Eierskandal

Picassa

Re: Eierskandal

#41

Beitrag von Picassa » Mi 27. Feb 2013, 14:47

Tanja, sorry, ich verstehe diesen Satz nicht:
"Was dieses Forum anbelangt jedenfalls, so ist das natürlich nicht so, dass Leute ohne eigenen Garten etc. hier die Aschenputtelrolle einnehmen, die Du anprangerst."
Wer ist Aschenputtel??? Wieso prangere ich eine "Aschenputtelrolle" an???
:hmm:

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Tanja
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Re: Eierskandal

#42

Beitrag von Tanja » Mi 27. Feb 2013, 14:54

Picassa hat geschrieben:Tanja, sorry, ich verstehe diesen Satz nicht:
"Was dieses Forum anbelangt jedenfalls, so ist das natürlich nicht so, dass Leute ohne eigenen Garten etc. hier die Aschenputtelrolle einnehmen, die Du anprangerst."
Wer ist Aschenputtel??? Wieso prangere ich eine "Aschenputtelrolle" an???
:hmm:
Du meinst, Du kennst das Märchen nicht? Oder Du verstehst nicht, welchen Bezug ich damit genommen habe? Immer noch den auf diesen Satz von Dir:
Picassa hat geschrieben:Manchmal geht´s mir schon ganz schon auf den Sack, wie hier auf diejenigen runter geschaut wird, denen es nicht so gut geht wie euch. Die keinen Garten und keinen Stall und keine Weide ihr Eigen nennen können. Und dass alle, die sich nicht „Selbstversorger“ nennen können, über einen Kamm geschoren werden.
Hier im Forum wird auf niemanden heruntergeschaut (so wie auf das Aschenputtel). Wer keinen Garten, keinen Stall und keine Weide sein eigen nennen kann, kann sich dennoch selbstversorgen, wenn er möchte und ihm das wichtig ist (siehe Beispiel fuxi).

Selbstversorgung ist keine Frage von Garteneigentum, sondern eine der Grundeinstellung. Wobei man sich sicherlich leichter selbst versorgen kann, wenn man einen Garten hat. Aber, es geht auch ohne und wenn man will, kann man den auch pachten. Das machen viele hier.
Tanja

:blah:

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Re: Eierskandal

#43

Beitrag von Picassa » Mi 27. Feb 2013, 15:08

Doch Tanja, klar kenne ich das Märchen vom Aschenputtel.
Ich konnte es nur nicht mit dem in Zusammenhang bringen, was ich geschrieben hatte.
Ich verstehe jetzt, was Du mit Aschenputtelrolle meinst, aber ich prangere trotzdem keine "Aschenputtelrolle" an...

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Re: Eierskandal

#44

Beitrag von fuxi » Mi 27. Feb 2013, 15:15

Also ich seh mich zwar bei Weitem nicht als "aktive Selbstversorgerin" ( :rot: ), aber generell muss ich Tanja, Manfred und KleinesLicht zustimmen: Wer sich mit bestimmten Erzeugnissen (teil-)selbstversorgen will findet Wege.
Es muss sicher nicht jeder wollen. Aber einerseits billige Lebensmittel zu kaufen und alle unangenehmen Arbeiten (Aufzucht, Ausmisten, Schlachten, ...) von anderen erledigen zu lassen und sich andererseits zu beschweren, dass die Ware nicht den eigenen Ansprüchen genügt und überall beschissen wird, ist doch einfach nur irre. Wer A will aber alles für B tut, der hat was Grundlegendes nicht verstanden.

Picassa, dass du so darauf anspringst, finde ich interessant. Wen willst du in Schutz nehmen? Niemand greift deine Familie an, und ich sehe hier niemanden, der auf Leute "hinunter schaut, denen es nicht so geht wie uns" :aeug:
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Picassa

Re: Eierskandal

#45

Beitrag von Picassa » Mi 27. Feb 2013, 15:25

Nee nee nee, Fuxi, meine Familie wird hier nicht angeprangert, da hast Du vollkommen Recht, nicht, dass hier was falsch verstanden wird! Ich selbst habe meine Familie nur als Beispiel gebracht, um aufzuzeigen, dass es manchmal eben NICHT geht, Tiere zu halten. Oder jedenfalls nicht in einem vernünftigen Maße.

