Ein freundliches Hallo aus Bremen

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Schwarzerde
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Ein freundliches Hallo aus Bremen

#1

Beitrag von Schwarzerde » Mi 7. Nov 2012, 12:19

Ich bin der Christian, mit 48 Jahren ein Spätumsteiger. Dafür umso mehr daran interessiert meine zweite Lebenshälfte "besser" zu gestalten.

Seit zwei Jahren habe ich eine Wohnung mit einem Garten.
Ich nenne es einen Hof mit ein paar Beeten.

Weil die Fläche so klein und recht dunkel ist, habe ich mich umgesehen, wie ich trotz meines bio-öko Anspruches eine optimale Ernte reinbringe.
Dabei bin ich auf effektive Mikroorganismen und Terra Preta gestoßen.

Im letzten Jahr habe ich praktische Erfahrungen damit gesammelt und war so überzeugt, daß ich eine Parzelle in der Nähe gepachtet habe.

Da auch hier die Anbaufläche begrenzt ist (ca. 180 m² Beete) und ich auch nicht so schnell ausreichend Terra Preta für alle Beete herstellen konnte, habe ich dieses Jahr erste Versuche mit dem vertikalen Gärtnern begonnen.
Salat- und Erdbeerbäume aus Kanalrohren funktionieren hervorragend.
Alle Küchen- und Heilkräuter habe ich in alten Paletten gezogen, die ich platzsparend an den Wänden der Gartenhütte aufgestellt habe.
Die Bohnen habe ich an Baumstämmchen ranken lassen, die ich zu Dritt, wie ein Zelt aufgestellt habe.

Im Tomatenhaus habe ich große Pflanzlöcher ausgehoben und sie mit Terra Preta aufgefüllt. Dort hinein kamen meine selbst gezogenen Tomatenpflänzchen.
Das Ergebnis war umwerfend! Im Keller reifen immer noch ein paar Kilo grüne Tomaten nach.
Durch die Pflege mit den effektiven Mikroorganismen hatte ich dieses Jahr auch erstmals keine Krautfäule :)

Meine frische Terra Preta enthält für ca. 3-4 Monate ausreichend Nährstoffe.
Ich habe erst im Spätsommer mit Goldwasser (Urin 1:100 mit Wasser gemischt) und Brennessel- Löwenzahnjauche nachgedüngt.

Wie gesagt, ich habe noch nicht genug Terra Preta für alles.
Darum konnte ich einen direkten Vergleich zwischen dem schweren, lehmigen Boden, der hier vorherrscht und meiner "Supererde" machen.
Fazit: ich verstehe nicht, warum das nicht schon immer so praktiziert wird - das Ergebnis geht eindeutig zu Gunsten der TP!

Wenn jemand/e von Euch Fragen dazu hat, versuche ich gern weiterzuhelfen!
Ich bin anders und das ist gut so!

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Re: Ein freundliches Hallo aus Bremen

#2

Beitrag von Spencer » Mi 7. Nov 2012, 13:26

Ein Hallo auf die andere Seite des Nordens.
Für einen "Spätumsteiger" hast Du aber schon gut was drauf. Hört sich sehr interessant an.
Davon könntest Du ruhig mehr berichten, vor allen Dingen wie Du Dein Terra Preta herstellst. Machst Du auch die Kohle selbst ?

Ein paar Bilder von Deinem Senkrechtgarten usw. wären auch interessant.

Na dann, viel Spaß weiterhin und natürlich maximale Erfolge.

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Re: Ein freundliches Hallo aus Bremen

#3

Beitrag von Schwarzerde » Mi 7. Nov 2012, 14:32

Danke für die guten Wünsche!

Ich habe ja auch sehr viel Zeit um alles rund ums Thema zu recherchieren und zu "studieren". :kaffee:
Außerdem beschäftige ich mich schon seit vielen Jahren mit der Aufzucht von Pflanzen.

Die Pflanzenkohle kann ich noch nicht selbst herstellen. Mir fehlen die Mittel für einen Pyrolyseofen.
Zur Zeit beziehe ich sie von jemandem, der von Holzvergasung lebt. Somit wird das Pflanzenmaterial 2x sinnvoll genutzt.

Zur Herstellung der Terra Preta gehe ich verschiedene Wege.

