Das da würde ich sofort wieder machen - jenes eher nicht!

Was halt nirgendwo passt
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parson
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Das da würde ich sofort wieder machen - jenes eher nicht!

#1

Beitrag von parson » So 20. Jul 2014, 09:17

Mit diesem Thread möchte ich 'Projekte' vorstellen, die vom Ergebnis her gut, weniger gut oder sogar mies bzw. gefährlich waren...
Ich hoffe darauf, dass einige von euch dazu was beizutragen haben!

Gleich zu Beginn ein 'Eher nicht'-Thema und zwar

Hollundersekt

Vorgeschichte:

Aus Kindertagen entsinne ich mich, dass meine Eltern immer zur Zeit der Hollunderblüte Hollundersekt machten – für mich vom Geruch her faszinierend und ausnahmsweise durften wir auch mal kosten.
Den gab's in einem offenen, großen, emaillierten Kochtopf, der gegen die Essigfliegen mit einem Tuch abgedeckt war.

Als ich älter wurde, machte ich das auch und ich stieß auf ein Rezept, das mich sozusagen gefangen nahm:
Den Hollundersekt in Sektflaschen füllen und verdrahten – so wäre er über Monate haltbar und würde sogar an Aroma gewinnen.

In meiner Studentenbude hatte ich keinen Keller und so lagerte ich vielleicht 10 Flaschen unter der Dachbodentreppe.
Als es hochsommerlich heiß war, riss es von einer Flasche den Korken weg und es gab eine Riesensauerei, weil fast der gesamte Flascheninhalt mit Feuerlöschereffekt nach oben entwich... :pfeif:
Mit Feuerlöschereffekt meine ich, dass das einfach nicht mehr aufhört, was beim Normalsekt eher nicht der Fall ist.
Da bleibt etwa die Hälfte drinn' – beim Hollersekt lediglich ein Fingerbreit.

Später dann machte ich mehrmals Hollersekt, den ich in einem kühlen Keller lagerte und NIE passierte etwas. :hmm:
Ganz im Gegenteil war der Sekt auch nach Jahren noch wunderbar vom Aroma her und ein paar Flaschen wurden vergessen und selbst nach über 20 Jahren war da nix verdorben und richtig gut.

Fortführung:

Nach unserem Umzug hierher machten wir bereits 2mal Hollundersekt in aufeinanderfolgenden Jahren und alle waren richtig scharf darauf, etwas abzubekommen – nach wenigen Monaten waren 30 Flaschen geleert.

Heuer aber ging ich in die Vollen und füllte über 60 Flaschen ab, verdrahtete sie sorgfältig und lagerte sie im kühlen Keller an einem Ort, wo auch ggf. mal ein Korken wegfliegen könnte und die klebrige Sauerei eher wegzubekommen wäre.

Eines Abends tat es einen heftigen Schlag – mir war klar, dass es wohl der Hollersekt im Keller war...
Jedoch hatte es diesmal die Flasche wirklich zerissen, sodass überall Scherben verteilt waren. :eek:

In meiner Not (an Beendigung der Holler-Sekt-Produktion wollte ich noch nicht denken) sicherte ich die Flaschen in Plastik-Mörtelwannen-Abdeckungen, wußte ich doch, dass der Druck sich im Gärverlauf reduzierte.
Das zweite und bisher das heftigste Explosionsereignis machte uns aber dann wirklich Angst.
In der „90-Liter-Mörtelwannen-Explosionssicherungsbox“ hatte es wohl eine besonders starkwandige Sektflasche zerissen, die über ZEHN weitere Flaschen zerstörte.
Bei der Bergung des Fiaskos gab es so etwa einen halben Eimer fast pulverisierter Glassplitter – das Einzige was dabei positiv war, war der Geruch. Überall feinstes Hollundersektaroma...

Im SVF las ich schon mal einen Beitrag, der beschrieb, dass sich andere unglückliche Hollersektproduzenten ein halbes Jahr nicht mehr in ihren Keller zu gehen wagten.
Das hatte ich nicht glauben können, da es ja über Jahre hinweg (fast) ohne Probleme funktionierte.

Erklärungsversuch:
Bei der professionellen Sektproduktion sterben die Hefen ab durch den Druck, der entsteht. D. h., dass die Gärung nicht durch Zuckermangel oder den erreichten Alkoholgehalt zum Stehen kommt, sondern eben durch den Druck und die haben definierte Sekthefen – wissen, welchem Druck die Flaschen standzuhalten haben.
Der Hollersekt (im Gegensatz zum Hollunderwein, den ich mit Zuchthefen mache) hat ja seine eigenen Naturhefen und die sind offensichtlich unterschiedlich in ihrer Fähigkeit, steigenden Druckverhältnissen standzuhalten.