Manfred

Re: Eierskandal

#46

Beitrag von Manfred » Mi 27. Feb 2013, 16:02

@Picassia: Sorry. Meine Reaktion war in der Hitze des Gefechts mal wieder etwas überzogen.
Ja. Eigener Garten am Haus.
Mein Vater hat normalerweise jeden Tag von morgens um 5 bis abends um 10 gearbeitet. Am Sonntag war meist 2 bis 3 Stunden eher Schluss. Zwischen 10 und 20 Stunden die Woche war er extern arbeiten, als Metzger. Als mein Opa noch mehr schaffen konnte auch mehr. Die Zeit ist mit eingerechent.
Und Natürlich musste auch die ganze Familie mitarbeiten.
Das Einkommen lag trotzdem deutlich unter Sozialhilfeniveau. Aber mein Eltern hatten sich für dieses Leben entschieden. Und Aufstocken ging nicht. Erstens aus Prinzip, weil man dem Staat nicht auf der Tasche liegt, solange man sich selber versorgen kann. Und zweitens weil dann die landwirtschaftlichen Flächen hätten verkauft werden müssen. Wir hatten zwar einen Hof, aber ansonsten waren wir mindestens so arm wir ihr. Glaub es mir. Eingenommenes Geld ging in irgendwelche längst überfälligen Reparaturen am Hof oder an Maschinen und gelebt wurde von dem, was man selbst erzeugt hat.
Was das H4 Haus angeht: Ja, er Kauf wurde getätigt, als noch ein Job da war. Aber da hätte die Bank auch schon kein Geld mehr gesehen, wenn die auf zahlungsunfähig gemacht hätten, wegen Existenzminium. Für ca. 1/3 der Summe haben die Eltern gebürgt das galt der Bank als Eigenkapital, von dem sonst keines vorhanden war. Und für den Rest war das Häuschen selber die Sicherheit.
Dass die Banken heute vorsichtiger sind, ist klar. Auf der andren Seite ist die Rechnung für die Bank einfach. Bei Zahlungsausfall Zwangsversteigerung. Entweder es geht zu einem guten Preis weg oder die Bank steigert es billig selber und lässt sich fortan von der Arge die Miete zahlen und macht damit ihren Schnitt.
Dieses Spiel beherrschen nicht nur britische Großinvestoren, die in D ganze Plattenbausiedlungen voll H4-Mietern kaufen.

Picassa

Re: Eierskandal

#47

Beitrag von Picassa » Mi 27. Feb 2013, 17:48

Ja, Manfred, dass das Einkommen bei Euch unter Sozialhilfeniveau lag, glaube ich Dir durchaus. Ich denke, dass das bei meinen Eltern - an heutigen Maßstäben gemessen - auch der Fall war. Kindergeld gab es damals erst ab dem dritten Kind, und auch das waren nur ein paar Mark. Kein Vergleich zu heute.
Ich ziehe vor Dir, vor Deinen Eltern und allen, die Landwirtschaft in großer oder kleiner Form betreiben, den Hut, ich wollte (und könnte) da nicht tauschen!

