Steuern für Legehennen

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Reisende
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Re: Steuern für Legehennen

#21

Beitrag von Reisende » So 19. Jul 2015, 11:37

wow :eek:
von dir kann sich ein doppelmoralist aber noch ne gehörige Scheibe abschneiden.
hier über solche praktiken jammern, aber "denen da drüben" zeigen wie es geht. :daumen:
bei mir ist grad mal wieder fremdschämen angesagt.
da ich laktose und gluten hervorragend vertrage, leiste ich mir als ausgleich dafür einige intoleranzen im zwischenmenschlichen bereich.

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Narrenkoenig
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Re: Steuern für Legehennen

#22

Beitrag von Narrenkoenig » So 19. Jul 2015, 14:32

Lysistrata empfiehlt doch nur den Neoliberalismus und das freie Spiel der Kräfte auf dem Markt.
Der Stärkste überlebt und der Rest geht vor die Hunde.
Alles andere sind doch nur sozialistische Träumereien oder gar Kommunismus pur.

Grüße

Robert
Ich bin zur Vernunft gekommen,
leider war sie grad nicht da.

Benutzer 3991 gelöscht

Re: Steuern für Legehennen

#23

Beitrag von Benutzer 3991 gelöscht » So 19. Jul 2015, 14:35

Reisende hat geschrieben:wow :eek:
von dir kann sich ein doppelmoralist aber noch ne gehörige Scheibe abschneiden.
hier über solche praktiken jammern, aber "denen da drüben" zeigen wie es geht. :daumen:
bei mir ist grad mal wieder fremdschämen angesagt.
Und wofür schämst du dich jetzt, weil ich klipp und klar sage, wie das bei uns so läuft, oder weil es bei uns flächendeckend so ist?
Warum sollen "die da drüben" das nicht erfahren dürfen? Weil wir dann unseren schulmeisternden Moralinfinger zum Nasenbohren nehmen können?

marty
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Re: Steuern für Legehennen

#24

Beitrag von marty » Sa 25. Jul 2015, 00:30

@sabi(e)ne
Also ich habe Tilapias aus der Lagune. Ganz Natürliche. Ebenso die Clarias. Die Tilapia vermehren sich schon sehr klein(max. handgroß), da sie sehr zeitig gefangen werden. Da hat sich die Natur bereits auf den frühen Fang eingestellt und die Fertilität auch verfrüht… Ist wertfrei, ich sag nur wie es ist.
Ich habe die „wilden“ Tiere jetzt in einem Aquaponiksystem und gebe denen optimale Bedingungen. Lasse sie also natürlich vermehren. Bei Tilapia stell ich mir das schnufflig einfach vor. Bei den clarias (Raubwelsen) dagegen etwas schwieriger. Da brauche ich schon ein 3000l Tank um ein Pärchen bis zur Geschlechtsreife zu bringen. (Und wer schonmal mit einem 1m langen Wels gerungen hat, der weiß wie schwer das ist) Ich hatte mich mal im Internet belesen wollen über künstliche Vermehrung von clarias. Also auf einer phillip. Regierungs-Webseite schnitt man das Männchen auf und nähte es nach Samenentnahme wieder zu. (So macht man es hier auch). Eine andere Möglichkeit (Tip aus Deutschland) mit einer Spritze die Hypophyse (Hirnanhangdrüse-flüssig) mit einer Spritze entnehmen und anderen Tieren einspritzen um die Geschlechtsreife zu erlangen. Das dazu.
Ich versuchs natürlich. War auch bei meinen Kindern die beste Wahl. :lol:

Ja, ich weiß über die Hühnerzucht Bescheid. Ich bekomm Küken (ISA brown) von Großelterntieren Lohmann-Cuxhaven (PHW Gruppe: mit 1,2 Mrd. Jahresumsatz), die Elterntiere aus franz. bzw. belg. Brütereien, denn Air France (und die Belgier) transportieren keine deutschen Ausbrütungen. So ists halt.
Wenn meine Kinder keine finanz. Hilfe mehr von mir benötigen, dann werden wir nur noch 1000-2000 Hühner haben wg den Kunden, alle anderen Tiere(Fische, Ziegen, Agouti, Kuh, Pferd, auch Haushühner, Enten, Perlhühner) dann vglweise artgerecht. Aber artgerechte Tierhaltung gibt’s ja sowieso nicht. „Artgerecht“ und „Haltung“ im Sinne von Nutzung, ist m.M.n. schon ein Widerspruch in sich.

