eh immer draußen im Garten oder auf der Straße bis zur Abenddämmerung. In unserer Nachbarschaft gab es in einem Umkreis von geschätzen 300-500 Metern mindestens 100 Kinder in meinem Alter, 3 Jahre plus/minus. Und bei meinen Eltern waren die Kinder der Nachbarschaft auch jederzeit willkommen, hab noch ein altes Photo: wir und sechs Kinder aus der Nachbarschaft und unsere Mutter füttert uns mit frischem Rosinenstuten mit Butter und selbst gemachter Erdbeermarmelade. Echt lecker! Meine Mutter war noch eine echte Hausfrau, die für ihre Kinder und Gäste alle Speisen selbst machte.
Aber eins war mir als Mädl ein Graul, das Auflesen des Fallobstes, wo unsere Mutter Apfelkompott oder Apfelsaft von machen wollte, habe deswegen als Jugendliche den Garten nicht so gerne betreten, hatte mich einfach davor gedrückt.
In unserer Wohnstraße war damals kaum Autoverkehr, ein Junge aus der Nachbarschaft lernte mir das Rollschuhlaufen auf der neu asphaltierten Straße.
Und ich kann mich auch noch erinnern, daß jede Woche ein Händler mit verschiedenen Landprodukten die Gegend mit Pferd und Wagen besuchte. Bei ihm gab es Einkellerungskartoffeln, Kohlköpfe, Hühnerfutter usw. Dann kam auch regelmäßig der Krautonkel, das war ein Händler der Rübenkraut, Zucker und unterschiedliche Marmeladen verkaufte.

Ob die Zeit so um 1960/65 schöner und besser war? Ich hab diese Zeit jedenfalls in guter Erinnerung.
Unserer Familie ging es gut, wir hatten aber an manchen Tagen Mangel an Finanzen. Mein Vater bekam damals in 1961 als Maurer auf dem Bau so ungefähr 400 DM monatlich netto ausbezahlt, das war wohl kein schlechtes Geld, aber wirklich auch nicht viel. An diesem sogenannten Wirtschaftswunder konnten damals sicherlich nicht alle Arbeiter teilhaben. Mein Onkel, der unter Tage arbeitete aber wohl, er hatte so ungefähr das doppelte Einkommen wie mein Vater.

Olaf
Beiträge: 13594
Registriert: Mi 4. Aug 2010, 14:25
Familienstand: glücklich verheiratet
Wohnort: Havelland BRB

Re: erzähl doch mal von früher...

