Wie ist das mit dem Licht beim Vorziehen?

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Nicki
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Wie ist das mit dem Licht beim Vorziehen?

#1

Beitrag von Nicki » Mo 21. Feb 2011, 12:53

Hallo,

ich habe mal eine Frage. Wahrscheinlich kann sie nicht pauschal beantwortet werden und ist von der Art der Pflanze abhängig. Aber vielleicht habt ihr ja trotzdem ein paar Tipps für mich. :rot:

Wie ist das mit dem Licht beim Vorziehen? Wieviel Licht ist notwendig, welches Licht ist notwendig?

Habe nämlich ein kleines Platzproblem beim Vorziehen. Im Gartenhaus ist es noch viel zu kalt, die Fensterbänke sind voll....
Jetzt habe ich überlegt, mein Mini-Gewächshaus im Flur aufzustellen. Problem: Mein Flur hat keine Fenster..... :pfeif:
Lampe an und gut?
Im Schlafzimmer wäre es eventuell mit etwas Möbelrücken auch noch möglich... Da würden die Pflanzen wenigstens etwas echtes Tageslicht bekommen.

Die Samen sind doch meistens eh von der Erde bedeckt, brauchen sie also zum Keimen überhaupt das Licht? Oder ist es am Anfang mit Wasser und Wärme getan????

:schaf_1:

Landfrau

Re: Wie ist das mit dem Licht beim Vorziehen?

#2

Beitrag von Landfrau » Mo 21. Feb 2011, 13:37

HAllo Nicki,

die meisten Pflanzen brauchen zum Keimen tatsächlich kein Licht - Ausnahme Lichtkeimer, und die kommen auch mit "Zimmerbelechtung" aus.

Sobald aber sich Chlorophyll in den Blättern bildet / bilden will, brauchen die Pflanzen Licht (Bio, etwa 6. Klasse) zur Photosynthese.

Und das auch noch in Mengen - ein heller sonniger Tag hat draußen - wo sich Pflanzen gewöhnlich aufhalten - 10000 - 20000 Lux.

Dem Menschen reichen ein paar Hundert Lux, 750 Lux als Arbeitsplatzbeleuchtung sind schon sehr viel.

Daraus kann man ableiten, dass es den Pflanzen in unseren Häusern zu finster ist.
Das merkt man bei der Jungpflanzenanzucht, sie "vergeilen", wie der Gärtner sagt, sie werden lang, dünn, schlatterig und bleich auf ihrer Suche nach Licht und klappen beim Raussetzen gern zusammen.

Professionelle Gärtner haben dafür professionelle Beleuchtung.

Im Haus kann man mit sehr niedrig über die Pflnazen gehängten Leuchtstoffröhren oder spez. Pflnazenlampen experimentieren, ideal ist das aber nicht, da ein evtl vorhandenen Plexihaube einen Teil des Lichtes abschirmt.

Die beste Möglichkeit, im Haus Pflnazen anzuziehen ist mMn unter Dachflächenfenstern.
ich kenne jemanden, der trägt seine Pflnazen mehrmals täglich von Fenster zu Fenster, je nach Uhrzeit der Sonne hinterher.

Der Mangel an Licht und Wärme ist tatsächlich oft ein Problem.
Wie bei den Hühnern, wenn sie im Winter nicht legen.
Und bei uns Menschen, denen das auch oft aufs Gemüt schlägt.

Dennoch: viel Freude und Erfolg beim Gärtnern!

Landfrau

Manfred

Re: Wie ist das mit dem Licht beim Vorziehen?

#3

Beitrag von Manfred » Mo 21. Feb 2011, 14:03

Hallo,

als Richtwert für die Jungpflanzenanzucht kannst du eine Beleuchtungsstärke von 5000 Lux = 5000 Lumen Pro Quadratmeter auf der Pflanzenoberfläche ausgehen.
Eine 58 Watt Leuchtstoffröhre bringt einen Lichtstrom ca. 2200 Lumen (Abkürzung lm), strahlt diesen aber in alle Richtungen ab.
D.h. damit nicht die Hälfte nach oben flöten geht, muss über die Lampe ein Reflektor.
Ideal wäre eine geschlossene Kiste mit weißen Wänden und Reflektor über den Leuchtstoffröhren. Dann kommt der Großteil des Lichtes bei den Pflanzen an.

