Zahl der Mutterkühe weiter rückläufig

Manfred

Mutterkuhhaltung weiter auf dem Rückzug

#1

Beitrag von Manfred » Fr 25. Jan 2013, 15:18

Der Bestand von Mütterkühen in Deutschland ist im langjährigen Trend folgend weiter geschrumpft.
Im letzten Jahr um ca. 11.000.
In den letzten 10 Jahren ingesamt und ca. 90.000 auf jetzt 670.000 Tiere.
Hauptgrund ist der steigende Pachtkostendruck. Die Ackerbaubetriebe (Biogas, Schweine- und Geflügelmast) drängen die Milchviehhalter verstärkt zurück auf Grenzstandorte. Und die Mutterkühe wandern von dort auf ganz extensive Flächen, die für andere Formen der Landwirtschaft nicht taugen.
Dass die Mutterkuhhaltung (und damit die naturnahste Form der Rinderhaltung) immer unwirtschaftlicher wird, ist Thema auf fast jedem Zusammentreffen der verbliebenen Betriebe. Auf Dauer werden uns nur Landschaftspflege- und Vertragsnaturschutzflächen bleiben.

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Little Joe
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Re: Mutterkuhhaltung weiter auf dem Rückzug

#2

Beitrag von Little Joe » Fr 25. Jan 2013, 15:37

Hast du Informationen, in wie weit die Flächen, die zum aufstellen von Windkrafträdern benötigt werden dazu beitragen? Oder sind das eh Flächen, die für die Mutterkuhhaltung nicht nutzbar wären.
Erstaunlich, dass Menschen, die alles besser wissen, nie etwas besser machen.

Manfred

Re: Mutterkuhhaltung weiter auf dem Rückzug

#3

Beitrag von Manfred » Fr 25. Jan 2013, 16:58

Windkraftnutzung hat für die Landwirtschaft nur minimale Flächenverlustwirkung. Es fällt ja nur die Fläche für das Fundament, das Trafohäuschen und falls nötig die zusätzliche Zufahrt weg, also wenig m2. Auf die Mutterkuhhaltung hat das keine Auswirkung.

hunsbuckler
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Re: Mutterkuhhaltung weiter auf dem Rückzug

#4

Beitrag von hunsbuckler » Sa 26. Jan 2013, 02:01

In meiner Region haben bisherige Milchkuhbauern auf Mutterkuhhaltung umgestellt bzw. planen das, weil sie die Melkerei wegen ihres Alters nicht mehr packen und Investitionen in neue Stall- und Melktechnik sich nicht mehr lohnt.
Aufgebende Mutterkuhhalter könnten so vorübergehend durch Bauern ersetzt werden, für die die Mutterkuhhaltung ein Zwischenstadium ist bis zur endgültigen Hofaufgabe.
Liebe Grüße, Hans www.jugendrettet.org

Manfred

Zahl der Mutterkühe weiter rückläufig

#5

Beitrag von Manfred » Fr 23. Aug 2013, 15:42

Von 2003 bis 2013 ist die Zahl der Mutter- und Ammenkühe (also Kühe, die ihre eigenen und fremde Kälber aufziehen dürfen) in Deutschland von 774.000 auf 673.000 gesunken, in Folge der fortschreitenden Intensivierung der Landwirtschaft.
In Bayern ist der Bestand alleine von 2012 auf 2013 um 2,5% gesunken.

Schafmelker

Re: Zahl der Mutterkühe rückläufig

#6

Beitrag von Schafmelker » Fr 23. Aug 2013, 16:54

Glaubst du diese Entwicklung wird sich fortsetzen? Oder kommt vielleicht doch nochmal eine Gegenbewegung?

Manfred

Re: Zahl der Mutterkühe rückläufig

#7

Beitrag von Manfred » Fr 23. Aug 2013, 18:53

Ich denke, das wird sich fortsetzen.
Mutterkuhhaltung ist wie die Schäferei (wo der Trend ähnlich ist) auf günstiges Grünland und auf Mittel aus der Landschaftspflege angewiesen. Das Grünland wird wahlweise gepflügt oder intensiviert oder zugepflanzt (je nach Standortvoraussetzungen) und das Geld für die Extensivierung und Landschaftspflege wird jedes Jahr weniger.
Da müsste schon ein Wunder geschehen, um den Trend umzudrehen. In einigen Jahren wird es Mutterkühe wohl nur noch auf sehr schlechten Standorten, Naturschutzflächen und bei einigen Idealisten geben.