#40

Beitrag von Olaf » Fr 19. Sep 2014, 08:36

Moin,
ich hab ja echt nicht gedacht, dass so viel schönes bei dem Thread rauskommt, als die Reisende ihn angefangen hat.
Die Gefahr, die Vergangenheit zu glorifizieren ist natürlich groß, macht aber zum Glück keiner. Allerdings ist das menschliche Gehirn so ausgelegt, dass es zumeist nur die positiven Dinge behält.
Ich meine, eine Art Wirtschaftswunder gabs auch im Osten, bis in die siebziger Jahre, dem Erzählen meiner Mutter nach.
Einfach, dass die Leute das Gefühl hatten, es geht voran, es wird besser.
Denn, machen wir uns nichts vor, materiell gehts der durchschnittlichen Getto-Hartz4-Familie von heute besser als der durchnittlichen Familie zumindest im Osten damals, vermute auch im Westen.
Das was die Leute so unglücklich macht, ist die Perspektivlosigkeit.
So, jetzt bin ich leicht aus dem Thema ausgebrochen, und noch eines will ich erzählen, bevor ich zur Sache zurückkomme:
Ich hab durch diesen Thread beschlossen - in einer Woche sind wir im Urlaub - ich werde nicht nur ein altes Notebook, sondern auch eine richtige Tastatur mitnehmen. Und mal alles sowas aufschreiben für meine (@Reisende, da ist noch nicht mal was in Aussicht! Bin kein Opa!) Enkel.
Weil, ich bin so der letzte, der noch Geschichten meines Vaters und meiner Großeltern im Kopf hat. Meine Mutter kann ich noch fragen, wenn ich da auf Lücken stoße.
----
So:
Zwei Stichworte, "asphaltierte Straße" und "Wir mussten rein, wenn die Laternen angingen" lösen die nächste Erinnerung aus.
Bevor wir, durch eher unglückliche Umstände, mein Vater war damals schon so krank, dass er nicht mehr in die 3. Etage steigen konnte, in die "Prachtvilla" mit eigenem Garten ungezogen sind, haben wir einem Altbaublock gewohnt.
Die Straße war Sand, verkehrstechnisch unbedeutend, die hatten wir für uns. Und, manchmal denk ich, ich spinne, die Laternen waren Gaslaternen, jeden Abend kam da einer lang, und hat die angezündet. Vermutlich morgens auch wieder ausgemacht.
Wir hatten einen Hinterhof, und ganz viele Kinder, die sich prächtig verstanden haben. Bis auf Schmidtchen, der wurde gemobbt, Kinder sind eben so, nicht fair.
Ich war so mit einer der kleinsten. Später hab ich mir den Hinterhof noch mal angeguckt, Gott, war der winzig!
Das hielt uns nicht davon ab, Fussball zu spielen, bis man den Ball in der Dunkelheit nicht mehr sehen konnte.
Ich hab anfangs die Regeln nicht so recht verstanden, manchmal schrienen die "faul". Warum? War da einer zu faul?
Bin ich einfach mal stehen geblieben.
"Was issn mit dir, spielste nicht mehr mit?"
Das war es also nicht. trial and error.
Aus dem Fenster guckte oft Oma Mahlendorf und schenkte uns Kindern Schokolade, Westschokolade.
Irgendwie konnten die uns alle gut leiden. Bis auf Schmidtchens Oma, Schmidtchen ist nämlich bei seiner Oma großgeworden.
Warum, darüber hat keiner nachgedacht.
Es gab auch da Glücksmomente:
Wir haben viel "Räuber und Bulle" gespielt, wir waren ein gutes Dutzend Kinder. Da wurden Manschaften gebildet, per "Piss-Pott".
Die Bullen mussten die Räuber jagen, heißt, in dem Karree aufspüren und mit Plastekegeln beschmeißen, dann war der tot.
Ich war nun ja einer der kleinsten, und als umdressierter Linkshänder auch nicht der Kegelwerfer vorm Herren. Und so nicht besonders erfolgreich. Also musste ich kreativ werden. Hinten bei den Mülltonnen gab es einen kleinen Mauerdurchbruch, der führte auf den Nachbarhinterhof. Da mussten alle durch, und da gab es Stau, das Loch war nur ganz klein.
Also hab ich mich mit ordentlich Kegeln bewaffnet in einer Mülltonne (wir hatten damals alle Kohleheizung) versteckt, und ich hab sie ALLE gekriegt. Ich war der Held! Bis ich meiner Mutter vor die Augen kam. Glück ist eben nicht von Dauer.
Und einmal haben wir eine Pfandflaschen gefunden. Hallo? Was für ein Glück! Das gab 30 Pfennige Pfand!
Wir haben, das war gegen die Spielregeln, zumal wir die Räuber waren, das Karree verlassen, die im HO abgegeben, und bei Bäcker Thonke 6 Brötchen gekauft. Die einfachen haben ja nur 5 Pfennige gekostet, die besseren 7. Was haben die gutgeschmeckt!
Thonke war damals ein kleiner Bäcker, heute hat er überall Filialen, sogar in Brandenburg. Aber ich glaub, die Brötchen schmecken nicht mehr so.
-----
So, und jetzt wird mal gearbeitet, ich hab heute nämlich frei, deswegen der lange Psalm....
LG
Olaf
Eigentlich bin ich ein netter Kerl.
Wenn ich Freunde hätte, könnten die das bestätigen.

Antworten

Zurück zu „Zur lustigen Wildsau“