Projekt Faire Milch gescheitert

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Heiko
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Re: Projekt Faire Milch gescheitert

#11

Beitrag von Heiko » Fr 20. Jul 2012, 19:50

Hey wo sind denn die ganzen Marktfetischisten? Das ist nun mal angebotsorientierte Marktwirtschaft.
Mußte denn ein Großteil der Bauern schwerpunktmäßig auf Milchviehwirtschaft umsteigen? Ist doch logisch daß da die Milchpreise in den Keller gehen bei den Produktionsmengen. Ich seh das bei meinem Nachbarn der nicht genug Kühe kriegen kann und dann vor allem Hochleistungskühe die 40-50 l am Tag Milch geben. Ohne Melkanlage täglich wären die Euter auf 4 Bienen gar nicht lebensfähig. Arme Viecher, wo ist denn da der Tierschutz? :motz:
Die vollends aufgeklärte Welt erstrahlt im Zeichen triumphierenden Unheils.

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Thomas/V.
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Re: Projekt Faire Milch gescheitert

#12

Beitrag von Thomas/V. » Fr 20. Jul 2012, 20:45

sybille hat geschrieben:
Ich betreibe grade eine kleine Verbraucherstudie, anhand der Eierkartons, die mir die Kundschaft als "Leergut" mitbringt.
Witzigerweise war kein Bio dabei, noch nicht mal Freilandhaltung.
Das ist mir auch schon aufgefallen :)
Deshalb frage ich mich, ob anhand der vielen Labels und teilweise Tricksereien eine "die bescheißen eh alle - dann kann ich auch das Billige kaufen"-Haltung entstanden ist?
Das wird wohl bei Vielen so sein. Wenn ich keine eigenen Hühner hätte, würde ich auch keine Eier aus Freilandhaltung im Laden kaufen. Dafür habe ich zu viele Videos gesehen, wo die Hühner zwar draußen, aber nur in der Matsche rumlaufen, viel der Auslauf viel zu klein ist und es auch keinen Wechselauslauf gibt. Das kann es dann auch ncht sein.
Diese Haltung "die bescheißen einen ja sowieso alle" ist sicherlich einerseits nicht ganz falsch, andererseits ja auch eine schöne Ausrede, um doch den Billigmist mit nicht ganz so schlechtem Gewissen zu kaufen :aeh:

Was diese "Faire Milch" angeht: die wurde sicherlich nicht genügend beworben, ich habe sie auch nur einmal, und nicht bei den Billigheimern, gesehen und war überrascht, das es sowas überhaupt gibt...
Vielleicht war das Ganze nur eine Seifenblase, um hinterher den Leuten zu sagen: " es gibt dafür keine Nachfrage"?
Lassen sie mich durch, mein Bruder ist Arzt!

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Re: Projekt Faire Milch gescheitert

#13

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Fr 20. Jul 2012, 22:36

hallo!

Also ich kaufe, wann immer es geht, Rohmilch aus dem Bioladen.
Sonst "die ganz normale Biomilch" aus dem Supermarkt. Ja, sicher, ich greif automatisch zur bekannten Marke und such nicht viel rum.
Aber trotzdem denke ich, dass mir so eine "faire Milch" hätt auffallen müssen.
Ich hab aber absolut nichts davon bemerkt!
Also wenn es echt war, dann war es wirklich irrsinnig schlecht beworben!! :motz:

liebe Grüße!

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Re: Projekt Faire Milch gescheitert

#14

Beitrag von hobbygaertnerin » Sa 21. Jul 2012, 06:54

Hallo Heiko,
eigentlich wollte ich einen Beitrag zu diesem Thema schreiben, aber nach deinem Posting lass ich das lieber.
Hab es heute früh unseren Kühen erzählt, dass du nach Tierschutz rufst, sie haben nur gelacht.
nur noch wundernd
hobbygaertnerin

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emil17
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Re: Projekt Faire Milch gescheitert

