Die industrielle Tier- und Gemüseproduktion kann soviel billiger produzieren als irgendwer von uns, dass man immer noch billiger kommt, wenn man einkauft - trotz Transportkosten und Verdienstspanne des Handels.
Für mich rechnet sich der Garten trotzdem über Umwege. Wenn ich ins Geschäft oder auf den Markt gehe, kaufe ich immer auch Sachen, die ich nicht unbedingt brauche, auf die ich aber gerade Lust habe. Wenn ich nicht einkaufen gehe, sind diese Sachen nicht vor meiner Nase und gehen mir auch nicht ab. Durch den Garten habe ich die Möglichkeit, sehr selten einkaufen zu gehen. Das spart allein im Lebensmittelbereich mehr Geld als alle Aufrechnungen zwischen Eigenanbau und Einkauf. Mein freiwilliger Konsumverzicht, den ich mir durch den Garten angewöhnt habe, erstreckt sich auch auf Bereiche, die nichts mit Essen zu tun haben. Der Garten unterstützt in meinem Fall eine Haltung des Nicht-Brauchens.
Hätte ich den Garten nicht, könnte ich auch mit eiserner Disziplin an allem vorüber gehen, was nicht zwingend lebensnotwendig ist - allerdings hätte ich dann das Gefühl, dass mir etwas abgeht. So gehe ich hinaus in meinen Garten und freue mich über die Fruchtbarkeit, die mich umgibt und über das, was ich geschaffen habe und brauche weder Schokolade noch exotische Früchte. Dafür beschäftige ich mich damit, was ich aus dem machen kann, was bei mir wächst und esse nach Saison.
Seit ich einen Garten habe, gebe ich so wenig Geld für den laufenden Lebensunterhalt aus wie nie zuvor. Natürlich gebe ich auch für den Garten jede Menge Geld aus. In Summe sind Gartenspielzeuge und Saatgut weit billiger als Computerspielzeug oder andere Dinge, die ich vorher haben wollte

. Trotzdem habe ich das Gefühl, im Luxus zu leben, schon allein wegen der tollen Qualität des Essens - das bedeutet mir mehr als die vielen teuren, ausgezeichneten Restaurants, die ich in meinem Stadtleben besucht habe.
Mit der Zeit werde ich auch mehr und mehr eigenes Saatgut selbst produzieren, und jedes Jahr habe ich mehr Pflanzen selbst gezogen. Jedes Jahr schaffe ich mehr einzumachen und zu lagern. Mit steigender Organisation wird's immer billiger - und die Zufriedenheit steigt trotz sinkender Kosten.