Oh, unser Soja ist GVO frei. Hurra. Willste paar Bohnen haben? Wird hier, genau wie der Mais, noch traditionell von Hand gepflanzt und geerntet. Daher ist unser Soja und Mais auch teurer als GVO Mais aus Nigeria. Und daher stören ja auch billige nigerianische Eier, die wegen dem dortigen billigen Mais so billig sind. Wir wollen unsere Beniner Wirtschaft schützen und dazu gehört natürlich Mais und Soja traditionell zu pflanzen. Genau OHNE GVO. Nigerianische Tomatenkerne keimen übrigens nicht.

@lysistrata @ all
Nun, ich bin dann genau in Manfreds Zwickmühle und schrieb daher am Anfang , dass ich keine Diskussion unbedingt wollte, nur erstmal Fakten. Und da hilft mir Lysistratas Beitrag sehr !!(Auch, oder genau deswegen, wenn er zeigt, wie es NICHT sein soll, aber wie es ist). Denn nur das kann ich ja von einer gewinnorientierten, monopolisierenden liberalen Geschäfts-Welt (und deren Steuersystem) erwarten.

Vielleicht hätte ja auch jemand eine einfache Lösung gefunden, aber die gibt’s wohl nicht.

Generell ist ja das Problem folgendes: Hier wird die Eröffnung einer 50.000 Tiere Batteriehaltung im Fernsehen so dargestellt, wie: die industrielle Produktion kommt nach Benin. Hurra 1!11! UND ALLE AUF DIE Knie: Der Gott der Gewinnmaximierung hat endlich auch in Benin gerülpst. Ab jetzt nur noch sauberste Eier, gesund!! Mit vielen Vitaminen!! von Hennen, die zu sechst in einem Käfig stecken. Ja - ha, stecken. Hab ich leider schon gesehen. Und alle Reichen wollen das auch. Muss ja gut sein, weil es aus Europa und China kommt. Da nehmen/geben sich beide Kulturkreise genau gar nichts. (Allerdings wird es dort zumindest teilweise schon wieder abgebaut!) Erfährt man hier aber nicht (aus dem Fernsehen)

Ich denke, also ich persönlich, nicht die Beniner Hühnerhalter, dass wir hier nicht die Fehler aus Europa und China mitmachen sollen. Ich erinner mich noch, als ich(alter :opa: ) im letzten Jahrtausend in China war, da gabs keine Videorekorder. Da sprang die visuelle Unterhaltungselektronik gleich von NIX also 0 (abends tanzen, Feuerchen, Lampionfest etc) gleich auf CD Player. Das war ein Sprung, während sich in Deutschland zeitgleich noch Firmen abmühten, dort ihre Videorekorder zu verkaufen und es noch viele Videotheken gab. War ne Zeitreise. Man hat also einen Entwicklungsschritt ausgelassen. Warum können wir hier das nicht genau so machen?

Einfach die genetisch veränderte Massentierhaltung überspringen und „back to the roots“ einfach da bleiben, wo wir gerade noch waren. Sicher bekommt man auch Millionen Menschen mit normalen Hühnern versorgt. Also mit solchen, die 120 Eier im Jahr legen und nicht das Doppelte…

Muss Afrika denn genau die Fehler der „zivilisierten Welt“ nachmachen? Oder können wir nicht sagen, Ey, halt, schaut Eure Gesellschaft in Europa an, immer mehr Leute wollen keine Karriere mehr, sondern entschleunigen. Man will naturbelassen leben. Dann kann man doch Afrika auch so (be)lassen? (Ich mein In Bezug auf unsinnigen Gewinnmaximierenden „Fortschritt“) Geld macht doch nicht glücklich. Wird mans irgendwann kapieren?

Na klar, es muss wenigstens ein Grundstandard in Afrika her (Gesundheitsversorgung minimal-survivalniveau-kostenlos…geht, Strom mind. 6 h am Tag überall dezentral(Solar)…geht, Sicherheit, Polizei…geht, sauberes Wasser ÜBERALL…geht). Geht alles, physikalisch, technisch, finanziell…sofort.
Und dann langsam, „von unten“ annähern, während die 1.Welt langsam den Überfluss runterfährt. Entschleunigung. Alle anderen (ungerecht bleibenden Modelle) gehen sowieso den Bach runter.

