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von Picassa » Mi 27. Feb 2013, 17:48
Ja, Manfred, dass das Einkommen bei Euch unter Sozialhilfeniveau lag, glaube ich Dir durchaus. Ich denke, dass das bei meinen Eltern - an heutigen Maßstäben gemessen - auch der Fall war. Kindergeld gab es damals erst ab dem dritten Kind, und auch das waren nur ein paar Mark. Kein Vergleich zu heute.
Ich ziehe vor Dir, vor Deinen Eltern und allen, die Landwirtschaft in großer oder kleiner Form betreiben, den Hut, ich wollte (und könnte) da nicht tauschen!
Was mich hier so anficht, um Fuxis Frage zu beantworten, sind so Aussagen wie "jeder kann, wenn er nur wirklich will - wer es nicht schafft, ist selbst schuld" (übertrieben gesagt, nicht wörtlich zitiert). Das nervt! Das liest man hier ständig in allen möglichen Diskussionen. Manche formulieren das eben so, als wären sie darum der Nabel der Welt und der Rest der Menschheit einfach nur zu blöde.
Es gibt Menschen, die können eben NICHT so eins-zwei-drei aus ihrer Situation heraus. Die haben vllt tatsächlich bereits ihre Tomatenpflanze und Kräuter auf dem Balkon stehen und hegen und pflegen die mit Inbrunst und kaufen Bio-Eier aus dem Hofladen nebenan, wenn ihr Geld dazu ausreicht. Und trotzdem schieben sie aus Zeitgründen des Öfteren ein Fertigprodukt in den Ofen, damit noch Zeit bleibt, die bettlägerige Mutter zu pflegen oder ´ne Freundin im Krankenhaus zu besuchen oder was auch immer. Und greifen in der Not auch mal zum Billig-(Bio-)Ei, weil der Hofladen nur zu arbeitnehmerunfreundlichen Zeiten geöffnet hat. Nicht jeder wohnt in ländlichem Gebiet und kann gleich alles frisch und unverdorben vom Bauern nebenan kaufen (wobei man ja auch da nie weiß, ob wirklich alles soooo unverdorben ist - wer will das nachprüfen?).
Nicht jeder hat ein Auto und ist manchmal eben schon (körperlich) überfordert, einen Sack Pflanzerde vom Gärtner mit Öffis bis in seine Wohnung im fünften Stock zu hieven und muss daher auf seine selbstgezogene Paprika auf dem Balkon verzichten.
Fuxi schreibt: "Aber einerseits billige Lebensmittel zu kaufen und alle unangenehmen Arbeiten (Aufzucht, Ausmisten, Schlachten, ...) von anderen erledigen zu lassen und sich andererseits zu beschweren, dass die Ware nicht den eigenen Ansprüchen genügt und überall beschissen wird...",
Was soll z.B. die verwitwete Oma von nebenan denn tun, die mit Mühe und Not ihre paar Groschen zusammengekratzt hat, um sich eine vermeintlich gesunde Mahlzeit zu kochen, und sich herausstellt, dass die "frische Paprika vom Markt" mit Pestiziden verseucht und das Rinderhack eben kein Rinder-, sondern Pferde-Mischmaschhack ist? Erwartest du wirklich, dass sie noch selbst Tiere hält und schlachtet? Soll sie vllt erst noch Proben vom Fleisch ins Labor schicken, um überprüfen zu lassen ob sie auch wirklich das bekommt, für das sie bezahlt hat?
Sorry, aber ich beschwere mich auch, wenn ich bewusst belogen werde und das, für das ich teuer bezhalt habe, nicht das ist, was mir versprochen wurde.