weissdorn

Nightshade
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Re: weissdorn

#11

Beitrag von Nightshade » Sa 26. Jan 2013, 08:26

Weißdornfrüchte können zu Mehl gemahlen werden. Sie sind dann ein guter Zusatz zu Suppen und zum Brotteig. Genau dafür hat man sie historisch genutzt - zum Strecken des normalen Mehl. Im Teig oder der Suppe stört der eigentümliche Geschmack nicht.

Die ganze Pflanze enthält Stoffe, die dem Herz gut tun. Allerdings ist der Gehalt in den Früchten sehr gering. Ich persönlich nutze den nachweislich wirksamen Weißdorntee aus der Apotheke. Wildwachsene Sträucher sind mir als Medizin weniger sympathisch, weil ich 1, alle Schadstoffe mit heim nehme (am Rande einer Millionenstadt ist das ein Thema) und 2, den Wirkstoffgehalt nicht kenne.

Weißdorn hybridisiert leicht und die Wildsträucher sind oft nicht eindeutig einer Art zuzuorden. Wilde Sträucher können sich untereinander, mit Gartenformen und auch mit den nahe verwandten Mispeln kreuzen. (Wie so oft in der Botanik ist der zoologische Artbegriff sinnlos.) Entsprechend variieren die Inhaltsstoffe.

Weißdorn ist ein gutes Futter für viele Heim- und Nutztiere, das recht gerne angenommen wird.

Ich gab einem Harzer Edelroller mit Herzproblemen täglich Crataegut und außerdem frische Weißdornblüten, -blätter,-früchte. Je nach Saison. Der Strauch stand an einer sauberen Stelle und war als Crataegus laevigata ansprechbar.
Ich muss dazu sagen, dass ich nicht sicher weiß, ob das Tier tatsächlich herzkrank war. Unser damaliger Hund fand das Tier auf der Straße. Es war eindeutig schon älter, es hatte sehr vernachlässigte Beine und Krallen, es konnte kaum fliegen. Bei Anstrengung fiel es zu Boden und rang dann asthmatisch um Luft. Unsere Haustierärztin vermutete ein Herzproblem.
Wie auch immer. Der Kanari hat bei mir noch 4 Jahre gelebt. Er hat sogar leidlich Fliegen gelernt und dieses "Belastungsasthma" wurde viel besser. Jeden Tag bekam er seine Weißdorn-Dosis.

Jörg Krüger

Re: weissdorn

#12

Beitrag von Jörg Krüger » Sa 26. Jan 2013, 12:35

@ nightshade

Vor Schadstoffen aus der Luft bist Du auch bei Apothekerware nicht gefeit. Außerdem stammt Apothekerware zumeist aus konventionellem Anbau. Das heißt, den Anteil an Pestizid-Rückständen kennst du nicht. Auch ist die Apothekenware bei Weißdorntee nicht "standatisiert" sondern der Gehalt eines Wirkstoffes ist auf Anteil geprüft. Ich habe hier einen Tee aus der Apotheke, der duftet nach nichts und der Blattanteil ist sehr hoch. Doch für den gesetzlichen Wirkstoffgehalt dürfte es reichen. Über die Qualität der Ware sagt das gar nichts aus.

Wenn ich die Luftverschmutzung als Anhaltspunkt nehmen würde, was ich noch zu mir nehmen darf, fiele das meiste in Deutschland angebaute wohl weg. Und aus meinem eigenen Garten dürfte ich gar nichts mehr essen. Würde mich dann mit Gemüsebau auf der Zugspitze versuchen müssen. . .

Das ist auch ein Problem bei der Kamille. Angebaut wird eine Sorte mit einem hohen Kamilleblauöl (Azulen) anteil. Das ist der entzündungswidrige Wirkstoff in den Kamilleblüten. Der wird auch in der Apothekenware überprüft. Doch so eine Züchtung auf einen Bestandteil hat Auswirkungen auf das Gesamtgefüge der Wirkstoffe. Das heißt, der karminative, darmberuhigende Anteil wird geringer sein. Für Tee bevorzuge ich Kamilleblüten aus Wildsammlung. Wollte ich Gesichtswasser und Hautcremes herstellen, sicherlich den Anteil aus der Apotheke.

