Gut, hier im Forum dürften wohl die wenigsten zu der "jährlich-neue-Sitzbezüge"-Fraktion gehören.

Aber Du hast schon recht - alles muß möglichst "pflegeleicht" sein, und diese angeblich zeit- oder sonstwassparenden Laubbläser, die sind wirklich eine Pest.
Meine Mutter ärgerte sich vor ein paar Tagen über eine Mini-Trauerweide im Garten. Die habe ich vor dem Kompost gerettet und dort eingepflanzt - zuvor befand sie sich in einer Schale, die jemand meinem Vater auf's Grab gestellt hatte. Weil sie dadrin nicht bleiben konnte hab ich die mitgenommen, und sozusagen zu seinem Andenken hier in den Garten gesetzt.
Jedenfalls, sie ärgerte sich über die vielen Blätter im Garten, die zu 98% vom doofen Flieder, Haselstrauch und Forsythien (?) kommen. Aber worüber ärgerte sie sich? Über mein kleines Weidenbäumchen, das noch kleiner ist als mein Hund. Es würde zu viel "Dreck" machen.
Da bin ich echt explodiert und hab geschimpft, daß für mich "Dreck" ist, was die Nachbarn auf die Straße schmeißen (Zigarettenkippen,-Schachteln, Kamellenpapier, usw.). Aber runtergefallene Blätter als "Dreck" zu bezeichnen, das find ich einfach nur ....
Aber auch wenn meine Mum eigentlich ja nicht so der Reinlichkeits- und Ordnungsfreak ist, so ist diese Einstellung doch wirklich bezeichnend für die allgemein vorherrschende Meinung. Alles an Natur, das nicht gewollt ist und nicht 'schön' aussieht, ist 'iiiiihhh'.
Also, für mich ist Blätterliegenlassen eine enorme Zeitersparnis. Ebenso wie Nichtbügeln der Klamotten (wo es geht. Wer in's Büro muß oder so, ok). Auch Ordnung halten ist für mich ein großer Zeitsparfaktor. Bei mir hat alles seinen Platz und ich weiß, wo ich was finde. Meistens zumindest ... da ich hier ja teilweise aus'm Umzugskarton lebe sieht das vorläufig etwas anders aus, und da merke ich schon, wie mich das nervt, hier nicht auf mein System zugreifen zu können und immer wühlen zu müssen. Zumal das für mich auch kräftezehrend ist, ständig was hin und herräumen zu müssen!
Was den Urlaub angeht, so verbringe ich den ja campingmäßig in meinem Auto. Dafür hab ich Packlisten geschrieben und alles hat auch da seinen angestammten Platz. Vieles bleibt dauerhaft in den entsprechenden Boxen und Taschen, so daß ich nicht alles wieder neu einräumen muß. Mit den Vorbereitungen fange ich frühzeitig an, so daß ich mind. 3-4 Wochen vor Abreise keinen allzu dollen Streß mehr habe.
Für mich sind diese Urlaube wichtig, um das Hirn mal wieder frei zu kriegen, neue Horizonte zu entdecken, und auch noch mehr in Kontakt zu mir selber zu kommen. Es sind immer so'ne Art Selbsterfahrungstrips, eine meditative Reise oder sogar sowas wie ein Retreat. Über Wochen kaum was zu reden, reden zu müssen, einfach nur dem Wind zu lauschen, sich selbst genug sein, .... diese Erfahrungen gelingen mir im Alltag daheim nicht (so intensiv).
Ich fahre in ruhige, dünnbesiedelte Gegenden an den Atlantik, wo ich noch so ein bißchen das Gefühl von Freiheit spüren kann, das ich hier nicht finde.
Vor allem die Zeit alleine mit Hund zu verbringen ist mir enorm wichtig - so kann ich mir alles einteilen wie ich es brauche, und muß auf niemanden Rücksicht nehmen. Alles andere war und ist einfach nur Stress, vor allem wenn das Verständnis fehlt, daß ich eben nicht mehr kilometerweit einen Berg raufmarschieren kann usw... Aber das ist eine andere Geschichte.
Natürlich ist im Auto rumreisen auch nicht gerade das, was man umweltfreundlich nennt - das ist mir bewußt. Aber ich fahre sonst im Jahr sehr wenig mit dem Auto im Alltag, es ist sparsam im Verbrauch, dazu fahre ich noch gemütlich und spritsparend. Ist vielleicht nicht ganz so wild wie mit 'nem riesengroßen Wohnmobil rumzueiern oder nach Maledivien und Srilankanesien zu jetten ...
Wäre ich fit würde mich Trekking sehr reizen, mit der Bahn wohin fahren und da wandern und zelten - aber das kann ich leider nicht.
Trotzdem hoffe ich, daß mein nächstes Heim so ist, daß ich mich dort rundum wohl fühle und nicht mehr "flüchten" muß. Denn im Grunde ist es das - eine Flucht vor den Gegebenheiten. Würde ich zuhause das haben, was ich im Urlaub suche, bräuchte ich ja vielleicht gar keinen mehr? Wäre auch eine Vereinfachung, und v.a. eine große Einsparung.
