@Ahora:
Leider sieht es so aus, als dass diese Motivation, die du begreiflicherweise verabscheust, der Antrieb der meisten kulturellen Leistungen der Menschheit ist.
Eine Sache wird danach beurteilt, ob man sie essen kann, ob man ein Weibchen damit beeindrucken kann, oder ob man es dem Nachbarn über den Kopf hauen kann (was dann wieder manche Weibchen beeindruckt). "der Krieg ist der Vater aller Dinge" - leider.
@Manfred:
Manfred hat geschrieben:
Evolution ist Wettbewerb pur. Wir sind demnach nur durch Wettbewerb entstanden und entwickeln uns als Art nur durch Wettbewerb weiter.
Ich halte das für überholt, wie unvoreingenommene Beobachtung leicht zeigt.
Es gibt Fälle, wo reiner Wettbewerb entscheidet. Die Regel ist das nicht. "Survival of the fittest" wurde nicht mal von Darwin selbst so behauptet, sondern es passte so gut zu der schon zu Darwins Zeiten herrschenden Weltanschauung des Menschen (Kolonialismus, Liberalismus), dass dies von den Herrenmenschen
aller Nationen nur zu gerne übernommen wurde, denn damit kann sich der Herrschende so bequem rechtfertigen.
Viel häufiger ist Zufall (übrig bleiben ist nicht das gleiche wie im Wettbewerb besser sein) im Spiel. Die Evolution fördert nicht den Tüchtigeren, sondern entfernt die allzu Ungeschickten.
Wie sonst könnte man all die Strukturen erklären, die für das Überleben unwichtig und sogar kontraproduktiv sind. Ein Beispiel: die in unserem Klima erfolgreichsten Waldbäume, Fichte und Buche, erzeugen jedes Jahr Unmengen von Zapfen und Fruchtbechern, die weder der Samenverbreitung dienen noch die Samen vor Parasiten und Frassfeinden schützen, noch dem Baum sonst irgendwie nützlich sind (soweit Mensch das beurteilen kann). Das kann bis zu 1 Tonne Trockensubstanz pro Hektar gehen, die im Herbst einfach runterfallen. Diese Investition wäre im Holzzuwachs besser investiert, wenn man nur die Wettbewerbsfähigkeit als Kriterium zulässt, was "Evolution ist Wettbewerb pur" behauptet.
Auch die Holzqualität der Bäume ist aus Wettbewerb heraus nicht zu verstehen. Hier wird bei Harthölzern sinnloser Aufwand getrieben; weiches und raschwüchsigeres Holz würde bei gleichem Aufwand wesentlich rascher zu grösserer Krone, d.h. Überschattung des Nachbarn und folglich Wettbewerbsvorteil führen. Die Holzqualität ist nicht einmal mit der Fäulnisresistenz gekoppelt, denn Bäume wie Birne oder extrem Buchsbaum machen sehr hartes, aber überhaupt nicht dauerhaftes Holz.
Wegen öffentlichen Boxkämpfen: ich muss es weder bezahlen nach anschauen, also kümmert es mich nicht weiter. Man muss nicht alles verstehen.
Mir widerfährt es auch oft, dass ich während einer Sendung einnicke, die in der Vorschau als "keinesfalls verpassen" bewertet wurde.
Offenbar gibt es den Äther doch, der den Raum erfüllt und durch den die Fernsehwellen müssen (auch wenn die Physik das widerlegt hat), denn irgendwoher muss diese einschläfernde Wirkung ja kommen.
Manfred hat geschrieben:Die Frage der Erlangung des Friedens kann also nur die sein, wie man den unausweichlichen Wettbewerb vernünftig kanalisiert. Sport ist dazu eine Möglichkeit. Gerade für diejenigen, die stark zur körperlichen Konfrontation veranlagt sind.
Mag sein. Ich sehe es eher als eine Chance, Gesellschaftsfähigkeit mit körperlichem Leistungswillen zu vereinbaren (Mannschaftssport, Fairness), wie ich an meinen Kindern bemerke. Aber der Gedanke "ich schiesse mehr Tore, also bin ich der wertvollere Mensch" sitzt schon sehr tief.
Manfred hat geschrieben:Es mag schon sein, dass man die Menschheit auch anders befrieden könnte. Wie z.B. durch selektive Zucht auf Friedfertigkeit (wie bei Nutztieren) oder durch Medikation.
Das erfordert dann aber wieder Zwangsmittel, die ich nicht als friedlich bezeichnen kann. Und ob es der Art langfristig zum Positiven gereichte, ist äußerst zweifelhaft.
Das Wort befrieden ist schlimm, denn es impliziert eine übergeordnete Macht mit Peitsche, die weiss, was für die anderen gut ist. Ausserdem bleibt eine Utopie, welche die Menschen ändern will, das was sie ist: eine Utopie.
Die Natur hat ja schon lange eine Antwort darauf: Wettbewerb und Revierverhalten hört dort auf, wo er für das Individuum die Überlebens- und Reproduktionschance nicht mehr erhöht. Menschliches Wirtschaftsgebaren ist von dieser simplen Logik völlig abgekoppelt, und das ist die Ursache fast aller Kriege und Konflikte.
Auf menschliche Gesellschaften übertragen hiesse das, kleine überschaubare Staatswesen, keine Handelsmonopole.
Manfred hat geschrieben:Hätte sich diese Streuung der Veranlagungen beim Menschen während der Evolution nicht bewährt, dann gäbe es sie nicht.
Das ist ein philosophischer Zirkelschluss: Nur was besser ist als die Konkurrez, überlebt. Also muss alles, was es in der Natur gibt, besser als die Konkurrenz sein. Diese Hypothese lässt sich nicht verifizieren, denn es gibt ja a priori keine Gegenbeispiele.
Ich glaube, hier wird als Überlegenheit interpretiert, was bestenfalls Narrenfreiheit ist.
Der Ausweg, möglichst viele Beispiele zu nennen, wo Wettbewerb wichtig ist, hilft nicht, denn es wird ja behauptet,
nur Wettbewerb entscheide. Das ist erst dann naheliegend (und immer noch nicht bewiesen), wenn es einem selbst nicht gelingt, Beispiele zu finden, wo Wttbewerb nichts erklärt.
Manfred hat geschrieben:Aber die Tour könnte den Kern dessen zeigen, was mich am Sport fasziniert: Hervorragende Leistungen, die nur durch langjährige harte Arbeit zu erreichen sind.
Schwimmen, Tennis, Eisschnellauf, meinetwegen. Aber ... beim BOXEN??? Für mich ist Boxen ein gutes Beispiel dafür, dass Evolution keinen Zweck hat.
Manfred hat geschrieben:Evtl. die selbe Faszination, die mich befällt, wenn ich einem guten Handwerker bei der Arbeit zusehen kann, der durch langjährige Übung einen sehr hohen Standard an Effektivität und Qualität erreicht hat.
Das kann ich nachvollziehen, aber das funktioniert nur soweit, wie die Arbeit einen höheren Zweck hat. Der sehr hohe Standard an Übung und Effektivität wird sich bei einer Waffenfabrik grauenhaft auswirken, auch wenn die Effizienz und Ästhetik der Fertigung genauso vorhanden ist wie bei einem anderen Betrieb. Die souveräne Beherrschung der Chemie hat der Menschheit Dinge wie wirksame syntehtische Antibiotika, aber eben auch chemische Kampfstoffe beschert. Es ist eben wichtig, ob man einen Pflug oder eine Kanone herstellt.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.