Wünschen...

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Zottelgeiss
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Wünschen...

#1

Beitrag von Zottelgeiss » Di 18. Feb 2014, 21:16

Moin,

ich tue mich jetzt echt schwer...Von vorneherein: Ich will niemandem was Böses!!!

Ich habe mit einer Person in meinem näheren Umkreis massive Probleme, ich vermute (bin sicher :aeh: ) eine psychische Störung, die sich gewaschen hat. Ich muß meinen dreijährigen Sohn dorthin geben (Gerichtsbeschluß). Ich wurde mehrfach unabhängig voneinander von Fachpersonen gewarnt, Personen mit so einer Struktur wären gefährlich. Das glaube ich sofort. Seit einem der Anfälle kann ich meine rechte Hand nur noch sehr eingeschränkt benutzen. Praktisch habe ich alles in die Wege geleitet, uns so weit wie möglich zu schützen.

Ich würde mir gern wünschen, daß dieser Mensch uns (und auch sich selbst) nicht mehr schadet. Ich trau mich nicht, weil der eine komplett andere Wahrnehmung hat von sich und der Welt, das ich irgendwie denke, da passiert was Schlimmes, wenn ich was Gutes will. Schon beisst sich die Katze in den Schwanz...

Ich kann mich nicht vollständig entziehen, und ich MUSS noch mindestens fünfzehn Jahre in diesem giftigen Dunstkreis bleiben. Ich habe körperliche Symptome, die ich gern loswerden würde (massive Durchblutungsstörungen in den Fingern und Zehen), aber so bekomme ich es mental nicht hin.

Helft ihr mir ein bisschen? Brainstorming und so?

Ich äußere mich gern ausführlicher, wenn gewünscht.

Danke erstmal,
die Zottelgeiss (Claudia :) )
Die eigenen Grenzen sind immer die Grenzen des anderen.

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Re: Wünschen...

#2

Beitrag von 65375 » Di 18. Feb 2014, 22:40

Nach meiner dramatischen Trennung hatte ich jahrelang Symptome, die ich viel später ganz allein als posttraumatische Belastungsstörung diagnostizieren mußte, obwohl ich mit Ärzten drüber geredet hatte.
Meiner Seelenruhe hat es gut getan, mir vorzustellen, DASS ihm was schlimmes passiert! Setz Dich nicht noch mehr unter Druck, indem Du Dir nicht erlaubst, auch Böses zu denken. Es entlastet ungemein!
Es gab vor und nach der Trennung viele, viele schlimme Szenen, auch mit Polizei, die mich übelst verspottet hat.
Ich hab viel an schwere Bratpfannen gedacht in dieser Zeit. Eine Frau mit ähnlichen Problemen hatte eher einen Hang zu Messern. Wenn Du Bilder findest, die Deinem Temperament entsprechen und zu Deiner Situation passen, verabschiede Dich von Deinem schlechten Gewissen - die Gedanken sind frei!
Was mir auch sehr geholfen hat, war an einen Menschen zu denken, der mir sehr geholfen hat. Ich hatte kaum Kontakt zu ihm, aber ich wußte einfach, daß er bereit ist, mir jederzeit zu helfen.
Dein Sohn ist noch so klein; meine waren schon größer. Also konkret an Eurem Schutz arbeiten mußt Du unbedingt!

Und überleg Dir gut, was Du hier erzählst; manchmal gibt man in solch einer Situation viel preis und bereut hinterher, allzu offen gewesen zu sein!

Ich drück Dir alle Daumen, daß Du da gut durchkommst!

Nightshade
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Re: Wünschen...

#3

Beitrag von Nightshade » Do 20. Feb 2014, 07:52

65375 hat geschrieben: Meiner Seelenruhe hat es gut getan, mir vorzustellen, DASS ihm was schlimmes passiert! Setz Dich nicht noch mehr unter Druck, indem Du Dir nicht erlaubst, auch Böses zu denken. Es entlastet ungemein!
Es gab vor und nach der Trennung viele, viele schlimme Szenen, auch mit Polizei, die mich übelst verspottet hat.
Ich hab viel an schwere Bratpfannen gedacht in dieser Zeit. Eine Frau mit ähnlichen Problemen hatte eher einen Hang zu Messern. Wenn Du Bilder findest, die Deinem Temperament entsprechen und zu Deiner Situation passen, verabschiede Dich von Deinem schlechten Gewissen - die Gedanken sind frei!
Na aber bitte wirklich nicht!!!

Ich erinnere mich nur zu gut an die geflüsterten Hasstiraden meiner Mutter, an die Blicke, die sie in der Küche auf die Messer geworfen hat! Sie ist so übergequollen von Hass auf ihren Ehemann, dass förmlich eine schwarze Wolke um sie war. Oh, sie dachte natürlich, dass sie eh unbeobachtet ist und die Kinder eh nichts merken. :pfeif:

Nach zwei Jahren Scheidungshorror wären wir Kinder verflucht froh gewesen, sie für immer aus den Augen zu haben und beim Vater zu bleiben. Wir hatten Angst vor ihr, vor diesen aufgestauten Messergedanken! Der Vater ist auch nicht recht bei Trost, krankhafte Eifersucht und Neigung zum Machogehabe, wenn er keine Grenzen gesetzt kriegt klassische Eheleut eben, er der Herr des Haushalts, sie das kleine Frauchen. Aber immerhin warf er keine komischen Blicke auf Messer.