Was mich hier so anficht, um Fuxis Frage zu beantworten, sind so Aussagen wie "jeder kann, wenn er nur wirklich will - wer es nicht schafft, ist selbst schuld" (übertrieben gesagt, nicht wörtlich zitiert). Das nervt! Das liest man hier ständig in allen möglichen Diskussionen. Manche formulieren das eben so, als wären sie darum der Nabel der Welt und der Rest der Menschheit einfach nur zu blöde.
Es gibt Menschen, die können eben NICHT so eins-zwei-drei aus ihrer Situation heraus. Die haben vllt tatsächlich bereits ihre Tomatenpflanze und Kräuter auf dem Balkon stehen und hegen und pflegen die mit Inbrunst und kaufen Bio-Eier aus dem Hofladen nebenan, wenn ihr Geld dazu ausreicht. Und trotzdem schieben sie aus Zeitgründen des Öfteren ein Fertigprodukt in den Ofen, damit noch Zeit bleibt, die bettlägerige Mutter zu pflegen oder ´ne Freundin im Krankenhaus zu besuchen oder was auch immer. Und greifen in der Not auch mal zum Billig-(Bio-)Ei, weil der Hofladen nur zu arbeitnehmerunfreundlichen Zeiten geöffnet hat. Nicht jeder wohnt in ländlichem Gebiet und kann gleich alles frisch und unverdorben vom Bauern nebenan kaufen (wobei man ja auch da nie weiß, ob wirklich alles soooo unverdorben ist - wer will das nachprüfen?).
Nicht jeder hat ein Auto und ist manchmal eben schon (körperlich) überfordert, einen Sack Pflanzerde vom Gärtner mit Öffis bis in seine Wohnung im fünften Stock zu hieven und muss daher auf seine selbstgezogene Paprika auf dem Balkon verzichten.
Fuxi schreibt: "Aber einerseits billige Lebensmittel zu kaufen und alle unangenehmen Arbeiten (Aufzucht, Ausmisten, Schlachten, ...) von anderen erledigen zu lassen und sich andererseits zu beschweren, dass die Ware nicht den eigenen Ansprüchen genügt und überall beschissen wird...",
Was soll z.B. die verwitwete Oma von nebenan denn tun, die mit Mühe und Not ihre paar Groschen zusammengekratzt hat, um sich eine vermeintlich gesunde Mahlzeit zu kochen, und sich herausstellt, dass die "frische Paprika vom Markt" mit Pestiziden verseucht und das Rinderhack eben kein Rinder-, sondern Pferde-Mischmaschhack ist? Erwartest du wirklich, dass sie noch selbst Tiere hält und schlachtet? Soll sie vllt erst noch Proben vom Fleisch ins Labor schicken, um überprüfen zu lassen ob sie auch wirklich das bekommt, für das sie bezahlt hat?
Sorry, aber ich beschwere mich auch, wenn ich bewusst belogen werde und das, für das ich teuer bezhalt habe, nicht das ist, was mir versprochen wurde.

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Re: Eierskandal

#48

Beitrag von fuxi » Mi 27. Feb 2013, 18:03

Picassa, du hast Recht, ich sehe das etwas zu schwarz-weiß und sehr von meiner eigenen Perspektive aus.
So wie du dich über Aussagen wie "jeder kann, wenn er nur wirklich will - wer es nicht schafft, ist selbst schuld" ärgerst, kotzt mich das ständige "Ach, ich würde ja gerne, aber ... [setze beliebigen vorgeschobenen Möchtegern-Grund ein]" an.

Memo an mich: Verallgemeinerungen sind immer schlecht :aeh:
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Re: Eierskandal

#49

Beitrag von emil17 » Mi 27. Feb 2013, 19:21

Picassa, wie fuxi schon sagte, die selbstgemachte Opferrolle ist das Übel, nicht die Lage, in der man sich befindet.
Denn was davon rüberkommt, auch wenn die Leute, die es schreiben, gar nicht so meinen, ist ein Eindruck von Neid.
"Der hat es gut, der hat ja einen Garten am Haus" oder "wenn ich diese Ausbildung hätte, dann hätte ich auch leicht ... " und so weiter.

Die Kunst besteht wohl darin, aus der Lage, in der man sich befindet, das Beste zu machen, statt herauszufinden, wer oder welche widrigen Umstände daran schuld sind.
Andersrum, wenn man die tollste Selbsversorgung aufgezogen hat und darob geizig und sauertöpfisch wird, war der Preis dafür zu teuer.
Ich mag fröhliche Menschen, die zu Aldi oder MacDo futtern gehen, jedenfalls lieber als Ökofundis, wo man das Gefühl hat, die seien gleich nach der Geburt schon in eine Sauerkrauttonne gefallen.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Picassa

Re: Eierskandal

#50

Beitrag von Picassa » Mi 27. Feb 2013, 19:34

Emil, Dein letzter Satz ist Gold wert :lol:

Schön, dann sind ja jetzt hoffentlich alle Missverständnisse beseitigt.
Wir können uns in Ruhe unserem wohlverdienten Abendessen widmen und darüber nachdenken, wie wir morgen am einfachsten und zweckvollsten die Welt retten.
:michel:

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