"Haushunde" schon vor über 14.000 Jahren

(wir werden nicht gebraten)
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Tanja
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Re: "Haushunde" schon vor über 14.000 Jahren

#21

Beitrag von Tanja » Do 12. Aug 2010, 16:26

Frau Hollerbusch hat geschrieben:Haben Wölfe denn fünf Zehen, Hunde nur vier?
nein, Wölfe haben weder fünf Zehen noch eine Wolfskralle.

EDIT: verkehrt: an den Vorderpfoten haben sie fünf Zehen! :pfeif:
Tanja

:blah:

Knurrhuhn

Re: "Haushunde" schon vor über 14.000 Jahren

#22

Beitrag von Knurrhuhn » Do 12. Aug 2010, 16:37

Hmm, was sind das denn dann für Teile die mein Fiffi da hat, und warum heißen die so? :hmm:

Also an den Vorderfüßen hat sie an beiden Seiten eine fünfte Zehe. An den Hinterläufen nur rechts, und da baumelt die so lose durch die Gegend. :peezz:

Landfrau

Re: "Haushunde" schon vor über 14.000 Jahren

#23

Beitrag von Landfrau » Do 12. Aug 2010, 16:39

Winnie,

Vergleiche das PRofil deines Hundes mir dem eines Wolfes..... .

Auch Hunde mit proportional lang erscheinendem Fang haben im Vgl zum Wolf meist einen kurzen, die sog nordischen hunde gelten als wolfsähnlich und haben lange Fänge.

Ja, die Schlappohren sind ein Zeichen der Juvenilisierung - Welpen haben Schlappohren. bei manchen Rassen richten sich die Ohren irgendwann auf, bei vielen nicht. Diese Hunde wirken auf den menschen meist harmloser auch bei großem Wuchs - Bernhardiner zB (Kindchenschema).

Die Juvenilisierung des Wolfs zum Hund liegt wohl nicht am getreideessen.
Der Mensch hat - so heißt es - den Hund als Jagdkumpan geschätzt.
Nicht zum Aufsammeln von Obst und auch nicht, um den Pflug zu ziehen.
Auch wenn es später dann Karrenhunde und Göpelhunde gab.

Die Juvenilisierung ist sozusagen äußeres Zeichen des sozialen und intellektuellen Entwicklungszustandes.
Der Hund ist psychosozial (daher auch seine gute Lernfähigkeit) ein 8-monate alter Wolf.

Die Juvenilisierung durch Auslese von Welpen, die gut führbar, prägbar, kooperativ waren, schägt sich neben den Wesensmerkmalen auch im Äußeren wieder, in unterschiedlicher Ausprägung: Hängeohren, kurzer Fang, schwarze MAske bei manchen Rassen.

Und es bilden sich Fähigkeiten zurück, die der HUnd im Zusammenleben mit dem Menschen nicht braucht. gesichtsmimik zB.

Überlagert wird diese Entwicklung aber auch durch die Ausbildung von Rassen mit bestimmten berufen.
Ein Jagdkumpan, der als Hetzjäger arbeitet, hat lange Beine, einer, der unter Tage das Karnickel jagt, ist mit Stelzen im Nachteil.

RAtten und Mäuse, Kulturfolger des Menschen und Nutznießer ihre Getreidevorräte - sind die zum pummeligen Stupsnäschen mutiert?
Auch die Hauskatze - von einigen eher seltenen Zuchtformen abgesehen - hat nicht sehr viel mehr Kindchenschema zu bieten als eine wilde. Ihr Verhalten allerdings hat sich deutlich juvenilisiert, kaum jedoch ihr Habitus.

Bei verwildernden Hunden - häufig im MIttelmeerraum - mendelt der Hund auf einen bestimmten Standard zurück.
Rassen mit extrem kurzem Fang vermehren sich dabei gar nicht - die Hündin zB der frz Bulldogge ist nicht in der LAge, ihre Welpen abzunabeln mit dem Gebiss - aus die Maus.

Diese Hunde können nur in menschl Obhut mit Tierarztanschluss existieren.

Was für den Hund als Sozailtier noch erheblicher ist, viele der vom Menschen gewünschten Erscheinungsformen verhindern die korrekte hundeinterne KOmmunikation.

Eine zu kurze, kurzhaarige, aufgerollte oder gar abgeschnitten Rute entfällt als Stimmungsbarometer und Duftwedel.
Hängeohren signalisieren "ich bin ein Baby" auch wenn das 65 kg wiegt, Stehohren sind erwachsen, auch bei einem Miniterrier - wie sollen Hunde diese Signale verarbeiten?
Der kurze Fang zwingt den Hund ans matschige Hundefutter, neben einem beutetier würde manch HAushund verhungern.
Das Wuschelfell, das so putzig in den Augen hängt und mit einem Schleifchen hochgebunden kann - befriedigt vllt Mamas Frisiertrieb, behindert aber den Hund.
Das Fehlen der gestreiften (Wolfs-)Maske (winters und sommers unterschiedlich!) bedingt ein Fehlen der Mimik, mit der Wölfe höchst differenziert kommunizieren.

