Raubbau auf meinem neuen Grundstück

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emil17
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Re: Raubbau auf meinem neuen Grundstück

#51

Beitrag von emil17 » Mi 17. Okt 2012, 22:19

DerElch hat geschrieben:Emil...die bäume standen und wurden UMGESÄGT!
Ja.
Reisende hat geschrieben:Wie gesagt das Holz war noch da. Wir wollten die kleinen Stämme nutzen, um damit den Verbißschutz für die Obstbäume zu bauen.
Also ist nicht klar, ob das Bäume waren oder bloss grosses Gebüsch. Für manche Leute ist ein Keimling einer Baumart schon ein Baum, für andere gilt das nach Forstusanz, d.h. so ab 10 cm Brusthöhendurchmesser. Auch nicht ganz klar ist, wer nun im Zeitpunkt Besitzer des Grundes war. Drittens gab es noch Balken, also bewegliche Sachen, von denen ebenfalls festzustellen wäre, ob sie vom Vorbesitzer zu entfernen wären, da nicht wesentlicher Bestandteil der Kaufsache, oder ob sie miterworben wurden.
Der Verkäufer bzw. sein Bruder hätte, allen Regeln zwischenmenschlicher Höflichkeit folgend, vorher anrufen sollen, ob er die Balken noch abholen könne oder solle und ob er den Aufwuchs warum auch immer noch entfernen dürfe. Hat er nicht - war nicht gut. Dass er abhaut, wenn da jemand kommt und gleich die Polizei ruft, kann ich nachvollziehen.
Wegen all dem einen Rechtsstreit anzufangen lohnt sich nicht; die Pappeln und Birken sind schneller nachgewachsen als der Streit begraben ist, egal wer gewinnt. Klagt man auf Schadenersatz, muss man den Schaden geldwert beziffern oder einen Experten bezahlen, damit der das tut. Kostet vermutlich das zwanzigfache des Wertes des Holzes. Klagt man auf Besitzstörung, wird das Gericht womöglich herausfinden, dass man noch gar nicht Besitzer war; rückabwickeln will die Käuferin nicht und wenn, wird vermutlich entschieden dass die kleinen Bäumchen, da das Grundstück nicht als Wald bezeichnet war, nicht wesentlicher Bestandteil der Kaufsache waren, also vom vormaligen Besitzer noch entfernt werden durften. Spätestens im Prozess wird der nämlich behaupten, er sei guten Glaubens gewesen, dass das Grundstück hätte sauber übergeben werden sollen.

Ich würde mich ein bisschen ärgern - hat Reisende bereits getan - und die Sache unter "dumm gelaufen, beim nächsten Kaufvertrag sehe ich mich besser vor" abbuchen.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Reisende
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Re: Raubbau auf meinem neuen Grundstück

#52

Beitrag von Reisende » Mi 17. Okt 2012, 23:07

Was die Größe der Bäume angeht - manche waren dicker als die von Emil genannten 10cm, manche dünner.
Das ist aber nicht relevant dafür, ob man sie als Bestandteil des Grundstücks einstuft. Auch Sträucher sind i.d.R. wesentlicher Bestandteil.
Die Zerstörung der Bäume mindert den Wert des Grundstückes. In welcher Höhe wird nach der Methode Koch ermittelt, die bereits seit den 70ger Jahren vom BGH anerkannt ist. Könnt ihr sogar bei wikipedia nachlesen.

So langsam sollte hier angekommen sein, dass ich grds kein Interesse daran habe, den Verkäufer vor Gericht zu zerren. Meine Frage war lediglich: Schnauze halten und es hinnehmen, oder sich nochmal an den Verkäufer wenden und Ausgleich fordern. Ich denke dazu ist bereits alles gesagt. Einige würden es auf sich beruhen lassen, andere sich zumindest vorsichtig zur Wehr setzen. Ich hab dazu jetzt also verschiedene Meinungen gehört - vielen dank dafür - und alle anderen haben eine kostenlose Schulung im deutschen Sachenrecht bekommen.
Ich denke damit ist dieser Thread dann jetzt erledigt.
da ich laktose und gluten hervorragend vertrage, leiste ich mir als ausgleich dafür einige intoleranzen im zwischenmenschlichen bereich.

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Dagmar
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Re: Raubbau auf meinem neuen Grundstück

#53

Beitrag von Dagmar » Do 18. Okt 2012, 08:11

Hallo,
Reisende hat geschrieben:Ich denke damit ist dieser Thread dann jetzt erledigt
Das hoffe ich auch! :kaffee:

Ich habe zwar einiges gelernt, aber mir ist auch wieder mal sehr klar geworden, daß durch immer mehr Gesetze, immer mehr Gerichte und immer mehr Rechtsanwälte nicht mehr Klarheit entsteht, sondern im Gegenteil, es immer komplizierter wird. Weil jeder sich seine "Meinung" aus den bestehenden Gesetzen, etc. heraus- und hineininterpretieren kann.