Hat man das Pech, recht druckresistente Naturhefen auf den Blüten 'eingefangen' zu haben, nimmt das Unglück offensichtlich seinen Lauf! :aeh:

Nachfolgend noch das Beweisfoto meiner explosiven Sektproduktion!

Bild


An die Bergung des Desasterrestes gehe ich nur mit Schutzbrille, Helm und Schutzkleidung.
Und das erst in ein paar Wochen, wenn die die Wummsfreude dieses Teufelsgetränkes mit dem köstlichen Aroma reduziert ist!!!
lg parson


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Re: Das da würde ich sofort wieder machen - jenes eher nicht

#2

Beitrag von Lehrling » So 20. Jul 2014, 10:08

über explodierende Getränkeflaschen bei Selbstgebrautem hab ich in Tom Sawyer (?) und anderen Kinderbüchern gelesen. Das hat mir so viel Respekt eingeflößt, daß ich jetzt lieber Holunderblütensirup mache ( der läßt sich gefahrlos lagern) und lieber Sekt oder Mineralwasser zugebe.

liebe Grüße
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Re: Das da würde ich sofort wieder machen - jenes eher nicht

#3

Beitrag von zaches » So 20. Jul 2014, 10:42

Ich kann mich auch noch an das forumsmitglied erinnern, noch im alten Forum, der sich wochenlang n ich tin der Keller traute bis auch die letzte Flaschen zerborsten war..... :ohoh:

lg, zaches
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Re: Das da würde ich sofort wieder machen - jenes eher nicht

#4

Beitrag von Olaf » So 20. Jul 2014, 10:45

Oh! Gut das ich das jetzt erst lese.
Als Jugendlicher hab ich mal Holundersekt gemacht.
Ich meine aber aus den Beeren, wo ich die Rezeptur her hatte weiß ich nicht mehr.
Ich hab von dem Fusel Kopfschmerzen bekommen (Ich mag 15 oder 16 gewesen sein und noch nicht kampferprobt), während mein Vater meinte, das Zeug wäre ok.
Ich habs aber glaub ich auch nicht erhitzt, wenn ich das hier im Forum irgendwie richtig rauslese macht man das wegen irgendwelchen Giftstoffen?
Jedenfalls hab ich damals beschlossen, das Holunder nix für mich ist und von weiteren Experimenten abgesehen.
Passiert ist zum Glück nichts, gut geschäumt hat er, das weiß ich noch...
LG
Olaf
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Re: Das da würde ich sofort wieder machen - jenes eher nicht

#5

Beitrag von emil17 » So 20. Jul 2014, 13:40

Zum Erklärungsversuch: Die Hefen halten wohl nicht dem Druck direkt stand, sondern aufgrund des Druckes stellt sich eine entsprechende Konzentration an Kohlensäure im Gärgut ein und die hemmt die Aktivität der Hefe.
Da z.B. Bäume Trockenmauern auseinanderdrücken und Pilze Asphaltbeläge durchdringen können, sind da ganz schöne Kräfte am Werk.
Gibts eigentlich keine Flaschenverschlüsse, die abblasen, wenn der Innendruck zu gross wird? Die alten Drahtkippbügelverschlüsse der Bierflaschen (mit dem Porzellanstopfen mit Gummidichtung) leisten das.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Das da würde ich sofort wieder machen - jenes eher nicht

#6

Beitrag von Olaf » So 20. Jul 2014, 15:30

Irgendwie hatten wir das Thema schon mal, da hab ich versucht nachzulesen.
Kronverschlüsse leisten das auch, auch gibt es Vorgaben, was eine Bierflasche auszuhalten hat. Zu Sekt hab ich keinerlei Angaben gefunden. Kann mich aber erinnern, meinen Eltern ist mal ne ganze Kiste Wasser in einem überhitzen Glasanbau explodiert. Im Osten gabs die ja nur mit Kronverschluss. Trauen würde ich dem jedenfalls auch nicht, zumal die Pfandflaschen ja auch beträchtlich altern.
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Re: Das da würde ich sofort wieder machen - jenes eher nicht

#7

Beitrag von parson » So 20. Jul 2014, 19:24

Hausbrunnen

Da der große Fluss nur einige hundert Meter entfernt ist und ich haarscharf schloss, dass das Grundwasser nicht besonders tief zu erreichen wäre, ließ mich der Gedanke an einen eigenen Brunnen nicht mehr los.

