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von Gesegnete Erde » Fr 23. Nov 2012, 12:47
Oi Rudi,
danke für die Genesungswünsche, kann ich gebrauchen. Das ist schon eine große Beeinträchtigung, zumal wir gerade anfangen wollten ein weiteres Häuschen zu bauen.
Du hast mir viele Fragen gestellt. Ich werde sie im Verlauf meiner weiteren Beiträge noch beantworten. Mit der ersten, wie wir nach Brasilien gekommen sind,
fange ich an.
Ich bin ja nicht in Brasilien geboren sondern ein „echter Hamburger Jung“ und außer den Klischeebildern Karneval, Mulatas und tropischer Regenwald war, Brasilien betreffend, auch nicht viel mehr in meinem Kopf.
Somit will ich mal erzählen, wie ich nach Brasilien gekommen bin.
Meine Frau war auf der Suche nach ihren Wurzeln in Deutschland (ihr Großvater kam aus Dresden), als ich sie Ende 1988 kennen lernte. Acht Jahre lebten wir zusammen mit unseren Kindern in Hamburg, als sie mir an einem trüben, kalten Dezembertag eröffnete: noch ein Winter in Hamburg und ich sterbe. Darauf wollte ich es nicht ankommen lassen und wir versuchten eine gemeinsame Lösung für diese lebensbedrohliche Situation zu finden.
Als Kompromiss bot sich Portugal an. Sprachlich und klimatisch kam es meiner Frau entgegen, ich wäre auf meinem Kontinent geblieben und hätte dort durchaus die Möglichkeit gehabt, mich beruflich zu entfalten.
Das Vorhaben beschränkte sich auf 2 Urlaube an der Algarve, die wir auf einem schönen Grundstück mit altem Natursteinhaus in der Nähe von Tavira – Moncarapacho verbrachten und scheiterte schließlich daran, daß die liebe Schwiegermutter nicht bereit war, Brasilien zu verlassen.
Brasilianische Mutter – Töchter – Bindungen sind stärker als eheliche Beziehungen, mögen sie noch so liebevoll sein. Mir blieb nur die Wahl: Trennung oder Brasilien. Ich wählte die zweite Option.
Auflösung des Hausstandes und Abwicklung unseres Hamburger Lebens blieben mir überlassen. Ich fand eine überaus zufriedenstellende Lösung für beschränkte Zeit (3 Monate im Jahr) meinen Beruf in Hamburg ausüben zu können, was es mir erlaubte, weiterhin Kontakt zu meinen beiden Töchtern aus erster Ehe halten zu können, abgesehen von der Freude, meinen Geschwister und Freunden in gewissen Abständen wieder zu begegnen und darüber hinaus noch ein bisschen Geld zu verdienen.
Den Rest der Geschichte in Kurzfassung:
Ich war noch mit der Abwicklung in Hamburg beschäftigt, als meine Frau mit unseren Kindern und Schwiegermutter in Rio von 2 Pistolenmännern überfallen wurde. Die Folge für uns war, weg aus Rio. Eine Freundin zeigte uns Aiuruoca und wir blieben. Die Schulsituation für unsere Kinder war dort allerdings so schlecht, daß wir doch wieder nach Rio zogen, wo die Kinder die Deutsche Schule bis zum Abitur besuchten. Nachdem der Jüngste vor 2 Jahren die Schule beendete und die Älteste ihr Studium nicht fortsetzen wollte, hielt uns nichts mehr davon ab wieder aufs Land zu ziehen.
Keiner von uns bereut die Entscheidung.
Wir sind glücklich hier.
Michael
Alles, was ist, ist gut, weil es ist.