Ich brauch diese Frau bis zum heutigen Tage nicht, die ist seit den Messergedanken nicht mehr normal. Diese Gedanken und Blicke führen heute ein Eigenleben, auch wenn sie sich mit dem Vater versöhnt hat. (Der Psychologe, bei dem ich mich damals ausgeheult habe, vermutete anhand meiner Schilderungen übrigens eine Psychose.)

Irgendwann damals hab ich im Stillen um die Frau geweint, die meine Mutter war. Die ist aber schon lange fort, wurde durch die hassflüsternde, Messer anstarrende Irre ersetzt. Seither ist meine Mutter nur mehr eine Pflicht für mich, bei ihrem physischen Ableben werde ich nicht trauern.

Das arme Kleinkind, das sowas aushalten muss!
Wir waren immerhin fast erwachsen und konnten heimlich zu öffentlichen Stellen gehen, wo es kostenlose psychologische Hilfe gab.
Die älteren Kids können heutzutage vielleicht zum Beratungslehrer/Schulpsychologen gehen, wenn es an ihrer Schule einen gibt. Aber was tut ein Kleines, das seine eigenen Ängste noch nicht richtig erfassen und sich nicht selber helfen kann?

Konzentrier dich darauf, dass du dein Leben wieder auf die Reihe kriegst. Das wirst du kaum schaffen, wenn du Hassgedanken wälzt.
Durchblutungsstörungen, Bauchweh usw. sind Stresssymptome, das haben auch Leute, die z.B. schwere Angst um den Job und die Existenz haben. Es geht weg, wenns wieder aufwärts geht.

Mach nicht zweimal den gleichen Fehler. In Zukunft bestehe auf getrennten Wohnungen/Wohnbereichen, eigene Vollzeitarbeit, getrennte Finanzen, eine vom Partner unabhängige Sexualität.

Picassa

Re: Wünschen...

#4

Beitrag von Picassa » Do 20. Feb 2014, 09:22

Wer ist denn diese Person in Deiner näheren Umgebung? Und wieso musst Du Dein Kind dorthin geben? (Und für wie lange/wie oft)?
Wieso warnen Fachpersonen vor diesem Menschen, und trotzdem gibt es einen richterlichen Beschluss???
Wieso MUSST Du in diesem Dunstkreis bleiben?

Für Außenstehende wie mich (und wohl die meisten anderen hier im Forum) ist es nicht ganz einfach, aus Deinem kurzen Bericht Deine Lage zu begreifen und Dir mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, dazu müsste man viel mehr wissen.
(Vielleicht erklärt das auch, warum Du bisher noch nicht viele Antworten hier bekommen hast.)

Ich wünsche Dir aber trotzdem viel Kraft, alles durchzustehen.
Kopf hoch, nur Mut, es wird sich alles finden.

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Re: Wünschen...

#5

Beitrag von 65375 » Do 20. Feb 2014, 09:36

@Nightshade
Wo liest Du, daß man Kleinkinder mit Messergedanken konfrontieren soll?!

Solche Gedanken zuzulassen und nicht zu verdrängen, hilft, mit dem Gefühl von Ausgeliefertsein und Hilflosigkeit besser umgehen zu können. Das entlastet eher die Kinder, die sonst allzu sehr zur emotionalen Stabilisierung herangezogen werden könnten.

Benutzer 72 gelöscht

Re: Wünschen...

#6

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Do 20. Feb 2014, 10:08

Ich weiß schon um die Gefahr des Gefühle-Unterdrückens.

Trotzdem macht Hass in erster Linie die Person, die ihn empfindet, krank und nicht den, der gehasst wird.

nicht verbieten - überwinden.

ist schwierig aber geht.

Hass in Verzeihen verwandeln, Verstehen, tolerieren - von mir aus in ein "von oben herab tolerieren".

Das macht frei (hab Erfahrungen damit, es stimmt - bei mir zumindest war es so)

Buddhismus ist bei solchen Problemen eine starke Kraftquelle!

nicht zu dem Negativen schaun, sondern vorwärts blicken.
Das eigene Leben in den Vordergrund stellen - so gut es geht und wenigsten mental

ein bisschen die Welt "schön träumen" ....

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Re: Wünschen...

#7

Beitrag von 65375 » Do 20. Feb 2014, 11:36

Ich sehe eigentlich das Zulassen anstatt Unterdrücken von negativen Gefühlen als ersten Schritt zu Überwindung. Ich denke inzwischen wieder nur noch an Pfannen im Zusammenhang mit Bratkartoffeln :holy: , aber Verzeihen oder gar Versöhnung ist weit weg. Das hab ich damals mehrfach versucht, aber es wurde immer nur schlimmer.

