Olaf hat geschrieben:
Wenn ich aber einen Korb voll großer Früchte auf einen Schlag ernten möchte, ...
Genau...wenn!
Es ist viel intelligenter, weil es weniger Arbeit verursacht, kontinuierlich kleine Ernten zu verarbeiten. In der Wirtschaft hat sich wegen der Effizienz das just-in-time ausgebildet. Im Haushalt stapelst Du das dreckige Geschirr auch nicht über Wochen, um es dann "am Stück" zu verarbeiten. Wenn Du aufschiebst und aufschiebst...dann werden Maschinen notwendig! Wegen der Masse.
Wenn ich hingegen nach jedem Essen das Geschirr abspüle, brauche ich kaum/kein Spülmittel, keine Maschinen - und weniger Geschir.
Dasselbe Prinzip läßt sich auf den Garten übertragen. Übrigens auch auf den normalen Gemüsegarten mit einjährigen Gemüsen. So wird es beim SquareFootGardening gemacht.
Das kontinuierliche Ernten schließt im übrigen eine Vorratshaltung nicht aus. Im Gegenteil lassen sich kleine Mengen problemlos zurücklegen, vor allem wenn Du mit Trocknung zum Konservieren arbeitest.
Im übrigen, weiß ich wovon ich spreche. Ich habe fast zwanzig Jahre lang einen Gemüse- und Obstgarten nach John Seymour betrieben. Ich habe 250 Einmachgläser, die ich damals jedes Jahr neu gefüllt habe. Das ist verdammt harte Arbeit, vor allem, wenn Du nebenher berufstätig bist. Ich habe in Nachtschichten diese Mengen verarbeitet!
Das ist schlichtweg bescheuert, sich diese Arbeit zu produzieren, weil sie unnötig ist. Diese Erntemassen fallen durch Monokultur an und durch fehlende Planung, sowie ungeschickte Arbeitsorganisation.
Im Prinzip hat der Kleingarten die Landwirtschaft im Kleinen nachgeahmt. Die ganze Industrialisierung! Im Landmarkt kaufen zum Beispiel mehr Kleingärtner als Landwirte Pestizide und Dünger ein. Mengenmäßig! Der Garten als Industrie.
Ich habe es selbst so gemacht. Und letztendlich erkannt, daß es unsinnig ist und zudem Probleme verursacht.
Die viele Arbeit, die vielen auftauchenden Probleme - sie sind hausgemacht.
In der Natur und Evolution werden solche ineffizienten und ineffektiven Dinge aussortiert, deswegen gibt es für mich keinen Zweifel, daß sowohl die Landwirtschaft als auch die Gärtnerei in der heutigen Form nicht weiter bestehen wird. Das ist unzweifelhaft. Es reicht auch nicht aus, der ganzen Sache einen Bio-Anstrich zu geben. Wenn ich in der biologischen Landwirtschaft oder Gärtnerei diese ganzen "biologischen" Schädlingsbekämpfungsmittel sehe, dann zweifle ich an dem Verständnis von Biologie.
Wer will, der kann sich die ganze Arbeit natürlich selbst verursachen. Jeder ist seines Glückes Schmied. Nur sich dann im Internet darüber beschweren, daß man gegen die Natur kämpfen muss, nur um zu leben. Und daß Maschinen unverzichtbar sind. Das finde ich daneben. Noch bedenklicher ist es, von der harten Arbeit zu schwärmen. Wie einige schon festgestellt haben, ist die Realität eines echten Selbstversorgers rauh und ungemütlich...klar, wenn man sich selbst nicht liebt, dann tue ich mir das an. Oder wenn man ein verworrenes Verständnis von Religion hat. Oder wenn die Geistestätigkeit dafür nicht ausreicht. (Ich bin der Auffassung, daß fast jeder Mensch die geistigen Fähigkeiten dazu besitzt, aber nicht verwendet).
Viele Grüße
Bernhard