Kaninchenfutter: Getreide

Sarek
Beiträge: 144
Registriert: Di 18. Okt 2011, 11:59

Kaninchenfutter: Getreide

#1

Beitrag von Sarek » Fr 11. Jan 2013, 12:29

Hallo zusammen,

gerne würde ich bei meiner Kaninchenhaltung (Deutsche Riesen) auf Futter umsteigen, was (theoretisch) auch im eigenen Garten angebaut werden könnte. Momentan besteht das Futter aus Gemüse, Heu und Kraftfutter.
Das Kraftfutter wird zwar von allen Seiten empfohlen, aber es geht sicherlich auch ohne. Mich nervt einfach, dass ich da momentan auf industrielle Produkte angewiesen bin.

Derzeit denke ich über loses Getreide als Alternative zum Kraftfutter nach (Kraftfutter ist im Grunde nichts anderes als gepresstes Getreide)
Über Getreide habe ich unterschiedliches gelesen. Die einen meinen, Kaninchen seien keine Körnerfresser und bekämen u.U. gravierende Probleme mit dem Magen, andere sehen darin überhaupt kein Problem.

Habt ihr Erfahrugen oder Empfehlungen für Alternativen zum Kraftfutter?

Danke und Grüße
Sarek

Sabi(e)ne
Beiträge: 8711
Registriert: Di 3. Aug 2010, 16:34
Wohnort: Weserpampa

Re: Kaninchenfutter: Getreide

#2

Beitrag von Sabi(e)ne » Fr 11. Jan 2013, 13:30

Leider nein - es ist extrem schwierig, mit hofeigenem Futter den Eiweißgehalt hoch genug zu kriegen, grad bei den Riesen.
Ohne Soja geht das fast nicht, weil z.B. Aufzuchtfutter was um die 20% Eiweiß haben sollte, Getreide aber eher um die 10% liegt.
I love life. And it loves me right back.
And resistance is fertile. :-)

Words are no substitute for actions...

Benutzeravatar
Thomas/V.
Förderer 2017
Förderer 2017
Beiträge: 9386
Registriert: Mi 4. Aug 2010, 17:00
Familienstand: verheiratet

Re: Kaninchenfutter: Getreide

#3

Beitrag von Thomas/V. » Fr 11. Jan 2013, 14:09

Hi!

Es kommt immer drauf an, was Du mit Deiner Kaninchenaufzucht bezweckst.
Willst Du eine Schnellmast ähnlich der Industrie veranstalten (schnellstmögliches erreichen eines bestimmten Schlachtgewichtes), dann ist Getreide und evtl. auch zusätzliches Eiweißfutter (wie Sabine schrieb) notwendig.
Willst Du möglichst weitgehend auf Zukauf o.g. Zusätze verzichten und bist mit einer langsamen ("artgerechten") Zunahme und kleineren Schlachtkörpern (andere Rassen) zufrieden, geht es auch ohne oder mit minimalem Zukauf, wenn man die Flächen hat, um genügend anbauen zu können.
Alternativen wären z.B. eiweißreiches Grünfutter und geringe Gaben an Getreide(-schrot).
Lassen sie mich durch, mein Bruder ist Arzt!

Benutzeravatar
Zacharias
Beiträge: 4037
Registriert: Mi 4. Aug 2010, 22:11
Wohnort: Estland

Re: Kaninchenfutter: Getreide

#4

Beitrag von Zacharias » Fr 11. Jan 2013, 14:38

Hallo,

ich habe deutsche Riesen und Burgunder.
Ohne Aufzucht bin ich ein Jahr lang ganz ohne Kraftfutter ausgekommen. Habe fast ausschließlich Brennnessel, Brombeerranken, Zweige und gelegentliche Küchenabfälle wie Strünke, Möhrenschalen gefüttert, im Winter viel Äpfel. Selbst ans Heu gehen sie nur ran, wenn im Winter das Frischzeug nicht ganz so prickelnd ist. Also ganz kaninchenkonform.
In diesem Herbst haben sie an Gewicht verloren, Ursache habe ich nicht ergründen, die Nickels aber mit Getreide wieder hochpeppeln können. Gemischt habe ich vorwiegend Weizen mit etwas Mais und Leinkuchen.
Ich wusste auch lange nur, dass Weizen 10% Proteingehalt hat, bis ich dann darauf gestoßen bin, dass das sehr sortenabhängig ist. Die Weizensorte, die ich jetzt füttere hat 14,2% und ist natürlich etwas teurer.
Wie sich das Ganze mit Aufzucht verhält entzieht sich leider meiner Erfahrungen - meine Nickels werden ihrem Ruf nicht gerecht und sind bislang kinderlos.
Grüße,
Birgit

Benutzeravatar
Thomas/V.
Förderer 2017
Förderer 2017
Beiträge: 9386
Registriert: Mi 4. Aug 2010, 17:00
Familienstand: verheiratet