Was aber viel wichtiger wäre, gibt es vielleicht doch noch Möglichkeiten, wie Zottelgeiss ihren Zwerg aus dieser Situation rausholen kann? Leider mit so wenig Infos nicht zu klären.

Ich kann allerdings diesen Post von Zottelgeiss nur allzu gut verstehen; dieses Hilfesuchen ohne sich zu weit zu öffnen.

Benutzer 72 gelöscht

Re: Wünschen...

#8

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Do 20. Feb 2014, 12:02

65375 hat geschrieben:Ich sehe eigentlich das Zulassen anstatt Unterdrücken von negativen Gefühlen als ersten Schritt zu Überwindung.
:daumen:

ist mir im Nachhinein auch erst bewußt geworden - ja, so ist es.

Ich hab darauf "vergessen", weil ich (vielleicht wegen meiner Kindheitserfahrungen?? "nicht-Erziehung"/"sich nicht erziehen lassen") - keine Tabu-Gefühle kenne
und auch kein schlechtes Gewissen wegen irgendwelcher Gefühle, keine "verbotenen" Gedanken....

Du hast Recht
Willst du deinen Kindern was Gutes tun? Sorge dafür, dass es ihrer Mutter gut geht
(chinesisches? Sprichwort)

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Re: Wünschen...

#9

Beitrag von Nightshade » Do 20. Feb 2014, 12:24

65375 hat geschrieben:@Nightshade
Wo liest Du, daß man Kleinkinder mit Messergedanken konfrontieren soll?!

Solche Gedanken zuzulassen und nicht zu verdrängen, hilft, mit dem Gefühl von Ausgeliefertsein und Hilflosigkeit besser umgehen zu können. Das entlastet eher die Kinder, die sonst allzu sehr zur emotionalen Stabilisierung herangezogen werden könnten.
Ich lese, dass die TE ein kleines Kind hat.
Und 65375 rät dazu, gewalttätigen Gedanken freien Lauf zu lassen:
Meiner Seelenruhe hat es gut getan, mir vorzustellen, DASS ihm was schlimmes passiert! Setz Dich nicht noch mehr unter Druck, indem Du Dir nicht erlaubst, auch Böses zu denken. Es entlastet ungemein!
....
Ich hab viel an schwere Bratpfannen gedacht in dieser Zeit. Eine Frau mit ähnlichen Problemen hatte eher einen Hang zu Messern.

BITTE NICHT. Da wird einem ja ganz übel, wenn man sowas liest.
Das ist wirklich ein ganz unglücklicher Ratschlag in einer Lebenssituation, die bereits zu körperlichen Symptomen führt.

Das Kind wäre der/die Leidtragende, denn es bekommt Hassgefühle unweigerlich mit und ist altersbedingt nicht in der Lage, sich Unterstützung bei Dritten zu suchen.

Man muss nicht Buddhist sein um zu verstehen, dass einen Hass und Mordgedanken nur Energie kosten, dass sie einen erschöpft und frustriert und krank zurück lassen.
Auch wenn sie nicht ernst gemeint sind, schädigen sie trotzdem. Sie werden durch Angst hervorgerufen und Angst lähmt unwahrscheinlich.

Zulassen? Nö. Bringt mich das irgendwie weiter, im Gedanken Messer zu wetzen gegen XYZ, der mir weh getan oder meine Existenz gefährdet hat?
Die fürs Messerwetzen verwendete Zeit kann man auch vewenden, sich positivere neue Richtugen zu überlegen.

@TE: Du bräuchtest vermutlich therapeutische Hilfe. Durchblutungsstörungen können auftreten, wenn man sich dauernd vor Sorgen verkrampft, sogar im Schlaf.
Du musst von dieser dauernden Angst und Sorge wegkommen, aber ich denke dir ist nicht geholfen, wenn wir dir ein paar Lebensratgeber verlinken.

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Re: Wünschen...

#10

Beitrag von kraut_ruebe » Do 20. Feb 2014, 13:33

nachdem claudia sich nicht wünscht in gedanken zu morden, sondern genau das gegenteil, ists mit den küchengeräten ja nicht so schlimm. (obwohl ich dem zustimme dass ein so kleines auch ohne es wirklich zu sehen haargenau weiss was läuft, ich war mal so eins. rückblickend muss ich wahrscheinlich noch froh sein dass sie sich und mir noch zusätzliche messergefühle erspart haben - aber egal, ist ja nicht claudias thema)

@claudia: so als brainstorming würd ich das thema bedingungslose liebe aus der arbeit mit angehörigen von sucht- oder anderwertig psychisch erkrankten menschen einwerfen. aber da du auch mutter bist würd ich dir lieber raten, jemanden der auf diesem gebiet kompetent ist und nicht nur dir sondern auch zeitgleich dem kind beistehen kann zu kontaktieren. auf dem gebiet gewalt gegen frauen und kinder, vor allem auch auf dem früher sehr vernachlässigten teil der gewalt psychischer natur (und da fällt alles rein was einem angst macht) kann inzwischen viel gutes geleistet werden. hier bei mir würde man die passenden kontakte vom jugendamt und vom frauenbüro bekommen.
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