Zwei Jahre zu früh...

Forenschänke und Smalltalk
Julika

Zwei Jahre zu früh...

#1

Beitrag von Julika » Do 8. Nov 2012, 22:09

Moin in die Runde,

ich bin gerade völlig durch den Wind, ich muß einfach mal erzählen, weil ich hoffe, daß hier am ehesten Menschen sind, die mich verstehen können- oder mir sagen, daß ich wahnsinnig bin...

Wir haben vor 2,5 Jahren einen riesigen Resthof gekauft, Zustand nicht der Beste :holy: Aktuell Gesamtfläche 4,2 Hektar.Ich mache Laufpark-Pferdehaltung und habe eine Handvoll Milchschafe, wir kommen gut mit der Fläche zurecht.
Als wir den Hof kauften, war ein notariell eingetragenes Vorkaufsrecht für weitere 5 Hektar Ackerland am Hof mit dabei. Heute kam ein Brief vom Notar: Der gnadenlos über unsere Grenzen pflügende und spritzende Pächter des Stückes ist der neue Käufer. Wenn wir nicht innerhalb von 2 Monaten die Kohle zusammenbekommen, um von unserem nur für den Erstverkaufsfall geltendem Vorkaufsrecht Gebrauch machen. Wir sind aber nun keine Landwirte. WIeso dürfen wir trotzdem anstatt des Landwirtes kaufen?

Wir haben monatlich 950 € Abtrag und das ist schon ganz schön fett (4,5% auf 10 jahre, dann neu verhandeln). Letztes Jahr hatten wir eine Steuerprüfung und nächsten Monat sind die 10000 Euro fürs Finanzamt komplett abbezahlt und wir wollten dieses Jahr eine Sondertilgung auf den Kredit machen, damit wir schneller davon runter sind. Wir sind beide selbständig und irgendwie läuft es immer. Rücklagen haben wir nicht wirklich.

Hier boomen die Biogasanlagen und die Preise, es ist eine recht aufgeräumte Landschaft und ich finde es großartig, mehr Natur um mich herum zu haben, wir haben schon 300 m Pflanzstreifen, Hecken und Hügel angelegt und es ist einfach wunderschön, das alles gedeihen zu sehen. Gerade bin ich an einem Punkt, wo nach harten 2,5 Jahren etwas Entspannung geht, wo viele Projekte umgesetzt sind, wo Alltag besser funktioniert, weil die Infrastrukturen dafür geschaffen wurden, und wo ich das Gefühl habe, wir packen dieses Projekt.

Und jetzt noch was obendrauf? Das ist aber die einzige Chance, hier noch an Land zu kommen. Übernächstes Jahr läuft die Flubereinigung an und dann sind 5-Hektar-Schläge nicht mehr da. Und nur einen oder zweiHektar zu kaufen können wir uns abschminken, weil der Bauer eh schon 6 km hierher fährt, der will so ein 3-ha-Winzstück sicher nicht haben. Alle sind heiß auf Land, 800 m weiter hat ein 10 ha Schlag 1250 €/ha Pachtpreis gebracht, es gibt viele Schweine da und wenn nicht jetzt, dann nie.

Oder sollte ich mich in Demut üben und mit dem "dann nie" leben? Ich müsste Himmel und Hölle in Bewegung setzten, um die 200.000 zusammen zubekommen, wobei ich noch nicht einmal weiß, ob es klappen könnte, aber wenn ich es nicht versuche, mache ich mir glaube ich auf ewig Vorwürfe. Das ist jetzt die Gelegenheit, aber was ist, wenn wir es nicht packen?

Ich habe auch schon überlegt, den Acker erst einmal weiter verpachtet zu lassen, und mit der Pacht wären es nur 500€ im Monat Extra-Belastung. Nur haben wir dann immer noch nichts vom Land, aber es kann ja beruflich auch bergauf gehen. Und im Notfall kann man so ein Stück Land auch wieder verkaufen.

Ich geh mal einen Lottoschein ausfüllen...Danke fürs Zulesen

Sabi(e)ne
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Re: Zwei Jahre zu früh...

#2

Beitrag von Sabi(e)ne » Do 8. Nov 2012, 22:57

200.000€ für 5 ha nackig? :eek: :eek: :eek:
Du bist irre, dafür kriegst du im Südkreis 10ha und ein fertiges Haus & Ställe.
Und das ist dann schon teuer da.
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Sabi(e)ne
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Re: Zwei Jahre zu früh...