Re: Kaninchenfutter: Getreide

#5

Beitrag von Thomas/V. » Fr 11. Jan 2013, 16:04

Hi!
In diesem Herbst haben sie an Gewicht verloren, Ursache habe ich nicht ergründen, die Nickels aber mit Getreide wieder hochpeppeln können.
Es kann natürlich mehrere Gründe geben dafür (z.B. Wurmbefall), aber m.M. nach ist ein Grund dafür, das das Grünzeug im Frühjahr und Frühsommer (1. und 2. Schnitt) am nährstoffreichsten ist.
Wenn man, wie ich die ganzen Jahre praktiziert habe, Kaninchen nur im Frühjahr werfen läßt, dann hat man in dieser Zeit schon genügend Eiweiß im Futter und muß nichts weiter zufüttern.
Bei Würfen im Sommer oder gar Herbst tritt mit dieser Fütterung dann natürlich schon eine Mangelernährung auf, weil der Nährstoffgehalt dann rapide abnimmt. Dann muß man also die Fütterung so gestalten, das die fehlenden Nährstoffe anderweitig zugeführt werden.
meine Nickels werden ihrem Ruf nicht gerecht und sind bislang kinderlos.
Im Herbst und Winter sinkt die Fruchtbarkeit, wenn Häsinnen es sich aussuchen können (also dem Rammler aus dem Weg gehen können), lassen sie sich oftmals gar nicht erst decken.
Das hat ja auch seinen biologischen Sinn: Wovon sollen sich die Jungtiere ernähren, wenn draußen Schnee liegt?

@ Sarek:
Über Getreide habe ich unterschiedliches gelesen. Die einen meinen, Kaninchen seien keine Körnerfresser und bekämen u.U. gravierende Probleme mit dem Magen, andere sehen darin überhaupt kein Problem.
Wie immer: Die Menge und Qualität machts ;) .
Wildkaninchen fressen sicher auch Körner und Sämereien, wenn sie ran kommen. Aber diese gibt es nur eine kurze Zeit im Jahr. Nämlich dann, wenn der Nährstoffgehalt der übrigen Futterpflanzen rapide abgenommen hat.
Füttert man z.B, im Frühjahr, wo der Nährstoffgehalt des Grünzeuges schon ausreichend, ist auch noch Getreide zu, dann ist die Verdauung an der Grenze der Leistungsfähigkeit angelangt.
Hinzu kommt auch, das oftmals nicht nur die Futterbestandteile, sondern auch die Fütterungstechnik dazu beiträgt, das die Tiere Verdauungsprobleme bekommen, weil z.B. nicht gekaut, sondern "geschlungen" wird o.ä.
Lassen sie mich durch, mein Bruder ist Arzt!

Benutzeravatar
Zacharias
Beiträge: 4037
Registriert: Mi 4. Aug 2010, 22:11
Wohnort: Estland

Re: Kaninchenfutter: Getreide

#6

Beitrag von Zacharias » Fr 11. Jan 2013, 16:27

@ Thomas
Nix mit Herbst. Ich habe die Kaninchen seit fast 1,5 Jahren und noch nicht ein Mini-Nickel. Allerdings ging es bei mir auch nie vorrangig um die Vermehrung, sondern um die Vernichtung der Brombeerhecke, wusste beim Abschneiden nicht wohin mit dem Zeug, da Grundstück nicht anfahrbar.
Im letzten Herbst musste ich kein Getreide zufüttern, kein Gewichtsverlust. Würmer halte ich für sehr unwahrscheinlich, daher hätte ich nur untersuchen lassen, wenn das Getreide nicht geholfen hätte.
Grüße,
Birgit

Sarek
Beiträge: 144
Registriert: Di 18. Okt 2011, 11:59

Re: Kaninchenfutter: Getreide

#7

Beitrag von Sarek » Fr 11. Jan 2013, 17:31

Besten Dank für die bisherigen Antworten :)
habe zur Zeit 12 Alttiere und 19 Jungtiere. Füttere nur Futter aus eigenem Anbau.
Wow! Das ist allerdings ne Ansage. Ich selbst habe 2 Alttiere und 7 Jungtiere - und die fressen jetzt schon Umengen an Gemüse und Co.

Wieviel fütterst du von den jeweiligen Dingen (Futterrüben, Kleeheu, Wiesenheu, Kartoffeln, Getreide)?
Vielleicht kann ich mit Futterrüben und Kleeheu eine Alternative zum Kraftfutter schaffen. Schnelle Aufzucht muss nicht sein. Wenn es etwas länger dauert mit der Schlachtreife - kein Problem.