Allen voran steht die Herstellung von so genanntem Bokashi. (aus dem Japanischen = fermentiertes organisches Material)
Hier kommt alles rein, was ich an organischen Abfällen habe.
Bevor ich mich entschieden habe vegan zu leben auch Fleisch, Eierschalen, Zitrusfrüchte, usw. Also auch alles, was man nicht auf den Kompost werfen darf.

Ich setze auf der Parzelle Mieten auf, die im Gegensatz zum Kompost, maximal verdichtet und niemals gewendet werden.
Hierzu vermenge ich den gehäckselten Grünschnitt mit rund 10% Pflanzenkohlestreu (Pflanzenkohle, Gesteinsmehle, effektive Mikroorganismen).
Von der Erde im Garten kommen noch ca. 50 % der Gesamtmasse hinzu.
Durch den Fermentationsprozess, entsteht ab + 10°C innerhalb von 6-8 Wochen ein Dauerhumus, der den Charakter von Waldboden hat. Je wärmer es draußen ist, desto schneller geht es.

Einen Teil des Bokashi vergrabe ich dort, wo später eine kräftige Düngung nötig ist. Z. B. im Tomatenhaus.
Innerhalb von 2-3 Wochen ist das Bokashi soweit vererdet, daß ich Jungpflanzen drauf setzen kann.

Zu Hause stelle ich Küchenbokashi in einem speziellen, lufdichten, Eimer her.
Hier kommt wirklch alles an Abfällen rein, was die Küche hergibt.
Der Grünschnitt aus dem Garten kommt in eine große Tonne und wird ebenfalls stark verdichtet.
Dieses fermentierte Material vermenge ich dann 1:10 mit der Erde aus meinem Garten.
Nach 2-3 Wochen kann es bepflanzt werden.

Ich habe auch mit Brotbokashi experimentiert.
Gleich um die Ecke ist ein türkischen Großbäcker, der mir sein Altbrot kostenlos überlässt.

Das Brot wid fein zerbröselt und mit soviel effektiven Mikroorganismen angereichert, daß es leicht zusammenklebt, wenn man es in der Hand zusammendrückt.
Es darf aber nicht zu feucht sein! Wenn man mit dem Finger dagegen tippt, muß es auseinanderfallen.
Dann wird es in luftdichte Beutel verpackt und bei + 20°C 3 Wochen dunkel liegen gelassen.

Für dieses Experiment habe ich Bonsai-Chili in Töpfen gezogen.
Für das Brotbokashi und die Terra Preta habe ich die Töpfe mit 1/5 Normalerde gefüllt.
Darauf kam 1/5 Bokashi, bzw. TP.
3/5 Normalerde füllen den Rest der Töpfe.

Resultat:
Brotbokashi = die stärksten Pflanzen und die meiste Ernte
Fertige Terra Preta = vergleichbare Ergebnisse, die Pflanzen bauten aber gegen Sommerende ab.
Normalerde = hellgrüne, spargelige Pflanzen mit nur wenigen Chilis.

Bilder kann ich leider nicht hochladen, denn ich besitze keine digitale Knipskiste.
Ich bin anders und das ist gut so!

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Re: Ein freundliches Hallo aus Bremen

#4

Beitrag von Spencer » Mi 7. Nov 2012, 16:29

Danke für die wirklich ausfühliche Beschreibung. Das ist wirklich ein interessantes Thema. Ein wenig hatte ich schon mal im Netz darüber gelesen.
Irgendwann werde ich mir mal den Link von Dir zu Gemüte führen. Momentan hab ich allerdings noch tausend andere Sachen zu erledigen, aber vielleicht ist das ja auch mal ein Thema für mich...

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Re: Ein freundliches Hallo aus Bremen

#5

Beitrag von hobbygaertnerin » Mi 7. Nov 2012, 17:34

Hallo Schwarzerde,
herzlich willkommen, bin auch ein Fan des "schwarzen Goldes" und sehr begeistert von dieser Art der Kompostierung. Hab gestern wieder eine ganze Schubkarre meines schwarzen Goldes geerntet und möchte nie mehr gärtnern ohne. Mit dieser "Schwarzerde" sind mehrere Ernten pro Beet und Jahr möglich, damit ist Gartenarbeit wesentlich einfacher.
Gruss
hobbygaertnerin

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Re: Ein freundliches Hallo aus Bremen

#6

Beitrag von Schwarzerde » Mi 7. Nov 2012, 20:42

@hobbygaertnerin

Ich freue mich eine Gleichgesinnte "kennenzulernen"!