#3

Beitrag von Sabi(e)ne » Do 8. Nov 2012, 23:05

Und mit 4,2ha bist du Landwirt, worauf ja auch die Tierhaltung hindeutet.
Rechtlicher Status hat mit steuerlichem nix zu tun.
Ihr seid wirtschaftsfähig - das ist alles, was zählt.
Aber ich würde soviel Geld für so wenig Land nicht ausgeben - bei aller Liebe.
Die normalen Preise bei Käufen liegen bei den Bodenwerten hier unter 2€/qm - je weiter südlich, desto billiger.
Pacht ist teurer, wenn's um BiogasMais geht, aber die Bauern merken langsam, daß sich das nicht mehr wirklich rechnet - hier ist eine ziemlich arme Gegend.
Letzten Endes - wenn es euch glücklich macht - das müßt ihr wissen.
Ich könnte und wollte das nicht, nicht mal mit ner Million auf dem Konto zum Spielen.
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Julika

Re: Zwei Jahre zu früh...

#4

Beitrag von Julika » Fr 9. Nov 2012, 08:39

Ja, eine Freundin fragte auch, ob da noch ein Bauplatz mit bei sei. Im Südkreis gabs nix passendes- wir haben ja nicht umsonst 10 Jahre gesucht. Und die Schule war hier ein Argument, so weit an Bremen ranzuziehen.

Ja, es ist irre und ich bin nach einer Nacht auch noch nicht schlauer, wo ich ansetzen soll :hmm:

Neulich hatte ich die Einladung zu einer spannenden Fortbildung, wo mich eine Woche 2500,- gekostet hätte. Ich habe dann abgesagt, weil ich mir von dem Geld eher etwas für den Hof gönnen würde. Mit 200000 könnte man das Ding hier echt auf Vordermann bringen. Aber- das ist nun mal eine einmalige Chance. Hätte ich die Kohle, würde ich es sicher tun. Es gibt hier noch mehr Pferdeleute, vielleicht tun wir uns zusammen und wir müssen dann nur 2 ha stemmen... Natürlich jeder sein eigenes Stück, in puncto Weidepflege bin ich pingelig.

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Re: Zwei Jahre zu früh...

#5

Beitrag von moorhexe » Fr 9. Nov 2012, 10:08

bei 4 euro qm suchen die bestimmt nur einen dummen..
ist viel zu teuer.
mein hof war auch in der nähe von bremen.

ich würde weiterhin versuchen, den giftspritzenden nachbarn etwas auszugrenzen...mit büschen am weiderand.

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Re: Zwei Jahre zu früh...

#6

Beitrag von Reisende » Fr 9. Nov 2012, 10:32

Also mal abgesehen davon, dass es viel zu teuer ist, wie die anderen ja auch schon gesagt haben... Hätte eine Frage, denn das kann ich bisher aus deinem Post nicht richtig rauslesen:
Möchtest du das Land kaufen, um es vor Vermaisung zu retten und Abstand zum Nachbarn zu kriegen, oder weil du es für deine berufliche Perspektive benötigst?
Falls ersteres: Lass es. Falls zweiteres, frag dich, ob du auch ohne die zusätzlichen ha deine Pferdehaltung zufriedenstellend ausüben kannst. Wenn ja, begnüge dich damit. Nur wenn es sonst nicht anders ginge, würde ich mich an deiner Stelle auf so ein finanzielles Risiko einlassen (und mich vom Verkäufer wie ne Weihnachtsgans ausnehmen lassen ;) )
Ich mein ihr seid selbständig - da kann es auch mal schlechte Zeiten geben. Und wenn euch der Landkauf dann das Genick bricht, geht der ganze Hof mit drauf, den ihr für sich gesehen vll hättet halten können? Die Gefahr würde ich nicht eingehen.
da ich laktose und gluten hervorragend vertrage, leiste ich mir als ausgleich dafür einige intoleranzen im zwischenmenschlichen bereich.

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Re: Zwei Jahre zu früh...

