Ist Getreideanbau auf kleinen Flächen möglich?

outdoorfreak
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Re: Ist Getreideanbau auf kleinen Flächen möglich?

#11

Beitrag von outdoorfreak » So 3. Jul 2011, 09:20

Hallo Sabi(e)ne,
Und wenn du nichts zukaufen willst, und auch kein Getreide bauen willst, woher kriegst du dann das Stroh, um die Kartoffeln zu mulchen? ;)
Ich mulche auch mit Heu und Laub ;-)
Außerdem ist es als gewöhnlicher Mitteleuropäer ziemlich schwer, sich auf getreidefreie Kost umzustellen, nahezu alle Rezepte bestehen irgendwie aus Getreide, Zucker, Fett... :lol: Außer Eskimos und Massai kenn ich auch keine Kultur, die grundsätzlich getreidefrei leben würde.
Da hast du schon recht. Getreidefrei zu leben ist sehr schwer. Werd zwar diesen Herbst mal versuchen aus Esskastanien Mehl zu gewinnen, aber das wird wohl eher ein Experiment.
Bei Kartoffeln erntest du ja hauptsächlich "geformtes Wasser", was die Masse bringt (80-85%) , bei Getreide liegst du ungefähr bei 15%.
Wenn man es so betrachtet, dann lohnt sich also doch der Getreideanbau. Nur wie ich das mit der Unkrautbekämpfung mache, das weiss ich noch nicht, ausser vielleicht wie Manfred schon sagt, ausreichend Platz zwischen den Getreidereien lassen.
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Re: Ist Getreideanbau auf kleinen Flächen möglich?

#12

Beitrag von Thomas/V. » So 3. Jul 2011, 09:39

ich würde evtl. statt herkömmlicher Getreidesorten Mais anbauen in Kombination mit Bohnen
Mais macht wenig Arbeit, auch die Ernte ist einfacher (kein Dreschen) und man kann Mais und Bohnen so pflanzen, das kaum Unkraut hoch kommt
bei mir funzt gut Mais und Buschbohnen dazwischen, auch aus ernährungsphysiologischer Sicht ist eine Getreide-Hülsenfrucht-Ernährung besser als nur Getreide
wenn ich völlig autark sein wollte, würde ich auch versuchen, so wenig wie möglich Getreide anzubauen, wenn ich keinen Mähdrescher habe, lieber jeden Tag Kartoffeln und Bohnen essen, weil Bohnen usw. ja auch sehr viel Kohlenhydrate enthalten, neben den Eiweißen, und weniger Arbeit machen
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Re: Ist Getreideanbau auf kleinen Flächen möglich?

#13

Beitrag von Sabi(e)ne » So 3. Jul 2011, 09:49

Nixtamalisation

In Ländern, in denen eher selten Mais gegessen wird, wird der Mais einfach zermahlen. Dort, wo Mais ein tägliches Grundnahrungsmittel ist, werden die Körner viele Stunden mit alkalischen Stoffen (wie gelöschtem Kalk oder Holzasche) gekocht, enthülst, nass zu einem Teig vermahlen, dann entweder unmittelbar zum Endprodukt weiterverarbeitet oder wieder getrocknet und als Mehl gehandelt; nur so sind einige lebenswichtige Eiweißstoffe (Essentielle Aminosäuren) des Maises für die menschliche Verdauung erreichbar, zudem verbessern sich Geschmack und Backeigenschaften.[33] Diese Verarbeitungstechnik, die als Nixtamalisierung bezeichnet wird, wurde in Oaxaca nachweislich bereits um 1500 v. Chr. verwendet und ist möglicherweise erheblich älter. Das so gewonnene Mehl wird in den Südstaaten der USA hominy grits und in Mexiko masa harina genannt. In Westafrika, wo Mais erst in den letzten Jahrhunderten als Grundnahrungsmittel populär wurde, traten wegen der Unkenntnis dieser Methode häufig Mangelerscheinungen (Pellagra) auf. Die niedrige biologische Wertigkeit des Maisproteins führt zudem zu Mangelerscheinungen, wenn kaum andere Eiweißquellen zur Verfügung stehen, wie es in vielen Ländern Afrikas der Fall ist.
Quelle: wiki
Das wird gern bei Maisnutzung vergessen....
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Re: Ist Getreideanbau auf kleinen Flächen möglich?

