Frau Hollerbusch hat geschrieben:
Denn wenn es so wichtig wäre, daß genügend Wasser in der Kanalisation landet - dann würde man doch eher mit höheren Gebühren für sowas "bestraft", weil man dadurch der Kanalisation Wasser vorenthält?!
Nein, denn die Gebühren müssen sich auf den tatsächlichen Verbrauch bzw. die tatsächliche Abgabe von Abwasser beziehen. Da man Abwasser schlecht mengenmässig bestimmen kann, wird die Abwassermenge üblicherweise gleich der bezogenen Trinkwassermenge gesetzt. Das gesamte Gebührenaufkommen sollte jedoch die geasmten Kosten decken. D.h. wenn alle gleich viel sparen, ändert sich an den Kosten der Abwasserbehandlung wenig, weil ein hoher Anteil Fixkosten sind, ähnlich wie bei öffentlichen Verkehrsmitteln. Daraus den Schluss zu ziehen, Sparen sei unsinnig, ist nur für den logisch, für den Geld das alleinige Mass aller Dinge ist.
Die Gebühren werden üblicherweise über den Trinkwasserbezug verrechnet, weil sich dieser einfach messen lässt und in Zusammenhang mit den Kosten steht, wenn eine Grundgebühr und eine Freibezugsmenge vorgesehen sind. Man zahlt z.B. 50 Euro pro Jahr zuzüglich 4 Euro pro Kubikmeter Verbrauch, die ersten 10 Kubik sind frei.
Korrenkturen sind da nötig, wo man Regenwasser anstelle von Trinkwasser in den Abwasserkanal einspeist, wie bei Regenwassersammelanlagen (man ersetzt Trinkwasser durch Regenwasser, bezieht also weniger Trinkwasser als man Abwasser erzeugt und folglich wird das im Haus verschmutzte Regenwasser gebührenfrei in der Kläranlage behandelt, da es nicht durch die Wasseruhr gelaufen ist), sowie da, wo Dachwasser zusätzlich in den Kanal geht. Dies wird oft durch einen "Meteorwasserzuschlag" abgegolten, der sich nach der versiegelten Fläche berechnet, wenn der Besitzer nicht nachweisen kann, dass er z.B. eine Regenwasserversickerung hat.
Anschlusszwang an die Kläranlage besteht, weil alle davon profitieren, dass das Abwasser gereinigt wird, egal ob sie bezahlen oder nicht. Wers nicht glaubt lese Berichte über Gewässerverschmutzung au den 50er und 60er Jahren.
Die Trinkwassermenge, welche nicht in den Kanal eingespeisen wird (hauptsächlich Gartenbewässerung vom Trinkwassernetz) wird gewöhnlich nicht abgezogen, da mit vertretbarem Aufwand nicht messbar (es bräuchte eine zweite Wasseruhr und getrennte Abrechnung). Umgekehrt fördern manche Gemeinden die Regenwassernutzung, indem sie keinen Abwasserzuschlag erheben.
Wenn Du durch versiegelte Flächen die Kanäle zusätzlich belastest (da wo Dachentwässerung nicht von Kanalisation getrennt ist), dann musst Du dafür auch bezahlen bzw. wenn Du das eben nicht oder weniger tust, wie z.B. durch Dachbegrünung, dann gibt es einen Abzug. Das hängt im Einzelnen von der Gebührenverordnung ab.
Der Hintergrund der Meteorwassergebühr ist nicht, dass man für das Nasswerden des eigenen Daches bezahlt, sondern dass dieses Wasser durch die Tatsache, dass man gebaut hat, in die Kläranlage statt ins Grundwasser geht. Dies führt bei Regen zu einem starken Anstieg der Schmutzwassermenge, weil bei versiegelten Flächen der Boden als Puffer fehlt. Das wiederum bewirkt eine schlechte Reinigung des Wassers, einmal weil bei viel Schmutzwasseraufkommen die Verweilzeiten in den Klärbecken zu kurz werden und weil dann manche Anlagen wegen Kapazitätsüberlastung einen Teil des Abwassers gar nicht mehr behandeln können, sondern direkt in den Fluss ablassen müssen.
Bei 20 mm Regen kommen pro Hektar Dachfläche theoretisch 200 Kubikmeter, praktisch etwa 150 Kubikmeter Wasser in die Dachrinnen. Bei Gründächern ist diese Menge deutlich geringer, weil viel Wasser auf dem Dach bleibt und dann später verdunstet.
@Ina: Flusswasser steht immer in direktem Zusammenhang mit dem Grundwasserspiegel. Die meisten Bäche und Flüsse haben ja keine Quelle, sondern werden immer grösser, weil ihr Wasser eben durch die Sohle zufliesst.
In Deutschland hast Du in jedem Monat des Jahres statistisch gesehen Niederschlagsüberschuss. Das lässt sich einfach an jedem draussen stehenden offenen Gefäss feststellen, da steht nämlich üblicherweise zu jeder Jahreszeit Wasser drin, und jede Geländesenke wird zum Tümpel (ausser in Karstgebieten, wo die Abflüsse unterirdisch sind). Schon im Mittelmeergebiet ist das ganz anders.
Der Niederschlagsüberschuss (Niederschlag minus Verdunstung) muss irgendwo hin, weil die Grundwasserspeicher und Seen nicht immer voller werden können. Das sind eben die Fliessgewässer.
Kanalisationen haben den Zweck, Schmutzwasser der Reinigung zuzuführen. Ihr Wasser ist insofern nicht verloren, aber entwertet.
Bei versiegelten Flächen stellt sich zudem ein Hochwasserproblem bei Starkregenereignissen. Schon mal bei einem heftigen Gewitterregen auf einem grossen Parkplatz gewesen? Aus gleichem Grund sind Hochwasserprobleme auf entwaldeten oder gar vegetationslosen Flächen viel grösser als da, wo es viel Wald hat.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.