Kälbergeburt auf der Weide....JA oder NEIN

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chris
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Kälbergeburt auf der Weide....JA oder NEIN

#1

Beitrag von chris » Di 24. Jul 2012, 10:16

Hallo Leute,
ende dieser und mitte nächster woche ist es wieder so weit, wir erwarten von 3 kühen ihre kälber. das 4te erwarten wir ende august.
emely, 26 monate alt erwartet ihr erstes kalb am samstag.
inge am sonntag ihr 2tes kalb.....sie hatte keinerlei probleme bei der ersten geburt.
meggy nächste woche am freitag ihr 2tes auch sie hatte keine probleme aber sie hatte mich getäuscht und ihr kalb auf der weide zur welt gebracht :pfeif:
josey erwartet auch ihr 2tes, aber erst am 31.08.
unsere kühe werden im mutterkuhverband gehalten.....die kälber verbleiben bei ihren müttern.

jetzt meine frage an euch..........
ich habe vor der natur freien lauf zu lassen und die kälber sollen auf der weide zur welt kommen.
der gedanke aus meiner sicht bringt den vorteil das zB meggy ihr erstes kalb auf der weide bekommen hat und so was von unkompliziert abgelaufen ist.....keine nabel-entzündung (geringerer bakteriendruck)....keinen stress des eingesperrt seins der mutterkuh....keine trennung von der herde.

ich war damals auf der weide um nach meggy zu sehen und diese wie immer am fressen war......eine stunde (genau eine stunde) später sah ich wieder nach ihr und siehe da meggy frisst immer noch......ups aber da stimmt was nicht, meggy frisst ja gar nicht sie schleckt ein kleines kälbchen welches einen milchbart hatte, also schon getrunken hat. ca 30minuten später durften dann auch alle ihr tanten die kleine agarthe durch einen ablutscher begrüßen.
übersehe ich da etwas?
birkt die vermeindliche idylle größere gefahren die ich übersehe?
wo ist der harken?
narürlich werde ich wieder tag und nacht meine rundgänge mindestens alle 1,5 stunden machen.

gruss chris
Alles wird gut!

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Tanja
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Re: Kälbergeburt auf der Weide....JA oder NEIN

#2

Beitrag von Tanja » Di 24. Jul 2012, 11:15

Hi Chris,

einen wirklichen Haken gibt es aus meiner Sicht nicht. Sicherlich kann es auf der Weide zu einer Schwergeburt kommen, genau so wie im Stall, aber wenn Du wirklich so oft nach den Tieren siehst, macht das kaum einen Unterschied, wenn Du Dich auf die anderen Gegebenheiten auf der Weide einstellst.

Eine Geschichte, die mir aus Manfreds Herde einfällt ist die einer Kuh, die einen Gebärmuttervorfall hatte. Da sie lag und geschwächt war, hat er sie nicht direkt angebunden, sondern hat sie kurz verlassen, um den TA zu rufen. Als er zurück kam, war sie aber trotzdem bereits auf und davon und konnte an dem Abend nicht mehr eingefangen und verarztet werden, was sie leider das Leben gekostet hat. Daher in so einem Fall immer anbinden.

Es ist auch wichtig zum Einziehen der doofen Ohrmarken, dass man das so bald wie möglich tut. Am besten, wenn das Kleine noch nicht aufgestanden ist und beim Einziehen noch nicht jammert, dann bleibt auch die Mutter ruhig und man spart sich gegebenenfalls zeitraubende Einfangaktionen.
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Was auf der Weide auch passieren kann ist, dass man eventuell nicht so schnell mitbekommt, wenn eine Kuh ihr Kalb nicht annimmt. In Manfreds Herde ist im letzten Jahr passiert, dass eine Kuh nur einen ihrer Zwillinge angenommen hat und den zweiten zurück ließ. Von allein kam der Kleine nicht hinterher und es war Glückssache bzw. passendes Timing, dass er gemerkt hat, dass sie nicht nur ein Kalb bekommen hatte. Manfred hat ihr den Kleinen dann ewig lang hinterher geschleppt, aber sie wollte einfach nichts von ihm wissen und hat ihn immer wieder weg gestoßen. Zuletzt mussten wir ihn mit auf den Hof nehmen und mit dem Eimer groß ziehen. Aber, dass eine Kuh ihr Kalb verstößt, passiert wohl sehr selten.

Ansonsten ist es sicher die stressfreieste und schönste Lösung, wenn ein Kalb auf der Weide zur Welt kommt, gleich von der Herde und den Spielkameraden begrüßt wird und die Freitheit genießen kann...
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LG
Tanja

:blah:

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die fellberge
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Re: Kälbergeburt auf der Weide....JA oder NEIN

#3

Beitrag von die fellberge » Di 24. Jul 2012, 11:40

Wenn du die Möglichkeit hast an der Kuh Hilfestellung zu geben, falls nötig- gibt es doch keine Bedenken.

