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von hunsbuckler » So 17. Mai 2015, 11:22
Worin genau soll die Umpflanzmethode der Direktsaat überlegen sein?
Es paßt ja nur eine optimale Ährendichte auf einen Quadratmeter.
Zu dünn ist nicht gut wegen geringerem Ertrag und mangelnder Unkrautunterdrückung.
Zu dicht ist nicht gut wegen schlechterer Nährstoff-, Wasser- und Lichtversorgung der einzelnen Pflanze, schwachem Hochwuchs, höherer Krankheitsanfälligkeit und daraus resultierender Lagergefahr.
Theoretisch müsste es egal sein, ob die optimale Ährenzahl pro qm durch Direktsaat oder Umpflanzen erzielt wird.
Praktisch bedeutet das Umpflanzen für die Pflanze erstmal einen Schock durch Wurzelbeschädigung und Unterbrechung der innigen Bodenverbindung, den sie gegenüber der direkt gesäten Pflanze erst wieder aufholen muß.
Schädlinge wie Schnecken stürzen sich mit Vorliebe auf bereits geschwächte Pflanzen.
Wenn dann gerade noch Dürre herrscht, kann sie ganz verwelken.
Oft wird angeführt, daß vereinzelt umgepflanzte Pflanzen buschiger wachsen und mehr ährentragende Halme pro Pflanze bilden.
Das machen einzeln direkt gesäte Pflanzen aber auch.
Man hat dann die optimale Ährenzahl/qm auf der Basis einer geringeren Pflanzenzahl.
Das bringt nur dann einen Vorteil, wenn nicht die Fläche, sondern das verfügbare Saatgut der begrenzende Faktor ist.
Also etwa bei der Vermehrung sehr seltener Sorten.
Der Nachteil ist, daß dann der Ausfall einzelner Pflanzen weniger gut durch verstärkte Bestockung von Nachbarpflanzen ausgeglichen werden kann und der Bestand dann lückig wird mit der Folge einer unteroptimalen Ährenzahl, so daß das Ertragspotential der Fläche nicht ausgeschöpft wird.
Ansonsten ist es in der Regel weniger günstig, die optimale Ährenzahl durch eine maximale Bestockung pro Pflanze zu erzielen, weil die Seitentriebe oft kürzer sind und später reifen als die Haupttriebe.
Solch uneinheitlicher Abreifeprozeß erschwert das Finden des optimalen Erntezeitpunktes und birgt das Risiko vorzeitiger Körnerverluste oder Verderb von nicht ganz ausgereften Körnern.
Bei Fremdbefruchtern wie Roggen werden spätere Seitentriebe zudem oft unzureichend befruchtet, weil die Hauptbefruchtung mit maximal geöffneten Narben bei zugleich maximaler Pollenausschüttung oft nur während weniger Stunden bei optimalen Bedingungen (Sonne, warmer Wind) stattfindet.
Nachzügler-Ähren, die dieses Zeitfenster verpasst haben, bleiben oft länger geöffnet und sind dann ein Einfallstor für Mutterkorn und andere samenbürtige Pilzinfektionen.
Das Umpflanzen bringt nur dann Vorteile, wenn auf derselben Fläche mehrere Ernten unmittelbar hintereinander erzielt werden können, so daß die Jungpflanzen schon auf kleinerer Fläche vorgezogen werden können, während die Vorfrucht noch am Reifen ist.
Das ist z.B. beim Naßreisanbau der Fall, der überdies den Vorteil hat, daß durch die lange Überflutung des Feldes ein Vertrocknen der neu gesetzten Pflanzen i.d.R. ausgeschlossen ist.
Weiter ist ein extrem niedriges Lohnniveau die Voraussetzung, daß das händische Umpflanzen von Getreide überhaupt wirtschaftlich ist.
Beim Anbau für die Selbstversorgung kann das Umpflanzen dann sinnvoll sein, wenn man extreme Unkrautkonkurrenz hat und die vorgezogenen Jungpflanzen auf das frisch gemulchte Feld gesetzt werden, damit sie einen Entwicklungsvorsprung vor der Konkurrenz bekommen.
Angesichts der Arbeit, die das Umpflanzen macht, ist dann aber abzuwägen, ob man die verfügbare Arbeitszeit nicht besser in eine intensivere Unkrautbekämpfung investiert.