#15

Beitrag von emil17 » Sa 21. Jul 2012, 07:47

Heiko hat geschrieben:Mußte denn ein Großteil der Bauern schwerpunktmäßig auf Milchviehwirtschaft umsteigen?
Es gibt viele Gebiete, wo aus klimatischen Gründen nur Milchwirtschaft möglich oder sionnvoll ist - dazu gehören alle gebirgigen und niederschlagsreichen Gegenden Mitteleuropas.
Heiko hat geschrieben:Ist doch logisch daß da die Milchpreise in den Keller gehen bei den Produktionsmengen. Ich seh das bei meinem Nachbarn der nicht genug Kühe kriegen kann und dann vor allem Hochleistungskühe die 40-50 l am Tag Milch geben.
Es geht auch anders, selbst in marktfernen Gegenden: hier
Es ist ein Effizienzproblem: Eine Kuh ist ein Verfahren, um aus nicht direkt menschlich verwertbarer Biomasse Milchprodukte zu erzeugen. Und da ist das Zuchtziel "möglichst viel Milch pro Arbeitsstunde, also pro Stück Vieh"; erkauft wird das mit Kraftfutter ("Bahnhofsbauern"), Stallhaltung, viel zu viel Jauche. Die Züchtung robuster, leichter und geländegängiger Rassen, die sich ihr Futter auch auf schlechten Weiden selber suchen können, ist kein Thema, so lange auch die Milch nur nach Litern und nicht nach Qualität der Erzeugung bezahlt wird.
Es gab hier früher einmal ein Programm zur Reduktion der Milchüberproduktion, indem den Bauern Schlachtprämien für Milchkühe bezahlt wurden, mit der Folge, dass die Stallkuhhaltung gefördert wurde, weil die Bauern so gerechnet haben: 30 Weidekühe weg, 20 Stallkühe neu, gibt 10 mal Prämie plus mehr Milchleistung, weil die Weidekühe deutlich weniger, wenn auch bessere, Milch geben. Ausserdem spart man das Zäunen und tägliche Eintreiben. Dafür braucht man einen Trecker mehr, weil man ja mehr zu mähen hat; schlechte Weiden werden aufgeforstet oder aufgegeben.

Wir sind Milch-Grossverbraucher: rund 80 Liter Milch pro Monat. Ich hole die direkt bei der lokalen Molkerei (die gibt es zum Glück noch gleich um die Ecke); wenn die Kühe wie jetzt auf der Alp sind haben wir einen Berg Milchpackungen. Schon um die zu vermeiden bezahle ich gerne etwas mehr. Die Leute sind offenbar nicht mehr bereit, wie früher zu festen Zeiten mit der Milchkanne zur Molkerei zu gehen. Ausserdem, kann man auf einschlägigen Webseiten lesen, erwarte der Verbraucher eine gleichbleibende Qualität der Milch, was bei Rohmilch nicht gegeben sei (weil Maimilch anders als Dezembermilch ist, aber wieso ist das ein Problem?).

Heiko hat geschrieben:Ohne Melkanlage täglich wären die Euter auf 4 Bienen gar nicht lebensfähig. Arme Viecher, wo ist denn da der Tierschutz? :motz:
Ja, die armen Bienen ... :)
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Heiko
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Re: Projekt Faire Milch gescheitert

#16

Beitrag von Heiko » Sa 21. Jul 2012, 14:55

hobbygaertnerin hat geschrieben:Hallo Heiko,
eigentlich wollte ich einen Beitrag zu diesem Thema schreiben, aber nach deinem Posting lass ich das lieber.
Warum du bist doch ein freier Mensch, hab ich dich verschreckt? Das wollte ich nicht.

@emil17
Ist alles richtig was du schreibst. Man muß halt auch hier wieder unterscheiden zwischen dem Kleinbauer und den Großviehanlagen. Weiter gehts über Soja-Genfutter bis hin zu dem geringeren Lebensalter der Milchkühe.
http://www.fairtrade.de/index.php/sID/c ... 233/lan/de
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Re: Projekt Faire Milch gescheitert

