Saubere Milch

[cfun]

Ich bin so bekloppt und naiv, ich könnte mich grad grün ärgern. Dass Milch tierhalterisch problematisch ist (Trennung der Kälber von der Mutter, wenig Auslauf wegen der Melkmaschinen, überschüssige Jungtiere) war mir ja klar. Aber was ich heute gelesen habe, lässt mich meinen Milchkonsum erst mal auf 0 runterfahren:

Überschüssige Jungtiere von Bio-Kühen werden in die konventionelle Mast verkauft .

Warum bin ich da nicht selbst drauf gekommen!?? Ist doch klar, dass eigentlich immer irgendwo was faul ist. Das Problem ist wohl (und das wusste ich wirklich nicht), dass Bio-Kühe keine Ersatzmilch kriegen dürfen, wodurch die Mast zu teuer ist.

Weiß jemand etwas darüber? Gibt es irgendwo "saubere" Milch zu kaufen? Wir kaufen Demeter oder Arla, aber ich muss jetzt wohl oder übel doch von Milchprodukten wegkommen.

[hunsbuckler]

Vermutlich haben die Bio-Organisationen dieses Ventil für überzählige, weil wirtschaftlich nicht aufziehbare Mastkälber absichtlich offen gelassen.
Weil die Alternative wäre:

Eine atypisch überhöhte Rate an angeblich "tot geborenen" oder kurz nach der Geburt "verstorbenen" Kälbern (insbesondere männlichen, die nicht zur Zucht weiterverwendet werden können).

Das würde die Statistik der Kälber-Überlebensrate der Biobetriebe drastisch verschlechtern.

In Wirklichkeit wird natürlich "nachgeholfen".
Das kenne ich aus Jersey-Zuchtbetrieben, wo Bullenkälber systematisch direkt nach der Geburt getötet wurden/werden, weil die nicht wirtschaftlich zu mästen sind (analog zu den Legehennen-Brüdern).

Es steht jedem frei, dies anzuprangern und zu boykottieren.
Nur - die Konsequenz wird sein:

Es wird dann eben gar keine Bio-Milchbetriebe mehr geben.

Ob das eine Verbesserung für Tiere und Umwelt ist?

[Manfred]

Jein.
Es gibt auch Bio-Milchviehbetriebe, die die überschüssigen Kälber mit Ammenkühen oder einigen Wochen Vollmilchtränke aufziehen und selbst mästen.
Die hohen Milch- und Kraftfutterkosten machen das aber sehr unwirtschaftlich.
Die Regel ist eher die konventionelle Mast.

Habe selbst schon solche Experimente hinter mir.
Ich habe zwei Kälber aufgezogen, die von ihren Müttern nicht angekommen wurden.
Fürs erste habe ich noch eine Sondergenehmigung für konventionellen Milchaustauscher erhalten und es dann als konventionelles Tier verkauft.
Später fürs zweite nicht mehr. Das musste ich dann mit Bio-Magermilchpulver und Bio-Kraftfutter aufziehen, weil es keinen Bio-Milchaustauscher gibt und ich keinen Bio-Milchbetrieb in der Nähe habe.
Finanziell die absolute Katastrophe und schlecht fürs Kalb. War ca. doppelt so teuer, als ich im Verkauf erlöst hätte und das Kalb ist bei der mangelhaften Ernährung viel zu langsam gewachsen. Habe es dann für den Eigenbedarf geschlachtet und mir geschworen: Nie wieder.
Wenn ich wieder so ein Kalb habe, kommt es umgehend auf einen konventionellen Betrieb, der es wenigstens vernünftig füttern kann.

Alles viel zu bürokratisch geregelt. Könnte ich so ein Tier einfach in der Bestandsliste als konventionell kennzeichnen und es dann konventionell mit MAT füttern und konventionell verkaufen, würde ich keines in die normale Mast abgeben. Geht aber nicht.

[cfun]

Es wird dann eben gar keine Bio-Milchbetriebe mehr geben.

Wieviel Bio-Milchbetriebe es gibt, ist mir eigentlich egal. Ich will nur die konventionellen nicht unterstützen bzw. nicht dafür verantwortlich sein, dass Tiere da landen.

Aber vielleicht finde ich ja doch noch einen Hof in der Nähe, dass ich wenigstens hin und wieder was kaufen kann.

[cfun]

Alles viel zu bürokratisch geregelt. Könnte ich so ein Tier einfach in der Bestandsliste als konventionell kennzeichnen und es dann konventionell mit MAT füttern und konventionell verkaufen, würde ich keines in die normale Mast abgeben. Geht aber nicht.