Zu Beginn stieg ich in ein Brunnenforum ein und lernte so schnell wie möglich, dass es sog. Bohrbrunnen, Schlagbrunnen und Schachtbrunnen gibt.

Besonders prickelnd:
Brunnen nicht im Garten, da sicher eine offizielle Genehmigung ein ziemlich schwieriges Unterfangen sein dürfte ...

Also im Keller da ein paar Meter rein, 'ne Pumpe (kein Ärger mit Frost!) dran und gut is – dachte ich und bekam den ersten Dämpfer, als von den Profis pauschal vom Brunnen im Keller abgeraten wurde.

Säße man auf Sand oder feinem Kies, könne das ganze Haus wegsacken – alles sei schon da passiert und ich beschloss trotzdem die Sache im Keller anzugehen.

Die 'Gebäudeversenker' förderten halt unentwegt Material, ohne ihr Brunnrohr voranzubringen. Klar, dass da dann ein Hohlraum entsteht, der das Gebäude statisch gefährden kann.

So 100 m weg wurde eine große Baugrube ausgehoben (in Richtung Fluß); da war nur grober Kies und nach etwa 5m ab Oberkante Gelände, kam sauberes Grundwasser.

Das ermutigte mich und ich entschloss mich zum 'Angriff':

Zuerst der Durchbruch der Bodenplatte (25cm armierter Beton) mit dem Billigbohrhammer aus dem Baumarkt und Hammer und Meißel!


Bild


Nach einigen Tagen war die Platte durch und auch der Erdbohrer angekommen. Der sah so aus:
(Ist aber nicht das Original; das hat momentan der Sohn in Benutzung...)

Bild


Der erste Meter flutschte so richtig – alles nur Kies...
Doch dann ging's immer schwerer und die Steine wurden größer und eckiger.
Damit nix von der Seite nachrutschte und so diese gefürchteten Hohlräume entstünden, bohrte ich in einem KG-Rohr, durch das grade mein Bohrer passte.
Es war ein absoluter Zirkus, aus 2m Tiefe und im Lehmmatsch die eckigen Gesteinsbrocken hochzukriegen, die nicht mal annähernd etwas mit dem erwarteten lockeren Kies gemein hatten.

Vor ein paar Tagen wurde hier in direkter Nachbarschaft eine Baugrube ausgehoben und hätte ich die Bodenstruktur damals so gesehen hätte ich wohl nie weitergemacht bzw. niemals angefangen


Bild

Um es kurz zu machen:
Ich zog das KG-Rohr, erweiterte die Bodenplattenöffnung, bestellte das größte schweineteuere Brunnenrohr, um mit entsprechend schwerem Gerät noch so tief zu kommen, dass ein kleiner Schachtbrunnen evtl. möglich wäre.
Ein Schachtbrunnen bietet die Möglichkeit, auch ohne Pumpe mit einem kleinen Eimer Wasser zu fördern.

Außerdem könnte ich dann eventuell eine simple, billige Tauchpumpe benutzen. Da das starkwandige Brunnenrohr schon fast 1000 € kostete, gab's für mich nur Eines: …durchhalten!

Ich schweißte mir scharfkantige 'Fallbomben' aus schweren Rohrstücken zusammen, die mich Stück für Stück, Steinbrocken um Steinbrocken zentimeterweise tiefer brachten.
Am kompliziertesten war immerzu, die Steinbrocken hoch zu bekommen.

Bild

Ich arbeitete wochenlang wie ein Verrückter, um die geplanten 3 m Brunentiefe ab Kellerboden-OK zu erreichen

Ohne diese 'Fall-Zertrümmerer' hätte nur eine großformatige Diamantbohrkrone geholfen – das war aber dann doch 'ne Nummer zu groß für mich.

Bild

Das nachfolgende Bild zeigt die verbogenen Spitzen, die ich immer wieder geradebog und mit der Flex schärfte...

Bild

Dazu kam, dass das Rohr mit einer Klammer aus zwei Balken, die zusammengeschraubt werden und die ich mit 5 Zentnern (in Worten: fünf!!!) Pflastersteinen beschwerte, um das Rohr nachrücken zu lassen.
Ohne das Brunnenforum hätte ich das niemals gepackt!

Irgendwann, so nach über 4 Monaten irrer Plackerei war es dann geschafft. Es hat tatsächlich so lange gedauert und man kann sich kaum vorstellen, tagelang an einem Felsbrocken in der Tiefe im Matsch herumzuhämmern, bis man den dann endlich hochkriegt!

