Ich hoffe darauf, dass einige von euch dazu was beizutragen haben!
Gleich zu Beginn ein 'Eher nicht'-Thema und zwar
Hollundersekt
Vorgeschichte:
Aus Kindertagen entsinne ich mich, dass meine Eltern immer zur Zeit der Hollunderblüte Hollundersekt machten – für mich vom Geruch her faszinierend und ausnahmsweise durften wir auch mal kosten.
Den gab's in einem offenen, großen, emaillierten Kochtopf, der gegen die Essigfliegen mit einem Tuch abgedeckt war.
Als ich älter wurde, machte ich das auch und ich stieß auf ein Rezept, das mich sozusagen gefangen nahm:
Den Hollundersekt in Sektflaschen füllen und verdrahten – so wäre er über Monate haltbar und würde sogar an Aroma gewinnen.
In meiner Studentenbude hatte ich keinen Keller und so lagerte ich vielleicht 10 Flaschen unter der Dachbodentreppe.
Als es hochsommerlich heiß war, riss es von einer Flasche den Korken weg und es gab eine Riesensauerei, weil fast der gesamte Flascheninhalt mit Feuerlöschereffekt nach oben entwich...

Mit Feuerlöschereffekt meine ich, dass das einfach nicht mehr aufhört, was beim Normalsekt eher nicht der Fall ist.
Da bleibt etwa die Hälfte drinn' – beim Hollersekt lediglich ein Fingerbreit.
Später dann machte ich mehrmals Hollersekt, den ich in einem kühlen Keller lagerte und NIE passierte etwas.

Ganz im Gegenteil war der Sekt auch nach Jahren noch wunderbar vom Aroma her und ein paar Flaschen wurden vergessen und selbst nach über 20 Jahren war da nix verdorben und richtig gut.
Fortführung:
Nach unserem Umzug hierher machten wir bereits 2mal Hollundersekt in aufeinanderfolgenden Jahren und alle waren richtig scharf darauf, etwas abzubekommen – nach wenigen Monaten waren 30 Flaschen geleert.
Heuer aber ging ich in die Vollen und füllte über 60 Flaschen ab, verdrahtete sie sorgfältig und lagerte sie im kühlen Keller an einem Ort, wo auch ggf. mal ein Korken wegfliegen könnte und die klebrige Sauerei eher wegzubekommen wäre.
Eines Abends tat es einen heftigen Schlag – mir war klar, dass es wohl der Hollersekt im Keller war...
Jedoch hatte es diesmal die Flasche wirklich zerissen, sodass überall Scherben verteilt waren.

In meiner Not (an Beendigung der Holler-Sekt-Produktion wollte ich noch nicht denken) sicherte ich die Flaschen in Plastik-Mörtelwannen-Abdeckungen, wußte ich doch, dass der Druck sich im Gärverlauf reduzierte.
Das zweite und bisher das heftigste Explosionsereignis machte uns aber dann wirklich Angst.
In der „90-Liter-Mörtelwannen-Explosionssicherungsbox“ hatte es wohl eine besonders starkwandige Sektflasche zerissen, die über ZEHN weitere Flaschen zerstörte.
Bei der Bergung des Fiaskos gab es so etwa einen halben Eimer fast pulverisierter Glassplitter – das Einzige was dabei positiv war, war der Geruch. Überall feinstes Hollundersektaroma...
Im SVF las ich schon mal einen Beitrag, der beschrieb, dass sich andere unglückliche Hollersektproduzenten ein halbes Jahr nicht mehr in ihren Keller zu gehen wagten.
Das hatte ich nicht glauben können, da es ja über Jahre hinweg (fast) ohne Probleme funktionierte.
Erklärungsversuch:
Bei der professionellen Sektproduktion sterben die Hefen ab durch den Druck, der entsteht. D. h., dass die Gärung nicht durch Zuckermangel oder den erreichten Alkoholgehalt zum Stehen kommt, sondern eben durch den Druck und die haben definierte Sekthefen – wissen, welchem Druck die Flaschen standzuhalten haben.
Der Hollersekt (im Gegensatz zum Hollunderwein, den ich mit Zuchthefen mache) hat ja seine eigenen Naturhefen und die sind offensichtlich unterschiedlich in ihrer Fähigkeit, steigenden Druckverhältnissen standzuhalten.
Hat man das Pech, recht druckresistente Naturhefen auf den Blüten 'eingefangen' zu haben, nimmt das Unglück offensichtlich seinen Lauf!

Nachfolgend noch das Beweisfoto meiner explosiven Sektproduktion!
An die Bergung des Desasterrestes gehe ich nur mit Schutzbrille, Helm und Schutzkleidung.
Und das erst in ein paar Wochen, wenn die die Wummsfreude dieses Teufelsgetränkes mit dem köstlichen Aroma reduziert ist!!!