#14

Beitrag von Thomas/V. » So 3. Jul 2011, 09:59

ja, Sabine; deswegen geht ja nichts über abwechslungsreiche Ernährung ;) , Nicotinsäuremangel kann durch Tryptophangaben entgegengewirkt werden, und T. ist u.a. auch in Hülsenfrüchten und tierischen Produkten drin
ist bestimmt besser als stundenlanges Kochen und einseitige Maisbrei-Ernährung :pfeif:
Da es sich bei Pellagra um eine Mangelerscheinung handelt, lässt sie sich durch Gabe niacinhaltiger Lebensmittel gut behandeln. Hierzu gehören unter anderem Leber, Fleisch, Fisch, Vollkorn-Getreide und Vollkornbrot, sowie Gemüse. Zudem kann die Behandlung durch eine direkte Gabe von Nicotinsäure oder Bierhefe erfolgen. Da Nicotinsäure wasserlöslich ist, kann dieses nicht lange gespeichert werden sondern wird ausgeschieden. Der Körper kann jedoch aus der essentiellen Aminosäure Tryptophan Nicotinsäure bilden. Deshalb wird ein Nicotinsäuremangel häufig mit Gaben von Tryptophan behandelt.
aus wikipedia
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Re: Ist Getreideanbau auf kleinen Flächen möglich?

#15

Beitrag von Sabi(e)ne » So 3. Jul 2011, 10:16

;) Ja, deshalb ja die "Drei Schwestern" als Basis.
Ich hab noch nie versucht, Körnermais a la Nixtamalisation zu behandeln, aber ich denke, der Punkt "Geschmacksverbesserung" dürfte nicht ganz unwichtig gewesen sein.
Die Breie aus europäischem Getreide wurden ja früher auch stundenlang geköchelt, und schmeckten dadurch ab einem gewissen Punkt von selbst süß.
Das hat man ja auch nicht wg Langeweile gemacht. ;)
Ich glaub, es ist enorm viel Wissen, warum und wieso man etwas machte, verlorengegangen oder verfälscht worden.
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Re: Ist Getreideanbau auf kleinen Flächen möglich?

#16

Beitrag von Thomas/V. » So 3. Jul 2011, 11:41

Ich glaub, es ist enorm viel Wissen, warum und wieso man etwas machte, verlorengegangen oder verfälscht worden.
eine gewisse Berechtigung haben solche Sprüche wie "das haben wir schon immer so gemacht" schon, oftmals gibt es keine Begründung und man ist dann schon mißtrauisch,
aber natürlich ist nicht alles, was früher gemacht wurde, "gut", nur weil es "von früher" ist
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Re: Ist Getreideanbau auf kleinen Flächen möglich?

#17

Beitrag von Sabi(e)ne » So 3. Jul 2011, 13:07

Thomas, das hab ich auch gar nicht behauptet.... :pft:
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Re: Ist Getreideanbau auf kleinen Flächen möglich?

#18

Beitrag von Thomas/V. » So 3. Jul 2011, 13:33

schon klar ;)
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Re: Ist Getreideanbau auf kleinen Flächen möglich?

#19

Beitrag von outdoorfreak » So 3. Jul 2011, 22:57

Hallo Thomas und Sabi(e)ne,

der Nachteil von Getreide ist ganz klar, dass es im Gegensatz zu Mais oder Bohnen viel Arbeit macht. Und ich arbeite von Hand, ich hab keine Maschinen. Aber ich denk auf einer kleinen Fläche von 10x10 meter ist das noch machbar, wenn ich das Getreide mit der Sense mähe dann mit dem Dreschflegel dresche und anschließend mit der Handmühle mahle.

Werd auf jedenfall diesen Herbst mal Dinkel anbauen.
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Re: Ist Getreideanbau auf kleinen Flächen möglich?

#20

Beitrag von Thomas/V. » So 3. Jul 2011, 23:27

klar, machbar ist vieles, wenn Du Dreschflegel und Mühle hast, dann probiers einfach aus
das Mähen ist dabei noch die wenigste Arbeit ;)
wo ich mehr Bedenken hätte, ist die Reinigung und die richtige Trocknung/Lagerung, damit sich kein Schimmel bildet
ich hatte damals einen sehr feuchten Sommer und habe die Ähren in der Scheune ausgebreitet zum Nachtrocken
trotzdem war es mir nicht geheuer und ich habe alles bald an die Hühner verfüttert
ich glaube, es gehört ziemlich viel Wissen und Erfahrung dazu, Getreide richtig zu ernten und zum Verzehr vorzubereiten und zu lagern
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