#17

Beitrag von elisabeth » Sa 21. Jul 2012, 18:28

Ich habe die „faire Milch“ öfter gekauft, wenn ich am Land in einen Laden gekommen bin. In der Stadt (bilde ich mir ein) hat es die in den Supermärkten sehr selten bis gar nicht gegeben. Bei „fair“ dachte ich aber nicht nur an den fairen Preis für die Bauern für ihr Produkt, sondern bin AUCH davon ausgegangen, dass es sich um eine BIO-Milch gehandelt hat … war/ist sie aber nicht. Ich habe diese Milch dann nicht mehr gekauft, weil ich wohl weiß, wie „fair“ (manche) Bauern mit konventionellen Betrieben zu ihren Tieren sind. Ein Bauer, bei dem ich jede Woche vorbei fahre, lässt seine Tiere das ganze Jahr ohne Freilauf (obwohl angeblich 90?? Tage Pflicht sind) „leben“ .. er hat aber sämtliche Gütesiegel-Plaketten an der Stalltüre hängen … wahrscheinlich hat er eine bombige Milchleistung. Nein, für konventionell hergestellte Milch zahle ich nicht mehr, für Bio ja, jederzeit und sowieso schon ewig.

Das mit den Eierkartons kenne ich auch *lach*. Ich hole fast jede Woche bei den Nachbarsbauern Eier (2 Euro für 10 Stück falls es jemanden interessiert) und bringe sehr viele (beim Altpapier) gefundene Kartons von Freiland- und Bioeiern mit (zum Anheizen haben sie sie gerne und eben für die Eier) und bekomme jedes Mal meine Eier dann in alten, mürben, mit Eiklar verpatzten Kartons von Bodenhaltungseiern :hmm: . Man braucht bei Hofer/Aldi & Co. auch nur mal genauer schauen .. von den Bodenhaltungseiern sind – was weiß ich – 120 Kartons, von den Freilandeiern vielleicht 40 und von den Bioeiern grad mal wenns gut geht 20 Kartons aufgestapelt. Bei den Biohenderln das Gleiche .. mir kommt vor von 50 Kunden kauft vielleicht einer ein Huhn um 12 Euro statt um 5 … besonders schlimm zu sehen, wenn dann die Biohühner auch noch am nächsten Tag ablaufen und man weiß, was mit denen passiert. Ein Bekannter war Geschäftsführer in einer Hoferfiliale und brachte es nicht mehr fertig, jede Woche ganze Kartons von Schweinslungenbraten wegzuwerfen. Auf Beschwerden an höherer Stelle bekam er zu hören, dass wenn er mit den Verkaufsstrategien nicht einverstanden sei, müsse er kündigen .. was er dann auch getan hat. Aber – sorry – bin vom Thema abgekommen.

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Tanja
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Re: Projekt Faire Milch gescheitert

#18

Beitrag von Tanja » Sa 21. Jul 2012, 19:01

elisabeth hat geschrieben: Ich habe diese Milch dann nicht mehr gekauft, weil ich wohl weiß, wie „fair“ (manche) Bauern mit konventionellen Betrieben zu ihren Tieren sind.
Sofern es Dir um die bessere Haltung geht, ist das aber ein Denkfehler! Verlassen kannst Du Dich bei "Bio" darauf, dass Du Ware kaufst, die mit geringerem Einsatz von Chemikalien produziert wurde und sicherlich sind die Auflagen für die Tierhaltung auch andere. Das ist es aber auch schon. Es sind jedenfalls die kleinen Bauern, die vom "Fair-"Preis profitieren sollten und das sind die, die sich um ihre Tiere in der Regel gut kümmern, auch wenn sie konventionelle sind.

Beispiel

Die drei Rinder des Demeterbauer stehen im Sommer auf einem abgepferchten Stückchen Weide und bekommen nur dann etwas Wasser gebracht, wenn sie danach Dauermuhen. Ab Herbst stehen sie aneinandergequetscht bis zu den Knien in ihrem eigenen Dreck. Ihre Box ist eng und dunkel, denn sie sollen ihren "Stoffwechsel herunterfahren". Dass der eigentlich vorgeschriebene Auslauf pro Woche nicht stattfindet, soll erst einmal jemand beweisen. Die Milchkühe des benachbarten konventionellen Bauern werden jeden Tag vom sauberen Stall auf ihre große Weide mit Wassertank und Unterstand und wieder zurück getrieben. Sie werden gebürstet und täglich gemistet und wenn eine mal krank ist, wird der Tierarzt gerufen.

