William Albrecht Vol. I-IV (engl)

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Sabi(e)ne
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William Albrecht Vol. I-IV (engl)

#1

Beitrag von Sabi(e)ne » Mo 2. Sep 2013, 17:03

Sind heute endlich gekommen, und ich bin fast auf den Rücken gefallen - DINA4 Originale auf DINA5 ausgedruckt, und alle 4 haben zusammen 1400 Seiten.
Das zu übersetzen könnte ne Lebensaufgabe werden.... :engel:
Aber erst mal lese ich jetzt alles. :mrgreen:

(Falls jemand der alten Hasen hier interessiert ist, ich bin auch bereit, die Bücher zu verleihen, aber weil so schweineteuer nur gegen Kaution, die es natürlich zurück gibt, sobald die Bücher wieder heil bei mir angekommen sind :rot: )
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Re: William Albrecht Vol. I-IV (engl)

#2

Beitrag von Sabi(e)ne » Mo 2. Sep 2013, 20:50

Ich verstehe nicht, warum diese Schriften nicht Standard an jeder landwirtschaftlichen Fakultät/Deula sind. :hmm:

Es ist so sehr viel einfacher, an der Bodenfruchtbarkeit im positiven Sinn zu schrauben, als sich viel später mit Krankheiten der Menschen rumzuplagen.
Das beste Beispiel war die Milch - die wird in Litern an Masse oder an Fettgehalt als Energiequelle gemessen - aber das sagt alles nichts darüber aus, wie gut sie für Kinder im Wachstum ist.
Heutzutage werden schlechte Zähne schon als normal hingenommen, aber schlechte Zähne bedeuten auch ein schlechtes Skelett, mit den entsprechenden Folgen in späteren Jahren.
Und auch das wird als normal hingenommen, als simple Altersfolgen.... :roll:

Warum ist es so schwer, die Landwirte davon zu überzeugen, daß Humusbildung und richtig guter Boden, versorgt mit allen nötigen Elementen bis runter zu den winzigsten Spurenelementen, eine bessere Methode ist als Pestizide?
Wenn die Pflanzen optimal versorgt sind, haben Schädlinge keine Chance, und die Tiere, die diese Pflanzen fressen, gedeihen auch deutlich besser.
Bodenfruchtbarkeit ist ALLES.

Warum arbeiten die meisten Menschen in der Landwirtschaft völlig dagegen?
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Re: William Albrecht Vol. I-IV (engl)

#3

Beitrag von hobbygaertnerin » Di 3. Sep 2013, 08:00

Deine Frage kann ich dir gerne beantworten,
an der Krankheit wird das Geld verdient, nicht an der Gesundheit.
Der gesunde Boden ist zwar unsere Überlebensgarantie, aber wie du schon festgestellt hast, dieses Wissen wird nicht vermittelt.
Wäre interessant, in wie weit Albrechts bodenkundliches Wissen in Amiland noch bekannt ist?
Lässt du uns an Albrechts Wissen ein wenig teilhaben?

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Re: William Albrecht Vol. I-IV (engl)

#4

Beitrag von Sabi(e)ne » Di 3. Sep 2013, 08:27

Moin, Maria,
leider nur in Ökokreisen, nicht allgemein.
Immerhin hat der Acres-Verlag den Neudruck gemacht, ein gewisses Interesse scheint also da zu sein, und Geld wird somit auch verdient, denke ich.
Albrecht weist immer wieder darauf hin, daß die meisten Tiere sehr genau wissen, was gut für sie ist, und was nicht - Beispiel Kühe, die ein schönes Feld mit Bluegrass und weißem Klee links liegen ließen, und lieber einen Acker mit vielen Arten "Unkraut" abfraßen, was sie normal nicht anrühren würden, der aber im Jahr davor gedüngt worden war.
Er schreibt auch, daß bei Testparzellen (die eine mit 6Tonnen Stallmist pro Jahr, die andere ohne) auf der ungedüngten Seite bestimmte invasive Unkräuter aufkamen, die aber exakt nur bis zur Linie der Trennung wuchsen - soviel zu "invasiv". :lol:
Daß Unkraut immer eine Zeigerpflanze ist, wissen ja nicht mal mehr alle Landwirte - spritzen ist Standard, statt zu überlegen, was fehlt.
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Re: William Albrecht Vol. I-IV (engl)