Abschluss:
Ein diskreter Deckel im Kellerboden:

Bild

und das Innenleben:

Bild

mit einem kleinen Eimer kann man da mit Leine Wasser schöpfen, sollte kein Strom da sein.

Der Brunnen hat sich nach ein paar Tagen freigespült und die billige Tauchpumpe läuft durchgehend und fördert Wasser in Trinkwasserqualität wenn ich mal kein Regenwasser zum Gießen habe. Das Wichtigste aber ist: die Hütte steht noch :michel:
So'n kleiner Pool wie momentan an Hundstagen ist aber mit Brunnenwasser gefüllt, wobei der eigentliche Grund für das Brunnenprojekt der Auatarkie-Gedanke war, sollten die Zeiten schlechter werden...

Gekostet hat die Chose so ungefähr 2000 Euronen – bissl viel für (zwar wunderbares) Brunnenwasser und eine aberwitzige Plackerei!

Freuen tut's mich aber jedesmal, wenn ich anstecke und...

Bild

...herrlich sauberes Brunnenwasser endlos fließen könnte!
Tja - und ob ich die Geschichte nochmals machen würde? Kurz nach dem Bohren eher nicht, doch von Jahr zu Jahr (der zweite Sommer heuer) ... eher schon! :aeh: :holy: :engel:
lg parson


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Re: Das da würde ich sofort wieder machen - jenes eher nicht

#8

Beitrag von Lehrling » So 20. Jul 2014, 19:58

Gratulation zum Durchhaltevermögen und zum Brunnen mit dem guten Trinkwasser!
...herrlich sauberes Brunnenwasser endlos fließen könnte!
Sehr großzügiger Umgang mit Grundwasser ist aber, wenn es ausreichend Leute tun, die Ursache für die Absenkung des Grundwasserspiegels, z.B. bei den Landwirten in der Türkei oder auch - ohne eigene Brunnen - die Menschen im Kalifornien, damit ihr Rasen auf jeden Fall grün bleibt.

liebe Grüße
Lehrling
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Re: Das da würde ich sofort wieder machen - jenes eher nicht

#9

Beitrag von Olaf » So 20. Jul 2014, 20:35

Freuen tut's mich aber jedesmal, wenn ich anstecke und...
Mich auch. Ich hatt´ es in gewisser Weise leichter als Du, weil unser Boden ...naja, wir wohnen auf ner Kiesgrube....
Entsprechend existenziell ist aber auch das Wasser, und mit Abwasser kost der qm 10 Euronen,wenn man das Leitungswasser benutzen würde .
Ich hatt´ es aber auch schwerer, den ersten Brunnen hab ich gebohrt, als das Internet noch nicht viel her gab.
Rammbrunnen hab ich zu wörtlich genommen, da ist Gewalt echt keine Lösung!
Insofern hab ich vor ich glaub 4 Jahren einen neuen gebaut, und der ist echt perfekt!
Meine Nachbarn haben inzwischen auch alle einen, mit meinem knowhow und meinem bisschen Bohr-Krams.
(Ich musste mir nur ne Extra-Schnecke schweißen, wo man im PE-Rohr noch bohren kann.)
Genehmigung braucht man hier im Brandenburgischen übrigens nicht, man muss es wohl anzeigen. Hab ich mir sagen lassen. :rot:
LG
Olaf
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Re: Das da würde ich sofort wieder machen - jenes eher nicht

#10

Beitrag von parson » Fr 25. Jul 2014, 07:30

Hummeln – die besseren Bienen?
Schon als Kind mochte ich Bienen UND Hummeln. Immer, wenn die Bienen des „Brunnerschuster-Nachbarn“ schwärmten, stand ich mittendrinn und wollte später auch mal Bienen.
Die hab' ich jetzt seit sieben Jahren (mitten in der Stadt schon im 4.!) und die Hummeln?

Wenn im frühen Frühling die dicken Hummelköniginnen ihre Nester suchen, dachte ich alljährlich, dass ich da mal was tun sollte.
Nach einschlägigen Infos in den vielen Hummel-Foren stand für mich fest:

Heuer klappt's mit den Hummeln.

Nach den Netzanweisungen bastelte ich ziemlich abgewandelt aus KG-Rohr-Resten vom Brunnenbau 3 Hummelwohnungen...

Bild

...und versuchte, eine Queen (meist Erdhummelköniginnen) durch vorsichtiges Einfangen und Einkrabbelnlassen zum Bleiben zu „überreden“!
Zweimal sah es so aus, als ob's funktioniert hätte und kurz darauf bemerkte ich eine eigenmächtig eingezogene Baumhummelkönigin in einer der Kisten.