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Re: Zahl der Mutterkühe rückläufig

#8

Beitrag von Adjua » Sa 24. Aug 2013, 19:31

Manfred hat geschrieben:Ich denke, das wird sich fortsetzen.
Mutterkuhhaltung ist wie die Schäferei (wo der Trend ähnlich ist) auf günstiges Grünland und auf Mittel aus der Landschaftspflege angewiesen. Das Grünland wird wahlweise gepflügt oder intensiviert oder zugepflanzt (je nach Standortvoraussetzungen) und das Geld für die Extensivierung und Landschaftspflege wird jedes Jahr weniger.
Da müsste schon ein Wunder geschehen, um den Trend umzudrehen. In einigen Jahren wird es Mutterkühe wohl nur noch auf sehr schlechten Standorten, Naturschutzflächen und bei einigen Idealisten geben.
Bei uns in den Alpen wird sich's halten. Da pflügt nämlich niemand außer mir einen Hang :mrgreen:

Ernsthaft: Der Intensivhaltung von Tieren sollte echt ein Riegel vorgeschoben werden ...

Manfred

Re: Zahl der Mutterkühe weiter rückläufig

#9

Beitrag von Manfred » Sa 24. Aug 2013, 21:06

Naja. Was ist denn Intensivhaltung genau?
Ich würde mir ja im Ansatz wünsche, dass kleinere Familienbetriebe, wie wir sie im süddeutschen Raum noch haben, das Modell der Zukunft sind.
Und ich würde mir wünschen, dass es vor allem dem Mastgeflügel aber auch den Mastschweinen besser geht.
Bei ersterem ist der Zug wohl abgefahren. In weiten Teilen Deutschlands sind die Betriebe schon so groß, dass man sie zerschlagen müsste, um zu bäuerlichen Größen zurück zu kommen. Und für diese neuen bäuerlichen Betriebe gäbe es dann gar nicht die nötigen Bauern.
Und beim Geflügel und den Schweinen können wir zwar unsere eigenen Produktion durch Verbote zerschlagen, das hilft aber nichts, wenn die Tiere dann zu noch schlechteren Bedingungen im Ausland gehalten werden. Siehe Legehennen, wo unser Selbstversorgungsgrad massiv eingebrochen ist und die Hühner jetzt in der Ukraine in den Käfigen hocken.
Wirklich funktionieren würde das alles nur mit Außenschutz. Und wer will den politisch durchsetzen? Wobei da meine Hoffnung wieder etwas gewachsen ist.
Was wir aber in der EU leicht tun könnten, wenn wir nur wollten, wäre den Food Freedom Act umzusetzen, um den bäuerlichen Betrieben wieder zu einem ungehinderten Marktzugang zu verhelfen. Evtl. könnte sich dann wenigstens ein Nischenmarkt von evtl. 5 bis 10% des Gesamtvolumens entwickeln, mit besseren Verhältnissen für die Bauern und ihre Tiere.

Die Norweger waren wie so oft schon vor vielen Jahren schlauer. Siehe der Thread über die Schweineproduktion in Norwegen.
Die haben frühzeitig dafür gesorgt, dass die Mastbetriebe nicht in den Mond wachsen. Und die haben einen vernünftigen Außenschutz.
Die Lebensmittel sind dort teurer. Aber ein großer Teil der Bevölkerung kann gut von der Lebensmittelurproduktion leben.
Das Land und seine Menschen begeistern mich immer mehr. Die waren ja auch so vernünftig, die Energieversorgung in staatlicher Hand zu lassen und sie trotzdem ordentlich zu managen.

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kraut_ruebe
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Re: Zahl der Mutterkühe weiter rückläufig

#10

Beitrag von kraut_ruebe » Sa 24. Aug 2013, 22:11

Manfred hat geschrieben: Ich würde mir ja im Ansatz wünsche, dass kleinere Familienbetriebe, wie wir sie im süddeutschen Raum noch haben, das Modell der Zukunft sind.
es gibt menschen die glauben da noch fest dran.

bernd lötsch, ehem. direktor des naturhistorischen museums in wien und biologe, meint dazu:
die moderne landwirtschaft ist ein wunderwerk der technik und wissenschaft
ein untergehendes schiff wie die titanic.
die kleinen landwirte sind die rettungsboote.
sie haben in ihren nischen überlebensmodelle entwickelt und stehen mit ihren konzepten für eine trendwende in der landwirtschaft bereit
There's a crack in everything. That's how the light gets in.

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