Getreideanbau

Benutzer 4754 gelöscht

Re: Getreideanbau

#121

Beitrag von Benutzer 4754 gelöscht » Di 11. Okt 2016, 09:12

Rohana hat geschrieben:Unseren Reform kann man jetzt so grade erkennen, schaut etwa 1cm aus dem Boden, vorletzte Woche gesät und seitdem etwa 20l Regen. Glaub dem gehts gut :)
Noch drei/vier Tage wartet bis er im 1-Blattstadium ist und man die Fahrgassen sieht:
Dann eine Herbstbehandlung machen die es in Sich hat (z.B. 1,5kg IPU oder 2,7kg CTU + 240g Flufenacet + 100g DFF) und die Hütte ist sauber! :mrgreen:
Bis auf Winden, Diesteln, Quecken (wenn man denn etwas von den dreien hat) und Klette, aber Klette kommt eh immer durch.

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Till
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Re: Getreideanbau

#122

Beitrag von Till » Do 13. Okt 2016, 19:58

Ich habe inzwischen die Hälfte der Jungpflanzen gepflanzt. Es war … sagen wir es mal so... „lehrreich“.
Da ich erst einen Tag vorher den Pferdemist bekam, habe ich den zuerst untergegraben und gekalkt. Besser wäre natürlich gewesen, mit der Pflanzung zu warten, bis sich der Boden wieder gesetzt hat.

Dann fingen die „Erkenntnisse“ *hüstel* an.
Döblin schreibt in seinem Buch, dass die Aussaat in Norddeutschland bis Mitte September erfolgen müsse. Als Laie dachte ich mir dazu, das dies mit der Entwicklung der Pflanzen zusammenhängen muss. Das tut es vielleicht auch, der Grund ist jedoch ein anderer:
Einpflanzen von einzelnen fragilen Halmen in feuchten, klumpigen Boden ist alles andere als einfach (und das roden der Jungpflanzen erst recht).

Mir war schon der Gedanke gekommen, dass mehrere Körnchen für mehrere Pflanzen pro Topf eine gute Idee sein könnten (siehe Post weiter oben). Ist es auch, aber auch das aus einem anderen Grund: In der Zeit bis zur Pflanzung bildet eine Pflanze in den verwendeten, volumenmäßig viel zu großen 35er Platten keinen Wurzelballen, sondern nur ein pinselartiges Bündel.
Also habe ich jedes Pflänzchen mit einem Buttermesser aus dem Töpfchen herausgelöst, so gut es eben ging (die flachen 35er QP waren gut machbar, aber die tiefen 60er waren ein Reinfall. Dort ist zumeist auch das Korn abgerissen). Die Pflanzen dürfen darauf nicht gebündelt werden, weil sich die Wurzeln sonst verheddern, was Zeit kostet. Insgesamt war die Ausbeute an „guten“ Pflanzen nicht so groß, wie erhofft.

Ich habe mit dem Sauzahn eine flache Furche gehackt (ziehen ging ob der Feuchtigkeit->Klumpen nicht) und das Messer so gefasst, das ich mit dem Zeigefinger auf die flache Seite der Klinge drücken konnte. Damit habe ich in die Furche Löcher gestoßen, in die jeweils eine Pflanze gesetzt wurde. Die nächste Furche wurde dann so „gezogen“, dass die gesetzten Pflanzen nicht völlig verschüttet wurden. Dabei trampelte ich immer wieder erneut über die ganze Parzelle. Geschickter wären längliche, rechteckige Beetabschnitte mit ausgetretenen Wegen dazwischen gewesen, wie im Gemüsegarten allgemein üblich.
Insgesamt eine Heidenarbeit, würde ich SO nicht wieder machen.