#5

Beitrag von Sabi(e)ne » Di 3. Sep 2013, 22:18

Es ist echt mühsam zu lesen - ich hab ein Lineal, um nicht in der Zeile zu verrutschen. :lol:

Fakt 1.: Die Natur macht keine Fruchtfolgen, sondern vermehrt die Fruchtbarkeit lokal mit immer demselben Besatz.
Fakt 2.: Es gibt Grasland, und es gibt Waldland.
Waldland zu Grasland machen zu wollen, und dann von Rindern zu erwarten, daß sie den Ausgleich schaffen, ist illusorisch (Obacht - Deutschland wäre normal nahezu dicht mit Eichen und Buchen - hier ist kein natürliches Grasland).
Fakt 3: die Natur hat für Nachwuchs bei Rindern das Frühjahr vorgesehen - der Mensch will aber ganzjährig Nachwuchs - funzt nicht störungsfrei.
Fakt 4: Besamung ist wegen Fakt 3 keine gute Idee, weil beim Natursprung in der Saison der Bulle auch Hormone in der Kuh einbringt, die dem Ei/Fötus beim Einnisten helfen. Außerdem ist Frühjahrsgras besser für die Milch und somit auch für die Aufzucht der Kälber (das war vor der Erfindung der Milchaustauscher und allem anderen Krams).
Ich vermute mal ins Blaue, daß das für Schweine und Schafe/Ziegen ebenso gilt.
Morgen abend geht's weiter. ;)

Nachtrag: man kann nicht einfach Waldland in Grasland und vice versa umwandeln, weil die Bedingungen einfach nicht passen - von der Regenmenge angefangen bis zum pH-Wert des Bodens und Unterbodens.
Ein sehr komplexes Thema.
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Re: William Albrecht Vol. I-IV (engl)

#6

Beitrag von Sabi(e)ne » Mi 4. Sep 2013, 21:34

Und weiter geht's - gestern waren wir bei Band1, Seite 52 oder so, und heute hatte ich viel Zeit im Wartezimmer :engel: und das Buch sieht sehr bunt aus mit den ganzen post-its.
Ich gestehe, daß ich fast 40 Seiten Chemie pur nur quergelesen habe - dazu fehlt mir das Studium, muß ich ehrlich zugeben.
Die Bücher sind auch eher ein Sammelsurium seiner Schriften - der Verleger schrieb im Vorwort, daß allein die Bibliographie schon zwei eigene Bände wären. :eek: :ohoh:
Es gibt also keinen stringenten Faden a la "These/Antithese/Synthese".

Die Daten für eine ausgewogene Pflanzenernährung:
Hydrogen 10% (das ist z.B. das H2 aus H2O, also die Wasserstoffbrücken bei den Säuren)
Calcium 60-70%
Magnesium 10-20% (in einigen Pflanzen nur 7-15%)
Kalium 2-5%
Natrium 0,5-5,0%
andere Kationen ca. 5%.

