Innerer Antrieb

Was halt nirgendwo passt
Adjua
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Re: Innerer Antrieb

#21

Beitrag von Adjua » Fr 9. Aug 2013, 18:23

Nightshade ich meine nicht, dass Kinder nicht verschiedene Sachen ausprobieren sollen. Sie sollen nur solange dabei bleiben, bis sie sich mit dem Gebiet vertraut gemacht haben. Egal, was es ist - möglichst mit etwas Übertreibung, so wie du es selbst beschrieben hast. Sonst erlebt ein Kind nie die Freunde am Gelernten - und den Stolz auf die eigene Fähigkeit.

Ob das mit dem späteren Beruf zu tun hat, ist vollkommen egal. Mein bester Lehrling war ein gehörloses Mödchen, die Weltmeisterin in Kung-Fu war - Gehörlosensport, aber immerhin. Sie hat Informatikerin gelernt, obwohl sie eigentlich nicht wirklich Deutsch oder Englisch konnte. Aber sie hat gelernt, wie man in etwas gut wird.

Ich bin der Meinung, daß jedes Kind - als Kind - sich interessiert und Interesse entwickelt, wenn der Mensch, der es unterrichtet, genuin begeistert ist und dies vermitteln kann - und meist, wenn die Eltern sich raushalten, aber das Kind anhalten, dabei zu bleiben. Mit Geld hat das nur am Rande zu tun, im Gegenteil, ich kenne viele verwöhnte, aber desinteressierte reiche Kinder.

@Sabine, gerade im künstlerischen Bereich gibt's kein Zeugnis. Die ewige Unzufriedenheit mit den eigenen Fähigkeiten und dem eigenen Werk und die Bewunderung für immer neue Vorbilder, ist ja gerade das, was antreibt- und dies ganz leicht lebenslang.

Benutzer 72 gelöscht

Re: Innerer Antrieb

#22

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Fr 9. Aug 2013, 20:29

Adjua hat geschrieben:Ich bin der Meinung, daß jedes Kind - als Kind - sich interessiert und Interesse entwickelt, wenn der Mensch, der es unterrichtet, genuin begeistert ist und dies vermitteln kann
Genau das ist die eigentliche Aufgabe eines Lehrers! :daumen:
Adjua hat geschrieben:Mit Geld hat das nur am Rande zu tun, im Gegenteil, ich kenne viele verwöhnte, aber desinteressierte reiche Kinder.
:mrgreen: Meine Kinder trommeln auf kaputten Gießkannen und singen lautstark dazu...
Ich hab als Kind Tiere aus Erde getöpfert - eine solche "Kuh" hatte ich lange Zeit in meinem Regal stehen (aber leider irgendwann doch verloren - sie hat ausgesehen wie ein Originalwerk aus der Steinzeit)

hat echt nix mit Geld zu tun :wink_1:

hobbygaertnerin
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Re: Innerer Antrieb

#23

Beitrag von hobbygaertnerin » Sa 10. Aug 2013, 08:12

Wenn ich zurückblicke, dann merke ich schon, dass in einem etwas angelegt ist, das über lange Jahre nur als kleines Pflänzchen in einem wächst, aber sich mit der Zeit zu einem "Baum" entwickeln kann.
Was Kunst ist liegt immer im Auge des Betrachters.
Aber etwas fällt mir auch auf- heute können Kinder aus einer Unzahl und Fülle von Angeboten wählen- aber wirkliche Könnerschaft entwickelt sich nur, wenn man an etwas dranbleibt.
Ob es besser ist, etwas sehr gut bis perfekt zu können oder ein Universalge- und ausgebildeter zu werden????

Nightshade
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Re: Innerer Antrieb

#24

Beitrag von Nightshade » Sa 10. Aug 2013, 08:33

ina maka hat geschrieben: :mrgreen: Meine Kinder trommeln auf kaputten Gießkannen und singen lautstark dazu...:
Warum nur muss ich gerade an David Greybeard, Frodo und die anderen denken? ;-)
ina maka hat geschrieben:hat echt nix mit Geld zu tun :wink_1:
Angenommen, eines deiner Kinder würde ein Talent für die Gießkanne zeigen, dass über "in der Gruppe Krach schlagen" hinausgeht.