Mein Dilemma: Man versucht hier ein gerechtes Steuersystem aufzubauen, und der Missbrauch und die Bevorzugung der Großen lauern schon. Ich komm ja quasi aus der Zukunft und weiß wie das hier in Afrika und da in Europa ist. (aus anderen gesellschaftlichen Bereichen) Daher hab ich einen Wettbewerbsvorteil(mein gut gebildetes Gehirn), sehe aber auch die Zeichen an der Wand. Ich (und meine Frau) können nur in einer nachdenklichen Rede auf allen Unsinn hinweisen. (Danke lysistrata, genau das wirst Du gemeint haben) Letztendlich wird’s der Markt richten. Und wer Afrika kennt(ich meine Benin, und da meine ich speziell Südbenin) , wird mir zustimmen: Was man in Südbenin nicht schützt bzw. nicht selber betreibt, gehört einem nicht.

Soll heißen, die Großen haben riesige Kosten, weil sie das Geschäft anderen überlassen und die Angestellten schlecht bezahlen und die sich ihren Teil nehmen, die dann bspw. die Hühnermedizin nicht den Tieren geben, sondern an befreundete Kollegen verkaufen, Eier in ihren mitgebrachten Trinkwasserkanistern klauen (4l-Kanister 30 Eier reinschlagen…direkt an die Cafeteria verkauft, die dann die frischen Eier einzeln in die Kelle schütten und ab in die Pfanne) selbst weiße franz. Tierärzte, die der reichste Hühnerhalter hier einstellt, nehmen sich 20 Plateau Eier(600STk) im Kofferraum mit, weil der Chef ja sowieso nicht in diesem Jahr (und wenn überhaupt) bezahlt.

Als selbst arbeitende Landwirte sind wir (meine Frau und ich,--- alle anderen Hühnerhalter haben Angestellte) also in etwa gleichberechtigt mit den Großen. Und haben relativ vllt. sogar mehr Gewinn als die. Ob nun legal oder illegal, denn im Moment zahlen wir keine Steuern, …, nur wenn wir das tun werden, dann sollen es alle machen, damit ein fairer Wettbewerb herrscht.

Ein ungerechtes und missbrauchbares Steuersystem (bei dem die Großen gewinnen und die Kleinen verlieren) ist nunmal nur eine Möglichkeit, im Gegensatz zu einem gerechten Steuersystem, welches auch entstehen könnte, was aber 100%ige Ehrlichkeit der Probanden voraussetzen würde.
Das die Wahrscheinlichkeiten bei 99,9 zu 0,1 zugunsten bisheriger praktizierter, ungerechter Modelle liegen, ist klar.
Und, wie immer in der Politik ist ja jedes (Steuer)-Gesetz dual. Es hat einen Nutzen für viele, der lautstark propagiert wird, aber auch immer eine Hintertür eines Schadens für Unschuldige bzw. einen Nutzen für Wenige. Zwickmühle eben. Aber das ist Politik und die Dualität das Wesen derer. Und sicher ein anderes, viel weiteres Feld.
Ich verbleib erstmal so, da es wohl kein vorbildhaftes gerechtes Steuersystem innerhalb des momentan herrschenden Finanz- bzw. Gesellschaftssystems gibt, wird wohl (auch ohne mich) hier alles seinen afrikanischen Gang gehen. Der da heißt: Machts wie Europa/China/Amerika/BRIC –Staaten…

steig ich eben später, wenn die Kinder groß sind, nochmal aus. :lol:

