roland hat geschrieben:
Wenn Ihr mit den schlechten Erfahrungen helfen wollt, dann schreibt, warum es schief ging und genau worauf zu achten ist. Aber bitte nicht diese allgemeine "Pass blos auf, der will ..." oder" ja nicht, bei mir gings schief.
Dieser Ton stellt sich mit ziemlicher Sicherheit auch bei Dir ein, wenn Du mal ein bisschen oder ziemlich reingelegt worden bist.
Meine Variante: Habe nach der Uni einen Job weit weg angeboten bekommen. Bin hingezogen, frisch verheiratet. Erstes Kind unterwegs.
Kriege leider nie Lohn, weil die Unternehmerin eigentlich schon pleite war, als sie mich angestellt hatte. Vor dem Arbeitsgericht hiess es dann seitens meiner Arbeit- (aber nicht Lohn-) geberin, ich hätte nie meiner Qualifikation entsprechende Leistungen erbracht und sei somit schuld an der Pleite, zudem sei es meine Entscheidung gewesen, da hin zu ziehen, usw.
Dann noch beim Arbeitsgericht: Ich verzichte auf einen Teil meiner Lohnforderung, wenn ich dafür den Rest sofort bekomme. Pustekuchen. Was ich nachher hatte, war eine einfache Forderung auf die Konkursmasse, denn durch den Vergleich hatte ich die privilegierte Lohnforderung gegen eine unprivilegierte eingetauscht. Ob du etwas sofort nicht bekommst oder später nicht, ist den Schuldnern nämlich herzlich wurscht. Das in Gegenwart von beamteten Anwälten, die eigentlich dafür bezahlt werden, den Arbeitnehmern zu helfen. Aber der Termin war nach elf Uhr Vormittags, und um 12 Uhr hatten die Hunger und keine Lust mehr, also irgendwas vergleichen, damit man essen gehen kann. Heute würde ich jedem, der so mit mir verhandelt, sagen: "Sofort ist dann, wenn die Kohle bar auf dem Tisch liegt, bevor dies nicht soweit ist, können wir auch übers Wetter reden"
Nachspiel, die vom Amt rieten mir vor dem Termin, auf jeden Fall stempeln zu gehen, damit ich keine Frist für Arbeitslosengeld versäume. Von der Arbeitslosenversicherung bekam ich dann erstmal nix ("Sie hatten doch bis zum Konkurs ein ungekündigtes Arbeitsverhältnis") und von der Lohnausfallversicherung bei Konkurs des Arbeitgebers auch nix "Sie haben doch schon gestempelt und ausserdem einen Vergleich geschlossen"
So kanns gehen, wenn man glaubt, ohne zu wissen.
Heute glaube ich in finanziellen Dingen nur, was ich in unabhängiger Quelle nachprüfen kann. Bestellung bei unbekannter Firma nur mit Vorauskasse? Mal gucken, wie lange es die schon gibt usw. Dann merkt man, dass die Firma ABC vermutlich vertrauenswürdig ist, die Firma XYZ aber einen Geschäftsführer hat, der alle Jahre drei neue Firmen gründet und in mindestens zwei Konkursverfahren verwickelt ist. Hätte ich bei meiner damaligen Arbeitgeberin auch herausfinden können.
Das einzige, was hilft, nicht über den Tisch gezogen zu werden, ist Fachwissen und gesundes Misstrauen. Nicht überall im Detail, aber doch im Wesentlichen. Wenn man sich mit ehrlichen Leuten zusammentut, dann akzeptieren die das. Auch dann braucht es bei der Unternehmensgründung noch Glück.
Zusammengefasst:
- Saubere Kasse ist gut für die Freundschaft
- Alle machen Fehler, die Dummen machen mehrmals die gleichen.
Die Beiträge von nightshade sind nicht in überheblichem Ton abgefasst. Sie redet halt nicht lange um den heissen Brei herum.
Gemäss einem Vortrag zum Thema von einem Senior-Unternehmensberater scheitern rund 80% aller Neugründungen daran, dass sich die Teilhaber zerstreiten, dass sie vom Treuhänder oder Geldgeber oder der Bank über den Tisch gezogen werden oder unrealistische Vorstellungen über den Markt haben, den sie bedienen wollen. Häufige Variante: Du haftest mit deinem gesamten Privatvermögen für die Firma (gerne auch noch Bürgschaft der Eltern, um 1/4% niedrigeren Zins zu bekommen), vom Gewinn gehen aber 80% oder mehr an die stillen Geldgeber. Muss ja nicht sein. Also würde ich mich auf diesen Gebieten sehr schlau machen, bevor ich irgendwo einsteigen würde.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.