Auch bei der Minze ergibt sich ähnliches Bild. Apothekerware wird aus der Pfefferminze hergestellt, eine Sorte mit hohem Mentholanteil. Diesen Tee würde ich als Medikament betrachten und genauso anwenden: Bei Magengeschichten, Unwohlsein etc. Über längere Zeit zu sich genommen kann er Magen- Und Gallebeschwerden hervorrufen, besonders bei empfindlichen Personen (wie mir). Als Tagestee oder in Tagesteemischungen nehme ich eher mentholarme Sorten wie z. B. Marokkanische Minze (die im Herkunftsland auch als Tagestee getrunken wird). Die ist übrigens völlig winterhart.

Jörg Krüger

Re: weissdorn

#13

Beitrag von Jörg Krüger » So 27. Jan 2013, 12:58

p. s. Ich hab mich heute morgen noch einmal ausführlich mit meiner Liebsten über Apothekerware unterhalten. Sie arbeitet als Apothekerassistentin (vordiplomiert) in einer naturheilkundlichen Apotheke. Also: Auf Pestizide wird untersucht, im Rahmen der zulässigen Grenzwerte. Hochwirksame Pflanzendrogen, wie Sennesblätter, werden standatisiert, das heißt, bei zu hohem Wirkstoffgehalt gibt es Beimischungen. Jede in Apotheken verkaufte Kräuterdroge ist auf Mindestmenge der Wirkstoffe geprüft. Eigentlich sollte diese Prüfung bei Ankunft in der Apotheke noch einmal gemacht werden. Das geschieht in den meisten Fällen nicht mehr (aus Kostendruck, denn das ist sehr Personal- und Materialintensiv). Die Firmen Wala, Weleda, Madaus, um einige wichtige zu nennen, betreiben eigenen Anbau und haben eigene Qualitätskriterien.

Und: Es gibt keine Vorschrift, die nicht umgangen werden kann, und kein Prüfungszeugnis, welches nicht "berichtigt" sein kann. Ihr Misstrauen gegenüber "Apotheke" ist mittlerweile sehr hoch, da dort der wirtschaftliche Druck auch angekommen ist. Wohlgemerkt, sie arbeitet in einer Apotheke, in der noch "auf Rezeptur" gearbeitet wird, selbst homöopathische Mittel noch von Hand zubereitet werden, Salben gerührt nach Hausrezept etc.

Ich selber habe von meiner Großmutter das Kräutersammeln gelernt, habe gelernt meinem Geruchs- und Geschmackssinn zu vertrauen, laufe nicht einfach durch die Landschaft und rupfe mir irgendwas ab, was in einem Kräuterlehrbuch steht, kenne meine Pflanzen genau, die ich jedes Jahr wieder besuche (das gilt nicht nur für Weißdorn).

Benutzer 1612 gelöscht

Re: weissdorn

#14

Beitrag von Benutzer 1612 gelöscht » So 27. Jan 2013, 13:23

Das mit dem Schadstoffgehalt der Luft ist relativ.
Hier in Berlin wurden mal die Früchte aus diversen Gemeinschaftsgärten auf Schadstoffe untersucht.
Da hat sich geziegt, dass Gärten, deren Grenze 7m und mehr von einer befahrenen Straße entfernt lag, wesentlich weniger belastet waren als andere.
Auch eine Hecke oder Mauer als Begrenzung des Gartens senkte den Schadstoffanteil beträchtlich.
Leider finde ich gerade auf die Schnelle die Studie nicht, so dass ich keine Quelle nennen kann. Irgendwo habe ich sie aber...

Ich fand diese Ergebnisse sehr erstaunlich!

Jörg Krüger

Re: weissdorn

#15

Beitrag von Jörg Krüger » So 27. Jan 2013, 15:34

@ stadtgärtner

Ja, die Ergebnisse sind oft sehr erstaunlich. Der "Blaue Himmel über der Ruhr" ist auch zum Teil den wesentlich höheren Industrieschornsteinen zu verdanken, die den Dreck jetzt weiträumiger verteilen. Da kommt man dann in den angeblich "sauberen" Gebieten auf höhere Werte als in den Ruhrauen.

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