Guten und kostenlosen Schlagzeugunterricht bei dir daheim wird es leider nicht geben. Du wirst das Kind in ein Fahrzeug packen und es zu einem Lehrer bringen müssen. Vielleicht hat es Talent zum Spitzenschlagzeuger - aber ohne finanzielle und zeitliche Unterstützung durch dich wird es nicht an die Spitze kommen.
ina maka hat geschrieben:Ich hab als Kind Tiere aus Erde getöpfert - eine solche "Kuh" hatte ich lange Zeit in meinem Regal stehen (aber leider irgendwann doch verloren - sie hat ausgesehen wie ein Originalwerk aus der Steinzeit)
Gaaaanz toll. Ich hab in der Schule aus Ton einen Schäferhund geformt und später den Kopf eines Irokesen. Beides war sogar erkennbar, na ja, das sind Höhlenmalereien ja auch. Köpfe scheinen immer noch am Lehrplan zu stehen.
Nightshade ich meine nicht, dass Kinder nicht verschiedene Sachen ausprobieren sollen. Sie sollen nur solange dabei bleiben, bis sie sich mit dem Gebiet vertraut gemacht haben. Egal, was es ist - möglichst mit etwas Übertreibung, so wie du es selbst beschrieben hast. Sonst erlebt ein Kind nie die Freunde am Gelernten - und den Stolz auf die eigene Fähigkeit.
Ja, Adjua, du hast schon recht.
Aber es braucht eben auch viele verschiedene Schnuppertage, nach denen man nur weiß, dass man Klettern eben nicht so toll findet. Wenn man nicht vieles probiert, kann man nicht wissen, was man mag.
Ich bin der Meinung, daß jedes Kind - als Kind - sich interessiert und Interesse entwickelt, wenn der Mensch, der es unterrichtet, genuin begeistert ist und dies vermitteln kann - und meist, wenn die Eltern sich raushalten, aber das Kind anhalten, dabei zu bleiben. Mit Geld hat das nur am Rande zu tun, im Gegenteil, ich kenne viele verwöhnte, aber desinteressierte reiche Kinder.
Hier stimme ich überhaupt nicht zu.

Vielleicht ist es eine Frage der Persönlichkeit.

Ich BIN von etwas begeistert. Aktiv. Das kam nie von anderen, immer von mir selbst. Wenn ich für etwas Feuer gefangen habe, suche ich mir Lernmöglichkeiten. Dies tat ich schon als kleines Kind, wenn auch noch nicht durch den Kauf von Lehrbüchern.
Als ich alt genug für Biologieunterricht war, war ich vom Wissenstand her bereits in der dritten Klasse.
Nicht die Lehrer, sondern die Eltern haben mich früh gefördert. Durch Museumsbesuche, Jahreskarte für den Zoo, Kauf von Kinokarten für Naturdokus, Ausflüge in die Natur, Kauf von Experimentierkästen. Meine Mutter lehrte mich viele heimische Arten, wie sie es als Kleinkind von ihrer Oma lernte.

Mein Freund hatte im Matheunterricht die Erlaubnis, Zeitung zu lesen. Er war dem Wissensstand der übrigen Klasse meilenweit voraus. Ein "Naturtalent", ein späterer Berufsmathematiker. Nicht die Lehrerin hat ihm das beigebracht, sondern er sich größtenteils selbst.
Ich bin in Mathe extrem untalentiert. Meine Lehrerin war von ihrem Fach begeistert. Da ich Mathe einfach nicht kapiere, kann mich weder mein Freund noch die Lehrerin mit ihrer Begeisterung anstecken. Es mangelt mir an angeborenem Talent dafür.

Du sprichst davon, dass ein Kind durch einen Lehrer begeistert WERDEN soll. Passiv. Es kann sich nicht allein begeistern, es muss von einem anderen mitgenommen werden. Ohne Gruppe geht also nichts. Das fände ich traurig, wenn es nur so laufen könnte. Eigentlich sollte der Lehrer nur eine Flamme füttern, die eh schon heftig brennt.

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Re: Innerer Antrieb

#25

Beitrag von Peterle » Sa 10. Aug 2013, 08:37

Ich kann mich in Sabi(e)nes Beschreibung wieder erkennen.
Vielleicht gibt es Spezialisten die früh Ihre Begabung erkennen und Allrounder wo das nicht möglich ist?