#7

Beitrag von Theo » Fr 9. Nov 2012, 10:57

Julika hat geschrieben:Neulich hatte ich die Einladung zu einer spannenden Fortbildung, wo mich eine Woche 2500,- gekostet hätte.
Zu welchem Thema?
Reisende hat geschrieben:Möchtest du das Land kaufen, um es vor Vermaisung zu retten und Abstand zum Nachbarn zu kriegen, oder weil du es für deine berufliche Perspektive benötigst?
Falls ersteres: Lass es.
Ich glaube auch nicht, dass das einer beteiligten Bank als Sicherheit ausreichen würde :lol:
Gruß
Theo

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Re: Zwei Jahre zu früh...

#8

Beitrag von citty » Fr 9. Nov 2012, 11:19

Hallo,

das ist ja Wahnsinn! Macht das bloss nicht, als Haus/Hof/Autobesitzer und Tierhalter bekommt man staendig irgendwelche Rechnungen an die man nicht mal im Entferntesten gedacht hat. Bauen und Renovieren ist auch oft 2-3x teurer als gedacht. Zwei oder drei Horrorechnungen plus Abzahlungen koennten Euch das Genick brechen, dann ist alles weg.

LG Citty
Dr. Roger Liebi fan :)

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Re: Zwei Jahre zu früh...

#9

Beitrag von Spottdrossel » Fr 9. Nov 2012, 11:52

Durch diese "jetzt oder nie"-Problematik seid ihr ähnlich unter Entscheidungsdruck wie bei einem Haustürgeschäft.
Und wer unter Druck kauft, entscheidet nicht immer weise und zahlt mit ziemlicher Sicherheit einen schlechten Preis.
Ich kann euch verstehen, ich habe hier auch einen Obstbaumstück nebenan, das ich liebend gerne noch "adoptieren" möchte. Wäre aber auch eine Frage des Preises, offiziell ist es Bauland, aber diesen Preis wäre es mir nicht wert. Jetzt muß ich hoffen, daß sich niemand hier dazwischenquetschen will und mangels Nachfrage irgendwann ein Kauf möglich wird.
Ich fürchte, daß ihr im Falle eines Kaufes zum geforderten Preis so viele neue Sorgen habt, daß die Freude am vergrößerten Paradies auf der Strecke bleibt.
Und "nie mehr" ist ein verdammt langer Zeitraum - momentan sind die Landwirte hier ja stark von Regelungen abhängig. Wer sagt, daß in 10 Jahren nicht andere Schwerpunkte "hip" sind und die Maiswüsten unattraktiv werden?
Der Trend hin zum Verwerten/Vergasen von Biomüll statt von Lebensmitteln wird meiner Meinung nach kommen und dem Mais den Rang ablaufen.
Genauso weiß jetzt noch niemand, ob einer der Landwirte in eurer Nachbarschaft irgendwann aus gesundheitlichen oder sonstigen Gründen aufhören muß oder will, und sich für euch eine günstige Gelegenheit zur passenden Zeit ergibt.
Es gibt Fälle, da muß man mutig sein und zugreifen, auch wenn sich die Chance früher als geplant ergibt.
Aber in eurem Fall wäre die finanzielle Belastung zu hoch, und das Argument, ein bißchen Geld für Tierarzt o.ä. greifbar zu haben, ist auch nicht von der Hand zu weisen.
Wenn das Konto erstmal im tiefroten Bereich steht, geht IMMER was schief, scheint ein Naturgesetz zu sein ;) .
Ich plädiere für Abwarten und Revier markieren, damit der Traktor nur da pflügt, wo er hingehört (manche Bauern scheinen da nette Ansichten zu haben, hier duellieren sich die Gemeinden auch regelmäßig mit gottgleichen Traktoristen)
Hühner sind auch nur Menschen...
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ludwig
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Re: Zwei Jahre zu früh...

#10

Beitrag von ludwig » Fr 9. Nov 2012, 12:29

hallo,

also 4 Euro für den qm Ackerland wären bei uns geschenkt, unter 6,50 bis 10 Euro geht da gar nichts mehr.
Die Preise steigen und steigen und verkauft wird so gut wie gar nichts mehr, die Nachfrage ist einfach zu gross.
Ich würde wenn die Bank mitspielt sofort kaufen, bei den niedrigen Zinsen auf 10 Jahre festschreiben, verkaufen kannst Du immer wieder und die Preise gehen bestimmt noch viel weiter hoch.
So eine Gelegenheit wie Du sie durch das Vorkaufrecht hast kommt nimmer wieder.

Grüsse

ludwig
Wir alle stehen in unserem eigenen Licht.

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