Ich brach meine 'Zwangsansiedelungsversuche' ab und freute mich über die Baumhummelkönigin (das sind die mit der fuchsrotbraunen Brust), die immer wieder fett mit Pollen bepackt offensichtlich ein Hummevolk begann.

Internetrecherchen ergaben Erstaunliches:
Hummeln wären die besseren Bienen, was die Befruchtungsleistung anginge. Bio-industriell produzierte Hummelnester würden z. B. für Gewächshauserdbeeren die perfekte Frucht garantieren (nicht mehr so mickrig teilweise verkrüppelte Früchte, die auf Bienenbefruchtung zurückzuführen wären) und sind für teures Geld per Post zu beziehen.

Was ich immer schon bemerkte:
Blühen bei mir im Garten die Obstbäume, flogen zwar meine Bienen fleißig ein und aus – jedoch nicht auf meine Obstblüten – die gingen also fremd!
Hummeln machen das nicht. Die nehmen sich auch direkt vor der Haustüre angebotene Blüten vor.
Naja – meine Blüten wurden halt dann von anderen Bienchen angeflogen und trotzdem wollte ich Hummeln.
Um so besser, wenn sie nicht oder nur kaum konkurrieren...

Zufall oder was?
Die Baumhummel war nach 10 Tagen leider verschwunden. Die Königinnen haben zu Beginn ihres Volk-Aufbaues eine hohe Ausfallsquote, da sie ja alles alleine reißen müssen, bis die ersten Arbeiterinnen helfen können.

Und grade in diesen Tagen bemerkte ich zwei Erdhummelnester in verlassenen Mausenestern in einer Erdmiete, die für zwei meiner Hochbeete aufgelöst werden musste.

Von den Bienen her hatte ich da schon etwas Erfahrung – las Berichte über Hummelnestbergungen und beschloss, das umzusetzen.

Es gibt zwei Methoden:
einmal das tägliche Versetzen um nur kleine Distanzen (nicht mehr als zwanzig bis dreißig Zentimeter!).
Und dann die 'Hauruckmethode', die ich der Bienen-Sabi(e)ne verdanke (Eingang verbauen, dass sich die Bienen (bzw. Hummeln) neu einfliegen müssen und die ich mehrfach mit Bienen praktiziert habe...).
Beides hat geklappt und ich werde bei künftigen Hummelnestverpflanzungen wohl die Umsetzungsmethode auf kurze Distanzen von Sabi(e) bevorzugen, sollte das notwendig werden.
Die Zentimeterumsetzung ist schon mühsam (für das eine Hummelvolk brauchte ich da 3 Wochen, bis ich sie an Ort und Stelle hatte).

Ich mach's kürzer...
An der einen Kiste (an der zweiten paar Tage später) bemerkte ich vor zwei/drei Wochen mehrfach Königinnen (also dicke Brummer wie im März), die aus- und einflogen. Bei der Kontrolle waren so etwa 15 Königinnen im Nest und tatsächlich ist der Aufbau des Hummelvolkes damit beendet, da dann nur noch Nachwuchsköniginnen und Drohnen aufgezogen werden.
Dass das so früh im Jahr ist, wusste ich nicht - naja, ist ja schon nach der Sommersonnenwende.

Leider hab' ich da kein Beweisbild … nachfolgend aber die dritte nichtbezogene Hummelbehausung zur Demonstration:

Bild

Und nach Abnahme der Decken-Isolation (Moos auf Kaninchendraht-Abdeckung) das Nest (Moos mit kuscheligen Hundehaaren):

Bild

Noch was:
Da gibt’s noch das Phänomen, dass es gute und schlechte Rückkehrer unter den Hummeln gibt.
Erdhummeln sind schlechte, Gartenhummeln sehr gute Rückkehrerinnen.
Das sind die Königinnen, die sich ihr Geburtshaus sozusagen merken und nach der Winterruhe zuhause vorbeischauen, um die vielleicht freie Hütte zu beziehen.
Für den Hummel-Fan dann wirklich leicht, ist die Erstbesiedelung mit Gartenhummeln gelungen:

Nest erneuern und auf die Rückkehrerinnen warten – fertig!

Ich glaube übrigens fest daran, dass wir :pfeif: :hhe: wie heuer schon im nächstem Frühjahr nur noch diese Erdbeeren ernten werden... :daumen:

Bild

Hummeln ansiedeln – würde ich wieder tun :bieni: !
lg parson


Schönheit ist nach 3 Tagen genauso langweilig wie Tugend! G. B. Shaw

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