@lysistrata
Selbst das „schmieren“ will gelernt sein. Man kann eben auch all diese newbie-Einstiegshürden wegkaufen (wegschmieren). Daher muss die Schmierung höher sein, als die Steuer, was aber nicht *direkt* geht. Ist der Steuersatz 100 EUR und der Geschmierte mit 20 EUR zufrieden, braucht man eben 6 Leute ehe es funktioniert.
Also man muss mehrere Leute beteiligen, denn nur viele Schmierungen, erhöhen den Absolut-Schmier-Betrag und kommen so über den Steuerbetrag. Bin da schon Experte;-)
Daher tausend Vorschriften, Urkunden, you name it, Papierchen, die alle nicht gebraucht werden, aber den Schmierwert der verschiedenen Personen über den Steuereinnahmewert steigen lassen. Glaub auch, nur deshalb gibt’s so viele Vorschriften in D, um eine direkte einfache Korruption zu erschweren…
Die ganze Geschichte ist insofern auch interessant, dass aus einem Überfluß künstlich ein Mangel hergestellt werden muss, damit man verdienen kann.
Ja, aus einem Überfluß an Nahrungsmitteln in einer Welt in der Hunger nicht unbedingt ein Fremdwort ist. Gabs doch in Europa auch. Wir sind hier nur ein paar Jahre hinterher.

Achso, zu dem Ansprechpartner wegen Palmschnaps
Vielleicht ein Ansprechpartner
http://kumasi-pure.com/story.html
Hmm, am besten find ich ja das: (Auszug aus der Webseite):

"in einem aufwendigen Verfahren aus dem Palmwein gewonnen".

Der war gut…. Aber der Verkäufer in Hamburg denkt, solch Wortspiel mögen die „komplizierten“ weißen Menschen gerne hören. Interessante Verkaufsstrategie. Um Palmschnaps zu brennen, mhhh, da reichen mir hier 50 EUR, wenns hoch kommt. Macht hier jeder 2. (also, hier im Dschungel, nicht in der Stadt). In Ghana sicher auch. Literpreis für brennbaren Palmschnaps ca. 50% ALc. = 1 EUR. Also wer sich sehr trockenen Wein vorstellt, nur viel stärker, kommt in die Richtung. Ich würd eher sagen: "Einfachst destilliert", trifft es besser...

LG, marty
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Re: Steuern für Legehennen

#25

Beitrag von marty » So 26. Jul 2015, 14:07

Zum Ausklang dieses Threads vielleicht noch folgender Link zu einem tagesaktuellen Interview mit einem (olàlà…adligen) Bio-Bauern:

http://www.berliner-zeitung.de/wirtscha ... 04200.html

Also, mensch bezahlt(subventioniert) über den Wasserpreis die konventionelle und industrielle Tier-und Pflanzenproduktion. Wußt ich auch nicht.

Mit Hoffnung auf einen Umschwung in Europa und einem dadurch besseren Vorbild für uns hier,
LG, marty
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Re: Steuern für Legehennen

#26

Beitrag von marty » Di 20. Okt 2015, 12:59

Hallo,
falls noch Interesse besteht. Momentane Situation:

Uns hat jemand besucht, der alle Farmen im Umkreis erfassen sollte. Sein Fazit: „Ja, es ist toll das alle Farmen erfasst werden, aber bis zum Ende seiner Lebenszeit wird sich NICHTS an der Situation ändern.“ Er war ca. 30.
Er sagt, er kenne die Behörden. Unorganisiert bis zum Geht-nicht-mehr. Jeder denkt an die eigene Tasche und kümmert sich nicht um die Gesamtwirtschaft.

Und von ihm haben wir auch noch andere Informationen bekommen. Alle Farmen Westafrikas bezahlen keine Steuern. Auch wir brauchen das nicht. Steuereintreiber gibt es zwar, aber zu Farmen kommen sie nicht, da es nicht erlaubt ist, Steuern einzutreiben. Das also nicht auf dem Tapet@all

Gut,…, ist fair, wir geben nichts, wir bekommen auch nichts. Das Marktchaos wird bestehen bleiben, aber wir haben unseren Weg gefunden und kämpfen weiter. So schnell schmeißt man uns nicht aus dem Paradies :)

Und letztendlich regelt der Markt hier sowieso alles. Und das ist das Gute an einem absolut freien Markt. Da sind auch kaum Monopolisierungen möglich. Hier fehlt die staatliche Ordnung, ohne die es keine Monopole geben kann.