Die Vorzucht in Topfplatten halte ich nach wie vor für eine gute Idee, erspart sie doch das roden - zumindest, wenn man den Wurzelballen gemeistert hat – und erleichtert die Pflanzung, wenn man keine Maschine dafür hat . Die Töpfchen müssen allerdings kleiner sein UND mit mehreren Saatkörnern beschickt werden.
Darauf hätte man mit einem einfachen Versuch im Vorfeld der Anzucht kommen können. Hätte ;)
Eine konische Form, wie früher die Tontöpfchen, halte ich ebenfalls für günstig.
Außerdem sollte man zum frühest möglichen Termin mit der Aussaat beginnen und später in ein gut abgesetztes Beet pflanzen.

Da noch Platz frei ist, überlege ich, nächstes Frühjahr noch etwas Sommerweizen anzubauen. Mit der Umpflanzmethode, aber unter Berücksichtigung der bereits gewonnenen Erkenntnisse.

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Re: Getreideanbau

#123

Beitrag von Rohana » Fr 14. Okt 2016, 10:38

Wie gross sind deine Pflänzchen jetzt? Hab eben mal ein Bild vom Reform "in action" gemacht, gesät am 27. September. Endlich kommt die Sonne wieder - am Wochenende wird der bestimmt nen ordentlichen Schuss in die Höhe tun wenn es so warm wird wie versprochen :)
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Re: Getreideanbau

#124

Beitrag von Lumberjack » Fr 14. Okt 2016, 18:49

Vielleicht waere die Umpflanzmethode eine gute Idee fuer früher gewesen. Die Menschheit haette sich nie zur heutigen Überbevölkerung entwickelt.
Mein Dickopf Sandweizen in Direktsaat steht gut.
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Re: Getreideanbau

#125

Beitrag von Till » Fr 14. Okt 2016, 19:12

Rohana hat geschrieben:Wie gross sind deine Pflänzchen jetzt?
Am Sonntag als ich gepflanzt habe hatten viele Pflanzen das zweite Laubblatt. Google sagt: Das ist das EC11-12 (bis eben wusste ich nicht, das es soetwas gibt)... EC Stadien
http://www.raiffeisen.com/pflanzen/ackermanager/ec_html

In der Raiffeisen-Tabelle steht auch, dass ab EC13 Bestockung möglich ist. Döblin schrieb, dass die Pflanzen circa drei Wochen nach der Keimung umgepflanzt werden müssen, und zwar so, das sie noch nicht bestockt haben. Passt also. Oder auch nicht, denn auf der obigen Internet-Seite steht Bestockung von EC13-19.
Stellt sich mir die Frage: Woran merk ich das? Ich will ja wissen: Bis wann kann ich denn nun umpflanzen? Wenn die Pflanzen größer sind, kann man sie besser handhaben.

Hier habe ich noch viele Bilder zu den EC Stadien gefunden, aber wirklich schlauer bin ich auch nicht geworden:
http://www.urauth.de/Die_Kulturarten/di ... arten.html

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Re: Getreideanbau

#126

Beitrag von Rohana » So 16. Okt 2016, 23:32

Eine gute Quelle für Info zu den EC-Stadien: https://www.landwirtschaftskammer.de/la ... ec-pdf.pdf mit guten Bildern, https://www.llh.hessen.de/pflanzenprodu ... reide.html mit ein bisschen erläuterndem Text.

Ich hab ehrlich gesagt nach wie vor keine Ahnung warum man unbedingt umpflanzen sollte, es macht mehr Arbeit und vorne und hinten keinen Sinn.