Das ist keine erdachte Geschichte, sondern ich habe das selbst genau so erlebt. Ich will zwar nicht behaupten, dass das die Regel ist, aber diese Erfahrung hat meinen persönlichen Blickwinkel auf die Bezeichnung "Bio" ganz drastisch geändert. Zumal ich auch diverse andere konventionelle Bauern kenne, die ihre Tiere sehr anständig behandeln und sie vorbildlich halten.

Zudem: was ist bitte "Bio" daran, Waschnüsse zu benutzen oder Fleisch und Feldfrüchte zu futtern, die über tausende von Kilometer hinweg herangekarrt worden sind?

Meiner Meinung nach wäre es viel sinnvoller darauf zu achten, Produkte aus der eigenen Region zu kaufen und sich - Bio hin oder her - die Haltungsbedingungen persönlich anzusehen.

LG
Tanja

:blah:

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Re: Projekt Faire Milch gescheitert

#19

Beitrag von Little Joe » Sa 21. Jul 2012, 19:15

elisabeth hat geschrieben:Ich hole fast jede Woche bei den Nachbarsbauern Eier (2 Euro für 10 Stück falls es jemanden interessiert)
.... ich hatte meine Pferde mal bei nm Bauern im Münsterland stehen, wo meine Reitlehrerin einen Teil vom Hof gepachtet hatte für die Pferde. Da kam jeden Freitag Abend der LKW mit Eiern aus der Legebatterie und lud zig Paletten Eier ab. Am Samstag kamen dann die Touries sahen die 10 Alibihühner im Garten und kauften Eier aus "Freilandhaltung" die Eier die am Montag noch übrig waren wurden vom Kofferaum aus über Land abverkauft. Jeder im Dorf wusste das aber von den Tourikäufern hat nie jemand mal auf den Stempel geschaut.

Tanja hat geschrieben:Die Milchkühe des benachbarten konventionellen Bauern werden jeden Tag vom sauberen Stall auf ihre große Weide mit Wassertank und Unterstand und wieder zurück getrieben. Sie werden gebürstet und täglich gemistet und wenn eine mal krank ist, wird der Tierarzt gerufen.
... meine Milch kommt von dem bauern, wo ich auch das Heu her beziehe. 30 Milchkühe vom Frühjahr bis Herbst auf der Weide und nur morgens und Abends zum melken rein. Das ist auch kein Bio Betrieb, drei Dörfer weiter stehen zig mal so viele Milchkühe niemals Weide und trotzdem verkaufen sie sowohl Biokäse als auch Milch. :roll:
Erstaunlich, dass Menschen, die alles besser wissen, nie etwas besser machen.

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Re: Projekt Faire Milch gescheitert

#20

Beitrag von Räubermutter » Sa 21. Jul 2012, 22:34

:bang:

Die Welt ist schlecht.

Ich kann solche Skrupellosikgeit überhaupt nicht nachvollziehen... was muss man für ein Mensch sein, um auf solche Ideen zu kommen - was muss man erlebt haben???

Manfred, wie ist denn das, könntest Du denn auch ohne Kühe überleben, wenn Du nur Getreide usw. anbauen würdest? (Weiß aber auch nciht, ob Du hauptberuflich davon lebst).
Meine das deswegen, weil ich mich doch mit veganer Ernährung und Traditioneller Chinesischer Medizin beschäftige... und in der Ernährung der Chinesen gibt es keine (oder kaum) Milchprodukte und auch nur wenig Fleisch. Und mein Lieblingsautor Georg Weidinger hat bei seinen Wiener Patienten festgestellt, dass die Veganer im Schnitt gesundheitlich am besten dastanden... und er erzählte von einer 90jährigen Dame, die völlig schockiert über ihre Nachbarin sagte, diese tränke jeden Tag Milch!! So einen Luxus könne sie sich leisten!!

Ist wohl etwas off topic, sorry... aber das kam mir sogleich in den Sinn... der Unsinn der Kuh-Milch für Menschen....
Und mir ist leider auch nie aufgefallen, dass es fair gehandelte Milch im Supermarkt gegeben hätte... :im:

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