Ich bin also etwas zweigespalten(unschlüssig). Einerseits verhindert die fehlende Ordnung eine vernünftige Geschäftsstrategie inclusive Planung, Rücklagen und Gewinn, andererseits erlaubt diese fehlende Ordnung auch JEDEM Menschen sofort eine kleine Farm aufzumachen und seine Produkte zu verkaufen. Also lokal vor zentral. Und, ehrlich gesagt, das ist mir lieber. Lieber keine Ordnung und jeder produziert lokal was er selber arbeiten kann (mit max. 1-2 Familien-Angestellten), dann ist die Farmgröße automatisch begrenzt und diese Riesenzuchten gehen langsam ein.
Ist wirklich so. Alle Großen Hühnerfarmen haben bis zu 50% reduziert. Und kein Ende in Sicht… Nur DER ganz Große des Landes :bet: vergrößert sich, aber der hat als Präsidentenfreund Sonderkonditionen und finanziert einiges quer, man munkelt auch was von moneylaundry, just rumors of course :pfeif:

Das ist das interessante, wenn es auf einer Welt, verschiedene Entwicklungsstadien und Wirtschaftsmodelle gleichzeitig gibt, aber alle informativ miteinander vernetzt sind (sein können). Mein Traum von ausschließlich kleinen Farmen, die lokal und nur bis zu einer geringen Größe produzieren, wird anscheinlich HIER gerade umgesetzt. Und das NICHT von Staatlicher Seite.

Nicht aus Einsicht in nachhaltiges Wirtschaften, sondern, weil keiner angestellt sein möchte, sondern lieber selber werkelt. Es finden sich einfach keine Arbeiter. Sagen alle Farmer hier. Ob nun Pflanzen-Tier-Fischzucht… Man schafft ZUVERLÄSSIG und PLANBAR nur, was man ALLEINE arbeiten und auch VERKAUFEN! kann. So hat die Ehefrau auch immer was auf dem Markt zu tun… familiäre Arbeitsbeschaffung per excellence.

Daher bin ich dabei, selber mein Land nutzbar zu machen, mittels Axt, Machete, Streichholz und Sonnenbrand :aeh: . Kein Schwein will für andere arbeiten . Für sich selbst ja. Na bitte. So wird es was mit der Dezentralisation… und der Beseitigung der Ausbeutung durch andere…

Er (der Farmen-erfasser, der hier war) gab uns aber eine interessante Information. Es schliessen im Moment viele Farmen; es eröffnen aber mehr; und diese leeren Farmgebäude (Ställe) werden vom Eigentümer an newbies im Geschäft vermietet. So fällt schonmal eine Menge an Eigenkapital weg, wenn man den Stall für 500 Tiere auch für 100 EUR/Jahr mieten kann. So hat man quasi immer eine konkurrenzfähige, frische, finanzkräftige Farm am Markt, mit immer wechselnden Eigentümern…. Niemals Pleite. Hmmm….

Litten wir im letzten Jahr an billigsten Importeiern aus Polen, haben wir in diesem Jahr ein riesiges einheimisches Überangebot, denn Nigeria hat seine Grenzen für Tierprodukte komplett geschlossen (wird gerade mit Maschinenpistolen an den Straßen durchgesetzt, also kein korruptiver Durchschlupf mehr möglich, Militär ist rigoroser als Zoll, daher auch Benzin teuer im Moment)
Die versuchen Ordnung, auch wenn nur Obassanjo als mächtiger Riesenfarmer, da Ex-Präsident, dahintersteckt.

Hier, im Nachbarland, haben viele große Farmen für Nigeria produziert und die drücken jetzt, da Exportverbot, auf den einheimischen Markt, der das aber alles gar nicht essen kann. Andere Seite, auch Togo schließt seine Grenzen für Farmprodukte. Ergo, Eier wieder extrem billig, unter Verkaufspreis…noch bis Ende Dezember. Dieses Jahr erneut Minus für uns. Mal sehen, warum die Eier im nächsten Jahr billig sein werden. Achso, in diesem Jahr ist Mais und Soja extrem teuer aufgrund verspäteter und ungenügender Regenzeit. Das passt ja auch noch dazu. Rumble in the jungle.

Das Importverbot Nigerias gilt besonders auch für alles gefrorene Getier, was aus Europa/Amerika über Benin nach Nigeria importiert wurde. Auch damit ist jetzt Schluss. Nigeria will seine eigene Wirtschaft ankurbeln. Warum zum Teufel bekommen das die Großkopferten hier im Nachbarland nicht hin? Weil sie rückratlos und korrupt sind (französisch). Englische Kolonien sind da irgendwie besser aufgestellt. Hier gibt’s nun in großen Mengen gefrorenes Geflügel, Fisch und anderes was für Nigeria gedacht war.