Edit: Hab ein bisschen gegoogelt, so langsam wird mir klar was du da vorhast, wahnsinnig sinnvoll finde ich es trotzdem nicht und Ölkannes Einwand, dass man die drölfzig Halme an einer Pflanze immernoch entsprechend düngen muss, bleibt bestehen ;)
Das Getreide wird einige Wochen vor der üblichen Aussaatzeit der jeweiligen Gegend zunächst in Zuchtkästen oder Beet ausgesät. Wenn die junge Pflanze dann die Höhe von 20 Zentimetern erreicht hat, wird sie so umgepflanzt, daß der erste, oberirdische Stengelknoten noch unter die Erde kommt. Aus diesem Stengelknoten wächst dann ein weiterer Wurzelkranz hervor. Über dem ersten Bestockungsknoten bildet sich also ein zweiter. Man hat bei umgepflanztem Getreide 40 bis 50 voll ausgereifte Halme und darüber zählen können (Gegenüber vier bis fünf Halmen bei Drillsaat). Etwa drei bis vier Wochen nach der Aussaat haben die Getreidepflänzchen die drei Blättchen am ersten oberirdischen Stengelglied ausgebildet und werden neun bis elf Zentimeter tief eingepflanzt. Sie stehen dann drei bis vier Zentimeter tiefer in der Erde als vorher im Saatkasten. Döblin (Hans Egon Döblin "Einführung in die Getreide-Umpflanztechnik", von 1928 - leider vergriffen) rät, den Stockraum in der Praxis nicht zu groß zu wählen. Etwa 100 bis 225 Quadratzentimeter, das einer Pflanzenentfernung von 10 bis 15 Zentimetern entspricht.
Wichtig ist das Behäufeln. Es sorgt auch für Wildkrautfreiheit. Der Zeitpunkt richtet sich nach dem Tempo der Bestockung (Stocktriebe). Die Pflanzen dürfen nur leicht - etwa fünf bis sieben Zentimeter - an der Stengelbasis angehäufelt werden und zwar so, daß die zarten jungen Blätter der jungen Pflanzen nicht vernichtet oder verschüttet werden. Eine zweite Behäufelung darf unter keinen Umständen noch einen weiteren Halmknoten unter die Erde bringen. Dies würde zu einer erneuten Bestockung und damit zu einer ungleichen Reife der Ähren führen.
Die Mehrerträge beim Umpflanzen beruhen auch zumTeil darauf, daß die Pflanzen einer längere Wachstumszeít haben. Dies wird ja dadurch gewährleistet, daß zu der Zeit, in der man sonst drillt (die Körner in den Boden bringt), schon die vorgezogenen Pflänzchen auspflanzt. Es ist eine alte landwirtschaftliche Erfahrung, daß Frühsaaten, gleich ob es sich um Winter- oder Sommergetreide handelt, höhere Erträge gegenüber den Spätsaaten haben.
Die Herrichtung des Saatbeetes muß zeitig geschehen, damit der Boden bis zur Aussaat "gar" und gut abgelagert, ist. Als Saatgut nimmt man Orginalgetreide oder den ersten Nachbau von Sorten die in der betreffenden Gegend angebaut werden. Die Aussaat ist als dünne Drillsaat oder Reihensaat (Breitsaat eignet sich nicht so gut zum hacken) mit der Hand in etwa 25 Zentimeter Reihenentfernung vorzunehmen. Danach leicht anwalzen oder andrücken und nach der Saat eggen oder aufrechen.
Die zur Umpflanzung bestimmten kräftigsten Pflanzen sind vorsichtig aus dem Pflanzbeet zu heben, sofort in flache Holzkisten zu stellen und zum Umpflanzacker zu bringen. Keine direkte Sonnenbestrahlung.
Quelle: http://www.naturglaube.de/system/includ ... ec17df0ab7
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Re: Getreideanbau

