Kugelschuss auf der Weide

chris
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Re: Kugelschuss auf der Weide

#21

Beitrag von chris » Fr 8. Aug 2014, 14:16

@Manfred,
Na 300 Schlachtungen pro Jahr sind ja mal ne Hausnummer wo 4-8 Mann ordentlich was tun hätten mit der Weideschlachtung.
Grundsätzlich finde ich die Idee ja gut, wenn sie Richtig und von den richtigen Leuten durchgeführt wird.
Wie verhält es sich denn mit einem "Schlachtzwang"?
Könnte man nicht die Weideschlachtung als Vorwand nehmen um so durch ein Hintertürchen an Schusswaffen zu kommen?
Gibt es da eine Nachweispflicht?
Sonst könnte man sich ja mal eben eine Kuh anschaffen und schon wäre man bewaffnet :pfeif:
Alles wird gut!

Manfred

Re: Kugelschuss auf der Weide

#22

Beitrag von Manfred » Fr 8. Aug 2014, 14:58

Natürlich könnte man das kontrollieren.
Aber es gibt dafür doch keinen einzigen vernünftigen Grund.
Ich sehe auch keinen Grund, wieso man nicht wieder jedem Erwachsenen-Haushalt in D eine nicht-automatische Langwaffe zugestehen sollte, unabhängig von einem Bedürfnis. Voraussetzung wären für mich nur: Ein sauberes polizeiliches Führungszeugnis, eine (regelmäßig wiederholte) Überprüfung, ob bei einer in dem Haushalt lebenden Personen eine problematische psychische Erkrankung bekannt ist, sowie ein (kurzer) Sachkundekurs für die sichere Waffenhandhabung und eine geeignete Möglichkeit zur sicheren Verwahrung von Waffe und Munition.
Wenn jemand unbedingt eine Schusswaffe will, kannst du ihn eh nicht davon abhalten. Im Zweifel besorgt er sie sich halt illegal.

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Reisende
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Re: Kugelschuss auf der Weide

#23

Beitrag von Reisende » Fr 8. Aug 2014, 15:36

Manfred hat geschrieben: Ich sehe auch keinen Grund, wieso man nicht (..)
Wenn jemand unbedingt eine Schusswaffe will, kannst du ihn eh nicht davon abhalten. Im Zweifel besorgt er sie sich halt illegal.
da muss ich nun doch widersprechen. ich sehe da durchaus gründe.
für einen gewaltakt muss man nicht psychisch krank sein. die sicherung kann bei jedem mal durchknallen, wenn die passende situation kommt. und da kann man dann mit einer waffe eben erheblich größeren schaden anrichten. chris hat das ja mit dem bolzenschussgerät schon schön aufgezeigt. mal abgesehen davon, dass ich keine lust hätte, mich regelmäßig von so nem seelenklempner auf geistige gesundheit überprüfen zu lassen.
außerdem sind die voraussetzungen die du nennst schwerlich umzusetzen. schon jetzt finden kontrollen bei waffenbesitzern kaum statt. und ein waffenschrank bietet keine absolute sicherheit. siehe die letzten geschehnisse in dtl. kinder kriegen ganz schnell spitz, wo schlüssel versteckt sind oder wie ein zahlencode lautet, wenn sie wirklich wollen.
und wer soll diese ganze verwaltung bezahlen?
sich illegal eine waffe zu beschaffen, ist nicht ganz so einfach, wie du glaubst. du musst dich erstmal ins passende milieu trauen, dort jmd finden der DIR vertraut usw usf. wo ein waffengeschäft ist, weiß ich. wo ich irgendnen halunken finde der mir ne illegale waffe verkauft, nicht.

andererseits gehe ich aber auch nicht davon aus, dass sich durch die o.g. möglichkeit für landwirte die gefahr durch schusswaffen relevant erhöht.
da ich laktose und gluten hervorragend vertrage, leiste ich mir als ausgleich dafür einige intoleranzen im zwischenmenschlichen bereich.