Ein Hund ist aus Wolfssicht ein absoluter Kommunikationsversager.

Mit dem menschen kommuniziert er interartlich - wie wohl jeder schon mal erlebt hat, bleibt bei der Kommunikation in der Nicht-Muttersprache, kulturkreisübergreifend, bei allem Wohlwollen etliches auf der Strecke.

Wobei der Hund uns wohl deutlich besser kennt als wir ihn.
Der, den ich oben schon mal verlinkt hab, Schrey, Joachim, der liest den Hund wie ein Hund, vielleicht sogar wie ein Wolf.

Landfrau

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Re: "Haushunde" schon vor über 14.000 Jahren

#24

Beitrag von Tanja » Do 12. Aug 2010, 16:43

Frau Hollerbusch hat geschrieben:Hmm, was sind das denn dann für Teile die mein Fiffi da hat, und warum heißen die so? :hmm:

Also an den Vorderfüßen hat sie an beiden Seiten eine fünfte Zehe. An den Hinterläufen nur rechts, und da baumelt die so lose durch die Gegend. :peezz:
aus gute-frage.net
Hier verwechseln offenbar viele user die Wolfskralle, auch Afterkralle genannt, mit der etwas höher sitzenden Kralle an den Vorderläufen. Diese Kralle ist der funktionslose Daumen , denn der Hund hat vorne nur 4 Zehen am Boden. Die Wolfskralle befindet sich , wenn sie auftritt , an den Hinterläufen. Hin und wieder schlägt sie auch bei Rassen durch , bei denen sie Jahrzehnte nicht mehr vorkam.
Tanja

:blah:

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Re: "Haushunde" schon vor über 14.000 Jahren

#25

Beitrag von fuxi » Do 12. Aug 2010, 16:44

BernhardHeuvel hat geschrieben:Dass solche Verkürzungen - innerhalb kürzester Zeit! - auch bei den Füchsen, Wölfen oder Tieren bei Mangelernährung auftreten, ist für mich naheliegend.
Solche Verformungen sind bei den normalen Tieren der Pelzfarmen nicht aufgetreten, bei den züchterisch selektierten schon. Unabhängig von der gleichen (schlechten) Ernährung der Füchse. :watt:
BernhardHeuvel hat geschrieben:Nahrung bestimmt dein Leben auf vielfältige Weise. Der Spruch: "Du bist, was Du isst." hat mehr Hintergrund, als viele von uns bisher erahnten.
Das denke ich auch. (Nur hat das meiner Ansicht nach nichts mit der Domestizierung und den Fehlfarben von Hund und Fuchs zu tun, da sich ja hier die Ernährung der beiden Gruppen gar nicht verändert hat.)
BernhardHeuvel hat geschrieben:Ich antworte auch so gern. Geduld, liebe Fuxi. Geduld!
Ersteres war nicht unbedingt zu erkennen, weshalb mir zweiteres zunehmend schwerer gefallen ist.


Was ich jedenfalls bei dem russischen Fuchs-Projekt spannend fand, war die Verknüpfung von Zahmheit und verändertem Aussehen.
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#26

Beitrag von logicalman » Do 12. Aug 2010, 16:47

Landfrau hat geschrieben:..., bekommt man einen Hund - eine anatomisch veränderten Wolf mit dem Verhalten eines achtmonatigen Wolfswelpen, welches er sein Leben lang beibehält.
Juvenilisierung nennt man das oder Neotenie.

...

Mit 8 Monaten befindet sich der junge Wolf auf dem Zenit seiner Lernfähigkeit. ...
gilt doch für diesen nackten Affen (auch Mensch genannt) genauso ...
(kurz Tante Google fragen)
siehe z.B. http://herpetologie.org/wiki/Neotenie#N ... m_Menschen
Neotenie beim Menschen
Emile Devaux wendet ab 1921 diesen Begriff auf die Entstehung des Menschen an. Etwa zeitgleich entwickelte der niederländische Anatom Lodewijk (Louis) Bolk seine Foetalisationstheorie. Demnach sei der Mensch ein in seiner Entwicklung stark verzögerter Affe - ...:

- die spärliche Körperbehaarung
- der aufrechte Gang als gestoppte Embryonalentwicklung
- ...
- die Rundung des Kopfes
- die Größe des Kopfes
- ...
- die späte Verknöcherung der Schädel-Suturen
- ...
- die starken, nicht abgespreizten, nicht-opponierbaren großen Zehen.
Erklärung für diese Entwicklung wäre m.E. klar:
so bleibt der Mensch lebenslang lernfähig (naja, zumindest in der Theorie das Potential dazu hat) ... und diese Neotenie war somit die physiologische Voraussetzung/notwendige Begleiterscheinung der Evolution zu einem homo sapiens ...


