Bienenhaltung 'Schwarzwälder Rumpf'

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ben
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Bienenhaltung 'Schwarzwälder Rumpf'

#1

Beitrag von ben » Mo 15. Nov 2010, 22:41

Armin Spürgin beschreibt in einem kleinen, feinen Büchlein 'Die Honigbiene - Vom Bienenstaat zur Imkerei' eine interessante althergebrachte Art der Bienenhaltung (S. 12).

Er nennt das den Schwarzwälder Bienenkorb, oder auch Schwarzwälder Rumpf. Erstaunlicherweise habe ich dazu nichts im Internet gefunden, deshalb beschreibe ich die Methode hier mal kurz in der Hoffnung, dass jemand dazu etwas sagen kann.

Das Bienenvolk baut in einem flach und lang gebautem Korb wild die Waben. Der Korb selbst hat kein Flugloch, das ist in einem Bodenbrett. Nach Spürgin haben die Bienen die Angewohnheit das Brutnest auf die Seite des Fluglochs zu legen und den Honig Fluglochfern einzulagern, damit Honigräuber es schwerer haben. Durch die lange, flache Form muss also der Honig hinten im Korb eingelagert werden.

Die Honigernte fand im Frühjahr kurz vor der ersten Tracht statt. Sogenannte Immeschnieder konnten abschätzen, wieviel Honig man dem Volk wegschneiden kann, so dass es noch bis zur nächsten Tracht über die Runden kam.

Nach dem Ausschneiden der Honigwaben wird der Rumpf andersrum auf das Bodenbrett gelegt, so dass das Brutnest nun gegenüber dem Flugloch liegt. Die Bienen sollen dadurch angeregt werden den leeren Raum bis zum Flugloch wieder vollzubauen.

Ich würde das gerne ausprobieren. Meine Idee wäre eine Holzkiste zu bauen, die etwa die Größe der 'Bienenkiste hat. Als Boden dann einen Rahmen mit Gitterboden, damit man auch Varroafall zählen kann und weil ja offener Gitterboden besser fürs Stockklima sein soll. Realistisch?

P.S. Es kommt doch immer auf das richtige Suchwort an. Unter 'Immeschnieder' findet man eine kurze Beschreibung der Betriebsweise: http://highland.heimat.eu/100Bienen.html

P.P.S. und wenn man erstmal einen gefunden hat dann findet man auch die anderen, Stichwort 'Drehrumpf' oder 'Allemannischer Rumpf'

Bitte noch schnell diesen Film anschauen und das dazugehörige Pdf lesen. Gegen Ende des Jahres wird die IWF-Seite geschlossen. Im Film wird zwar kein Allemannischer Rumpf hergestellt, ist aber trotzdem sehenswert.
Film: 'Mitteleuropa, Westfalen - Flechten eines Bienenkorbes' - Fritz Finkenstedt und August Langhorst flechten einen Bienenkorb.
Dazugehöriges Pdf

Stuppacher Madonna mit Abbildung des Allemannischen Rumpfes (wer findet den Rumpf? :mrgreen: )

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kleine hexe
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Re: Bienenhaltung 'Schwarzwälder Rumpf'

#2

Beitrag von kleine hexe » Mi 17. Nov 2010, 04:37

dank dir für den Link, leider kann ich dir bei deiner Frage auch nicht weiterhelfen aber so wie in den kleinen Filmen dargestellt würde ich auch gerne imkern allerdings glaub ich das die Aufnahmen aus Zeiten stammen wo es noch keine Varroa gab .was mir beim imkern besonders gefällt ist das nichts verschwendet wird,wie in dem Film sogar das Wasser in dem sich der Sohn des Bauerns die Honighände ab wäscht wird wieder verwendet :) .
Nun ich bin ja wie du noch ein Jungimker wie das bei uns heißt und muss noch sooo viel lernen aber es macht auf jeden Fall Spaß.
dir noch viel Erfolg und berichte weiter was hast du mit deinem Wildbau eigentlich gemacht hast du dort auch Honig geerntet oder hast du es einfach so gelassen?

caro

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Re: Bienenhaltung 'Schwarzwälder Rumpf'

#3

Beitrag von Waldläuferin » Mi 17. Nov 2010, 11:30

Hi Ben,
wo siehst Du den Vorteil gegenüber z:B. einem Top Bar Hive?
Außer, dass das Strohgeflecht romantisch aussieht?
Grüße
Waldläuferin (jüngstimkerin)
Fertig ist besser als perfekt.