Aber gestern Nacht kam im (freien)Radio eine Diskussion, die von vielen gehört wurde. Darin wurde ausdrücklich vor importiertem Gefrierfleisch gewarnt. :daumen: Alle diskutierenden „Nutricien“ , also Ernährungsspezialisten, waren sich einig und keiner war lobbymäßig pro-freezing: Tiefgefrorenes Billig-Fleisch mache Krebs und alle möglichen Bauchkrankheiten, so ganz pauschal :pfeif: Meinten die etwa Chlorhühnchen? Nun, vielleicht verweigern sich ja die Kunden dem „gefrorenen Segen“. Im Moment stehen viele Kühlcontainer im Hafen, die nicht nach Nigeria dürfen, und hier nicht gebraucht werden. Deren Inhalt wird’s irgendwann billig geben. Offiziell dann (für Presse und Fernsehen) für die Armen… so ein lecker grünes smelling animal…

Hier entwickelt sich also alles recht natürlich im Moment ohne Ordnung und Steuern. Nur die jährliche Autoversicherung war gerade wieder fällig, die ist ja leicht zu kontrollieren… Mist;)
LG, marty

PS: Und HURRA, unsere Tilapia aus der Lagune haben sich "gefunden". Der Grundstein unseres zweiten Standbeins ist gelegt. Habe zu tun :bieni:
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"Tanz mit dem Herzen oder tanz gar nicht" Fehlfarben

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Thomas/V.
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Re: Steuern für Legehennen

#27

Beitrag von Thomas/V. » Di 20. Okt 2015, 13:36

sehr interessant :daumen:
Hier fehlt die staatliche Ordnung, ohne die es keine Monopole geben kann.
Tja, wenn Du hier so was von Dir gibst, dann biste nur ein Verschwörungstheoretiker oder jemand, der in die Steinzeit zurück will :haha:
Der Staat ist nämlich "guuut", der sorgt für uns alle :haha:
Also lokal vor zentral. Und, ehrlich gesagt, das ist mir lieber. Lieber keine Ordnung und jeder produziert lokal was er selber arbeiten kann (mit max. 1-2 Familien-Angestellten), dann ist die Farmgröße automatisch begrenzt und diese Riesenzuchten gehen langsam ein.
Tja, da sollten wohl unsere grün angestrichenen Kapitalistenfreunde und Weltretter mal bei Euch in die Lehre gehen... :mrgreen:
weil keiner angestellt sein möchte, sondern lieber selber werkelt.
Hier wollen lieber alle angestellte Sklaven sein als ihr eigener Herr. :aeh:
Lassen sie mich durch, mein Bruder ist Arzt!

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Re: Steuern für Legehennen

#28

Beitrag von Benutzer 4754 gelöscht » Di 20. Okt 2015, 22:26

Wieso verkauft ihr den Mist?
Wenn ihr ihn selber verwertet, könnt ihr euer eigenes Futter produzieren (auch wenn Soja-Mais Fruchtfolgen sich so dolle sind, wächst Getreide?), oder ist Geflügelfutter bei euch so günstig?
Futterüberschuss wird verkauft, und schon ist wieder mehr Geld da.


Wieviel kostet denn die Tonne Hühnerfutter und das ha Land (Pacht/Kauf)?

Ich würde das mit den Steuern sein lassen.
Moralapostel hin oder her ;)
Wenn die Eierfrau euch die Eier an der Türe abkauft ( damit braucht ihr ja weniger die Straßen) , ihr keinen Stromanschluss habt etc wofür sollte ihr dann Steuern zahlen wenn Vater Staat nichts liefert?
Steuern belasten nur den Gewinn :mrgreen:

marty
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Re: Steuern für Legehennen

#29

Beitrag von marty » Di 27. Okt 2015, 12:04

Ölkanne hat geschrieben:Wieso verkauft ihr den Mist?
Wir verkaufen den Mist, weil eine eigene Landbewirtschaftung für mich (als weißen mit Sonnenuntauglicher Hautfarbe) nicht möglich ist. Ich nutze etwas davon natürlich selbst, um Bäume (Citrus, Kokospalme, Papaya etc) und Sträucher (Kaffee) zu düngen, aber richtig alles nutzen geht nicht. Bäume uns Sträucher deshalb, weil die Wasserzugabe absehbar ist und die Pflanzen irgendwann selbst das niedrige Grundwasser erreichen

Ich kann nicht auf dem Land arbeiten. Geht nicht. Nur früh 1 Stunde und abends 1 Stunde wegen Kühle und diese Zeit, die ich mit der Hacke verbringe, reicht geradeso um das ständig wachsende Unkraut zu beseitigen. Auch hatten wir bisher (also bis vor 5 Monaten) keine Mauer um unser Land, also alles gepflanzte wäre von wilden Schweinen oder Menschen geklaut worden.

