Ausgebrochene Kuh tötet Spaziergängerin

hobbygaertnerin
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Re: Ausgebrochene Kuh tötet Spaziergängerin

#101

Beitrag von hobbygaertnerin » Mo 25. Feb 2019, 10:49

Ich kann auch schreiben, dass ich viel Glück, einen sehr aktiven Schutzengel hatte, sonst hätte mich ein ansonsten total braves Rind zu Tode getrampelt. Hat eine ganze Weile gedauert, bis die Knochen und das Rundherum wieder zusammengewachsen sind, aber so eine innere Habachtstellung ist mir geblieben und vor allem dieses unfassbare Begreifen, dass man in kein Rind wirklich reinsehen kann.
Wenn der Wolf in die Berge kommt, dann wird die Weidehaltung zurückgehen, denn wenn die Rinder in Panik über Abhänge stürzen, auch die Seele eines Bauern oder einer Bäuerin ist nicht unbegrenzt leidensfähig.

Benutzer 72 gelöscht

Re: Ausgebrochene Kuh tötet Spaziergängerin

#102

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Mo 25. Feb 2019, 17:32

Rohana hat geschrieben:Ach, wenn die Almauftriebe wegen der neuen Haft- und oder Einzäunungspflichten nicht zu teuer werden, dann wirds schon der Wolf irgendwann schaffen.
oder das Spazierengehen wird verboten ("zu hohes Risiko") ...
Eingezäunt haben ein paar ihre Weiden schon mal - freiwillig!

https://www.krone.at/1869965
Zusätzliche Brisanz: Während im Wald freies Wegerecht verankert ist, gilt das auf landwirtschaftlich genutzten Almen nicht generell. Wanderer wurden bisher von den Bergbauern also „wohlwollend geduldet“ - und könnten in letzter Konsequenz mit Zäunen ausgesperrt werden! Damit hat ein Tiroler Bauer schon begonnen ...

elisabeth
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Re: Ausgebrochene Kuh tötet Spaziergängerin

#103

Beitrag von elisabeth » Mo 25. Feb 2019, 19:25

Einige Bauern fangen bereits an, ihre Almen für Spaziergeher zu sperren … (und recht haben sie mMn).

(kurze Werbung vorher!)
http://www.msn.com/de-at/nachrichten/ch ... cid=AARDHP

Die Tourismuseinrichtungen jammern natürlich gleichzeitig, da in weiterer Folge sicher etliche – auf die Wanderer angewiesene – Hüttenbetreiber und Gasthäuser zusperren werden (müssen).

Ich verstehe überhaupt nicht, wie man über eine Kuhweide spazieren kann … ich würde das nicht mal bei den Kühen meiner Nachbarsbauern machen, die auf meiner kleinen Wiese im Sommer grasen, obwohl man sie am Zaun füttern und am Kopf kraulen kann … und die Bauern selber gehen beim abendlichen Eintreiben NIE ohne Stock … sie brauchen ihn zu 99 % nicht, haben ihn aber immer dabei. Diese hunderte Kilo schweren Tiere sind unberechenbar und nur irgendwo hingedrückt für Menschen lebensgefährlich … das sagt einem doch der gesunde Menschenverstand meine ich …

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Re: Ausgebrochene Kuh tötet Spaziergängerin

#104

Beitrag von Rohana » Mo 25. Feb 2019, 20:30

"Freiwillig" Almen einzäunen ist so ne Sache. Zaun gibts nicht umsonst, Arbeitsstunden auch nicht.
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

Benutzer 72 gelöscht

Re: Ausgebrochene Kuh tötet Spaziergängerin

#105

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Mo 25. Feb 2019, 22:05

elisabeth hat geschrieben:Ich verstehe überhaupt nicht, wie man über eine Kuhweide spazieren kann …
Als ich so 7 bis 12 Jahre alt war, haben wir jeden Sommer 2 Wochen in Salzburg auf der Alm verbracht. Meine Mutter war auf einem ganztägigen Vortrag, wir streiften unbeaufsichtigt durch die Gegend.
war das schöööön!!
Da waren aber fast überall freilaufende Kühe (Kälber hab ich keine gesehen, ich denke, es waren eher Milchkühe), hatten sogar Hörner. Die haben uns nichts getan!!
Und wir hatten auch einen Hund dabei - ohne Leine und total unfolgsam :pft:

Vielelicht liegt es wirklich daran, dass es Muttertiere sind.
Die können aggressiv werden, haben ja auch was zu verteidigen - und vielleicht auch, weil sie ja jeden Tag zweimal gemolken wurden und deshalb an Menschen gewöhnt - ?