Wenn du davon ausgehst, dass 3/4 des Lichtstroms bei den Pflanzen ankommen, also 2200 lm x 3/4 = 1650 lm, dann brauchst du pro Quadratmeter Anzuchtfläche 5000/1650 = 3 Stück 58 Watt Leuchtstoffröhren. Die sollten höhenverstellbar sein, damit sie immer einige cm über den Pflanzen hängen. (Je weiter von den Pflanzen weg, desto mehr Verluste durch Streulicht.)
Betriebszeit 12 bis 18 h am Tag.
Wenn du zusätzlich natürliches Licht hast, kannst du die Lampen z.B. früh und abends einige Stunden zuschalten und Mittags die Sonne ihre Arbeit machen lassen.

Meine Anzuchtkiste (alter Schrank, der auf dem Rücken liegt) hat ca. 1,2 m2 und ist mit 4 Leuchtstoffröhren ausgestattet. Die Wände und den Boden habe ich mit Styropor ausgekleidet. In Boden ist eine temperaturgeregelte Terrarienheizung eingebaut, mit einer schweren Platte drauf, als Wärmepuffer (sonst geht die Temperatur ständig schnell rauf und runter).

Funktioniert sehr gut. Die Pflanzen wachsen da drin wie blöd. Nur der Stromverbrauch ist nicht ohne. Auch deshalb (und aus Zeitmangel) setze ich das Ding kaum noch ein.
Lieber eine Nummer kleiner bauen und die Pflanzen wenn immer die Temperaturen es zulassen tagsüber raus in die Sonne stellen.

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Nicki
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Re: Wie ist das mit dem Licht beim Vorziehen?

#4

Beitrag von Nicki » Mo 21. Feb 2011, 14:35

Vielen Dank für die super Erklärungen!

@ Manfred:
Meine Anzuchtkiste (alter Schrank, der auf dem Rücken liegt) hat ca. 1,2 m2 und ist mit 4 Leuchtstoffröhren ausgestattet. Die Wände und den Boden habe ich mit Styropor ausgekleidet. In Boden ist eine temperaturgeregelte Terrarienheizung eingebaut, mit einer scheren Platte drauf, als Wärmepuffer (sonst geht die Temperatur ständig schnell rauf und runter).
Wo hast du denn diese Anzuchtkiste aufgestellt? In der Wohnung oder im Außenbereich bzw. ungeheiztem Gebäude?
Eine Extra-Heizung in der Wohnung ist nicht notwendig, nehm ich mal an, oder?
Nur der Stromverbrauch ist nicht ohne.
Das ist natürlich auch ein Faktor, den ich versuchen möchte zu berücksichtigen.

Aber so wie es aussieht, komm ich da nur sehr bedingt drum herum. Unsere Wohnung liegt im Erdgeschoss zum Innenhof. Das ist menschlichen Bewohnern oftmals schon viel zu dunkel..... :ohoh:
Also extra Heizung brauch ich wohl nicht, aber extra Licht: unbedingt....
Ich grübel mal weiter über mein Problem und lasse eure Anregungen mit einfließen. Muss doch irgendwie möglich sein,
meine Pflänzchen und mich glücklich zu machen!?

Eine ergänzende Frage fällt mir dazu ein: Mit welchem "Mißstand" kann eine Pflanze denn eher umgehen? Zuwenig Licht oder zuwenig Wärme?

:ohm:

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Re: Wie ist das mit dem Licht beim Vorziehen?

#5

Beitrag von Olaf » Mo 21. Feb 2011, 14:37

das sind ja mal wieder Zahlen nach meinem Geschmack.
Wenn also ein Minigewächshaus 0,25x0,35 ist (Büro-Schätzwert), sind das 0,09m2.
Das heißt von Deinen Leuchtstoffröhren brauch ich knapp ein Zehntel, also 15 Watt.
Da lieg ich doch mit den 13W die ich pro Regaletage habe plus echtes Licht ganz ordentlich drin!
Danke
Olaf
PS: Kostet dann auf 12 Stunden 4Cent.
Eigentlich bin ich ein netter Kerl.
Wenn ich Freunde hätte, könnten die das bestätigen.

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Re: Wie ist das mit dem Licht beim Vorziehen?