Gruß

Peter

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Re: Innerer Antrieb

#26

Beitrag von Sabi(e)ne » Sa 10. Aug 2013, 08:53

Moin, Maria,
denk an die Universalgelehrten der Antike oder der Renaissance - das wäre mein Berufswunsch :lol:
Irgendwo hab ich mal gelesen: "Spezialisierung ist was für Insekten." :daumen: :lol:
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Re: Innerer Antrieb

#27

Beitrag von kraut_ruebe » Sa 10. Aug 2013, 09:17

ich glaub dran dass in jedem irgendein talent schlummert (auch unermüdlichen forscherdrang und lehren können zähl ich da dazu). wenn niemand das talent fördert werden wohl nur sehr hartnäckige persönlichkeiten das talent ausschöpfen können.

natürlich kann es auch sein dass ein lehrer ein förderer ist. das find ich aber eher ein geschenk als ein zuständigkeitsbereich. bei mir hatte kein lehrer die chance dazu, mich hat der teufel geritten (herausforderungen waren wohl schon immer meins :lol: ) und ich hab nach der zweiten oberstufe das mathematisch-naturwissenschafliche gym für mich gewählt. ausser dass meine hauptfächer mathe, physik, chemie, geometrisch zeichnen nicht so ganz das sind was mir liegt konnte da keiner was feststellen. können die lehrer nichts für.
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Re: Innerer Antrieb

#28

Beitrag von Delikat » Sa 10. Aug 2013, 09:30

Sabi(e)ne hat geschrieben:Moin,
Ich probiere bis heute aus, was mich reizt. Vieles habe ich bald wieder fallen gelassen, anderes interessierte mich bis zu einem bestimmten Ausbildungsstand und dann nicht mehr. Zeugnis ist da -> weiter zum nächsten Interesse.
GENAU DAS ist es...zumindest bei mir.
Wenn ich irgendwas gut genug kann, dann hat es sich für mich erledigt. :rot:
Und dann auf zu neuen Ufern...
(deshalb find ich es ja so schwer zu verstehen, daß man auch lebenslange Leidenschaften schon als Kind findet...)
Meine Lieblingstätigkeit ist halt Lernen, was mich interessiert, und das seitdem ich lesen kann. ;)
Dann bist Du laut Barbara Sher ein Scanner und kein Taucher. :)
Vielleicht hilft Dir das hier weiter?
http://www.erlebediewelt.de/scanner-barbara-sher/

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Re: Innerer Antrieb

#29

Beitrag von Sabi(e)ne » Sa 10. Aug 2013, 10:16

:) Ja, Scanner haben wir hier einige im Forum - die Bücher kenne ich schon lange. ;)
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Re: Innerer Antrieb

#30

Beitrag von marion » Sa 10. Aug 2013, 10:40

Ich denke mal, dass der innere Antrieb ein Mix ist.
Ein Teil erlerntes ( Vorbilder )
ein Teil eigenes ( Wesenszug )
ein Teil aufgedrücktes ( Erlebnisse )

Interessant finde ich das jüdische Verhalten:
wenn es so stimmt, was ich mal erzählt bekommen habe, schauen sie genau auf ihre Kinder und diese Kinder werden nach ihrem Wesenszug gefördert und gestärkt.

Schlimm finde ich immer, wenn Eltern so sehr mit sich selber beschäftigt sind, dass sie ihre Kinder nie wirklich kennenlernen.
Oder ihnen ihre eigenen Wünsche aufdrücken, krassestes Beispiel sind diese entsetzlichen Baby,-Kinderschönheitswettbewerbe in den USA.

Letztens fragte mich meine Jüngste, was wohl passieren würde, wenn man ein Kind gar nicht erzieht. Hmmm...leider hatte ich keine Antwort darauf.
Warscheinlich darum nicht, weil ein Kind immer irgendwie erzogen wird und wenn es auch nur durch abschauen ist.
Ich persönlich halte Erziehung für ganz, ganz wichtig. Obwohl es auch eine schmale Gradwanderung ist, die der ständigen Selbstüberprüfung bedarf.
Von mir weiß ich, dass ich eine doch recht ängstliche Mutter bin und da über meinen eigenen Schatten zu springen, fällt mir bannig schwer.
GsD sind beide Kinder recht vernünftig und neigen nicht zum Blödsinn machen.
Auf meine Jüngste bin ich grad mal wieder bannig stolz - sie war zu einem Geburtstag eingeladen und hatte sich auch schon darauf gefreut.
Nun kam sie vor ein paar Tagen an und erzählte mir, dass sie doch nicht auf den Geburtstag gehen wollte.
Was war passiert ? Ihre Schulfreundin hat auch andere Freunde eingeladen, die mit Drogen und Alkohol hantieren und zu sich nehmen. Es war auch die Rede davon, einen gestreckten Kuchen zu backen :nudel:
Meiner Jüngsten war das Ganze dann zu heikel und hat abgesagt. Und das mit 15 Jahren ! Fand ich sehr beeindruckend.

Ich glaub, Vertrauen ist das A und O. Dann können sich Kinder entwickeln und nicht nur die.

Liebe Grüße,
Marion
Ich fühl mich, als könnte ich Bäume ausreißen.
Also, kleine Bäume.
Vielleicht Bambus.


Es wird ... :-)

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