Manfred

Re: Kugelschuss auf der Weide

#24

Beitrag von Manfred » Fr 8. Aug 2014, 15:48

Oder er setzt sich in sein Auto und fährt ins nächste Volksfest oder die Kindergartenwanderung.
Und wenn er es ganz böse meint, läd er vorher noch einige hundert Liter Brandbeschleuniger zu, die jedes Kind überall legal erwerben kann, und zündet diese kurz vor dem Aufprall.
Oder er macht das Spiel mit einem ganzen LkW..
Mit solch diffusen Ängsten kann man alles verbieten wollen.

Ich habe auch nichts von irgendwelchen psychologischen Zwangsuntersuchungen geschrieben.
Ich habe geschrieben, dass meines Erachtens auf bekannte (da schon diagnostizierte) Erkrankungen im Haushalt überprüft werden sollte.
Das ginge übrigens deutlich über das aktuelle Recht hinaus. Der Amoklauf von Winnenden wäre dadurch z.B. mit hoher Wahrscheinlichkeit verhindert worden. Eine solche Regelung wäre als Reaktion ungleich sinnvoller gewesen als jugendlichen Sportschützen ihren Sport zu erschweren bzw. unmöglich zu machen.

Und natürlich bietet ein Waffenschrank keine absolute Sicherheit. Ich kann aber auch dem nächstbesten Streifenpolizisten eins über die Rübe ziehen und seine Waffe mitzunehmen. Dazu brauche ich nicht mal einen Schrank zu knacken.
Oder ich kann mit ein bisserl Geld in der Tasche nach Tschechien fahren...

Lasst euch nicht ständig Ängste einreden, für die kein Grund besteht.
Oder hast du z.B. schreckliche Angst davor in Österreich oder der Schweiz Urlaub zu machen?

Sabi(e)ne
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Re: Kugelschuss auf der Weide

#25

Beitrag von Sabi(e)ne » Fr 8. Aug 2014, 22:36

Ich hab grad vorhin noch nen Beitrag über einen Bisonzüchter in Östereich gesehen, der seit 17 Jahren Bisons züchtet, und jedes Jahr ca. 14-15 Jungbullen auf der Weide schießen darf.
In D noch ziemlich undenkbar, bzw sehr selten - ebenso, wie diese Tiere streßfrei(!) sonst irgendwie zum Schlachthof zu bringen - das ist unmöglich und versaut das Fleisch komplett.
Es gab/gibt einen Bisonzüchter bei Leipzig, aber von dem hab ich schon lange nichts mehr gelesen.
Ich bin sehr für Weideschuß - streßfreier geht es nicht.
(ich hab SEHR üble Erfahrungen damit, in Hektik ein paar Highlands auf den Hänger zu kriegen - ich schäme mich heute noch, daß ich mich hab unterbuttern lassen. :rot: :grr: ).
SO NIE NICHT NOCHMAL.
Und hier mit den Ziegen und Leihschafen hab ich bereits meine Meinung sehr laut und deutlich kundgetan - entweder ordentlich in Ruhe und entspannt, oder gar nicht.

Und nach mehr als 10 Jahren Genöle meinerseits bezüglich des Umgangs mit den Bienen von anderen Personen, ist das offensichtlich wirklich angekommen - dieses Jahr läuft das alles sowas von streßfrei für Imkers UND Bienis - es macht endlich wieder richtig Spaß, und ist bislang zu 100% stichfrei gewesen.
SO sollte das IMMER sein - egal welche Tierart.
I love life. And it loves me right back.
And resistance is fertile. :-)

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Re: Kugelschuss auf der Weide

#26

Beitrag von sybille » Sa 9. Aug 2014, 18:06

Ich bin sehr für Weideschuß - streßfreier geht es nicht.
Ich auch! Man muss es ja nicht selber machen. Aber mind. sollte es Metzger oder Menschen mit Sachkunde geben, die das machen dürfen.
Hühner sind Menschen wie Du und ich, nur das sie zur Hausordnung Hackordnung sagen.