#127

Beitrag von Benutzer 4754 gelöscht » Mo 17. Okt 2016, 00:11

In der Raiffeisen-Tabelle steht auch, dass ab EC13 Bestockung möglich ist. Döblin schrieb, dass die Pflanzen circa drei Wochen nach der Keimung umgepflanzt werden müssen, und zwar so, das sie noch nicht bestockt haben. Passt also. Oder auch nicht, denn auf der obigen Internet-Seite steht Bestockung von EC13-19.
Stellt sich mir die Frage: Woran merk ich das? Ich will ja wissen: Bis wann kann ich denn nun umpflanzen? Wenn die Pflanzen größer sind, kann man sie besser handhaben.
In BBCH 13 hat die Pflanze genau drei Blätter, klein zart und grün (hoffentlich ;) )
Jetzt bildet sich unterhalb dieser Blätter der sog. Bestockungsknoten.
Aus diesem Knoten wachsen 2 neue Triebe hervor, jetzt haben wir aus einem Korn drei Ährentragende Halme gemacht.
Jetzt wachsen an den zwei Nebentrieben wieder drei Blätter hin, es bildet sich je ein Bestockungsknoten aus dem wieder zwei Triebe hervorkommen, jetzt haben wir schon 7 Halme aus einem Korn.
Dieser Prozess läuft solange weiter bis es zu kalt wird und die Pflanze das Wachstum einstellt, der Kältereiz löst dann das Schossen aus, das ist die nächste Entwicklungsstufe dadurch ist auch keine weitere Bestockung möglich.

Wenn man also früh sät, kann man erhebliche Mengen Saatgut und damit viel Geld sparen, sät man aber sehr spät (man kann Weizen auch noch an Weihnachten säen ;) ) muss man für jeden Halm ein Korn in die Erde legen.

Sät man aber zu früh, bestockt sich das Getreide munter während der Winter noch in weiter ferne ist und im kommenden Frühjahr geht dann den vielen Trieben Wasser und Nährstoffe aus.

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Till
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Re: Getreideanbau

#128

Beitrag von Till » So 23. Okt 2016, 10:32

Danke Oelkanne, genau so eine Erklärung habe ich gesucht.

Mir ist aber noch nicht klar, was die Störung der Wurzel beim umpflanzen genau bewirkt und warum. Döblin schlägt nämlich auch ein vereinfachtes Bestockungsverfahren vor: Es wird vor Ort gesät und später mit einem grubberartigen, unterirdisch gezogenen Messer ein Teil des Wurzelballens abgetrennt. Es wird dann wie gehabt behäufelt.
Das „Erfolgsgeheimsnis“ von umpflanzen bzw. wurzelkürzen muss irgendwie mit der Störung der Wurzel zu tun haben.

Die Ernährung der Halme dürfte meiner Einschätzung nach kein Problem werden. Mist ist ausgebracht, Kunstdünger kostet fast nichts und der Gemüsegarten hat guten Boden.

Wie ist das mit Sommerweizen? Wann hört der auf zu bestocken und was löst das schossen aus?

@Rohana: Ich werde mir die verlinkten Seiten später noch genauer ansehen.

Benutzer 4754 gelöscht

Re: Getreideanbau

#129

Beitrag von Benutzer 4754 gelöscht » So 23. Okt 2016, 10:49

Das mechanische Bearbeiten von den Pflanzen die Bestockung an, da durch die kleinen Verletzungen die Pflanze meint sie würde evtl. weiter beschädigt werden und treibt zur Sicherheit noch mehr Halme raus.
Schlecht bestockte Bestände werden auf den Acker meist gewalzt oder gestrigelt, der Strigel hat die größere Wirkung.

Bei Sommerweizen ist das genetisch festgelegt und wird über Temperatursummen gesteuert.
Aufgrund der hohen Saatmengen (400-450 kfK/qm) bestockt der aber wenig bis meist gar nicht.

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Re: Getreideanbau

#130

Beitrag von Till » So 30. Okt 2016, 20:59

Wie kann ich im Hausgarten den Striegel imitieren? Vielleicht mit einem (umgedrehten) Rasenbesen?

Heute sahen die Weizenpflanzen so aus, die Blätter sind Kirschlaub:
Winterweizen_Umpflanztechnik_Jungpflanzen42d.JPG
Winterweizen_Umpflanztechnik_Jungpflanzen42d.JPG (154.7 KiB) 1985 mal betrachtet
(Bild: Weizenanzucht in Umpflanztechnik, Jungpflanzen)
Einige hat wohl eine Katze angeknabbert... :dreh:

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