Ammenhaltung geht wohl, es soll sogar Betrieben geben, die sich darauf spezialisiert haben und auch fremde Tiere annehmen. Das wäre für mich eine Möglichkeit, aber hier bei mir gibt es leider keinen.

[cfun]

Das würde die Statistik der Kälber-Überlebensrate der Biobetriebe drastisch verschlechtern.

In Wirklichkeit wird natürlich "nachgeholfen".

mmh, ich weiß gar nicht, was ich schlimmer finde. Nach der Geburt töten oder in einen konventionellen Mastbetrieb. Ich glaube die Mast. Ob das Tier tot ist oder nicht kriegt es ja nicht mit. Damit könnte ich irgendwie leben.

[kraut_ruebe]

Ob das Tier tot ist oder nicht kriegt es ja nicht mit. Damit könnte ich irgendwie leben.

aber bei katzen krigste ne krise? da darf man natüüüüürlich nicht töten, ist ja kein vorteil im form von milch für dich drin dafür?

[cfun]

aber bei katzen krigste ne krise? da darf man natüüüüürlich nicht töten, ist ja kein vorteil im form von milch für dich drin dafür?

Du bist ja (auch) ganz schön giftig. Aber ja, ich finde es okay Tiere zu töten, wenn man sie essen will. Allerdings gerate ich da auch immer mehr ins Schwanken. Frage mich mal in einem Jahr noch mal.

Bei den Katzen kommt auch der Quälaspekt dazu (Gift, angeschossene Tiere leben noch Tage/Wochen).

Die Aborigines z.B. futtern die Katzen, das finde ich okay. Und auch wenn ein Dingo sich eine holt.

Edit: Ich finde es okay, weil es eine Notwendigkeit ist. Wenn es keine Fleischfresser gäbe, würde die Welt nicht funktionieren, die Pflanzenfresser müssen reguliert werden, Schwache und Kranke müssen aussortiert werden. Eine andere Welt wäre mir lieber, aber es ist nun einmal so. eine andere Frage ist, ob ICH weiter Fleisch essen will. Darüber denke ich zur Zeit sehr intensiv nach, so nah am Vegetarier werden wie momentan war ich noch nie. Katzen (qualvoll) töten, weil man es selbst vermasselt hat (Aussetzen/Freigang) und nicht mit den Konsequenzen seines Handelns leben möchte (ein neues, anderes biologisches Gleichgewicht) finde ich aber grauenhaft.

[kraut_ruebe]

das neugeborene kalb wird dann nicht getötet um es zu essen. das wird wohl eher geschnetzelt und zu katzenfutter oder sonstwas verarbeitet damits nicht im abfall landet. das kalb wird nur getötet damit du milch haben kannst, zu sonst nix. die mühselige trächtigkeit, die qual der geburt, alles für nix, nur für biomilch. ist der kleine, aber feine unterschied zwischen tiere ausbeuten und zu töten um zu essen.

find ich recht scheinheilig sich dann über andere in einem unmässigen ton aufzupudeln, weil die bestände regulieren. männliche jungtiere nach der geburt auszusortierien ist auch nix andres als regulation, jeder der diesen biomilch/massenwarenmilch-quatsch mitmacht durch kauf ist im selben maße regulator.

[cfun]

find ich recht scheinheilig sich dann über andere in einem unmässigen ton aufzupudeln, weil die bestände regulieren. männliche jungtiere nach der geburt auszusortierien ist auch nix andres als regulation, jeder der diesen biomilch/massenwarenmilch-quatsch mitmacht durch kauf ist im selben maße regulator.

Habe ich gerade noch erklärt, bevor ich dein Post gelesen habe. Ich habe auch geschrieben, dass ich meinen Milchkonsum gerade auf 0 gesetzt habe und erst mal schaue, ob es irgendwo einen Betrieb gibt, mit dem ich leben kann.

Was ist denn mit dir? bist du Veganerin? bist du dafür, dass der Mensch keine Nutztiere hält? Geburt und Tod gibt es auch bei Tieren, mit denen der Mensch nichts zu tun hat. Ich bin sogar der Meinung, die wenigste Qual KÖNNTEN Tiere haben die der Mensch hält (ausreichend Futter, Schutz vor Raubtieren, Behandlung bei Krankheiten, ein weit weniger qualvoller Tod als in der Natur zu erwarten ist).