Einfacher - ich nenne es für mich "Gärtnern für Faule".
Ist doch cool, daß man ein paar wenige Jahre genauso (eigentlich weniger) schuftet, wie alle anderen - dann aber nur ab und zu ein bißchen Flüssigdünger draufkippen muß.

Hast Du auch die Erfahrung gemacht, daß man viel weniger gießen muß?
Ich hatte die Kannen dieses Jahr nur 3x in der Hand. Sonst mußte ich regelmäßig gießen ---mein armer Rücken---

Mehrere Ernten habe ich dieses Jahr nicht hinbekommen, da haben mir die Knochen einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Aber alles, was ich einbringen konnte, war überdurchschnittlich gut!

Geschmack, Konsitstenz, Farbe, einfach die gesamte Qualität, habe ich in dieser Form noch bei keinem Händler gefunden.
Außerdem ist, bis auf die Bohnen, alles gekommen, was ich gesät habe. Das war bei mir nicht immer so...

Bei dem Gedanken an die Gurken läuft mir noch immer das Wasser im Mund zusammen :pft:
Ich bin anders und das ist gut so!

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Re: Ein freundliches Hallo aus Bremen

#7

Beitrag von christine-josefine » Mi 7. Nov 2012, 21:01

Hallo Christian,

herzlich willkommen hier, ich bin zwar selber mehr Leserin als Schreiberin, aber Dein Bericht ist sehr interessant.
Was mich vor allem interessiert ist die kompostierung. Ich habe eine kleine Cafeteria und einiges an organischen Abfällen, roh und gekocht, vegetarisch und fleischig.
Bisher habe ich alles in unsere Biotonne gekippt, glücklicherweise kann ich hier auch fleischliche Abfälle reingeben.
Aber ich hatte immer schon den Gedanken diesen Rohstoff für mich nutzen zu können.
Da ich einen 10 Stunden Arbeitstag habe bleibt nicht mehr viel Zeit für Garten, aber ich freue mich über das wenige was mein Minigärtchen, ca 40qm, hergibt: Himbeeren, Tomaten, Bohnen, Johannisbeeren, aber alles nur in "Naschmengen".
Evtl. ist Deine Methode ja für mich praktizierbar, es scheint ja Zeitersparnis zu bringen.

Für später, wenn ich so in 6 Jahren in Rente gehe, kann ich auf meinem Grundstück in Mecklenburg jede menge anpflanzen und da wärs nicht schlecht schon mal im Kleinen zu üben.

Liebe Grüße
Christine
Viele Grüße, Christine mit J
Wait and see!

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Re: Ein freundliches Hallo aus Bremen

#8

Beitrag von hobbygaertnerin » Do 8. Nov 2012, 09:27

Hallo Schwarzerde,
es gibt einen Thread, der sich um Terra Preta dreht, dort können wir gerne über die Vorzüge des "schwarzen Goldes" weiterdiskutieren.
Ehrlich gesagt, wenn mir früher jemand von dieser Wundererde vorgeschwärmt hätte, ich hätte es in den Bereich " Wunderglaube" abgetan, hab schon zuviel von Schaumschlägereien im Bereich der Bodenhilfsstoffe erlebt.
Aber seit ich damit selbst arbeite, sind schon mehrere Jahre, steigt meine Bewunderung für die vergessenen indigenen Völker und deren Wissen stetig an.
Es ist nicht nur der Geschmack der Früchte, es ist diese leichte Bearbeitung, dieses Ansteigen der Fruchtbarkeit des Bodens und vor allem der Boden verändert sich in einem Maß, das hab ich in vielen langen Jahren mit dem herkömmlichen Kompost nie erreicht.
3 Ernten sind ohne Probleme möglich, gut, im Frühjahr kommt noch eine Mistpackung dazu, die als Bodenheizung dient- für den Winter brauch ich noch ein sinnvolles Tunnelsystem.
Weiterhin viel Spass
hobbygaertnerin

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