@Rohana: dass etwas etwas kostet, schließt nicht aus, dass man es freiwillig tut :aeh:
Ich nehme an, er will keine Wanderer auf seinen Weiden haben.

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Re: Ausgebrochene Kuh tötet Spaziergängerin

#106

Beitrag von Adjua » Fr 1. Mär 2019, 20:00

Ina Maka, Glückwunsch. :ohoh: Solche Leute mit unfolgsamem Hund waren anscheinend vor dem Opfer auf demselben Weg und konnten den Angriff gerade noch abwehren. Beim nächsten Hundsviech hat es der Herde dann gereicht, was was dazu führte, dass die Frau platt gemacht wurde.

Wir hatten Muttertiere und Jungtiere auf der Alm. Noch gefährlicher als die Mutterkühe waren die Jungtiere. Wenn sie es nicht auf unseren Hütehundwelpen abgesehen hatten, wollten sie an Salz oder waren einfach neugierig. Da reicht es schon, wenn der Tourist einen Rucksack oder ein Sackerl mit dabei hat, das ähnlich dem ist, das der Hirte für Salz verwendet. Wer da einen Stock nicht überzeugend schwingen kann, sodass er die Kühe von sich fernhalten kann, kann auch ganz leicht verletzt oder zu Tode getreten werden.

Aber was machen die Leute? Sie freuen sich über die Nähe, die die Kuh zu ihnen sucht, und wollen vielleicht sogar noch das Kalb streicheln.

Angriffe auf Leute, die einen Hund dabei haben, sind wahrscheinlicher, Angriffe auf andere Wanderer aber auch nicht ausgeschlossen. Wenn es einer Kuh reicht, hilft auch ein Zaun nicht unbedingt. Und dass es einer Kuh reicht, kann vom Verhalten der Wanderer zuvor abhängen.

Was soll ich als Almpächter da tun? Wenn wir alle Wege abzäunen, sind wir im Herbst mit dem Zäunen fertig. Die Zäune müssen jedes Jahr neu gemacht und abgelegt werden. Und dann entscheidet der nächste Richter, dass der Zaun nicht gut genug war oder der Weg doch zu frequentiert - in jedem Fall habe ich einen Strafprozess am Hals, muss einen Verteidiger bezahlen und dann kommt ein Kuhpsychologe und evaluiert die Kuh, die angegriffen hat (wir bekommen die Kühe von anderen Bauern, theoretisch dürfte keine aggressiven dabei sein aber praktisch wissen wir das nicht - haften tun wir trotzdem). Wenn der Kuhpsychologe meint, dass die Kuh nicht auffällig war, kriege ich einen Freispruch, aber wer bezahlt mir trotzdem 2 Jahre Ärger und Verteidigungskosten?

Im Prinzip kann jeder Wanderer durch sein Verhalten und vor allem durch seinen Hund Situationen provozieren, in denen er selbst oder andere verletzt werden. Von den lustig-fröhlich-sorglosen Ina Makas gibt's viele. Das Risiko müssen aber dann die Wanderer ganz alleine tragen, die können sich von mir aus gegenseitig verklagen - ansonsten werden die Bauern die Wege sperren oder, wenn sie das nicht können, nicht mehr auftreiben.

Niemand wird riskieren, mit einem Fuss im Kriminal und mit dem anderen im Ruin zu stehen. Und keiner wird sich seine Weiderechte so einfach nehmen lassen.

Benutzer 72 gelöscht

Re: Ausgebrochene Kuh tötet Spaziergängerin

#107

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Sa 2. Mär 2019, 02:40

Adjua hat geschrieben:Ina Maka, Glückwunsch.
danke - wofür?
Dafür, dass ich meine Kindheit überlebt habe??

Es ist damals nichts passiert (keinem Wanderer, ist ca. 30 Jahre her), wir Kinder haben keine Kühe "aufgehetzt" und auch unser Hund hat nichts getan - wieso sind denn die Kühe heute so aggressiv?? :aeh:
Meinst du, dass haben die vielen fröhlich-sorglosen ina makas zu verantworten? :hmm:
Adjua hat geschrieben:Noch gefährlicher als die Mutterkühe waren die Jungtiere. [....] Wer da einen Stock nicht überzeugend schwingen kann, sodass er die Kühe von sich fernhalten kann, kann auch ganz leicht verletzt oder zu Tode getreten werden.
Die Wahrscheinlichkeit, von einem Kalb zu Tode getrampelt zu werden, seh ich als sehr gering - oder?
Adjua hat geschrieben:Angriffe auf Leute, die einen Hund dabei haben, sind wahrscheinlicher, Angriffe auf andere Wanderer aber auch nicht ausgeschlossen. Wenn es einer Kuh reicht, hilft auch ein Zaun nicht unbedingt. Und dass es einer Kuh reicht, kann vom Verhalten der Wanderer zuvor abhängen.
Was bedeutet, dass dann auch ein Zaun nicht unbedingt hilft?? :eek:

Übrigens ist der Hund vor allem dann gefährlich, wenn er angeleint ist und abgesehen davon sind Kühe friedliche Tiere, also normalerweise greifen die nicht so einfach an und die meisten lassen sich tatsächlich gerne kraulen. :im:
Adjua hat geschrieben:Das Risiko müssen aber dann die Wanderer ganz alleine tragen,


Ja! seh ich genauso!! :daumen:

Man braucht nicht immer einen (anderen) Schuldigen, den man verklagen kann.
ein bisschen selber aufpassen war als ich jung war noch üblich bei uns.
Sicher auch in Tirol.

Ich hab selber mit Kühen gearbeitet.

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Re: Ausgebrochene Kuh tötet Spaziergängerin

#108

Beitrag von hobbygaertnerin » Sa 2. Mär 2019, 06:04

Etwas hat sich bei den Rindern verändert-
früher kam das Kalb hinten an die Stallwand, wurde dort angebunden und dann ging es mit der Anbindehaltung weiter. Ist heute allles verboten.
Heute kommt das Kalb entweder in eine Box oder in einen Iglu, dann in die Kindergartengruppe und so weiter.
Der Kontakt zu den Tieren wird dadurch zwangsläufig anders.
Ich frag mich nur, wie geht das weiter, auf der einen Seite die Wiesen und Almen, die auf die Beweidung angewiesen sind, wenn es nicht verbuschen soll und auf der anderen Seite der immer grössere Druck der Freizeit- um die Berge zu erleben.
Wolf, Luchs und Bär soll dort natürlich auch sein Auskommen haben.

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Re: Ausgebrochene Kuh tötet Spaziergängerin

#109

Beitrag von Rohana » Sa 2. Mär 2019, 07:53

ina maka hat geschrieben: Es ist damals nichts passiert (keinem Wanderer, ist ca. 30 Jahre her), wir Kinder haben keine Kühe "aufgehetzt" und auch unser Hund hat nichts getan - wieso sind denn die Kühe heute so aggressiv?? :aeh:
Meinst du, dass haben die vielen fröhlich-sorglosen ina makas zu verantworten? :hmm:
Die Kühe sind heute nicht aggressiver als früher, bloss die Almtouristen haben noch weniger Ahnung wie man sich Kühen gegenüber zu verhalten hat UND sind wesentlich mehr geworden.
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Re: Ausgebrochene Kuh tötet Spaziergängerin

#110

Beitrag von Adjua » Sa 2. Mär 2019, 09:12

Wie man aus den Kommentaren in den Medien ersehen kann, ist den meisten Leuten schon mal gar nicht klar dass die Almen den Bauern gehören. Sie glauben, das sei öffentlicher Grund, wo die Kühe sie belästigen und nicht umgekehrt.

Die typische Einstellung des Touristen ist: Ich zahle hier, ich lasse hier mein Geld und deswegen darf ich alles. Dass man wegen ein bisschen Jause verkaufen nicht einen Strafprozess riskieren will, und dass für 500000 € sehr viel Jause verkauft werden müsste, soviel sehen sie nicht.

Des weiteren haben die meisten Leute keine Ahnung, wie man sich einer Kuh gegenüber verhält, dass die Kuh einfach nicht weiß, dass der Mensch keine Kuh ist und was ein Stock ausrichten kann.

Und klarerweise sind die Hundebesitzer der Meinung, dass der Hund eh nichts tut und die Kuh das auch so sehen soll.

Die Laufstallhaltung und die Zunahme der Mutterkühe ist sicher ein Faktor. Das hat die Leute aber nicht gestört, solange nur der Bauer seinen Kopf hinhalten muss.

@Ina Maka: ein unerzogener Hund kann Kühe beunruhigen, was dann dem nächsten Wanderer möglicherweise auf den Kopf fällt. Es gibt aber Leute, die eben für nichts verantwortlich sein wollen, und dann noch fröhlich propagieren, dass es alles so locker ist weil eh nichts passiert ist.

Es war übrigens auch vor 20 Jahren schon gefährlich, mit einem Hund an Kühe zu gehen.

Und Jungtiere sind Einjährige oder älter, die haben auch schon ein Kampfgewicht, das dich locker umbringt.

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