Wozu eigentlich der viele Mais?

Manfred

Re: Wozu eigentlich der viele Mais?

#91

Beitrag von Manfred » So 9. Jun 2013, 21:55

Liegt halt an den politischen Vorgaben. In solchen Gegenden kann man fast nur noch Mais nach Mais bauen, wenn man sein Pachtland nicht verlieren will, weil der am meisten Ertrag bringt. Wenn nicht bald was passiert, wird es nur noch Biogas und Intensivmast geben.
Dann steht der Mais bis an die Fichten... Was für Mais nicht taugt, wird angepflanzt.

In aktuellen landwirtschaftlichen Wochenblatt ist eine Bericht über eine Beweidungsprojekt im Schwarzwald.
Die haben ihre Arbeitsstunden und Materialkosten genau aufgeschrieben und vom Fachmann eine Vollkostenrechnung machen lassen.
An Fördermitteln kriegen sie 520 Euro pro ha. Dazu kommen die Einnahmen aus dem Tierverkauf.
Die Beweidung feuchter Talwiesen kostet inkl. aller Kosten des Betriebes und der Arbeitszeit pro ha und Jahr so viel, dass
im Mittel 325 Euro pro ha bzw. 336 Euro pro gehaltener Mutter fehlen, die der Betrieb durch unbezahlte Arbeitszeit ausgleichen muss.

Was soll man da machen?
Drainagen rein. Pflügen. Mais drauf.
Oder aufgeben und Wald pflanzen.
Wer die Maiswelle nicht mitmacht, ist ein ehrenamtlicher Idealist.
Und solange das so bleibt, wird sich an der Maisvermehrung nichts ändern.

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Re: Wozu eigentlich der viele Mais?

#92

Beitrag von Lometas » So 9. Jun 2013, 23:04

Durch das Hochwasser sind zigtausende oder noch viel, viel mehr Haushalte, Normal-Bürger und kleine Gewerbetreibende in ihrer Existenz bedroht, die Leute haben meist garnix mehr.
Ganz sicher haben die meisten der stark betroffenen Mitbürger nicht irgendwo 100.000 oder gar 1.000.000 auf einem versteckten Konto.
Mais-Großbauern, die diese Katastrophe u.v.A. mitverursachten, denen geht das sowas von am A.... vorbei, die kassieren ihre EU-Agrar-Subventionen und lachen sich eins ins Fäustchen.

Und Verantworliche in den Kommunen handeln/planen fast auch nur nach dem St.Florians-Prinzip.

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Re: Wozu eigentlich der viele Mais?

#93

Beitrag von LJB » Di 11. Jun 2013, 09:39

Servus,

ich habe mir nur die erste Seite durchgelesen, vielleicht wurde alles schon gesagt.
Was ich weiß wird zumindest ein Teil der Mais aus der Steiermark ins Ausland verkauft. Ein Kumpel von mir verkauft sein Mais sofern ich weiß nach Italien.

Was mich immer etwas schwindlig macht, die Preise für Mais sind teilweise niedriger wie die der Pellets, dementsprechend wird bei uns in der Gegend mit Maiskörner geheizt. Die Pellets Heizungen sind für diesem Zweck, Lebensmittelvernichtung, anscheinend ganz gut geeignet.....

Manfred

Re: Wozu eigentlich der viele Mais?

#94

Beitrag von Manfred » Di 11. Jun 2013, 10:17

LJB hat geschrieben:Was mich immer etwas schwindlig macht, die Preise für Mais sind teilweise niedriger wie die der Pellets, dementsprechend wird bei uns in der Gegend mit Maiskörner geheizt. Die Pellets Heizungen sind für diesem Zweck, Lebensmittelvernichtung, anscheinend ganz gut geeignet.....
Fragt sich nur: Was ist die Perversion dabei?
Dass die Menschen zum billigeren Heizmaterial greifen, oder dass die Politik dafür sorgt, dass Lebensmittel als Brennstoff deutlich billiger sind als andere Energieträger.
Wenn deutlich mehr Leute Getreide verheizen würden, würde der Getreidepreis wenigstens auf das Niveau der Energiepreise steigen.
In Europa kein Problem. Der Haken ist halt wieder, dass wir eine Marktabschottung ablehnen und dann irgendwo am andere Ende diejenigen Verhungern, die jetzt schon 100 % ihres Einkommens für ihr Nahrungsgetreide ausgeben.
Es lebe der freie Markt... :dreh: Gibt immer noch Trottel die daran glauben, dass die Märkte schon alles zum Guten wenden werden.
Längst vergessen, dass wir und andere Teile der Welt schon vor Generationen Phasen des fast reinen Kapitalismus durchstehen müssten, mit dramatischen Folgen für den Großteil der Bevölkerung.

In der Greening-Diskussion auf EU-Ebene wird ständig betont, dass die Wirtschaftlichkeit und Wettbewerbsfähigkeit der Landwirtschaft keinesfalls gefährdet werden dürfen. Dass ich nicht lache. Was ist denn an der europäischen Landwirtschaft wettbewerbsfähig?
Wie lange werden die Soja-Großmastbetriebe Bestand haben, wenn die Soja-Hauptanbauländer vermehrt auf eigene Veredelung (Mast) setzen und lieber Fleisch statt billiges Sojamehl exportieren? Die brauchen dort keine teuren Ställe. Ein paar tausend Fuhren Schotter, einige Rollen Draht, ein paar Pfähle, und fertig ist der Feedlot für 250.000 Masttiere.

