Arbeiten wir zuviel?
- Waldläuferin
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Re: Arbeiten wir zuviel?
Schuld ist der Puritanismus, der sagt, wer reich ist, kommt ins Himmelreich.
Ja, wir arbeiten zuviel.
Die Rechnung von 4 Stunden am Tag habe ich auch gehört, für Naturvölker. Wahrscheinlich heißt das aber auch, im Sommer ackern und im Winter schlafen. Oder mal 3 Tage jagen gehen und dann 2 Wochen nix tun.
Ich versuche, meine Arbeitszeit zu optimieren.
Grüße
Waldläuferin
Ja, wir arbeiten zuviel.
Die Rechnung von 4 Stunden am Tag habe ich auch gehört, für Naturvölker. Wahrscheinlich heißt das aber auch, im Sommer ackern und im Winter schlafen. Oder mal 3 Tage jagen gehen und dann 2 Wochen nix tun.
Ich versuche, meine Arbeitszeit zu optimieren.
Grüße
Waldläuferin
Fertig ist besser als perfekt.
- Spencer
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Re: Arbeiten wir zuviel?
Hach! *träum* Da will ich hin. 3 bis 4 Stunden Erwerbsarbeit jeden Tag würde ich problemlos machen.
Deswegen bedingungslose Grundsicherung ...
Aber kann sich die Gesellschaft denn so viele glückliche Menschen leisten ?
Eigentlich wäre es doch schön wenn die momentane Nr.1 der Krankschreibungen und Rentenanträge (Psychische Erkrankungen) zum Teil wegfallen würde.
Und auch die Herz- Kreislauferkrankungen infolge stressbedingter Arbeitstätigkeiten dürften um so einiges weniger werden.
Und die Krankheiten mit dem Stütz und Bewegungsapparat durch stundenlange Fehlhaltung.. und, und....
Doch das bedingungslose Grundeinkommen würde ja eine freie Entscheidung bei den Menschen hervorrufen, was die Lohnarbeit angeht. Und das geht schon mal gar nicht das der gemeine Bürger frei entscheiden darf.
- emil17
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Re: Arbeiten wir zuviel?
Man vergisst, dass viele Leute viel fremdbestimmt arbeiten müssen, um an Ort zu bleiben, d.h. um ihren Lebensstandard (was immer sie darunter verstehen) halten zu können. Davon profitieren wenige, die "ihr Geld arbeiten lassen", d.h. andere für sich arbeiten lassen, und selbst jede arbeitsähnliche Tätigkeit vermeiden. Manche davon sind Philanthropen, andere nur Parasiten. Bedingungsloses Grundeinkommen ist deshalb nicht der richtige Weg, sondern die Bekämpfung von leistungslosen Einkommen egal welcher Höhe.
Ich sehe es mal so: Wenn ich es gerne mache, weil es für mich oder meine Familie oder Angehörigen ist, ist es keine Arbeit im Sinne des Themeneröffners. Wenn es etwas ist, was mir wurscht ist, weil ich es nur mache, um Geld zu bekommen, damit das Hamsterrad weiter drehen kann, dann ist eigentlich jede Minute zuviel. Wenn ich auch noch die Verantwortung für Entscheide anderer tragen muss, dann wird es unerträglich.
Ich habe über Ausbidung und Job eine Nische gefunden (recht viel Glück war mit dabei), wo die "fremdbestimmte Arbeit" erträglich ist. Dafür muss ich auch nicht jedes Wochenende und urlaubshalber das Leben nachholen.
Eine Voraussetzung ist, dass man wenig Fixkosten hat. Wenn man einen Job hat, den man nicht haben muss, weil man entweder jederzeit einen ähnlichen findet (dank Ausbildung oder Qualifikation) oder nicht soviel Geld braucht, dann kann man auf Augenhöhe mit denen reden, die einen bezahlen (Ich kann jederzeit aufhören, und das tue ich, wenns mir hier nicht mehr passt, und Du, Chef, weisst das, und Du, Chef, weisst, dass ich das weiss). Wenn die wissen, dass man darauf angewiesen ist, wird man gerne noch mehr ausgenützt. Wenn man nicht so leicht ersetzbar ist und auch ohne oder anderswo könnte, wird man viel eher respektiert. Das wiederum macht die tägliche Routinearbeit erträglich.
Ich sehe es mal so: Wenn ich es gerne mache, weil es für mich oder meine Familie oder Angehörigen ist, ist es keine Arbeit im Sinne des Themeneröffners. Wenn es etwas ist, was mir wurscht ist, weil ich es nur mache, um Geld zu bekommen, damit das Hamsterrad weiter drehen kann, dann ist eigentlich jede Minute zuviel. Wenn ich auch noch die Verantwortung für Entscheide anderer tragen muss, dann wird es unerträglich.