Benutzeravatar
Thomas/V.
Förderer 2017
Förderer 2017
Beiträge: 9386
Registriert: Mi 4. Aug 2010, 17:00
Familienstand: verheiratet

Re: Kaninchenfutter: Getreide

#8

Beitrag von Thomas/V. » Fr 11. Jan 2013, 18:00

Ich habe die Kaninchen seit fast 1,5 Jahren und noch nicht ein Mini-Nickel.
Dann dürfte es mit Sicherheit kein Problem des Futters sein.
Schlachten und im Frühjahr Jungtiere kaufen und neu anfangen wäre meine Empfehlung.
Würmer halte ich für sehr unwahrscheinlich,
Schlachte sie und guck Dir den Darm genau an, auch die anderen Organe.
Ich hatte mal Jungtiere von jemandem, die waren trotz minimaler Zufütterung (mal nen Brotkanten) innerlich so verfettet, das ich bald in Ohnmacht gefallen bin. Hätte ich die zur Weitervermehrung behalten, wer weiß, ob die sich vermehrt hätten...
bluefop hat geschrieben:Guten Tag,
habe zur Zeit 12 Alttiere und 19 Jungtiere. Füttere nur Futter aus eigenem Anbau. Zur Zeit Futterrüben, Kleeheu und Wiesenheu und ab und zu etwas Getreide (Weizen oder Gerste) und Kartoffeln. Im Frühjahr und Sommer wenn die Rüben aufgebraucht sind, dann frisches Grün. Wichtig ist das immer genügend hochwertiges Heu zu verfügung steht. Brauche überhaupt kein Kraftfutter und habe auch große Widder, Gewicht 6-7 kg. Allerdings züchte ich nicht mehr für Ausstellungen, sondern nur zum Essen für mich. Dauert halt etwas länger bis die Tiere Schlachtreif sind, ist aber egal.

Gruß Bluefop
Genau so sehe ich das auch. Im Winter habe ich immer sehr vielseitig gefüttert (Äpfel, Möhren, Kohlrabi, Topinambur, Sellerie, Pastinaken,Futterrüben, Heu, auch nur wenig Kraftfutter, und sie waren trotzdem im Frühjahr sehr fruchtbar (8-13 Junge pro Wurf war normal).
Das kann man alles selber anbauen und wenn man nur die Zuchttiere überwintert und keine Jungtiere aufzieht im Winter, dann braucht man kein Getreide. In dem Falle reichen auch ein paar gekochte Kartoffeln, mit Schrot vermischt, oder mal ein Brotkanten als "Kraftfutter".
Ich selbst habe 2 Alttiere und 7 Jungtiere - und die fressen jetzt schon Umengen an Gemüse und Co.
Eben, es ist wirtschaftlicher, die Jungtiere, die man essen will, übern Sommer zu halten, mit Grünzeug zu füttern und im Herbst zu schlachten und nur die Elterntiere zu überwintern.
Wieviel fütterst du von den jeweiligen Dingen
Heu gibt es früh und abends eine gute Handvoll, dann früh und abends einen dieser Kaninchen-Näpfe voll gemischter Gemüsestücken pro Tier.
Man kann ihnen natürlich auch einfach vom jeweiligen Gemüse eine Knolle rein werfen und die fressen dann, was sie wollen, aber dabei wird viel verschmutzt und bleibt liegen.
1-2x pro Woche gab es 1 Napf voll gekochte gequetschte Kartoffeln, vermischt mit Schrot oder Haferflocken zusätzlich (für 2-3 Tiere).

Was mir noch einfällt:
Tiere, die regelmäßig mit Kraftfutter gefüttert werden und in den üblichen Boxen gehalten werden sind aufgrund des Bewegungsmangels auch noch anfälliger als Gruppenhaltungs-Tiere in größeren Gehegen, die sich viel mehr bewegen und ihren sozialen Gepflogenheiten nachgehen.
Lassen sie mich durch, mein Bruder ist Arzt!

sybille
Beiträge: 4337
Registriert: Mi 2. Nov 2011, 20:48

Re: Kaninchenfutter: Getreide

#9

Beitrag von sybille » Fr 11. Jan 2013, 18:16

Ich habe die Kaninchen seit fast 1,5 Jahren und noch nicht ein Mini-Nickel.
So ein Kaninchen hatte ich auch mal. Das habe ich wochenlang beim Rammler gelassen - nichts! Manchmal ist das eben so. Mein Kaninchen war von einem Züchter und ich habe es mir nur damit erklärt, das es wohl irgendwie überzüchtet war.
Hühner sind Menschen wie Du und ich, nur das sie zur Hausordnung Hackordnung sagen.

Benutzeravatar
Thomas/V.
Förderer 2017
Förderer 2017
Beiträge: 9386
Registriert: Mi 4. Aug 2010, 17:00
Familienstand: verheiratet

Re: Kaninchenfutter: Getreide

#10

Beitrag von Thomas/V. » Fr 11. Jan 2013, 18:23

Das habe ich wochenlang beim Rammler gelassen - nichts!
Vieleicht war es auch einfach nicht die richtige Zeit.
Ich hatte mal 2 Häsinnen, die im Frühjahr Junge hatten, im Winter mit dem Rammler zusammen im Gehege.
Die haben beide den Rammler nicht "rangelassen"! Erst nach etwa 4 Wochen wurden beide am selben Tag von ihm gedeckt und beide haben dann in der selben Nacht geworfen.
Sie scheinen also schon gewissermaßen selbst bestimmen zu können, ob sie trächtig werden wollen oder nicht.
Außerdem haben auch Kaninchen einen Zyklus, der ist nur recht flexibel und äußerlich wohl kaum zu erkennen.
Lassen sie mich durch, mein Bruder ist Arzt!

Antworten

Zurück zu „Kaninchen und Meerschweinchen“