Kurze Geschichte des "Brennesselkrieges". Zumindestens mal was ich von dieser Komplexen Geschichte verstanden habe:
1. Etappe
Ab Mitte 2000 gibt es wohl heftige mediale Auseinandersetzungen über Natürliche phytosanitäre Produkte. Selber habe ich davon nicht viel mitbekommen und kann darüber auch im Internet nichts weiter finden.
2002 untersagt die "direction départementale de la répression des fraudes" (das Département für die Unterdrückung von Betrug) im Département Maine-et-Loire den Verkauf von Brennsesselbrühe. Selbst Verständlich um den Verbraucher zu schützen.
2. Etappe
Im Dezember 2005 wird über das Gesetzt "d'orientation agricole" (Orientierung der Landwirtschaft) abgestimmt. Die Verfügung wird dazu im Schnellverfahren schon Anfang 2006 rechtskräftig. Laut diesem Gesetzt ist es verboten Phytopharmaka zu produzieren, zu verkaufen, zu benützen, zu besitzen, zu bewerben oder gar zu empfehlen, wenn diese nicht homologiert worden sind.
Die erste Frage ist natürlich was ein Phytopharmaka ist. Dazu hat Fuxi
hier den entsprechenden Gesetzestext rein gestellt. Es geht also im Prinzip um chemische Pestizide, Herbizide und Co. Man stellt allerdings auch fast alle natürlichen phytosanitären Mittel auf die gleiche Stufe wie die chemischen. Somit fällt die Brennesseljauche aber auch sämmtliche andere natürliche Mittel die man zum Düngen oder zum Pflanzenschutz benützt in das Verbot : Essig, heisses Wasser, Zucker, Farne, Schachtelhalm...
Das ist vom Prinzip her ähnlich dem, was wir zum Beispiel auch bei Kartoffeln haben. Landwirte und Verkäufer dürfen nur Kartoffeln pflanzen bzw vertreiben, die eine (teure) Genehmigung bekommen haben und die muss ja auch noch alle 10 Jahre wieder neu beantragt werden. Nur das es hier noch einen Zacken schärfer ist.
3. Etappe
Nach dem das Gesetz in Kraft getreten wird auch fleissig abgemahnt. Gartenzeitungen die Tips geben, Produzenten von diversen Brühen, Herausgeber von Büchern und andere bekommen ungeliebten Besuch. Laut Gesetzt können sie zu bis zu 2 Jahren Haftstrafe und einer Geldstrafe bis zu 75.000Euro verurteilt werden.
Der Wiederstand formiert sich. Die Politker wiegeln ab. Das war ja alles nicht so gemeint. Niemand wolle natürliche Mittel verbieten. Und überhaupt seien Privatpersonen von dem allen ja ausgeschlossen. Kurz vor den Wahlen kam der mediale Wirbel wohl nicht so passend.
Kleines Detail am Rande : Frankreich konsumiert pro Jahr zwischen 60 und 70.000 Tonnen phytosanitäre Produkte und befindet sich somit auf dem 3. Rang weltweit nach absoluter Quantität und an erster Stelle in Europa. 7% von dieser Menge (8.000 tonnen) werden von den Gärtnern benützt. Ein nettes Geschäft.
4. Etappe
Ende 2006 wird in eine "Nachbesserung" (amendement) abgestimmt, in dem die PNPP's erfunden "Préparations Naturelles Peu Préoccupantes" (Wenig beunruhigenden natürliche Präparationen). Diesmal geht es nicht wirklich schnell. Über die Verfügung dazu, damit die Nachbesserung rechtskräftig wird ist, 2008 noch immer nicht abgestimmt worden. In der Zwischenzeit wird halt eine Vermarktung toleriert. Nicht wirklich erlaubt aber auch nicht wirklich verboten. Ein Glücksspiel also, vielleicht werde ich nicht belästigt, vielleicht werde ich bestraft...
5. Etappe
2007 wird ein Gesetzesentwurf vorgelegt, der eine Verschärfung der Zulassung von Phytopharmaka vorsieht. Jetzt reicht eine Homologisierung nicht mehr aus. Es wird eine Einschreibung in eine "Wirkstoffeliste" verordnet, die extrem teuer und zeitaufwendig ist.
Die Grenelle de l'evironnement 1. Teil findet statt. Das ist die Bestrebungen, auf dem Papier, die Umweltbelastungen zu vermindern. Die "wenig beunruhigenden natürliche Präparationen werden dort nicht erwähnt, noch werden sie legalisiert.
6. Etappe
2008. Grenelle 2. Teil. Dort beschliesst man, dass der Einsatzt von Pestizieden bis 2017 um die Hälfte verringert werden sollen. Die "wenig beunruhigenden natürliche Präparationen" sind noch immer nicht offiziel erlaubt.
7. Etappe
2010 wird ein neuer Gesetztesentwurf von 4 Politikern vorgestellt und auch gewählt. Nur dass zwei Wochen später der Gesetesentwurf von eine Komission still und leise wieder gekippt wird.
8. Etappe
2011 wird ein Gesetzt erlassen, dass die Brennesseljauche wieder erlaubt. Oder besser, so tun soll als ob es erlaubt ist. Man muss entsprechende Verpackung haben, die Inhaltsstoffe auflisten...
und sich an ein ganz bestimmtes Rezept halten. Dieses Rezpet wird von den vielen Produzenten als absolut uneffizient empfunden. Und alle anderen natürlichen Mittel sind immer noch nicht erlaubt. Und die private Nutzung immer noch nur tolleriert.
9. Etappe
Die Situation ist blockiert.