Manfred

Re: Kugelschuss auf der Weide

#27

Beitrag von Manfred » Sa 9. Aug 2014, 18:10

Könnte mir gut vorstellen, dass das für den einen oder anderen Metzger ein möglicher Sprung in die Selbständigkeit wäre.
Eine Art Direktvermarktungs-Service. Der Metzger schlachtet per Kugelschuss und übernimmt die Fleischverarbeitung bis zur verpackten, verkaufsfertigen Ware. Der Bauer kümmert sich um Aufzucht und Verkauf.

sybille
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Re: Kugelschuss auf der Weide

#28

Beitrag von sybille » Sa 9. Aug 2014, 18:42

Ja Manfred, daran dachte ich auch. Gerade hier auf den Dörfern wäre das eine gute Möglichkeit! Es kann doch nicht sein, das man seine Tiere immer ewig weit zum Schlachthof karren muss.
Hühner sind Menschen wie Du und ich, nur das sie zur Hausordnung Hackordnung sagen.

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Re: Kugelschuss auf der Weide

#29

Beitrag von AlleyCat » Mo 18. Aug 2014, 22:26

Unser Vet-Amt hat einem meiner Nachbaren vor 2 Monaten den (bisher stets sehr erfolgreich abgelaufenen und genehmigten) Weideabschuss verboten.
Die Highlands die nun zur Schlacht gehen, muessen verladen und lebend zum Schlachter gebracht werden oder alternativ im Fangstand geschossen werden.
Die Begruendung lag in einem angeblich nicht vorhandenen Kugelfang der "Schussweide". Allerdings ist dies absolut an den Haaren herbeigezogen. Selbst Leute ohne sonderliche geographische oder geologische Kenntnisse sollten sehen, dass eine Weide, die zu 3 Seiten von einem ca. 7-8m hohem Hang umgeben ist, garnicht ungeeignet ist. Der einzige Wanderweg liegt auf der 4. Seite, der Wald ueberhalt des Hanges hat keine offiziellen Wege.

Meiner Meinung nach äusserst Schade und auch besonders peinlich fuer den Landkreis selbst (Werra-Meissner). Immerhin beherbergen wir ja die Uni Witzenhausen, die die weiteren Zusammenhänge des Weideabschusses durchaus gut erforscht hat und das positive Resultat ueber die Landesgrenzen hinaus propagiert (in der Schweiz z.B werden gerne Witzenhäusener Studien als Referenz genommen).

Resultat fuer den einzig grossen Tierhalter (40 Highlands) unseres Dorfes - er produziert keinen weiteren Nachwuchs mehr und wird schlussendlich aufhören.
Danke Buerokratie.

Manfred

Re: Kugelschuss auf der Weide

#30

Beitrag von Manfred » Di 19. Aug 2014, 07:41

In Wildgehegen wird ein mangelnder Kugelfang oft dadurch gelöst, dass nur aus erhöhter Position (Hochstand) geschossen werden darf.
Sag das bitte deinem Nachbarn. Evtl. lässt sich das Problem so beheben.
Durch den Hochstand verändert sich der Auftreffwinkel der Kugel und ein möglicher Abpraller (z.B. von einem Stein im Boden) wird in ungefährlicherem Winkel abgelenkt.

Ansonsten soll er sich bitte direkt telefonisch an Hermann Maier wenden:
http://www.uria.de/index.php?idcat=6

Ich bin Mitglied im Uria e.V. Der Verein bietet juristisch schlagkräftige Hilfe in solchen Fällen. Der Hermann vergleicht sich gerne mit einer Panzertruppe für den Kugelschuss, und das mit gutem Grund. Nicht weil er so aggressiv wäre. Im Gegenteil. Ich habe nie einen ausgeglicheneren Menschen erlebt. Aber er und die damit befassten Anwälte haben inzwischen so viel KnowHow in diesen Fragen, dass keine Genehmigungsbehörde mehr mit irgendwelchen Tricksereien gegen sie ankommt. Er hat auch bei sich dieses Spiel mit dem angeblich mangelnden Kugelfang schon durch.

Im vorliegenden Fall möchte ich fast wetten, dass sich irgendein ängstlicher Bürger beschwert hat und die Behörde Cover-my-ass spielt.

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