Was die Food Forests angeht, sind wir hierzulande ja doch etwas benachteiligter als sie in Australien oder sonstigen Subtropen - welche Baumfrüchte könnten denn hierzulande Getreide und Kartoffeln ersetzen?
Mir fällt da außer Eßkastanien nix ein, ganz abgesehen davon, daß sie hier oben in D nicht so toll wachsen & fruchten.
(und kommt mir nicht mit Eicheln - ausprobiert & durchgefallen.
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Hi Sabi(e)ne,
Da geb' ich Dir völlig Recht. Food Forests in Nordeuropa sind lange nicht so einfach wie im subtropischen Klima, da wir viel weniger Sonneneinstrahlung haben. Unsere natürlichen Wälder sind ja auch ganz anders strukturiert als subtropische oder tropische Wälder, wo schon von allein reichlich Früchte wachsen. In einem natürlichen mitteleuropäischen Klimaxwald hätte man im Vergleich zu einem tropischen Regenwald esstechnisch ziemlich schlechte Karten, es sei denn man geht auf die Jagd
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. Am Waldrand sieht's schon etwas besser aus, da gibt's Beeren, Haselnüsse. Esskastanien sind Klasse, aber bei uns wachsen die auch nicht. Desgl. Walnüsse.
Ich denke bei uns im Norden/Nordwesten (wir wohnen auf Bremer Breitengrad) kommen die traditionellen mit Geflügel, Schafen oder Schweinen beweideten Obstwiesen der Idee des FoodForest schon vergleichsweise nahe und man kann das noch durch Unterpflanzungen/~saaten mit Stickstofffixierern, Obststräuchern, Kräutern usw. erweitern. Oder man pflanzt eine Sonnenfalle aus Obst und baut innen einjährige Gemüse an.
Es spricht nichts gegen den Anbau von Getreide oder Kartoffeln und auch nicht gegen Gemüsegärten mit einjährigen Kulturen. Diese Kulturen mögen ihre Nachteile haben; aber deswegen braucht man sie nicht ersetzen - man kann sie ergänzen. Einjährige Gemüsekulturen werden auch in Zaytuna oder beispielsweise von Holmgren auf seiner Melliodora-Farm angebaut. Zaytuna hat sogar einen grossen Kartoffelacker.
Ich hab' dieses Jahr z.B. Mulchkartoffeln am Ostrand einer Obstpflanzung, die vorher von Hühnern 'geräumt' worden war angepflanzt; dazu noch ein Fleckchen mit Salat, ein bisschen Topinambur, Kohl, Wildblumensaat für die Bienen. Durch die Hühner war der Boden bestens gedüngt, die Schnecken waren weg und es gab kaum Beikraut. (Die Hühner waren allerdings zum Grossteil mit "externem" Futter gefüttert worden. Für das Problem hab' ich noch nicht wirklich eine Lösung gefunden...).
Ich glaube eines der grössten Misverständnisse im deutschsprachigen Raum ist es, dass in der Permakultur nur mit Bäumen, Sträuchern und mehrjährigen oder sich selbst aussäenden Pflanzen gearbeitet wird (wie z.B.
http://www.selbstvers.org/forum/viewtop ... gen#p78802 hier geäussert). Ein weiteres grosses Misverständnis ist, dass Permakultur eine Form des Gärtnerns ist.
Das Video macht es schön deutlich, dass Permakultur ein Planungs- und Designsystem ist, bei dem es darum geht, unter den jeweiligen Verhältnissen durch intelligente räumliche und zeitliche Anordnung verschiedener Elemente (Pflanzen, Tiere, Wasser, Energie, Wohnraum etc.) mithilfe (grösstenteils) vorhandener Resourcen und durch Nachahmung von Funktionsprinzipien natürlicher Ökosysteme (Vielfalt, Nahrungsnetze, Energie- und Stoffkreisläufe) Systeme zu schaffen (einschliesslich Behausungen, Gemeinschaften etc.), die mit möglichst geringen Inputs möglichst produktiv und resilient sind. Und das Anwendungsspektrum der Permakultur-Prinzipien reicht vom landwirtschaftlichen Betrieb bis zum Stadtbalkon, von der Transition Town-Initiative bis zur Alternativwährung, vom Einsiedler bis zur wie auch immer dimensionierten Gemeinschaft.
Gruss,
Ute
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