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Re: Raubbau auf meinem neuen Grundstück

#54

Beitrag von Adjua » Do 18. Okt 2012, 09:35

Reisende, viel Glück auf Deinem neuen Grundstück ...

@dagmar, es ist immer so, dass wo Regeln, da Interpretation und Ausnahmenbehandlung. Das liegt in der Natur der Sache und ist nicht nur in der Juristerei so ...

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Dagmar
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Re: Raubbau auf meinem neuen Grundstück

#55

Beitrag von Dagmar » Do 18. Okt 2012, 09:46

Hallo Adjua,

ich persönlich fände es nur besser so wenig Regeln wie unbedingt nötig zu haben. Wenn man sich z.B. die 10 Gebote der Bibel (ist wirklich nur ein mögliches Beispiel) anguckt, müssten diese Regeln, bei gutem Willem aller Beteiligten, eigentlich für fast alle Lebenslagen ausreichen.

Aber ich glaube ja auch noch an den Weihnachtsmann und daran, daß sich die Menschheit mal grundsätzlich ins Positive verändert und das Christkind gibt es auch noch. :bang: :platt:


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Re: Raubbau auf meinem neuen Grundstück

#56

Beitrag von Nordwind » Do 18. Okt 2012, 10:19

Warum kann man denn nicht einfach eine Anzeige wegen Hausfriedensbruch machen. Ich kein Jurist und kein
Fachmann aber das scheint doch das schlauste. Weil der Typ wußte das das Grundstück euch gehört (durch seinen Bruder) kann sich nicht mit Unwissenheit rausreden. Das Holz wenn es ersetzt werden sollte hatte einen geringen Wert und will mann/frau wirklich deshalb einen Notar bemühen, beim besten Willen soviel Stress und den hat man selber. Aber eine Anzeige bei der Polizei kostet 10-20 min und der Typ hat den Ärger. Ich weiß selber nicht ob das ein guter Rat ist, aber fakt
ist doch, es war und ist euer Grundstück und der Typ war unbefugt und ungefragt drauf, und ist geflüchtet. Also wußte er auch um den Sachverhalt sonst hätte er ja in Ruhe auf die Polizei warten können.Und Dir gehts doch mehr ums Prinzip als
darum das die Bäume ersetzt werden.So ist es ne strafrechtliche Sache und wird von den Behörden verfolgt.Es wird zwart nicht viel passieren aber der Typ muß sich schriftlich äußern und hat mit Sicherheit Stress mit seinen Brüderchen deshalb.

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Re: Raubbau auf meinem neuen Grundstück

#57

Beitrag von Olaf » Do 18. Okt 2012, 10:25

:mued:
Nicht wieder von vorn.
Ich würds wie Emil halten.
Olaf
Eigentlich bin ich ein netter Kerl.
Wenn ich Freunde hätte, könnten die das bestätigen.

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Re: Raubbau auf meinem neuen Grundstück

#58

Beitrag von Adjua » Do 18. Okt 2012, 11:35

Dagmar hat geschrieben:Hallo Adjua,

ich persönlich fände es nur besser so wenig Regeln wie unbedingt nötig zu haben. Wenn man sich z.B. die 10 Gebote der Bibel (ist wirklich nur ein mögliches Beispiel) anguckt, müssten diese Regeln, bei gutem Willem aller Beteiligten, eigentlich für fast alle Lebenslagen ausreichen.

Aber ich glaube ja auch noch an den Weihnachtsmann und daran, daß sich die Menschheit mal grundsätzlich ins Positive verändert und das Christkind gibt es auch noch. :bang: :platt:


Dagmar
Dagmar, ich sehe das technisch. Beim Programmieren kann man das sehr gut sehen, der Computer interpretiert nämlich überhaupt nicht. Wenn die Regel, die man in einem Programm aufstellt, nicht gut ist, muss man umso mehr Ausnahmen behandeln. Rein aufgrund der Erfordernisse der Logik muss man aber auch oft ganz schön viel schreiben, um eine bestimmte Funktionalität zu bekommen. Und das bei einer präzisen Sprache ohne Interpretation, Meinung und Absichten und ganz ohne Religion.

Bei Gesetzen ist das ähnlich, nur dass die menschliche Sprache weniger genau ist als eine Computersprache. Auch bei zwei Menschen wirklich bester Absicht kann es unterschiedliche Sichtweisen desselben Sachverhalts geben, und mehr als eine Sicht auf die Bedeutung einer einfachen Regel. Allein die zehn Gebote werden auf so viele unterschiedliche Arten ausgelegt. Also gibt es schon seit immer Richter - die braucht man auch, wenn alle gute Menschen sind.

Um den Interpretationsspielraum einzuengen, macht man mehr Regeln, oder präzisiert die Regeln. Dadurch wird jedwedes Regelwerk komplizierter, aber auch präziser, wenn es gut gemacht ist. Das hat den Nachteil, dass es nicht mehr alle verstehen, aber wie soll man sonst auch nur in den Nähe des gleichen Rechts für alle kommen? Die Alternative heißt religiöser Richter, und da ist mir das komplizierteste Rechtssystem hundertmal lieber ...

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