Wir sollten uns von diesem Irrsinn endlich lösen und auf Ernährungs- und Rohstoffsicherheit auf Basis einer ethischen Produktion setzen. Und das geht nur dann, wenn wir einen entsprechenden Außenschutz für die Landwirtschaft aufbauen und wieder den mittelbäuerlichen Familienbetrieb in den Focus stellen, statt ihn reihenweise einen scheinbaren Wirtschaftlichkeit zu opfern.

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Re: Wozu eigentlich der viele Mais?

#95

Beitrag von LJB » Di 11. Jun 2013, 11:50

Manfred hat geschrieben: Dass die Menschen zum billigeren Heizmaterial greifen, oder dass die Politik dafür sorgt, dass Lebensmittel als Brennstoff deutlich billiger sind als andere Energieträger.
Im Grunde genommen sollte die Verantwortung in einer Demokratie bei die Menschen liegen. Das Demokratie auch nicht DIE Lösung ist (bestimmt über 50% Trotteln im meine Augen) soll hier nicht das Thema sein.
Ich kann es die Menschen nicht wirklich übel nehmen das sie eher zu günstiges Heizmaterial tendieren. Die Preise von Mais und Pellets sind nahezu gleich, manchmal ist der Mais etwas günstiger manchmal die Pellets.

Ansonsten, Manfred, kann ich dir nur zustimmen. Der mittelbäuerlichen Familienbetrieb wird allerdings nur überleben wenn "die Menschen" bereit sind für Produkte zu zahlen, etwas mehr wie symbolische Beträge. Und das ist noch nicht der Fall wie wir bei der Auswahl des Heizmaterials sehen.

Mein Antwort zu die Frage "wozu der vielen Mais?": zum verheizen.....jetzt brauchen wir schon Pestiziden damit die Bude warm ist......

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Re: Wozu eigentlich der viele Mais?

#96

Beitrag von kraut_ruebe » Di 11. Jun 2013, 12:19

es ist ja etwas zeit vergangen, die urprungsfrage kann ich mir inzwischen beantworten: wir sind körnermaisgebiet, das zeugs wird beinahe alles als nahrung für mensch oder tier verkauft.

in die verbrennungsanlagen kommt wenig davon, die werden hauptsächlich mit (abfall)holz, strauchschnitt und dgl. gefüllt.

das ist zwar besser als wenn es alles für heizzwecke wäre, es ist halt trotzdem alles voll mit dem zeug und bis zum jahr 4 bis zur erzwungenen pause sind noch zweieinhalb jahre hin - es sind dies jahr wieder die selben felder alle mit mais voll. und es zwar auch schön, dass nächstes jahr dann kein bienengift mehr draufkommt, mein grundwasser wird aber weiter hoch belastet bleiben/werden.

ich finds nach wie vor unbegreiflich, dass solche riesenmengen tatsächlich gebraucht werden und mag mir das gar nicht vorstellen wo überall mais drin ist und was sich alles ändern müsste damit das - in meinem sinne - besser wird :hmm:
There's a crack in everything. That's how the light gets in.

Manfred

Re: Wozu eigentlich der viele Mais?

#97

Beitrag von Manfred » Mi 12. Jun 2013, 10:03

BR-Beitrag, 45 min:
Energie vom Feld - Vom Mais zum "Bio"-Strom

http://www.br.de/fernsehen/bayerisches- ... d-100.html

hias90

Re: Wozu eigentlich der viele Mais?

#98

Beitrag von hias90 » Mi 7. Aug 2013, 19:26

Soooooooooo Update:
Die größten Pflanzen sind nun so ca. 2,5-3m groß. Die Imker sind sehr erfreut und haben schon dutzende Kästen neben dem Feld aufgestellt. Ein Imker hat sich sogar gewundert wo seine Bienen bleiben. Er hat sie an den Waldrand abgestellt, und die flogen dann einen rund 1km weiten Umweg zu dem Feld mit der Biogas Mischung. Man sieht überall Schmetterlinge, alles kreucht und fleucht, richtig schön anzusehen.

Bild Bild


Trotzdem wird der Ertrag lange nicht an den von Mais rankommen. Wenn man aber das Input Ouput Verhältniss bedenkt dürfte man da schon näher dran liegen. Immerhin war alles was wir bisher gemacht haben: Pflügen, grubbern, säen, walzen.
Und wahrscheinlich kann das Feld noch ein paar Jährchen stehen bleiben.

Manfred

Re: Wozu eigentlich der viele Mais?

#99

Beitrag von Manfred » Mi 7. Aug 2013, 21:12

Häckselst du das Feld ab, um den Ertrag zu bestimmen?
Oder bleibt es einfach fürs Wild etc. stehen?
Nach wirklich viel Masse schaut es leider wirklich nicht aus.

hias90

Re: Wozu eigentlich der viele Mais?

#100

Beitrag von hias90 » So 18. Aug 2013, 14:59

Das Feld wird ganz normal gehäckselt und siliert, bzw. gleich in die Anlage geschmissen.
Natürlich ist es nicht viel Masse, und kann mit Mais sicher nicht mithalten. Doch dafür muss man nur einmal in 15-20 Jahren Aussäen, und weiter nichts tun. Von den Vorteilen für die Umwelt ganz zu schweigen.
Für die kommerziellen Biogas Anlagen ist das sicher keine Alternative, doch für den Bio Landwirt der seine Biogas Anlage mit sehr viel Wirtschaftsdünger füttert und zusätzlich noch etwas Material braucht, ist dies sicher eine prima Methode.

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