Und für Investitionen in Bewässerung bzw. Landtechnik fehlt uns das Geld, denn wir überleben mit dem Geschäft schon seit einigen Jahren gerade so. Es geht einfach nicht. Daher verkaufen wir den Mist an die Kleinbauern rundrum, die uns dafür immer kostenlos mit deren Früchten versorgen (und uns gegen Banditen den Rücken freihalten) und haben etwas Geld raus.
Arbeiter hier, Fehlanzeige. Die letzten Leute, die hier waren vor 2 Tagen haben uns alle Kokosnüsse geklaut und weg waren sie (man läuft denen ja nicht ständig hinterher).
Ölkanne hat geschrieben:Wenn ihr ihn selber verwertet, könnt ihr euer eigenes Futter produzieren (auch wenn Soja-Mais Fruchtfolgen sich so dolle sind, wächst Getreide?), oder ist Geflügelfutter bei euch so günstig?
Futterüberschuss wird verkauft, und schon ist wieder mehr Geld da.
Ja, theoretisch ist das möglich, aber selbst die großen Landwirte mit 1500ha und allen Maschinen aus Europa und und und einem Haufen Spezialisten geben hier die Pflanzerei durch ANgestellte auf, denn es gibt zu viele Probleme. Hauptproblem dabei IMMER die betrügerischen und diebischen Menschen (Feldarbeiter, Lagerarbeiter, Fahrer, Mechaniker, sonstige ANgestellte...) Alle alle klauen. Ob die Früchte, da speziell Mais Hauptnahrung der Menschen ist, ob Teile aus dem Motor, die sie dann selbst ersetzen, ob Medizin, ob Benzin aus dem Tank, ob Eimer oder sonstiges Arbeitsmaterial, oder simpel Geld aus der Kasse.

Das meine ich mit Zentralisierung/Monopolisierung ist hier nicht möglich. Es ist wirtschaftlicher, den Mais in Säcken von privaten Produzenten zu kaufen, von solch Leuten, die noch selbst mit all ihren Kindern auf dem Feld arbeiten, als den Mais selber anzupflanzen auf eigenem Land!!!! Das ist ein Fakt hier und da kommt man leider nicht dran vorbei. Und wenn man das verinnerlicht hat (ich weiß, es ist schwer für uns), dann fügt man sich oder lässt es.

Es haben sich schon viele überlegt, mit eigenem Land und dadurch eigenem Futter (immerhin kann man Mais 3mal im Jahr ernten bei Bewässerung) eine absolut Gewinnbringende Geflügelhaltung zu starten. Aber alle, alle haben aufgegeben. ALLE! Ob nun Weiße (ich kannte da Chinesen, Schweizer, Franzosen) oder Leute von hier (Nigerianer, Burkinabe, Togolaiser), alle aufgegeben und zurück nach Haus.

Dieses spezielle Völkchen hier verabscheut die Arbeit, und man wird schief angekuckt, wenn man vom Arbeiten schwitzt und nicht vom Tanzen. Eine Dame aus der deutschen Botschaft, die mit einem ehemaligen Minister verheiratet ist sagte mal: Jeder Beniner strebt immer nur danach, mit noch weniger Arbeit zu noch mehr Geld zu kommen. Egal was man tut. So kurzfristig wie möglich. Also lange Planungen sind da fehl am Platze. Heut schnell was geklaut und schon hab ich Essen für 3 Tage, danach sehen wir weiter.
Ölkanne hat geschrieben:Wieviel kostet denn die Tonne Hühnerfutter und das ha Land (Pacht/Kauf)?
Hmm, es gibt hier genau einen Anbieter von Fertig-Futter und bei dem kaufen wir nicht, denn durch dessen vergiftetes Futter (schimmliges Fischmehl) haben wir vor 3 Jahren 1000 Tiere, also 6000 EUR verloren, entgangenen Gewinn nicht mitgerechnet. daher, für uns gibt es hier keinen Futterproduzenten. Wenn man dennoch da kauft, kostet die Tonne im Moment 420 EUR. Aber Mais und Soja sind im Moment extrem teuer, daher findet man in DEM Drecksfutter ca. 15%Reiskleie, 15%Maniok (auch ungeröstete Schuhsolengroße Stücke drinnen-giftig!), 15% Maiskleie, 15% Weizenkleie, 10% Muschelkalk und die restlichen 30% sind dann Mais und SOja und Fisch(und Sand) und vielleicht Vitamine. Also Legehennen-Profi-Futter würd ich das nicht nennen. ABfall eher. Oder Resteverwertung :lol:

Ein Hektar von uns hier auf weißem Sand (Bausand), würde es für im Moment 45.000 EUR geben. Aber schon 10km weiter nördlich, wo es die fruchtbarere rote Laterit-Erde gibt, ist man schon mit einem Viertel dabei. Und je weiter weg von der Küste wird's immer billiger. Aber man hat dann auch den teuren Transport, seine Produkte wieder in die reiche Küstenregion zu schaffen. (die EIerhändlerinnen legen die Transportkosten ja auf unsere Preise um, also wir zahlen das letztendlich)

Pachten ist Verhandlungssache. Man lässt üblicherweise, wenn man Land hat, was man nicht selber bewirtschaftet, jemanden dort wohnen, mit Frau und Kindern und dem bezahlt man entweder monatlich ca. 20 EUR...dann passt der nur auf, dass keiner Bäume(Holz) oder Ölpalmen klaut...oder klaut das selber meist ... oder man vereinbart mit Landarbeitern dass sie auf meinem Land Mais pflanzen dürfen und sie geben mir dann ein Drittel von der Ernte ab. Natürlich fallen die Ernten DANN immer schlecht aus. :mrgreen:
Alles andere ist Verhandlungsbasis und hängt vom Pächter und vom EIgentümer ab. Man kann als arbeitsamer Mensch (arbeitsam nur für sich selbst ist damit gemeint!) durchaus Glück haben und für 150 EUR im Jahr 2 ha pachten. Das lohnt sich dann schon... allerdings muss man dann dort schlafen wegen Diebstahl und die Händler auf dem Markt zahlen auch nicht gleich cash, sondern irgendwann "wenn sie es verkauft haben"... Forget it :)
Ölkanne hat geschrieben:Ich würde das mit den Steuern sein lassen.
Moralapostel hin oder her ;)
Ja, alle Farmen Westafrikas brauchen keine Steuern zahlen. Man gibt nix und man bekommt nix. Fair enough. WIrd sich wohl auch nichts dran ändern.
Ölkanne hat geschrieben: Wenn die Eierfrau euch die Eier an der Türe abkauft ( damit braucht ihr ja weniger die Straßen) , ihr keinen Stromanschluss habt etc wofür sollte ihr dann Steuern zahlen wenn Vater Staat nichts liefert?
Steuern belasten nur den Gewinn :mrgreen:
Genau. Und ich frage mich in letzter Zeit, ist die Geflügelhaltung hier wirklich noch gewinnbringend?
Aber dazu bin ich gerade am Rechnen. Ich melde mich bald wieder.

Da seit letzten Montag Telefon 5mal teurer und Internet 2mal teurer geworden ist, wir aber nur wenig Geld drüber haben, ist meine Online Zeit noch eingeschränkter als sowieso schon...

Dennoch, bis bald, wir machen weiter!
LG,marty

PS: Die Selbstversorgung als Lebensphilosophie ist hier die einzige Lösung. Was man über hat, verkauft man und zahlt damit alle wenigen übrigen Kosten...
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Benutzer 4754 gelöscht

Re: Steuern für Legehennen

#30

Beitrag von Benutzer 4754 gelöscht » Di 27. Okt 2015, 20:40

Naja wenn man nur faule kriminelle Säcke als Mitbürger hat ist der Zug eh schon abgefahren :dreh: :ohoh:

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Benin
Guckt mal da unter "Wirtschaft"
Die Beniner haben es wohl allgemein nicht so mit dem Geld :lol:

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