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kleine hexe
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Re: Bienenhaltung 'Schwarzwälder Rumpf'

#4

Beitrag von kleine hexe » Mi 17. Nov 2010, 13:11

ich denke es ist nicht nur romantisch ,sondern auch selber herstellbar und das mit einfachsten mitteln (natürlich nur wenn man ein Bastel talent ist )
bei den Beuten muss ich erst immer Holz kaufen und das ist teuer .

caro

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ben
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Re: Bienenhaltung 'Schwarzwälder Rumpf'

#5

Beitrag von ben » Mi 17. Nov 2010, 14:32

Waldläuferin hat geschrieben:Hi Ben,
wo siehst Du den Vorteil gegenüber z:B. einem Top Bar Hive?
Außer, dass das Strohgeflecht romantisch aussieht?
Grüße
Waldläuferin (jüngstimkerin)
Mit Top Bar Hive kenne ich mich nicht so aus, da musste ich mich erstmal schlau machen.

Ich fang mal so an: Wie wahrscheinlich viele andere hier, die sich mit Bienenhaltung beschäftigen bin ich auf der Suche nach einer Möglichkeit Bienen möglichst naturnah und sich selbst überlassen halten zu können. Die Magazinimkerweise, die ich in diesem Jahr gelernt habe ist ok und wenn man es mit den Völkern im Rahmen hält zeitlich auch gut machbar aber vom ideal 'einmal-im-Jahr-Honig-ernten' doch weit entfernt.

Nun stehen ja verschiedene Alternativen im Raum, z.B. Warre-Beuten, Bienenkiste, Top Bar.

Bei den Warree-Beuten verstehe ich nicht, was bei ihnen gegenüber anderen Magazinen so anderes ist oder so gesagt: Warum sollte man die Warree-Betriebsweise nicht genausogut mit anderen Magazinen machen können?

Bei der Bienenkiste finde ich die Bearbeitung von unten toll. Der Ansatz, dass auf Rähmchen verzichtet wird ist auch gut, aber dann soll man doch wieder mit Anfangsstreifen im Brutraum und Mittelwänden im Honigraum hantieren. Da fehlt mir das wenn-schon-denn-schon. Also wenn ich auf Rähmchen verzichten soll dann möchte ich auch bitte dass die Bienen komplett wild bauen, sonst verzichte ich auf die vielen Vorteile, die Rähmchen mit sich bringen ohne eine wesentliche Arbeitserleichterung zu haben. Ich glaube ein paar Mittelwände einzulöten geht schneller oder genauso schnell, wie sie jeweils zwischen zwei Holzleisten zu schrauben.
Was mir bei der Bienenkiste nicht gefällt ist, dass keine Wabenerneuerung im Brutbereich stattfindet.

Top Bar Hive habe ich, wie gesagt nur kurz angeschaut. Wenn ich es richtig verstehe gibt es nur Oberträger, das heißt Mittelwände und so sind nicht notwendig. Die Bearbeitung findet von oben statt, das bedeutet, man muss dafür sorgen, dass die Bienen wirklich entlang der Oberträger bauen. Das ist im Moment der Hauptunterschied, der mir zum 'Rumpf' auffällt.

Ich beschreibe mal, wie ich mir die Arbeitsweise mit dem Rumpf vorstelle: Angenommen ein Schwarm zieht von alleine ein, dann wird das Volk zügig Waben aufbauen. Dabei können die Bienen bauen, wie es ihnen gefällt. Ich bearbeite ja nur von unten, es gibt keine verschiedenen Stockwerke, ich kann sowieso keine Waben ziehen und brauche es auch nicht.
Wenn ich einen Boden mit Gitter baue kann ich jederzeit Varroafall kontrollieren und durch die flache Bauweise auch recht weit in die Wabengassen reinschauen (z.B. prüfen, ob Brut vorhanden ist). Im Prinzip beschränkt sich die ganze Bearbeitung auf das Beobachten. Ich kann im August mit Ameisensäure behandeln und ich kann im Winter mit Oxalsäure behandeln, kein Problem. Ich kann auch Füttern, wenn es notwendig sein sollte.
Im Optimalfall kommt das Volk selbst über den Winter und ich kann im März nachschauen: Wie groß ist das Volk, wieviel Vorrat ist noch da. Ich schneide den Teil raus, von dem ich glaube, dass das Volk ihn entbehren kann. Die Honigernte wird gering sein aber der Arbeitsaufwand ist es auch. Ob die Betriebsweise praktikabel ist hängt entscheidend davon ab, wieviel Honig und Wachs ich ernten kann. Aus dem hohlen Bauch würde ich mal schätzen, wenn man im langjährigen Mittel auf etwa 5 kg pro Volk käme wäre das sicher ok. 500 g wären wohl viel zu wenig. Die Rentabilitätsschwelle wird irgendwo dazwischen liegen.

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Re: Bienenhaltung 'Schwarzwälder Rumpf'

#6

Beitrag von fuxi » Mi 17. Nov 2010, 18:03

ben hat geschrieben:Bei den Warree-Beuten verstehe ich nicht, was bei ihnen gegenüber anderen Magazinen so anderes ist oder so gesagt: Warum sollte man die Warree-Betriebsweise nicht genausogut mit anderen Magazinen machen können?