@ BernhardHeuvel:
mit der Ernährung dürfte dies nix zu tun haben!

und
BernhardHeuvel hat geschrieben:Price ... beschreibt ..., wie Menschen aus Naturvölkern, die in Kontakt mit modernem Essen kommen, schon in der nächsten Generation eine Degeneration des Körpers zeigen. Insbesondere des Skeletts, ...
was vielleicht eher dadurch bedingt ist, dass ein mit-modernem-Essen-in-Kontakt-kommen oft heißt, aus dem (der Rodung zum Opfer gefallenen) tropischen Urwald in eine 3. Welt-Slumhütte zu kommen ... dort weniger/einseitig Bewegung zu haben ... das "moderne Essen" dort nach unserem Befinden wohl wenig ausgewogen ist ...

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Re: "Haushunde" schon vor über 14.000 Jahren

#27

Beitrag von Theo » Do 12. Aug 2010, 18:39

Landfrau hat geschrieben:Vergleiche das PRofil deines Hundes mir dem eines Wolfes..... .
...
Wobei der Hund uns wohl deutlich besser kennt als wir ihn.
Der, den ich oben schon mal verlinkt hab, Schrey, Joachim, der liest den Hund wie ein Hund, vielleicht sogar wie ein Wolf.
Das war jetzt wirklich erhellend ;)
Landfrau hat geschrieben:Die Juvenilisierung ist sozusagen äußeres Zeichen des sozialen und intellektuellen Entwicklungszustandes.
Der Hund ist psychosozial (daher auch seine gute Lernfähigkeit) ein 8-monate alter Wolf.

Die Juvenilisierung durch Auslese von Welpen, die gut führbar, prägbar, kooperativ waren,...
Hm, was das jetzt wohl für die zunehmende Infantilisierung des Menschen in modernen Gesellschaften bedeutet? :mrgreen:

Nach was zum Thema:
In den ersten Jahren, sagt auch Wolfsfreund Vogelsang, kommen die meisten Halter noch gut mit ihren Tieren zurecht: "Ein Hund kann ohne seinen Menschen nicht leben, er bleibt zeitlebens in einem infantilen Stadium", erklärt er. "Ein Wolf aber wird erwachsen, und dann kommen die Probleme."
"Die bleiben eben immer Beutegreifer", betont Vogelsang, "und alles, was Hunde können, können sie hundertmal besser."
Beutegreifer im Wohnzimmer
Gruß
Theo

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Re: "Haushunde" schon vor über 14.000 Jahren

#28

Beitrag von Winnie07 » Do 12. Aug 2010, 20:57

@Landfrau:

"Der kurze Fang zwingt den Hund ans matschige Hundefutter, neben einem Beutetier würde manch Haushund verhungern."

Es gibt mittlerweile viele Leute, die ihre Hunde roh ernähren, ich auch. D.h. kein matschiges Hundefutter, sondern Fleisch, mehr noch Knochen, alles ungekocht. Funktioniert prima, daher gehe ich davon aus, dass der Fang lang genug ist ;) .

Eine andere Sache ist die: Lange Zeit wusste mein Hund nicht, wie er ein ganzes Stück Fleisch/ Knochen bearbeiten sollte. Habe ich damals mit Zerrspielen gelöst. Ja, was tut man nicht alles als Hundebesitzer ;) , solche Sachen hätte ich mir früher niemals ausmalen können...Nun hat mein Hund zwar einen massiven Jagdtrieb, aber ich bin mir gar nicht sicher, dass er - sollte er jemals ein Beutetier fangen - etwas damit anfangen können...weil er es nie gelernt hat. Dafür bin ich auch dankbar, weil mich das in der heutigen Gesellschaft vor massive Probleme stellen würde...

Schlappohren: Ja, sie sehen niedlich aus, verursachen aber oft (nicht bei meinem Hund, aber ich kenne genug) große gesundheitliche Probleme - es kommt einfach zu wenig Luft dazu, oder der Ohrkanal ist zu eng etc. Die Folge sind immer wiederkehrende Ohrentzündungen, die leicht zu Taubheit etc. führen können.
lg
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Re: "Haushunde" schon vor über 14.000 Jahren

#29

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Do 12. Aug 2010, 21:23

hallo!

Meine Susi damals hatte ein (zahmes) Kaninchen gejagt und "gefangen" - was tat sie damit?
Sie schleckte es liebevoll ab! :lol:
Ihre Schnauze war lang genug und sie fraß sehr gerne Knochen - aber dass man ein "befelltes" Kaninchen fressen kann - ich glaube auch, das wußte sie einfach nicht.....
Schlappohren haben aber auch nicht alle Hunde, oder?

liebe Grüße!

Winnie07
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Re: "Haushunde" schon vor über 14.000 Jahren

#30

Beitrag von Winnie07 » Do 12. Aug 2010, 21:30

@ina maka: da hat dann wohl der mutterinstinkt überhand genommen ;) .
andererseits erinnere ich mich, meinem hund mal rehohren zum knabbern gekauft zu haben, samt fell. die ohren wurden intensivst abgeschleckt, und ich dachte auch schon, dass das nie etwas wird, und plötzlich waren sie im magen verschwunden!
lg
Winnie07

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