Je nachdem wie schwer die Geburt war kann es zum festliegen kommen, dann muss auch Hilfe auf die Weide geholt werden können- im Zweifel mit dem Radlader.

Im Stall hast du natürlich alles zusammen und eher im Blick.

Ja das mit den Ohrmarken so schnell wie möglich- ich schaffe es bei den Kammerunlämmern auch nicht, wenn es nicht zeitnah an der Geburt passiert.
Jeder Mensch ist schlau- der eine vorher, der andere hinterher!

LG Marianne

sybille
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Re: Kälbergeburt auf der Weide....JA oder NEIN

#4

Beitrag von sybille » Di 24. Jul 2012, 18:26

Ich täte sie auch auf der Weide lassen. Ist sicher mehr Streß für die Kühe, wenn Du sie kurz vorher rein holst. Beobachten wirst Du sie eh und dann kannst Du sehen, ob Hilfe benötigt wird.

@die fellberge Ja, die kleinen Biester sind am 2. Tag schon ganz schön fix :lol:
Hühner sind Menschen wie Du und ich, nur das sie zur Hausordnung Hackordnung sagen.

chris
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Re: Kälbergeburt auf der Weide....JA oder NEIN

#5

Beitrag von chris » Mi 25. Jul 2012, 09:24

erst mal vielen dank für eure antworten...
für mich ist es immer wieder ein tolles erlebniss bei der geburt dabei sein zu können.
emely die nach meiner berechnung am samstag ihren termin hätte, ist zugleich mein erstes kalb gewesen bei deren geburt ich anwesend war und tatgräftig bei der geburt mitgeholfen hatte.
seit ihrer geburt haben noch weitere 4 kälber in meinem besein das licht der welt erblickt und natürlich agarthe die es vorzog still und heimlich auf der weide zur welt zu kommen .....so manch ein profi wird schmunzeln wenn er meinen text hier ließt.
aber ich finde kühe einfach genial...und kann mir mein hof ohne kühe nicht mehr vorstellen.

gruss aus ungarn
chris :kuuh:
Alles wird gut!

tyr
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Re: Kälbergeburt auf der Weide....JA oder NEIN

#6

Beitrag von tyr » Mi 25. Jul 2012, 09:52

meiner Erfahrung nach sind die Geburten auf der Weide die unkompliziertesten und sichersten. Sowohl für Kalb, wie für Kuh.
Wir hatten bisher einmal eine Schwergeburt, wo wir eingreifen mußten..... mein Kompagnion macht das Geschäft seit 30Jahren. Ich seit über Zehn.....
Natürlich ist es im Falle, das was schief geht, auf der Weide kompliziert, vor allem bei Tieren die sich ungern anfassen lassen.
Aber die Probleme im Stall sind öfter, vor allem mit Enzündungen u.ä.... Ist einer der Nachteile des Tiefstreulaufstalls gegenüber der Anbindung....

Manfred

Re: Kälbergeburt auf der Weide....JA oder NEIN

#7

Beitrag von Manfred » Mi 25. Jul 2012, 10:22

Das Risiko sowohl für Geburtsprobleme als auch bezüglich Erkrankungen des Kalbes sind auf der Weide (von Winter-Schlechtwetter mal abgesehen) deutlich geringer als im Stall.
Das einzige ernsthafte Problem ist die eingeschränkte Möglichkeit zur Hilfeleistung, falls was schief geht.
Dann muss man die Kuh erst mal erwischen. Selbst ansonsten zugängliche, führige Tiere können wegen der Hormonflutung rund um die Geburt ziemlich scheu sein.
Wichtig ist halt, dass man bei der Anpaarung schon auf Leichtkalbigkeit, sprich gringes Geburtsgewicht der Kälber, achtet.
Schwergeburten durch Gewichtsausreiser und Fehllagen können trotzdem immer kommen.
Wenn die Tiere nicht führig sind, sollte deshalb eine geeigente Fangmöglichkeit vorhanden sein.

Und sehr wichtig für Anfänger:
Vorher gut einlesen, wie der normale Geburgsverlauf beim Rind ist.
Bei einer Färse kann es schon mal 6 Stunden vom Austritt der Blase bis zum Abschluss der Geburt dauern.
Viele Geburtsprobleme werden durch zu frühes Eingreifen überhaupt erst verursacht.
Auch ist der Ruhebedarf der Kühe bei der Geburt zu achten. Wenn man beobachten will, dann am besten aus einer Deckung heraus, damit das Tier nicht gestört wird. Wenn man sich während der Geburt zum Beobachten nähert und die Kuh läuft weg, dann nicht folgen. Sie will ihr Kalb versteckt und in Ruhe zur Welt bringen.
Erst wenn die normale Geburtsdauer deutlich überschritten wird oder Probleme klar ersichtlich sind (Kalb kommt rückwärts, es kommt nur ein Bein etc.) sollte eingegriffen werden.

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