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von emil17 » Sa 7. Sep 2013, 07:47
Nichts gegen Bäume!
Aber: Ich glaube, werden verschiedene Dinge vermengt.
Lignin ist einfach der Leim, der aus Zellulosefasern Holz macht. Auch Zellulose enthält keinen Stickstoff, und auch Zellulose baut sich unter Sauerstoffabschluss selbstverständlich nicht ab.
Es gibt sowohl sehr humusreiche, aber auch sehr humusarme Wälder. Die sehr humusreichen Schwarzerdeböden haben sich unter Steppenvegetation, nicht unter Wald, gebildet.
Der Humusgehalt des Bodens ist ein Gleichgewicht zwischen was reinkommt (Wurzeln, Streu, abgestorbene Bodentiere) und was abgebaut wird.
Das hängt vom Klima, von der Geologie und der Vegetation ab.
Betriebswirtschaftlich muss man ja auch zwischen Umsatz, Gewinn und Kapital unterscheiden.
Wenig Input und gehemmter Abbau führt zu grossen Mengen organischem Material (Moor). Ansonsten wird in jedem Boden, dessen Humusgehalt im Gleichgewicht ist in einem Jahr gleich viel abgebaut wie anfällt - sonst würde sich der Humusgehalt ja über die Zeit ins Unendliche erhöhen, wie eben im Moor. Bringt man das System durcheinander, z.B. durch dauernden Umbruch, so führt das oft zu erheblichen Humusverlusten.
Wenn sich die Streu sehr rasch abbaut, wie in tropischen Regenwäldern, ist praktisch gar nichts vorhanden. Diese Vegetation ist hoch produktiv, auch ohne Humus! Dauert es mehrere Jahre, wie in Fichtenwäldern, hat es entsprechend viel. Dennoch sind Fichtenwaldböden nicht für ihre Fruchtbarkeit bekannt.
Damit sich in mitteleuropäischem Klima tiefgründigen und humusreiche Böden bilden, braucht es ein geeignetes Ausgangsgestein, das Tonminerale liefern kann, und eine Vegetion, deren Streu nicht das Bodenleben hemmt.
Dauergrünland macht gleich viel Photosynthese pro Fläche und Zeit wie ein Wald, nur wird die Produktion dauernd entfernt und landet im Vieh, oder sie baut sich sehr rasch ab und es hat deshalb wenig Humus.
Die Sache mit dem verfügbaren Stickstoff wurde in der Landwirtschaft unglücklich gemessen, nämlich im Bodenwasser. Das ist (um einen passenden Vergleich meines Chefs zu bemühen) so, als würde man den Reichtum einer Stadt daran messen, wieviel Geld auf der Strasse herumliegt.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.