Bei der Bienenkiste finde ich die Bearbeitung von unten toll. Der Ansatz, dass auf Rähmchen verzichtet wird ist auch gut, aber dann soll man doch wieder mit Anfangsstreifen im Brutraum und Mittelwänden im Honigraum hantieren.
Warré ist doch ohne Rähmchen. :hmm:
Da gibt es nur die dünnen Leisten oben, aber ohne Rähmchen, Anfangsstreifen oder Mittelwand.
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Re: Bienenhaltung 'Schwarzwälder Rumpf'

#7

Beitrag von Waldläuferin » Mi 17. Nov 2010, 18:28

Hi Ben,
ich habe auch bei einer Magazin-Imkerin gelernt bzw. lerne.
Warré - den Vorteil habe ich auch nicht ganz verstanden. Habe fleißig Bernhards Beiträge im Internet gelesen und verfolge am Rande das Warré-Forum. Stabilbau hat den Nachteil, dass man keine Wabenerneuerung hat oder nur selten.
Top Bar Hive - wenn ich von Rähmchen abweichen wollte, würde ich es zuerst damit versuchen. Es gibt Kenyan und Tansanian Hives, habe jetzt den Unterschied vergessen, ich glaube, das eine ist von der Form ein umgekehrter Sarg, das andere hat gerade Wände. Sehr einfach selbst zu bauen. Es ähnelt einem horizontalen Magazin, wobei die Raumerweiterung/einengung mit Trennschieden vorgenommen wird. Die Oberträger (Top Bars) tragen Anfangsstreifen aus Wachs, an die die Bienen ihre Waben kleben. Ob die Bienen sich dran halten und dann schön gerade bauen oder doch eher auch mal wild, weiß ich nicht (alles habe ich mir nur im Internet angeguckt). Angeblich reißen volle Waben gerne mal ab (Gewicht).
Wenn man Naturbau will, kann man den auch in Rähmchen haben (halt Anfangsstreifen einkleben).
Bienenkiste - finde ich unverschämt teuer. Sehe nicht den Vorteil gegenüber anderen Ansätzen.
Ich bleibe erstmal beim Magazin, zumindest bis ich etwas mehr von der Sache verstehe, verfolge aber gespannt andere Ansätze.
Solange wir Varroa nicht im Griff haben, wird das wohl nix mit "einfach nur einmal im Jahr Honig ernten".
Bin gespannt auf alle Erfahrungsberichte und habe auch schon Deine Bilanz 2010 gelesen - danke für die schönen Bilder und Erklärungen
Es grüßt
Walddäuferin
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Re: Bienenhaltung 'Schwarzwälder Rumpf'

#8

Beitrag von Distelbauer » Mi 17. Nov 2010, 21:49

Hallo,
also ich versteh den Vorteil von der Warre so, daß erstens die Stockluft nicht ständig gestört wird (durch Rähmchenziehen) und zweitens, daß die Bienen keine Richtung oder Abstände in irgendeine Richtung vorgegeben kriegen, so ähnlich wie im hohlen Baum eben. Wegen Wabenerneuerung braucht man ja eh keine Angst haben weil ja die neuen Zargen untergesetzt werden und die alten oben abgehoben werden. Ich bin mir allerdings noch gar nicht so sicher, ob die Wabenerneuerung so oft statt finden sollte. In der Natur wird der Wabenbau ja auch nicht jährlich erneuert.

LG Georg

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Re: Bienenhaltung 'Schwarzwälder Rumpf'

#9

Beitrag von Sabi(e)ne » Mi 17. Nov 2010, 22:25

In der Natur wird der Wabenbau ja auch nicht jährlich erneuert.
Äh, doch, Georg, normal, wenn alle Bedingungen passen, gibt es jedes Jahr einen Schwarm, und spätestens im 3. oder 4. Jahr eines Nestes wird abgeschwärmt, bis keine Bienen mehr drin sind.
Von daher sind normal immer 50% aller Bienen immer auf neuem Wabenbau.

Und nicht das Rähmchenziehen, sondern das Deckelheben ruiniert das Stockklima, dehalb haben wir ja die Plexischeiben statt Folie oben drauf - da kann man jederzeit reinlinsen, ohne daß die ganze warme Luft abhaut.
I love life. And it loves me right back.
And resistance is fertile. :-)

Words are no substitute for actions...

dobi

Re: Bienenhaltung 'Schwarzwälder Rumpf'

#10

Beitrag von dobi » Mi 17. Nov 2010, 23:42

Mmmh. Die putzen den Dreck schon von Zeit zu Zeit raus. Das ist dann wirklich sehr schwarz, kleine Wabenteile sind auch dabei. Dann tragen sie zu zweit die caterpillars raus, zum Abschied gibts einen Zwick ins Hinterteil. Die Motte haut ab, und die zwei wackeln mit den Fühlern - ich hab lachen müssen.

Schön für mich zu lesen, wie ihr an die Sache rangeht. :bieni:

Wenns nach mir ginge, müsste jede/r mal mindestens zwei Jahre zuschauen, ohne drin umzurühren.

:bieni:
lg
dobi

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