Ich habe über Ausbidung und Job eine Nische gefunden (recht viel Glück war mit dabei), wo die "fremdbestimmte Arbeit" erträglich ist. Dafür muss ich auch nicht jedes Wochenende und urlaubshalber das Leben nachholen.
Eine Voraussetzung ist, dass man wenig Fixkosten hat. Wenn man einen Job hat, den man nicht haben muss, weil man entweder jederzeit einen ähnlichen findet (dank Ausbildung oder Qualifikation) oder nicht soviel Geld braucht, dann kann man auf Augenhöhe mit denen reden, die einen bezahlen (Ich kann jederzeit aufhören, und das tue ich, wenns mir hier nicht mehr passt, und Du, Chef, weisst das, und Du, Chef, weisst, dass ich das weiss). Wenn die wissen, dass man darauf angewiesen ist, wird man gerne noch mehr ausgenützt. Wenn man nicht so leicht ersetzbar ist und auch ohne oder anderswo könnte, wird man viel eher respektiert. Das wiederum macht die tägliche Routinearbeit erträglich.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.
Re: Arbeiten wir zuviel?
Ich glaube auch, dass bei gerechter Verteilung 4 Std. Arbeit am Tag für alle ausreichen würden. Nun ist es aber so, das sich solche Erkenntnisse nicht einfach so in der Praxis umsetzen lassen. Die Lobby versteht ihre Interessen durchzusetzten und diese sind andere.
Selbst wenn sich diese Verteilung umsetzen ließe, wäre nicht alle Menschen zwangsläufig glücklicher. Beispielsweise gibt es auch jetzt schon Leute, die ein gewisses Grundeinkommen beziehen, aber die schöne freie Zeit eher sinnlos (vor dem TV) vertrödeln.
Das heißt, die Menschen sollten gleichzeitig auch das Menschsein wieder besser lernen. An der (Herzens-)Bildung hapert es ja überall. Also nicht Arbeit=böse, Freizeit=gut (und wird doch oft fremdgesteuert verbracht-Konsum...) - sondern (Erwerbs-)Arbeit kann ein schöner Teil des Lebens sein, darf nur nicht zu viel Raum einnehmen.
Familie, Kultur, Kunst, Naturerleben, menschliches Miteinander usw. sollten einen wichtigen Teil des Lebens ausmachen.
Selbst wenn sich diese Verteilung umsetzen ließe, wäre nicht alle Menschen zwangsläufig glücklicher. Beispielsweise gibt es auch jetzt schon Leute, die ein gewisses Grundeinkommen beziehen, aber die schöne freie Zeit eher sinnlos (vor dem TV) vertrödeln.
Das heißt, die Menschen sollten gleichzeitig auch das Menschsein wieder besser lernen. An der (Herzens-)Bildung hapert es ja überall. Also nicht Arbeit=böse, Freizeit=gut (und wird doch oft fremdgesteuert verbracht-Konsum...) - sondern (Erwerbs-)Arbeit kann ein schöner Teil des Lebens sein, darf nur nicht zu viel Raum einnehmen.
Familie, Kultur, Kunst, Naturerleben, menschliches Miteinander usw. sollten einen wichtigen Teil des Lebens ausmachen.
Alle sagten: Das geht nicht. Da kam einer, der wußte das nicht und hat´s einfach gemacht.
Re: Arbeiten wir zuviel?
Exakt SO ist es! Im Sommer sind doch sogar die langen Tage oft noch zu kurz, um alles zu machen, was man will oder muß (z.B. wetterbedingt Heu machen, etc.), und im Winter würden wir ohne Kunstlicht tatsächlich sehr lange schlafen.Waldläuferin hat geschrieben: Die Rechnung von 4 Stunden am Tag habe ich auch gehört, für Naturvölker. Wahrscheinlich heißt das aber auch, im Sommer ackern und im Winter schlafen.
Waldläuferin
I love life. And it loves me right back.
And resistance is fertile. :-)
Words are no substitute for actions...
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- Thomas/V.
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Re: Arbeiten wir zuviel?
http://www.exit-online.org/textanz1.php ... =text1.php
Ich verlinke immer wieder gern auf diesen anti(arbeits)religiösen Text
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Lassen sie mich durch, mein Bruder ist Arzt!
- emil17
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Re: Arbeiten wir zuviel?
Bitte betrachtet die Sache doch mal historisch.
Der Mensch stammt ja aus warm-trockenen Savannengegenden.
Da kann man nichts aufbewahren, also machen "moderne" Argumentationen wie "ich habe dir gestern bei der Jagd geholfen und du mir heute, aber gestern ging es sieben Stunden bis wir was erwischt haben und heute nur zwei, also musst Du mir noch mal fünf Stunden helfen" auch keinen Sinn. Zumal man ja jagen will.