#6

Beitrag von Theo » Mo 21. Feb 2011, 14:39

Nicki hat geschrieben:Eine ergänzende Frage fällt mir dazu ein: Mit welchem "Mißstand" kann eine Pflanze denn eher umgehen? Zuwenig Licht oder zuwenig Wärme?
Zu wenig Licht führt zu schlechter Form, und die bleibt auch erhalten, wenn die Pflanze größer wird (ist halt wie beim Menschen ;) ). Ich bin deshalb - und auch wegen der Zusatzarbeit - vom Vorziehen wieder abgekommen.
Die Pflanzen scheinen bei Direktsaat auch "gesünder" zu sein. Zumindest die, die durchkommen :grinblum:
Gruß
Theo

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Manfred

Re: Wie ist das mit dem Licht beim Vorziehen?

#7

Beitrag von Manfred » Mo 21. Feb 2011, 14:47

Bei mir steht die Kiste auf dem unbeheizten Boden über dem Kuhstall.
Aber bei uns im Haus wäre mangels Zentralheizung auch eine Zusatzheizung nötig.
Wenn du eh ständig mollige 20°C hast, geht es natürlich auch ohne.

Die meisten Pflanzen leiden eher an Lichtmangel, bzw. vergeilen dann, weil sie auf verzweifelter Lichtsuche schnell und dünn nach oben treiben.
Kannst dir ja erst mal eine einzelne kurze Leuchtstoffröhre besorgen und mit Reflektor drüber über deine Pflanzen hängen.
Wenn die Pflanzen direkt am Fenster stehen (und es nicht grad ein Nordfenster ist), sollte es reichen, die Leuchte ein paar Stunden am Tag zuzuschalten.

Einige Pflanzen können zu niedrige Temperaturen (auch im Plusbereich) aber nicht ab. Melonen z.B. erleiden dadruch einen regelrechten Schock und wollen dann erst mal nicht mehr weiterwachsen. Bei solchen wärmebedürftigen Kulturen ist also etwas mehr Vorsicht geboten.

Olaf
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Re: Wie ist das mit dem Licht beim Vorziehen?

#8

Beitrag von Olaf » Mo 21. Feb 2011, 14:49

noch ein Nachsatz weil Heizen ja auch thematisiert wird:
Unser Raum hat so um 18 Grad. Paprikas gehen schlecht bis gar nicht auf. Da hab ich ein Heizkisten druntergestellt, 15 Watt, läuft 15 min, 30 Pause (Zeitschaltuhr, für ne Steurung hatt ich nichts rumliegen).
Damit hab ich dann 22 Grad.
Eigentlich bin ich ein netter Kerl.
Wenn ich Freunde hätte, könnten die das bestätigen.

Manfred

Re: Wie ist das mit dem Licht beim Vorziehen?

#9

Beitrag von Manfred » Mo 21. Feb 2011, 14:51

Theo hat geschrieben:Die Pflanzen scheinen bei Direktsaat auch "gesünder" zu sein. Zumindest die, die durchkommen :grinblum:
Ja. Auch deshalb macht die energiefressende Vorkultur nur für Pflanzen Sinn, die besonders früh geerntet werden sollen oder für die die natürliche Vegetationsperiode hier zu kurz ist.
Wer keine besonderen Sortenwünsche hat, ist für den ersten Satz mit Jungpflanzen vom Gärtner oft besser beraten als mit eigener Frühanzucht.
Bei 250 Watt im Dauerbetrieb kommt man schon ins überlegen, wie Öko das sein soll. :haha:
Aber man macht es ja eh nur, weil man Spaß dran hat. Sonst könnte man gleich in den Laden gehen. :)

Manfred

Re: Wie ist das mit dem Licht beim Vorziehen?

#10

Beitrag von Manfred » Mo 21. Feb 2011, 14:53

@Olaf: Ich stell solche Sachen zum Keimen ganz oben auf die Küchenschränke. Dort sammelt sich unter der Decke die wärmste Luft.
Sobald die Keimlinge sichtbar sind, können sie auch ein paar Grad kühler und können als Fenster oder unters Licht.
Nur auf dem Schrank vergessen solle man sie nicht. Sonst sind sie in 2 Tagen völlig vergeilt.

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