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von hobbygaertnerin » Di 24. Jul 2012, 09:48
Hallo kleines Licht,
selbst erzeugte Lebensmittel mit Hofer, Aldi oder sonstigen Discountern zu vergleichen, das geht schon mal nicht.
Meinen Salat hole ich kurz vor dem Essen rein, er ist sozusagen nur eine Minute unterwegs, da kann auch kein noch so umweltbewusst erzeugter Salat aus dem Geschäft mithalten.
Und ich mache auch deswegen vieles selbst, weil wir wegen eines grossen Unglücks im Stall fast unsere Existenz verloren hätten.
Damals hab ich aus reinem Sparzwang angefangen und inzwischen könnte ich mir ein anderes Leben gar nicht mehr vorstellen.
Ich kenne den bezahlten Job- und als Gegensatz die Selbstständigkeit, jedes hat seine Vor- und Nachteile.
Wegen kochtechnischer Kreativität-
jede Familie hat hier wohl seinen eigenen Geschmack,
ich stell fest, dass die Kochrezepte in den Kochbüchern sehr aufwendig sind, von der Zubereitung, vom Zeitaufwand und von den Zutaten her,
mein Vorbild ist hier die italienische Küche- ein paar wenige frische Zutaten und ein einfaches Gereicht daraus zubereitet, einen Speiseplan für die Woche, und von den vorhandenen Zutaten her planen, damit komme ich auch mit meiner knappen Zeit besser klar. Kochen ist auch Übung, ein Teil lernen, der Rest Kreativität.
Muss allerdings auch zugeben, dass für mich Kochen ein sehr schönes Hobby ist, einen grossen Tisch mit lauter Leuten darum herum zu bewirten, mir sehr viel Freude macht. Kartoffeln, ganz frisch aus der Erde, einen Topf davon frisch gekocht, dazu Butter, Quark mit frischem Leinöl, da kann kein noch so versierter Sternekoch mithalten.
Sonnenwarme Tomaten, selbst herangezogen, dazu ein frisch gebackenes Weissbrot,
die einfachen Glücks- und Geschmackserlebnisse- auch mal ein gutes Glas selbstgemachten Wein,
dies ist für mich ein hohes Gut bzw. Lebensqualität.
Und wenn eine hungrige Siliermannschaft die Schüsseln und Teller ratzeputz ausleert, sich auch für das gute Essen bedankt, freut mich auch.
Ich würde sicher auch in meinem bezahlten Job mehr verdienen, aber die Freude am Umgang mit den Tieren, den Jahreszeiten, auch zu sehen, dass die Bäume nicht in den Himmel wachsen, dass 2 Schritte vor und 3 zurück manchmal auch auszuhalten sind und vor allem, den unmittelbaren Bezug zu dem, was wir auf dem Teller haben,
das lässt sich mit Geld nicht ersetzen.
Jetzt sind wir schon weit von der fairen Milch weggekommen, einfache frische Lebensmittel, sie zu erzeugen und dann auch bestmöglich verarbeiten, zuzubereiten können, sie gut zu bevorraten und mit der knappen Zeit dies auch umsetzbar hinzubekommen,
das empfinde ich als echte Herausforderung.
So und jetzt starte ich dann mit dem Kreiselheuer, unser Hund fährt mit, das Wetter scheint uns jetzt doch mal gewogen zu sein, wenn Heu und Silo wieder gut unter Dach und Folie sind, dann empfinde ich darüber ein stilles Glück.
Denn ein Hagel, Unwetter oder sonstige Unwägbarkeiten können die Arbeit von einem Jahr oder einer langen Zeit in ein paar Minuten zerstören.
Dieses Ausgeliefertsein, immer wieder neu auch nach den grössten Katastrophen anfangen, naja, das geht auch ganz schön an die Substanz.
Wenn immer weniger Landwirte da sind, geht auch sehr viel Wissen, Können und Lebenserfahrung verloren, auch manches Kulturgut, die Welt wird deswegen nicht untergehen, es warten sicher ganze Branchen, um die Lebensmittel anders zu bearbeiten, zu veredeln,
oft merkt man erst, was verloren gegangen ist, wenn es nicht mehr da ist.
Schon alleine das Wissen, um einen einigermaßen gut funktionierenden Gemüsegarten zu bewältigen, fällt nicht vom Himmel,
wir können über alles x- Einträge lesen, googeln,
aber etwas auch zu können, die Misserfolge nicht als Motivationsbremse hinzunehmen, sondern daran zu wachsen und zu lernen,
das wurde in der bäuerlichen und handwerklichen Welt den Kindern schon von klein an gelehrt.
Ob dies gut oder schlecht war, das wird die Zeit dann ohne mögliche Landwirtschaft in der jetztigen Form zeigen.
So ich muss fetzen
Gruss
hobbygaertnerin