Die nächsten 4 Seiten gehen über den Unsinn, Dünger müßten unbedingt wasserlöslich sein.
Es ist deshalb Unsinn, weil der nächste große Regen alles wegschwemmt, und dann die Flüsse und das Meer belastet.
Sein Credo ist "unlöslich, aber verfügbar".
Das hört sich erst mal merkwürdig an, relativiert sich im nächsten Kapitel, was heißt "Saurer Boden ist nützlich, nicht schädlich".
Er ist deshalb nützlich, weil die Pflanze Säure an den Boden abgibt im Austausch gegen eigentlich unlösliche Elemente.
Seinen Boden neutral zu machen ist ein sehr, sehr schwerer Fehler.
Er betont auf den folgenden Seiten, daß z.B. sehr fein gemahlener Kalkstein nur ein kurzes Feuerwerk an Fruchtbarkeit gibt, was dann schnell wieder vorbei ist.
Aus seinen Versuchen ergibt sich als optimale Korngröße 2mm und größer - das hält für 2 Jahre.
Feine Mehle sind nur eine Instant-Lösung - das gilt ebenso für Urgesteinsmehl. Gröber wäre langfristig besser.
Das ist quasi wie heutzutage FastFood gegen richtiges Essen :lol:
Er sagt auch, daß es besser ist, den Kalkstein schon ein Jahr vor der eigentlichen Kultur zu düngen, und Stickstoff, Phosphat, und alles andere auch deutlich unter Saattiefe einzupflügen, damit die Pflanzenwurzeln auch tiefer noch was zu futtern finden (sehr vereinfacht gesagt).
Die nächsten 20 Seiten sind wieder reine Chemie :rot:

Darin und danach betont er nochmals, daß es wesentlich einfacher ist, die nötigen Nährstoffe in den Boden einzubringen, als an Pflanzen- oder Tier- oder Menschenkrankheiten mit viel Aufwand zu schrauben.
Also nicht das Kobalt in der Leckschale für die Rinder, sondern das Kobalt auf den Acker, wo das Futter für die Rinder wächst, als Beispiel.
Dann hat wenigstens auch der Mensch was davon, der das Fleisch dieser Kühe ißt.

Das waren die nächsten 60 Seiten - und es wird noch hochinteressant, weil Pflanzen ja nicht nur so vor sich hinwachsen, sondern das Ziel jeder Pflanze ist ja Samenbildung und Vermehrung.
Dafür braucht es aber im Boden die Grundstoffe für die Proteinbildung - und die sind für die Pflanzen teuer und aufwendig.
Was ich schon immer sagte, Zucker und KH gibt es in der freien Wildbahn billig an jeder Ecke, aber Eiweiß ist selten und aufwendig.

Morgen geht es genau darum - Proteingehalt.

(sorry, wenn das alles jetzt nicht viel Sinn zu ergeben scheint, aber wer ein bißchen mit Biolandbau zu tun hat, sollte auch aus dieser groben Beschreibung seine Schlüsse ziehen können.)
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Re: William Albrecht Vol. I-IV (engl)

#7

Beitrag von 65375 » Mi 4. Sep 2013, 22:17

Also ich find das durchaus verständlich und nachvollziehbar, was Du schreibst. Nährstoffe gebunden, aber verfügbar ist Terra Preta.

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Re: William Albrecht Vol. I-IV (engl)

#8

Beitrag von Sabi(e)ne » Mi 4. Sep 2013, 22:43

Sorry, nein, TerraPreta kann evt. eine tolle Ergänzung dafür liefern, aber bis jetzt geht es "nur" um stinknormalen Anbau.
TerraPreta war zu Albrechts Zeiten noch gar kein Thema.
Das wäre ein Thema für einen extra Thread. ;)
Ich möchte mich aus naheliegenden Gründen erstmal nur mit Albrecht befassen - daraus kann man ja nach den 1400 Seiten noch was basteln. :daumen:
Ich kann nur sagen, daß Proteinbildung als nächstes echt spannend ist. :daumen:
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Re: William Albrecht Vol. I-IV (engl)

#9

Beitrag von kraut_ruebe » Do 5. Sep 2013, 07:27

danke für den aufwand das für uns hier verfügbar zu machen, sabi(e)ne :)
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Re: William Albrecht Vol. I-IV (engl)

#10

Beitrag von Sabi(e)ne » Do 5. Sep 2013, 08:33

Danke, aber ich mach das ja auch für mich ;)
@65: nein, bei Albrecht bedeutet gebunden ausdrücklich "unlöslich" in Wasser, das ist nicht dasselbe wie "gebunden" bei der TP. Auch wenn es am Ende aufs gleiche Endresultat rausläuft. ;)
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