Wenn man in einer Klimazone lebt, wo man im Sommer für den Winter Vorräte schaffen muss, Brennholz und Nahrung, dann fängt man eher an zu rechnen.
Da es schon bei den Primaten eine Rangordnung gab, kommt jeder drauf, dass "du musst mir noch mehr Holz bringen" bequemer ist als selbst mit der Axt in den Wald zu gehen. Der Rest steht in den Geschichtsbüchern.
Die Leute, die damals fragten, "Als Adam grub und Eva spann, wo war denn da der Edelmann?" wurden als Ketzer verbrannt oder geköpft.
Heute lässt man das viel eleganter durch "den freien Markt" erledigen. Das Prinzip dahinter ist nach wie vor das Gleiche.
Der Mensch stammt ja aus warm-trockenen Savannengegenden.
Da kann man nichts aufbewahren, also machen "moderne" Argumentationen wie "ich habe dir gestern bei der Jagd geholfen und du mir heute, aber gestern ging es sieben Stunden bis wir was erwischt haben und heute nur zwei, also musst Du mir noch mal fünf Stunden helfen" auch keinen Sinn. Zumal man ja jagen will.
Wenn man in einer Klimazone lebt, wo man im Sommer für den Winter Vorräte schaffen muss, Brennholz und Nahrung, dann fängt man eher an zu rechnen.
Da es schon bei den Primaten eine Rangordnung gab, kommt jeder drauf, dass "du musst mir noch mehr Holz bringen" bequemer ist als selbst mit der Axt in den Wald zu gehen. Der Rest steht in den Geschichtsbüchern.
Die Leute, die damals fragten, "Als Adam grub und Eva spann, wo war denn da der Edelmann?" wurden als Ketzer verbrannt oder geköpft.
Heute lässt man das viel eleganter durch "den freien Markt" erledigen. Das Prinzip dahinter ist nach wie vor das Gleiche.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.
Re: Arbeiten wir zuviel?
Das liegt alles nur an dem menschenverachtenden Irrsinn des totalitären Kapitalismus.
Der Zeitartikel ist niedlich.
Besser finde ich den hier:
http://www.tagesspiegel.de/politik/wach ... 31092.html
Das Buch dazu:
Befreiung vom Überfluss: Auf dem Weg in die Postwachstumsökonomie
Niko Paech (Autor)
Der Zeitartikel ist niedlich.
Besser finde ich den hier:
http://www.tagesspiegel.de/politik/wach ... 31092.html
Das Buch dazu:
Befreiung vom Überfluss: Auf dem Weg in die Postwachstumsökonomie
Niko Paech (Autor)
Wer sagt, dass etwas nicht geht, sollte die nicht stören, die es gerade machen.
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Re: Arbeiten wir zuviel?
interner Querlink:
>>Wachstumskritik von Niko Paech<<
>>Wachstumskritik von Niko Paech<<
We have normality. Anything you still can’t cope with is therefore your own problem.
Re: Arbeiten wir zuviel?
Herbert Marcuse dazu:
"...Er sagte, zum erstenmal in der Geschichte der Gattung hätte die technische Entwicklung ein Niveau erreicht, das ein Leben ohne physische Not und entfremdete Arbeit, ein Leben in Würde und Freiheit für alle Mitglieder der menschlichen Gesellschaft objektiv möglich macht. Zugleich sei die Politik in der Ersten und der Zweiten Welt darauf konzentriert, durch immer umfassendere autoritäre Kontrollen die Menschen davon abzuhalten, diese weltgeschichtliche Chance zu erkennen und praktisch zu ergreifen. Er wisse gar nicht, worüber man sonst arbeiten sollte, wenn nicht über diesen ungeheuerlichen Widerspruch." (Quelle: ad sinistram)
"...Er sagte, zum erstenmal in der Geschichte der Gattung hätte die technische Entwicklung ein Niveau erreicht, das ein Leben ohne physische Not und entfremdete Arbeit, ein Leben in Würde und Freiheit für alle Mitglieder der menschlichen Gesellschaft objektiv möglich macht. Zugleich sei die Politik in der Ersten und der Zweiten Welt darauf konzentriert, durch immer umfassendere autoritäre Kontrollen die Menschen davon abzuhalten, diese weltgeschichtliche Chance zu erkennen und praktisch zu ergreifen. Er wisse gar nicht, worüber man sonst arbeiten sollte, wenn nicht über diesen ungeheuerlichen Widerspruch." (Quelle: ad sinistram)
Die vollends aufgeklärte Welt erstrahlt im Zeichen triumphierenden Unheils.
